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M-Audio Uber Mic Test

Das M-Audio Uber Mic ist ein USB-Mikrofon, welches mit einem außergewöhnlichen Namen daherkommt.

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„Uber“ gehört aber nicht erst seitdem es den Fahrdienstvermittler gibt, zum englischen Sprachgebrauch: Eine Freundin von mir aus Nordengland fand immer alles entweder „super“ oder eben „uber“ – was genau die gleiche Bedeutung hat und sich als Vorsilbe für so ziemlich alles eignet. Nun zeugt es nicht gerade von Zurückhaltung, ein eher preiswertes Mikrofon uber… Entschuldigung: über andere zu stellen, aber wenn man das schwarze Getüm aus seiner Verpackung pellt, dann weiß man: Alleine die Größe von fast 30 Zentimetern und das enorme Gewicht von 1,8 Kilogramm rechtfertigen das „Uber“.  

Details

Ubertrieben groß?

Die meisten USB-Mikrofone sind trotz ihrer typischen Großmembrankapseln eher schlank gehalten, so richtige Kolosse sind meist Kondenser in Röhrentechnik. Das schwarze, wuchtige Gerät von M-Audio kommt allerdings mit einer Reihe von Ausstattungsmerkmalen, bei denen der Großteil der Konkurrenzprodukte passen muss. So ist auf der Rückseite ein Drehregler angebracht, mit dem sich die Richtcharakteristik einstellen lässt. Diese sind, Kugel, Niere, Acht und… ähm „Stereo“. Dadurch wird deutlich, dass es sich nicht um ein klassisches Doppelmembranelement à la Braunmühl-Weber handelt, wie es in typischen Studiomikrofonen wie dem Neumann U 87 zum Einsatz kommt. Tatsächlich sind es drei Kapseln, die im Uber Mic ihren Dienst verrichten. Das ebenfalls im Stereobetrieb nutzbare USB-Mikrofon Lewitt DGT 650 arbeitet mit zwei Kapseln. Wie diese Kapseln angeordnet und verschaltet sind, ist von M-Audio auch auf Nachfrage nicht zu erfahren. Wiederherstellbares Zerlegen war mir auch nicht möglich. Die Durchmesser der drei einzelnen Kapseln betragen 16 Millimeter, damit ist das Uber formal ein Kleinmembranmikrofon – solange man nicht die Membranflächen zusammenrechnet.  

Fotostrecke: 3 Bilder Die Wuchtbrumme von Mikrofon kommt fertig montiert mit einem standfesten Tischstativ.

Wertsachen

Den Grenzschalldruckpegel gibt M-Audio an („120 dB“), den Pegelfrequenzgang ebenso („30 Hz – 20 kHz“), jedoch ohne die begleitenden Informationen wie den prozentualen Anteil an Verzerrungen oder den Messpunkt des Frequenzgangs. Allerdings habe ich auch nach dem Test nicht den Eindruck gehabt, als wolle M-Audio hier beschönigen. Es ist also von den üblichen Angaben in dB(SPL) für 0,5 THD+N und der Angabe der -3dB-Punkte auszugehen.  

USB-Konnektivität

Angeschlossen an den Computer wird das Uber Mic über seine unterseitige Mini-USB-Buchse, über die auch die Stromversorgung funktioniert. Dort unten findet sich auch die 3,5mm-Kopfhörerbuchse. Und noch etwas ist dort: ein Gewinde für Mikrofonständer. Damit lässt sich das M-Audio Uber Mic auch auf (bitte kräftigen!) Stativen befestigen. Das Mikrofon aus dem mitgelieferten Standfuß zu befreien, ist zwar ein wenig frickelig, aber durchaus machbar.

Fotostrecke: 4 Bilder Auf der Vorderseite gibt ein Display Auskunft.

Vorne auf dem Uber lächelt den User im Betrieb eine blau beleuchtete LCD-Anzeige an, die über wichtige Einstellungen Auskunft gibt – Pegel und Richtcharakteristik. Darunter lassen sich Pegelverhältnisse einstellen, Kopfhörerlevel und das Verhältnis von Direkt-(also Mikrofon-) zu Playbacksignal.  

Fotostrecke: 3 Bilder Unterseite: Von oben nach unten findet man dort die Kopfhörerbuchse, das Stativgewinde und den USB-Anschluss.
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Praxis

Bedienung des Goliath-Mikrofons

M-Audios Uber Mic ist so riesig, dass man es kaum zentral zwischen Tastatur und Bildschirm stellen kann, ohne dass man das Sichtfeld zu stark einschränkt. Trotzdem ist auf der Unterseite nicht ausreichend Platz, um USB- und Kopfhörerkabel (knick-)frei darunter herzuführen. Man kann das Mikrofon zwar mit gesteckten Kabeln durchaus vor und zurück schwenken, doch wenn man das öfters tut (bei Mikros mit veränderbarer Richtcharakteristik sicher keine Seltenheit), dann ist der Weg zum Kabelbruch nicht allzu lang. Auch wird man es vor allem in der Kennenlernphase öfters umdrehen wollen, denn auf der Rückseite sind schließlich auch Bedienelemente angebracht. Nett aber, dass im Display beispielsweise die Richtcharakteristik angezeigt wird.  

Fotostrecke: 3 Bilder Das Mikrofon ist absolut riesig. Und das Display dient im Grunde nur dem Ausgleich ergonomischer Schwächen.

Ob bei einem Mikro, das in erster Linie für Podcast, kleinere Gesangseinlagen, aber auch Gaming und Konferenzen verwendet werden wird, das Pattern wählbar sein muss, kann durchaus Gegenstand von Diskussionen sein. Ich halte es aber durchaus für praktisch. Ist es etwas weiter entfernt aufgestellt, lässt sich die Richtwirkung gut festlegen. Wer sich auch nur kurz mit Richtcharakteristiken auseinandersetzt, kann flugs das Mikro so einstellen, dass übliche Arbeitsplatz-Störgeräusche wie Gerätelüfter, Fenster und dergleichen so gut wie ausgeblendet werden. Wenn die Position von Signalen wichtig ist, kann mal eben auf Stereo geschaltet werden.  

Profi-Look und Top-Performance zum Mini-Preis?

Niemand sollte allerdings erwarten, von einem USB-Mikrofonsystem mit drei Kapseln für einen derart geringen Preis eine Performance zu erhalten, die der von klassischen umschaltbaren Doppelmembran-Mikrofonen allzu nahe ist. Die Niere klingt erwartungsgemäß am besten, der generelle Charakter des Mikrofons ist ein wenig breit, mit leichtem Hang zur Phasigkeit und etwas färbend – insgesamt aber wirklich nicht schlecht! Man muss besonders abseits der Hauptachse mit Unregelmäßigkeiten im Frequenzgang rechnen. Das ist nachvollziehbar und auch keinesfalls in zu heftigem Rahmen. Die Färbungen verringern die Sprachverständlichkeit nicht sonderlich stark. Die Aufnahme von Instrumenten in einem Raum, in welchem man auf Natürlichkeit auch der Raumrückwürfe und eventuell einstreuender Nachbarsignale angewiesen ist, sollte man eher hochwertigeren Mikrofonen überlassen. Das Uber Mic ist aber in jedem Fall ein Gewinn für alle, die für ihre aufnehmenden Tätigkeiten bislang ein im Computer eingebautes Mikrofon, ein billiges Mikrofon aus dem Computer-Zubehörhandel oder ein einfaches dynamisches Mikrofon verwendet haben: Schließlich ist es ein Kondensatormikrofon, das prinzipiell recht klar und breitbandig abbildet.  

Audio Samples
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Uber Sprache Uber Vocals 10 cm, Niere Uber Vocals 30 cm, Acht Uber Vocals 30 cm, Kugel Uber Vocals 70 cm, Niere Uber Vocals 30 cm, Stereo Aston Spirit Vocals 10 cm, Niere Aston Spirit Vocals 30 cm, Acht Aston Spirit Vocals 30 cm, Kugel

Gegenüber scharfen Konsonanten zeigt sich das Uber Mic angenehm tolerant, auch Popplaute produziert das Mikro nicht allzu schnell. Trotzdem ist man gut beraten, dem Mikrofon nicht allzu nahe zu kommen, denn aufgrund der kleinen Kapseln ist der Nahbesprechungseffekt ein wenig dröhnig und lässt ein dickes Fundament vermissen. Zehn Zentimeter Abstand sollten es also sein.  

Flexibilität wichtig? Uber Mic!

Die Bezeichnung „Professionelles Mikrofon“, wie auf der Webseite zu lesen, halte ich für etwas übertrieben, Sound, Look und Funktionsumfang lassen eigentlich einen höheren Preis erwarten. Wer eine höhere Klangqualität benötigt, aber nicht viel mehr ausgeben kann, wird beispielsweise bei einem Rode NT-USB fündig. Wer allerdings maximale Flexibilität haben will, kommt am Uber Mic kaum vorbei!

Kopfhörerklang: ok

Klassische Studiokopfhörer, besonders jene mit dreistelliger Impedanz, sind bisweilen am Kopfhörerausgang etwas zu leise. Alle moderneren Headphones, vor allem mit 32 Ohm und weniger, spielen aber problemlos. Und über den Klang des Kopfhörerverstärkers lässt sich nicht meckern.

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Fazit

M-Audio Uber Mic ist ein wahrer Goliath. Wer Understatement für den Ausdruck von Schwäche hält, aber nicht viel Geld für ein praktisches, flexibles und ordentlich klingendes Mikrofon ausgeben will, der kann sich diese „Wuchtbrumme“ anschaffen. Es ist offensichtlich, dass mir das Mikrofon optisch zu extrem ist, aber es wird vielen gefallen und hinterlässt einen technisch und klanglich durchaus positiven Eindruck. Zudem zeigt es durchaus beeindruckend, was heute für ein wirklich geringes Budget zu haben ist.  

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • äußerst preiswert
  • einstellbare Richtcharakteristik mit interessantem Konzept
  • Stereobetrieb möglich
  • stabiles Stativ im Lieferumfang
  • „Hingucker“
Contra
  • Patternkonstanz nicht mit der klassischer Großmembran-Kondensatormikrofone vergleichbar
  • ergonomisch nicht perfekt
Artikelbild
M-Audio Uber Mic Test
Für 29,00€ bei
M_Audio_Uber_Mic_16
FEATURES UND SPEZIFIKATIONEN
  • USB-Kondensatormikrofon mit drei Druckgradientenempfängerkapseln
  • Richtcharakteristiken: Niere, Acht, Kugel, zusätzlich Stereomodus
  • LC-Display
  • regelbares Hardware-Monitoring
  • Kopfhörer-Ausgang
  • A/D-Wandlung: max. 48 kHz
  • USB-Anschluss
  • auf großem Tischstativ montiert, Einsatz an Mikofonständer möglich
  • Preis: € 119,– (Straßenpreis am 02.02.2018)
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Profilbild von Georg

Georg sagt:

#1 - 11.05.2019 um 17:43 Uhr

0

Dass die Bittiefe des AD-Wandlers außer Acht gelassen wird, stellt die Ernsthaftigkeit des ganzen Tests in Frage.

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