Anzeige

Kelly Shu Pro Bassdrum-Mikrofon-Halterung Test

Der Klassiker: Die Band hat es sich auf der winzigen Club-Bühne gemütlich gemacht, da hat der Sänger was vergessen und läuft los. „Rumms!“, lautes Krachen wird über die PA im Raum verbreitet, alle drehen sich zum Drummer. So klingt es, wenn man das Bassdrum-Mikrofon entlang des Resonanzlochs im Fell in die Trommel tritt. Aus Versehen, versteht sich. Und dies ist noch eines der harmloseren Szenarien. Glaubt man der Firma Kelly Shu aus Nebraska, haben derartige Missgeschicke mit dem Kelly Shu Pro Mounting System ein Ende. Denn ein Mikrostativ ist schlicht nicht mehr vonnöten, der Raum vor der Kick bleibt frei. 

3_Kelly_Shu_Pro


Als Newcomer ist die kleine Manufaktur in Familienbesitz nicht mehr zu bezeichnen, denn das an ein Hufeisen erinnernde Aluminiumteil wird bereits seit einigen Jahren in kleiner Auflage in den USA produziert. Wer es installieren möchte, muss zwar zunächst etwas basteln, anschließend sollen die Sorgen mit Stolperfallen in Form von Mikrofonstativen aber für immer der Vergangenheit angehören. Und auch Freunden eines geschlossenen Bassdrum-Fells soll das Kelly Shu die interne Mikrofonierung ermöglichen. Die Aufhängung über elastische Bänder soll zudem ein besonders sauberes Signal ohne Trittschalleinflüsse ermöglichen und sogar mehr Tiefbass übertragen, weil keine absorbierenden Schwingungen auftreten. Ob die Konstruktion hält, was sie verspricht, haben wir im Test heraus gefunden. 

Details

Die schlichte Konstruktion besteht aus erstaunlich vielen Einzelteilen

Eine kleinere Schachtel mit vier Fächern, welche zahlreiche Kleinteile beherbergt, lässt mich eine böse Fummelarbeit befürchten, glücklicherweise ist es dann deutlich weniger tragisch als angenommen. Im Einzelnen finde ich zehn etwa zehn Zentimeter lange und an den Enden gelochte Lederstreifen. Im Fach daneben liegen 20 kurze Kunststoffhaken, welche paarweise mit den verbleibenden Teilen – 20 Kunststoffmanschetten und ein einzelnes elastisches Gummiseil – zu den Haltebändern zusammengesetzt werden sollen. Deren Aufgabe besteht darin, das Mikrofon mitsamt Kelly Shu-Halter im Bassdrum-Kessel zu fixieren. 

Fotostrecke: 4 Bilder Viele Kleinteile, relativ einfache Montage: Der komplette Lieferumfang des Kelly Shu Pro.

Unter der Schachtel finde ich den Kelly Shu selbst, welcher aus einem 20 Zentimeter durchmessenden, oben offenen Aluminiumring besteht, der beidseitig mit fünf gummierten Löchern versehen ist. Der untere Teil des Rings ist deutlich dicker und geht in eine Art Führungszunge über, auf der sich das Haltegewinde für das Mikrofon auf einer Länge von guten sechs Zentimetern verschieben lässt. Jeder Unbeteiligte, dem ich die Konstruktion kommentarlos hingehalten habe, hielt sie für ein Hufeisen. Wenn das mal kein gutes Omen ist. Die Verarbeitungsqualität der schwarz anodisierten Skulptur ist makellos. Mal sehen, ob ich es schaffe, sie unfallfrei in meine Bassdrum zu bekommen. 

Fotostrecke: 3 Bilder Per Halteschiene kann der Abstand der Kapsel zum Fell justiert werden.
Anzeige

Praxis

Zunächst muss ein bisschen gebastelt werden

Das Kelly Shu System kann auf verschiedene Arten in und vor der Bassdrum befestigt werden. Ich habe mich für die gängige – auch auf der Pappschachtel dargestellte – Position entschieden, das Prinzip ist aber immer gleich. In allen Fällen wird das „Hufeisen“ samt Mikro von individuell zuzuschneidenden Gummibändern elastisch in Postion gehalten. Los geht’s! Zunächst muss man als Drummer eine wichtige Entscheidung treffen, nämlich jene, wo genau das Mikrofon in der Bassdrum am Ende befestigt sein soll. Kleinere Korrekturen können zwar vorgenommen werden, da die Menge an mitgeliefertem Gummiband aber begrenzt ist, sollte man sich ein bisschen konzentrieren, denn sonst kann es passieren, dass der Kelly Shu – und damit auch der Schallwandler – am Ende auf halb acht in der Trommel hängt. 

Fotostrecke: 4 Bilder Die Schlaufen werden je unter einer Schraube der Spannböckchen befestigt.

Nachdem ich mich für eine mittige Position entschieden habe, bei der das Mikro direkt auf den Beater-Anschlagspunkt zeigt, geht es darum, welche der entsprechenden Spannböckchenschrauben ich entfernen muss. An den Schrauben werden die kleinen Lederschlaufen fixiert, von denen oben schon die Rede war. In meiner 22×14 Zoll Sakae Trilogy Bassdrum ist recht wenig Platz in der Länge, ich entscheide mich daher für vier Schrauben auf der Resofellseite und zwei auf der Schlagfellseite, damit das Mic nicht zu nahe am Schlagfell sitzt. Anschließend empfiehlt die (englischsprachige) Anleitung, die Abstände zwischen den Ösen im „Hufeisen“ und den sechs Schlaufen an den Böckchenschrauben abzuschätzen und etwa die Hälfte der jeweiligen Distanzen für den Zuschnitt des Gummibandes zu veranschlagen. Mit Hilfe einer Schere geht es jetzt also daran, sechs passende Spanngummis samt beidseitiger Haken anzufertigen, welche am Ende mit den Lederschlaufen auf der einen und mit den Kelly Shu-Ösen auf der anderen Seite verbunden werden. Das geht bei mir völlig problemlos vonstatten, sodass ich nach etwa zehn Minuten auf einen mittig und straff eingebauten Kelly Shu stolz sein darf. 

Fotostrecke: 3 Bilder Am Ende hängt das Kelly Shu …

„Es funktioniert!“

Bevor ich die wirklich gute Vorstellung lobe, die das Kelly Shu Pro liefert, möchte ich zunächst deutlich machen, dass dieses System eine Festinstallation darstellt. Wer vorwiegend im Studio und dort mit unterschiedlichen Mikros und Bassdrums hantiert, wird mit dem Hufeisen nicht glücklich, denn eine schnelle „Migration“ von einer Kick in die nächste ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Wer jedoch vorwiegend mit einer Bassdrum/Mikro-Kombination arbeitet, wird sich vermutlich sehr darüber freuen, dass das kleine Teil tatsächlich hält, was es verspricht. Mein schwerstes Bassdrum-Mikrofon, ein Sontronics DM1-B, schwingt zwar leicht, bleibt aber auch bei umgekippter Trommel sicher in Position. Schön ist auch, dass mein Dämpfungskissen unter der Konstruktion Platz findet, Probleme wird nur bekommen, wer seine Bassdrum vollflächig mit Textilien auskleiden möchte. Interessant ist auch, dass das Versprechen, mehr Low End und ein sauberes Signal zu bekommen, ebenfalls eingehalten wird, denn mit dem Testaufbau ergab sich tatsächlich ein etwas präsenterer Bassanteil. Dazu habe ich das Mikro zunächst mit dem Kelly Shu eine Handbreit vor dem Schlagfell positioniert und aufgenommen. Anschließend wurde das Mikro durch das Resofellloch vom Kelly Shu genommen und an gleicher Position mit einem Stativ befestigt. Da man kleine Ungleichmäßigkeiten bei einem solchen Testaufbau nie ausschließen kann, möchte ich dem Ergebnis keine ultimative Gültigkeit bescheinigen. Aber hört selbst.

Audio Samples
0:00
Kelly Shu Pro – in der Trommel aufgehängt, solo Kelly Shu Pro – auf Stativ, solo Kelly Shu Pro – in der Trommel aufgehängt, im Set Kelly Shu Pro – auf Stativ, im Set
Anzeige

Fazit

Das Kelly Shu Pro funktioniert. Es erfordert bei der Montage etwas Konzentration, damit das Mikrofon am Ende auch optimal platziert ist. Ist das jedoch geschafft, benötigt eine entsprechend ausgerüstete Bassdrum kein Stativ mehr. Begrenzter Platz auf Risern oder stolpernde Mitmusiker verlieren damit ihren Schrecken, und die zuverlässige Fixierung mit Hilfe elastischer Halteschnüre ermöglicht es auch, das Mikrofon während des Transports in der Trommel zu lassen. Sogar eine minimale klangliche Verbesserung gegenüber dem Stativbetrieb konnte ich im Test feststellen, das Resultat ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, da sich in einem solchen Setting nicht alle Faktoren perfekt kontrollieren lassen. Nicht geeignet ist das System für Drummer, die häufig die Bassdrums und/oder ihre Mikrofone wechseln oder umjustieren möchten, ein Studiotool möchte das „Hufeisen“ aber auch nicht sein. Livedrummern und Platzsparern sei hingegen ein lautes „Glück auf!“ entgegen geschleudert, verbunden mit der Empfehlung, das Kelly Shu Pro mal selber zu checken.  

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • durchdachte Konstruktion
  • vielfältige Montagemöglichkeiten
  • sehr gute Verarbeitung
  • (beim Testaufbau) tatsächlich minimale Sound-Verbesserung gegenüber Stativmontage
Contra
  • recht hoher Preis
  • bauartbedingt eingeschränkte Flexibilität
Artikelbild
Kelly Shu Pro Bassdrum-Mikrofon-Halterung Test
Für 189,00€ bei
Nicht ganz billig, aber durchdacht und gut verarbeitet: das Kelly Shu Pro System
Nicht ganz billig, aber durchdacht und gut verarbeitet: das Kelly Shu Pro System
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Kelly Shu
  • Bezeichnung: Kelly Shu Pro Kickdrum Microphone Shock Mount System
  • Finish: Aluminium, mattschwarz anodisiert
  • Abmessungen: etwa 20 Zentimeter im Durchmesser
  • Herkunftsland: USA
  • Preis (Straßenpreis Oktober 2017): 99,00 EUR

Seite des Herstellers: http://www.kellyshu.com

Hot or Not
?
Jetzt kommt noch das Kabel dran. Wer mit geschlossenem Resonanzfell spielen möchte, bräuchte dann noch eine XLR-Buchse im Trommelkessel.

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • 🎧 Zultan Rock Beat Cymbals Review | Are They Still Worth It in 2025?
  • Gretsch Full Range Hybrid Snare | First Impression #drums #drumgear
  • Aerodrums 2 | Invisible Drums, Real Sounds! | Review & Sound Demo