Anzeige

Darkglass Electronics Microtubes 500 Test

Darkglass Electronics aus Finnland hat sich in kürzester Zeit von einer kleinen Boutique-Schmiede für Overdrive-Pedale zu einem außerordentlich erfolgreichen Anbieter von Bass-Equipment gemausert und genießt in der Branche weltweit einen erstklassigen Ruf. Ende 2016 stellte Darkglass-Chef “Doug” Castro sein bis zu diesem Zeitpunkt größtes Projekt der Öffentlichkeit vor: das 900 Watt starke Bass-Topteil Microtubes 900. Kompromisslose Klangqualität stand bei der Entwicklung im Vordergrund, das absolute Top-Feature des kräftigen Kompakt-Tops ist aber sicherlich die Integration der beiden hauseigenen Overdrive-Schaltungen B3K und VMT. Die typischen Sounds der Darkglass-Bodentreter sind mit diesem Amp im Handumdrehen umsetzbar und seine Flexibilität in Sachen Zerrsounds ist wirklich enorm. Mit dem Microtubes 500 ist nun eine abermals kompaktere, leichtere und auch preisgünstigere Version des Darkglass-Tops mit 500 Watt Ausgangsleistung erhältlich. Der neueste Darkglass-Sprössling hat ebenfalls beide Overdrive-Schaltungen, einen flexiblen Equalizer mit schaltbaren Mittenfrequenzen, und alle Anschlussmöglichkeiten des Originals mit an Bord.

Details

Das Design für den neuen Mictrotubes 500 hat Darkglass im Wesentlichen von dessen größerem Bruder, dem Mircotubes 900, übernommen. Das schicke Aluminium-Gehäuse ist allerdings etwas kleiner und die zehn Regler auf der Front sitzen jetzt ordentlich in Reih und Glied untereinander – die Zickzack-Anordnung wurde also aus Platzgründen und vielleicht auch zu Gunsten einer klareren Gliederung etwas aufgeräumt. Dabei haben die Darkglass-Ingenieure auch gleich die Funktionen der Regler neu geordnet, sodass die Bedienung eher wie bei einem klassischen Zweikanal-Amp mit einem cleanen und einem verzerrten Kanal funktioniert.
In der oberen Reihe finden wir dementsprechend den Gain-Regler und vier weitere Regler für den Vierband-Equalizer (Bässe, Tiefmitten, Hochmitten, Höhen). Links von beiden Mittenreglern parkt außerdem jeweils ein kleiner Switch, mit dem die Einsatzfrequenz des betreffendes Reglers verschoben werden kann – für die Tiefmitten stehen die Werte 250Hz und 500Hz und für die Hochmitten die Werte 1,5kHz und 3kHz zur Verfügung. Die Klangreglung des Microtubes 500 ist also nicht ganz so flexibel wie beim großen Bruder Microtubes 900, der für jedes Mittenband drei wählbare Frequenzen bietet. Das sind aber in der Tat schon die einzigen Abstriche in Sachen Klangwerkzeuge, die man beim kleineren Amp-Modell in Kauf nehmen muss.

Fotostrecke: 3 Bilder Recht kompakter Quader: Beim Microtubes 500 haben …

Die Overdrive-Sektion ist bei beiden Darkglass-Amps komplett identisch – der Drive-Regler ist für die Stärke der Verzerrung zuständig, mit dem Tone-Regler lässt sich der Obertongehalt anpassen, für das richtige Mischungsverhältnis zwischen Overdrive- und Clean-Sound sorgt der Blend-Regler, und mit dem Level-Regler kann man schließlich die Endlautstärke des verzerrten Sounds einstellen.
Die Microtubes-Sektion wird mit einem kleinen Schalter aktiviert und für die Wahl einer der beiden Overdrive-Schaltungen VMT (mittenbetonte Vintage-Sounds) und B3K (moderne, aggressive Overdrive-Sounds) steht ein weiterer Drucktaster zur Verfügung. Die Front des Microtubes 500 bietet schließlich noch die obligatorische Input-Klinke zur Verbindung mit den Bass und einen Drucktaster, mit dem die Eingangs-Empfindlichkeit an die unterschiedlich starken Signale von passive und aktiven Bässen angepasst werden kann.
Auf der rechten Seite parken außerdem ein Mute-Schalter und eine weitere Klinke zum Anschluss eines Fußschalters. Mit dem optional erhältlichen sogenannten Intelligent-Footswitch von Darkglass kann die Overdrive-Abteilung aktiviert und deaktiviert werden. Zudem schaltet der Switch bei langem Druck die Ausgänge des Amps stumm. Leider funktioniert an der Buchse kein herkömmlicher Fußtaster – wer die komfortable Fernbedienung will, muss also noch einmal das Portemonnaie zücken und sich den intelligenten Darkglass-Umschalter zulegen.

Fotostrecke: 3 Bilder Hier seht ihr die Front des Microtubes 500 …

Die restlichen Anschlussmöglichkeiten sitzen beim neuen Darkglass-Amp natürlich auf der Rückseite. Hier finden wir den symmetrischen Ausgang in Form einer XLR-Buchse zur Weiterleitung des Signals an ein Pult oder ein Audio Interface. Das Signal kann mittels Drucktaster wahlweise vor oder nach Verzerr-Sektion und EQ abgezapft werden, und zur Beseitigung von Nebengeräuschen gibt es selbstverständlich einen Groundlift-Schalter. Die Lautstärke des XLR-Ausgangs wird beim Microtubes 500 auch in der Post-EQ-Einstellung übrigens nicht vom Master-Regler beeinflusst, wie es beim größeren Modell M900 leider der Fall ist. Darkglass hat sich der Kritik vieler Bassisten, die dieses Verhalten beim ersten Darkglass-Amp unglücklich fanden, offensichtlich angenommen und den Schwachpunkt beim Microtubes 500 beseitigt – Daumen hoch!
Der Effekt-Weg des “kleinen” Darkglass-Amps setzt sich aus den üblichen Send- und Return-Klinken zusammen und die Boxen werden mit einer Speakon/Klinke-Kombibuchse verbunden. Auch für den stillen Betrieb ist gesorgt, denn zum Anschluss eines Kopfhörers bietet der Microtubes 500 einen Ausgang für eine 6,3mm-Klinkenbuchse.

Fotostrecke: 3 Bilder Und so sieht das Rear Panel des Microtubes 500 aus.

In diesem Video bekommt ihr einen ersten Eindruck vom Microtubes 500:

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Anzeige

Praxis

Viel Negatives gibt es über den Microtubes 500 nicht zu berichten, zwei Punkte finde ich aber dann doch erwähnenswert. Meine Kritik betrifft zum einen den permanent laufenden Lüfter, der seitlich im Gehäuse hinter einer Gitteröffnung sitzt. Die Geräuschentwicklung ist zwar nicht dramatisch, und auf der Bühne wird man sehr wahrscheinlich nichts mehr davon wahrnehmen. Zuhause im Wohnzimmer ging mir das hochfrequente Rauschen aber spätestens nach fünf Minuten auf die Nerven. Meine Toleranzschwelle bezüglich Amp-Ventilatoren ist allerdings auch sehr niedrig, weil ich grundsätzlich auf Zimmerlautstärke übe. Ich empfehle daher nebengeräuschempfindlichen Tieftönern auf jeden Fall einen Testlauf in den eigenen vier Wänden.

Fotostrecke: 2 Bilder Der permanent laufende Lu00fcfter hat unseren …

Mein zweiter Kritikpunkt bezieht sich auf die Bedienbarkeit des Amps: Die Regler sind so eng platziert, dass man beim Justieren der oberen Regler sehr leicht auch den jeweils darunter liegenden verdreht. Zudem ist die Position der Drucktaster für die Mittenfrequenzwahl nur recht schwer erkennbar, sodass man sich nie wirklich sicher sein kann, welche Frequenz gerade bearbeitet wird. Ich verstehe, dass die langstieligen Wippschalter aus dem Microtube 900 aufgrund der engen Regleranordnung beim Microtubes 500 nicht funktionieren, aber Drucktaster ohne jegliches visuelles Feedback sind in meinen Augen auch nicht die ideale Lösung.

Bei einer derart kleinen Frontplatte kann es schon mal eng werden!

So, genug aber gemeckert! Jetzt wollen wir uns mit den positiven Eigenschaften des schicken Amps aus Finnland befassen und hören uns dazu einige Audiobeispiele an.

Audio Samples
0:00
Flatstellung aller Regler

Im cleanen Betrieb, also ohne Microtubes-Sektion oder Eingriffe mittels EQ, liefert der Darkglass-Amp ein sehr transparentes und ausgewogenes Klangbild. Kein Frequenzbereich ist überbetont und der Sound besitzt wirklich Tiefe. Der Amp fühlt sich außerdem sehr direkt an und setzt die Dynamik des Spielers blitzschnell um.
Mit dem flexiblen Equalizer des neuen Darkglass-Amps lässt sich im Handumdrehen z.B. ein fetter Slapsound einstellen. Ich habe für die Aufnahme sowohl Bässe als auch Höhen geboostet und gleichzeitig die Mitten mit beiden Mittenreglern leicht zurückgenommen. Alle vier Bänder der EQ-Sektion sind sehr fein dosierbar. Der Klang wird hier sehr effektiv beeinflusst – aufdringliche oder schwammige Frequenzenzanteile bleiben aber stets außen vor.

Eng beeinander liegende Regler – aber jeder einzelne macht absolut Sinn!

Der EQ bietet im Mittenbereich insgesamt vier sinnvoll gewählte Einsatzfrequenzen – da findet man schnell die passende Einstellung für die Umsetzung des bevorzugten Sounds! Für einige Sounds hätte ich mir allerdings eine Möglichkeit der Hochmittenanpassung bei etwa 800Hz gewünscht – die Lücke zwischen 500Hz (obere Position Tiefmitten) und 1,5kHz (untere Position Hochmitten) ist nämlich schon ordentlich groß.

Audio Samples
0:00
Bass- und Treble-Boost, LoMid- und HiMid-Cut, Slap

Als nächstes kommen wir zur Kernkompetenz des M500 aus dem Hause Darkglass: markante Overdrive-Sounds! Die VMT-Schaltung von Darkglass steht für wärmere Sounds mit starken Mitten und erinnert mit ihrem milderen Charakter eher an vintageartige Overdrives. Bei moderaten Einstellungen von “Drive” und “Tone” liefert der Amp leicht angeknusperte Sounds, wie wir sie von leicht übersteuernden Röhrenboliden kennen. Mit weit aufgedrehten Reglern wird der Sound deutlich obertonreicher, offener und aggressiver. Das verzerrte Signal kann zudem beliebig mit dem cleanen Sound gemischt werden, was die Bandbreite der Klangmöglichkeiten immens vergrößert.

Audio Samples
0:00
VMT, Bass- und Mid-Boost, Drive: 12h, Tone: 9h, Blend: 11h VMT, Drive: 2h, Tone: 3h, Blend: 3h

Bassisten, die im Metal-Genre zu Hause sind und auf moderne, super aggressive Overdrives stehen, kommen hingegen mit der B3K-Schaltung voll auf ihre Kosten. Der Darkglass-Signature-Sound ist sehr fett und mächtig, ultra direkte und präsente Hochmitten sorgen gleichzeitig für eine hervorragende Durchsetzungkraft im Bandmix. Für die B3K-Schaltung stehen zur Klangbeeinflussung natürlich die gleichen Parameter wie für die VMT-Schaltung zur Verfügung. Dementsprechend ist auch hier die Fülle an Möglichkeiten fast unüberschaubar. Man stößt beim Experimentieren mit den Reglern immer wieder auf tolle neue Overdrive-Variationen, die zum größten Teil auch wirklich in der Praxis funktionieren!

Audio Samples
0:00
B3K, Tone: 50%, Lev: 50%, Blend: 50%, Pick B3K, Drive: 100%, Tone: 3h, Blend: 12h

Zum Abschluss noch ein Wort zur Leistung des Microtubes 500, der ja immerhin 400 Watt weniger unter der Haube hat als sein großer Bruder. Die Leistungsangabe des Herstellers halte ich für absolut realistisch, und der kleine Darkglass performt in der Tat, wie man es in dieser Leistungsklasse erwartet. Mit effektiven Boxen liefert selbst der “kleine” Darkglass immer noch erstaunliche Lautstärken, die selbst für größere Gigs in lauten Bands ausreichen sollten. Zudem bleibt der Sound auch transparent und fundamentstark, wenn der Amp mal an seine Leistungsgrenze gefahren wird.

Das signifikante Darkglass-Firmenlogo: eine fächerförmige Anordnung von Bassschlüsseln.
Anzeige

Fazit

Die Ergänzung des Portfolios mit einer abgespeckten Version ihres Microtubes-Amps ist für Darkglass ohne Frage ein sinnvoller Schritt, denn längst nicht jeder benötigt die satte Power des Originals. Aber auch das niedrigere Gewicht, die kompaktere Bauform und vor allem der günstigere Preis sind für viele Bassisten sicher gute Argumente, die für den neuen Microtubes 500 sprechen. Zudem steht der jüngste Darkglass-Sprössling seinem älteren und größeren Bruder in Sachen Sound in nichts nach – der cleane und transparente Grundsound ist absolut überzeugend und die Overdrive-Sektion liefert mit ihren VMT- und B3K-Schaltungen eine schier unglaubliche Vielzahl von verzerrten Sounds in der bekannten Darkglass-Qualität. Mit Blick auf die Features muss man, bedingt durch die Reduzierung der wählbaren Mittenfrequenzen auf zwei Werte pro Regler, lediglich auf etwas Flexibilität beim EQ verzichten. Außerdem wurde der intelligente Fußtaster beim kleinen Modell leider von der Zubehörliste gestrichen. Wer sich damit arrangieren kann und ein super flexibles Micro-Top in der mittleren Leistungsklasse sucht, sollte den Darkglass Microtubes 500 auf jeden Fall in die engere Wahl nehmen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • ansprechendes, individuelles Design
  • kompakte und leichte Bauweise
  • tadellose Materialqualität und Verarbeitung
  • realistische Leistungsangabe
  • erstklassige Overdrive-Sounds in Hülle und Fülle
  • super transparenter und solider Clean-Sound
  • flexibler, effektiver EQ
Contra
  • deutliches Lüftergeräusch
  • Position der Drucktaster (Frequenzwahl) schlecht erkennbar
  • Bedienung der eng platzierten Regler nicht optimal
Artikelbild
Darkglass Electronics Microtubes 500 Test
Für 777,00€ bei
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Darkglass Electronics
  • Modell: Microtubes M500, Micro-Top mit Class-D-Endstufe und Schaltnetzteil
  • Herstellungsland: Finnland
  • Leistung: 500W@4Ohm
  • Regler/Schalter: Drive, Tone, Level, Blend, Gain, Bass, Low Mid, Hi Mid, Treble, Master, Passive/Active, Microtubes, VMT/B3K, 250Hz/500 Hz, 3kHz/1,5kHz, Mute, Pre/Post, Ground-Lift, Power
  • Anschlüsse: Input Klinke, Effects Send/Return Klinken, symmetrischer XLR Out, Footswitch Klinke, Speakon/Klinke für Boxen, Footswitch Klinke, Headphone Klinke
  • Effekt: Microtubes Engine Overdrive
  • Sonstiges: Lüfterkühlung, Fernbedienung mit Fußschalter
  • Zubehör: Netzkabel, Manual
  • Maße: 19,2 x 24,7 x 7,1 cm
  • Gewicht: 1,7kg
  • Preis: 799,- Euro (Ladenpreis im März 2018)
Hot or Not
?
Recht kompakter Quader: Beim Microtubes 500 haben ...

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo