Auf Bonedo geben wir nur selten Veranstaltungshinweise, doch „Jamel rockt den Förster“ (22.–23. August 2025) ist ein besonderes Festival, weil in dem Dorf Jamel seit 2007 ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt wird und Freiheit und Demokratie im Mittelpunkt stehen.

Jamel rockt den Förster
Das Festival „Jamel rockt den Förster“ findet am Wochenende des 22. und 23. August 2025 in Jamel bei Wismar in Mecklenburg-Vorpommern statt. Entstanden ist es 2007 aus dem Engagement des Musikerpaars Horst und Birgit Lohmeyer, die dort auf ihrem Forsthof mitten in einem von Neonazis dominierten Dorf leben. Was zunächst als kleines Sommerfest begann, hat sich zu einer festen Institution im Kampf für Demokratie und Toleranz entwickelt. Mitten in einer Umgebung, die von Rechtsextremen als „Musterdorf“ beansprucht wird, setzen die Veranstaltenden seit fast zwei Jahrzehnten ein sichtbares und musikalisches Gegengewicht.
Ein Brandanschlag im Jahr 2015 markierte einen Wendepunkt. Seither hat das Festival bundesweite Aufmerksamkeit erlangt. Heute kommen rund 3.500 Besucherinnen und Besucher nach Jamel, um Konzerte zu erleben, Workshops zu besuchen und gesellschaftspolitische Impulse mitzunehmen. Die Musikerinnen und Musiker verzichten dabei auf ihre Gagen, viele Helfende arbeiten ehrenamtlich, und das gesamte Festival bleibt bewusst nicht-kommerziell.
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Das Lineup
Ab 2017 haben sich die Veranstaltenden dazu entschlossen, das Lineup nicht mehr im Voraus zu veröffentlichen. Damit soll sichergestellt werden, dass das Festival nicht nur wegen der auftretenden Bands besucht wird, sondern vor allem wegen seiner politischen Botschaft. Prominente Künstlerinnen und Künstler sind zwar regelmäßig vertreten, die Namen erfahren die Gäste jedoch erst vor Ort. In den vergangenen zehn Jahren traten unter anderem Die Toten Hosen, Die Ärzte, Die Fantastischen Vier, Kraftklub, Feine Sahne Fischfilet, Bosse, Kettcar, Herbert Grönemeyer, die Antilopen Gang, Fettes Brot, Sportfreunde Stiller, Olli Schulz, Marteria und Casper in Jamel auf, machten das Festival auch musikalisch überregional bekannt und unterstützten damit den Kampf gegen Rechtsextremismus.

Politische Veranstaltungen und Wirkung
Neben dem musikalischen Programm gehören Diskussionen und Preisverleihungen zum festen Bestandteil. So wird der Solbach-Freise-Preis für Zivilcourage vergeben, außerdem verleihen die Lohmeyers ihren eigenen Demokratiepreis an junge Initiativen, die sich gegen Rassismus engagieren. Politische Bildung ist eng mit dem Festival verknüpft: Amnesty International, „Aufstehen gegen Rassismus“ oder auch die Initiative „Omas gegen Rechts“ sind mit Ständen und Workshops vertreten. Hinzu kommen Akteure wie Mission Lifeline, die Hochschule Wismar, Gewerkschaftsgruppen und weitere Organisationen, die gesellschaftlich relevante Themen wie Seenotrettung, Mitbestimmung, Klimaschutz oder Antifaschismus in den Vordergrund stellen.
Außerdem steht das Festival seit einigen Jahren unter politischer Schirmherrschaft. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2019 übernahm die Landtagspräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Sylvia Bretschneider, diese Aufgabe. Danach folgte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, die sich diese Position seit 2021 mit der Landtagspräsidentin Birgit Hesse teilt. Damit wird auch auf Landesebene deutlich gemacht, welche Bedeutung das Festival als Zeichen einer wehrhaften Demokratie hat.
Ausblick
Trotz seines Wachstums bleibt der Grundgedanke derselbe: Denjenigen, die Jamel zu einem nationalsozialistischen Ort machen wollten, wird demokratischer Widerstand entgegengesetzt. Unter dem Motto „Mecklenburg bleibt bunt“ ist das Festival zu einem Symbol geworden, das weit über die Region hinausweist. Es ist eine Einladung an alle, sich einzumischen, Zivilcourage zu zeigen und in Jamel lebendige Demokratie zu erleben.
Die ARD hat im November 2024 eine ausführliche Dokumentation über das Festival, Jamel und deren Bürger und Bürgerinnen und die Lohmeyers veröffentlicht, die nach wie vor in der Mediathek zu sehen ist.
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