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Line 6 Powercab 112 Plus Test

Beim Line 6 Powercab 112 Plus handelt es sich um eine Aktivbox für Amp-Modeling-Geräte, die selbst mit internem Lautsprecher-Modeling ausgestattet ist und in die man auch eigene Impulsantworten laden kann. Eine logische Weiterentwicklung, wenn man vor Augen hat, dass Line 6 die Geschichte der Amp-Modeler mit PODs und Helix deutlich mitgeschrieben hat. Wer einen Amp-Modeler auf der Bühne benutzt, der wird sein Signal meist direkt aus dem Modeler an die PA senden, für den Sound auf der Bühne ist dann eine aktive Lautsprecherbox sinnvoll, denn die meisten Modeler haben keine eigene Endstufe. Das Powercab 112 Plus liefert 250 Watt mit einer Class-D-Endstufe und ist mit einem 12″ Speaker und einem koaxial montierten 1″ Hochtontreiber ausgestattet.

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Neben dem Flat-Mode, bei dem ein FRFR-Signal geliefert wird, können auch sechs unterschiedliche Lautsprechersimulationen beliebter Speaker von Gitarrenamps eingestellt werden. Das ist hilfreich, wenn man zum Beispiel mit der E-Gitarre auf der Bühne spielt und einen bestimmten Lautsprechersound haben möchte, der sich im Band-Tumult besonders gut durchsetzt. In der Theorie klingt das alles recht vielversprechend, wie es sich in der Praxis verhält, erfahrt ihr in diesem Test.

Details

Gehäuse/Optik

Das Powercab 112 Plus kommt mit schwarzem Tolex bezogen im Holzgehäuse, das mit vier großen Gummifüßen auf der Unterseite rutschfesten Stand erhält. Auf der Rückseite können Kunststoffbügel ausgeklappt werden, um die Box nach hinten zu kippen. Auf der Oberseite befindet sich der Tragegriff, ebenfalls aus Kunststoff, mit dem man die 15,5 kg schwere Aktivbox gut ausbalanciert tragen kann. 

Fotostrecke: 5 Bilder Line 6 gehört zu den Pionieren in der Entwicklung der Amp-Modeler,…

Leicht nach unten abgesenkt befindet sich das Bedienfeld auf der Oberseite im hinteren Bereich. Hier sind zwei Regler und ein Display zur Bedienung unseres Testkandidaten vorgesehen. Die Lautstärke wird mit dem Volume-Regler eingestellt, die Anwahl der Speaker-Simulationen und weitere Feineinstellungen werden über das Display und den Select-Regler (Endlos-Rasterpoti mit Schaltfunktion) erledigt. Das Powercab macht einen soliden Eindruck und ist gut verarbeitet.

Fotostrecke: 5 Bilder Eine clevere Detaillösung auf der Rückseite sind die beiden integrierten Ständerbeine,…

Rückseite/Anschlüsse

Alle Anschlüsse sind auf der Rückseite versammelt. Es gibt zwei Eingänge mit XLR-Klinke-Kombibuchse und einen XLR-Output (Mono), an dem das Eingangssignal auf Line-Pegel ausgegeben wird (max. +13 dBu). Line 6 Helix-User können ihr Gerät am L6 Link In (digital) anschließen und über den L6 Link Out für Stereobetrieb ein weiteres Powercab anschließen. Unsere Aktivbox hat 128 Speicherplätze für bestimmte Lautsprecher-Modeling-Konfigurationen, die man per MIDI vom angeschlossenen Amp-Modeler bequem synchron zum angewählten Preset verändern kann. Es ist auch möglich, eigene Impulsantworten von Lautsprechern ins Powercab zu laden. Zu diesem Zweck wird unser Kandidat per USB mit einem Computer verbunden und die Impulsantworten mit der Line 6 Powercab Edit Software übertragen. Auf diesem Weg lassen sich auch Software-Updates durchführen. Zusätzlich warten an der Rückseite zwei Schaltmöglichkeiten, ein Ground-Lift zum Eliminieren von Brummschleifen und ein Low-Cut zum Kappen von Frequenzen unter 80 Hz.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Anschlussmöglichkeiten sind recht vielfältig und so findet man auf der Rückseite der Box…

Bedienung

Das Powercab 112 Plus hat im Vergleich zu manch anderem Mitbewerber in unserem Testmarathon für Full-Range-Aktivboxen durch das integrierte Speaker-Modeling noch ein paar Schrauben zusätzlich zum Anpassen des Sounds. Das Ganze funktioniert recht übersichtlich per Display und einem Regler. Ist das Powercab 112 Plus eingeschaltet, wird im Display der aktuelle Speicherplatz mit Namen angezeigt. Durch Drehen des Select-Reglers können andere Speicherplätze aufgerufen werden, durch Drücken wählt er zuerst den Modus, bei dem Flat, Speaker (Gitarrenlautsprecher) oder Impulse Response (importierte Impulsantwort) zur Auswahl stehen. Bei Flat findet keine Speakersimulation statt, der Frequenzgang ist geradlinig und bietet die Wahl zwischen FRFR, LF Raw und LF Flat. Ist der Speaker-Modus angewählt, ist das Lautsprecher-Modeling aktiv und es stehen sechs unterschiedliche Speaker-Typen zur Auswahl:

  • Vintage – Celestion Vintage 30 (Marshall Cabs)
  • Green – Celestion Greenback 25 (Marshall Cabs)
  • Cream – Celestion Creamback 65
  • Jarvis – Jensen P12Q (Fender Amps)
  • Bayou – Eminence Swamp Thang Patriot Serie
  • Essex – Celestion Blue Alnico (Vox Amps)
  • HF Off – Natürlicher Sound des integrierten 12″ Speakers, der Hochtöner ist deaktiviert

Für die simulierten Lautsprecher können dann noch folgende Parameter eingestellt werden:

  • DI Mic – Auswahl des virtuellen Mikrofons (16 unterschiedliche Typen)
  • Distance – Entfernung des virtuellen Mikrofons zum Lautsprecher

Unabhängig vom ausgewählten Modus gibt es außerdem die Parameter Low Cut und High Cut mit genauer Einstellung der Einsatzfrequenz. Dazu kommt die Lautstärke (Level), und Color wählt zur besseren Einsortierung der Presets die Farbe des Rings um den Select-Regler. Für eine Aktivbox stehen also tatsächlich jede Menge Eingriffsmöglichkeiten zur Wahl, aber ihren wahren Charakter muss sie in der Praxis beweisen.

Fotostrecke: 6 Bilder Das Bedienfeld ist von oben erreichbar und besteht aus zwei Reglern, zwei Tastern und einem Display.

Powercab Editor

Alternativ zum Schrauben am Gerät kann man das Powercab 112 Plus auch über den Powercab-Editor am Computer einstellen. Dazu muss der Editor von der Line 6-Website heruntergeladen und installiert werden, was problemlos funktioniert. Die Kommunikation zwischen den beiden Geräten klappt auf Anhieb. Hier hat man natürlich eine wesentlich übersichtlichere Bedienoberfläche und es können über den Editor auch eigene Impulsantworten ins Gerät geladen werden, wofür 128 Speicherplätze bereitstehen. Allerdings muss das Dateiformat beachtet werden: 44,1 kHz WAV-Dateien werden nicht akzeptiert, nur 48 kHz mit 16, 24 oder 32 Bit Fixed Point.

Fotostrecke: 3 Bilder Powercab Editor – Flat Mode
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Praxis

Für den Praxistest gibt es folgenden Versuchsaufbau: Mein Kemper Profiler ist über den Monitor-Output direkt an das Powercab 112 Plus angeschlossen. Der Equalizer dieses Ausgangs ist neutral eingestellt für eine direkte Vergleichsmöglichkeiten mit den anderen Boxen und meinem Referenz-Sound aus den Abhörboxen der Regie (Genelec 8050A). Ich habe die Box dann mit diversen unterschiedlichen Amp-Profilen und Gitarren getestet. Eigentlich hätte ich euch gerne einen amtlichen Audiovergleich wie beim Speaker-Test oder dem Pickup-Marathon geliefert, aber das ist aufgrund der unterschiedlichen Lautsprecher-Konstruktionen leider nicht ohne Weiteres vergleichbar, auch nicht mit ähnlicher Mikrofonierung. Deshalb gibt es “nur” Worte. Bei den Profilen waren verschiedene Amps (Fender, Divided by 13, Dumble, Vox, Marshall, Mesa Boogie) aus dem Angebot von Michael Britt und das Friedman-Profil aus dem bonedo Audio-Vergleich am Start. Außerdem habe ich den Einsatz mit Akustikgitarre (Nylon & Steelstring) getestet, auch über den Profiler, allerdings mit dem Profil einer Reddi Tube DI, das Kollege Oliver Poschmann für einen bonedo-Basstest erstellt hat und das auch ausgesprochen gut mit der Akustikgitarre funktioniert.

Das Powercab 112 Plus ist klanglich recht flexibel und ausgewogen, es fehlt aber doch etwas an Transparenz und direkter Ansprache.
Das Powercab 112 Plus ist klanglich recht flexibel und ausgewogen, es fehlt aber doch etwas an Transparenz und direkter Ansprache.

Frequenzgang – Vergleich mit Studio-Speaker

Wenn man das Powercab 112 Plus im Flat Mode (FRFR) betreibt, hat es im Vergleich zur Studio-Abhöre etwas mehr Kraft im Bassbereich und den unteren Mitten. Im Gegensatz zu vielen Standard-Aktivboxen aus dem PA-Bereich ist man hier eher dazu geneigt, die Höhen noch etwas aufzudrehen, um einen transparenteren Sound zu erhalten und dem leicht mulmigen Charakter entgegenzuwirken. Dass es möglich ist, bei einer Full-Range-Box noch etwas Höhen hinzuzugeben, ist prinzipiell durchaus eine gute Eigenschaft.

Wiedergabe von unterschiedlichen Amp-Sounds

Das Powercab 112 Plus ist klanglich recht flexibel aufgestellt. Im Flat-Mode werden die unterschiedlichen Profile von clean bis High-Gain recht gut wiedergegeben, allerdings wird es bei hohen Zerrgraden etwas undefiniert. Einzelne Saiten sind im Zerrwust nicht ganz so deutlich zu erkennen, da gab es bei anderen Mitbewerbern im direkten Vergleich Sounds mit besserer Auflösung. Ein Vorteil zur besseren Anpassung an den gemodelten Amp-Sound ist natürlich die Speaker-Simulation, gesetzt der Fall, man kann die des Modelers am Ausgang zur Aktivbox deaktivieren. Die Eigenarten der unterschiedlichen Speaker werden gut dargestellt und mit den unterschiedlichen Mikrofontypen kann der Sound noch verfeinert werden. Der Ton hat einen etwas schneidenden, durchsetzungsstarken Charakter, aber das hundertprozentig gleiche und vor allem direkte Spielgefühl wie mit einem Gitarrenlautsprecher ist nicht vorhanden. Wer diesbezüglich sehr pingelig ist, wird hier nicht so begeistert sein.

Sound mit Akustik Gitarre

Beim Einsatz von Akustikgitarren ist natürlich auch der Flat-Mode angesagt, und der macht eine gute Figur. Eine Steelstring kommt recht kräftig aus den Speakern, ist aber in den Höhen nicht so giftig, vor allem, wenn man mit Piezo-Pickups arbeitet. Hier macht sich der ausgewogene Höhenbereich des Cabs positiv bemerkbar.

Schalldruck – Abstrahlverhalten – Rauschen

Das Powercab 112 Plus hat ausreichend Schalldruck, um sich in der Band Gehör zu verschaffen, wichtig dabei ist allerdings die Positionierung des Cabs. Es hat keine breitflächige Abstrahlung, sondern verhält sich eher wie eine typische Gitarrenbox, bei der man den Sweet Spot ausloten muss. Hat man den Hochtöner auf das Ohr gelenkt, kann es schon recht schrill werden, aber das kennt man auch von einer normalen Gitarrenbox. Ist der Speaker gekippt, werden die Bassresonanzen geringer und es klingt im unteren Frequenzbereich etwas aufgeräumter. Das Eigenrauschen ist sehr gering und da die Endstufe mit passiver Belüftung auskommt, ist auch von dieser Seite nichts zu hören.

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Fazit

Die aktive Lautsprecherbox Line 6 Powercab 112 Plus liefert ordentlich Schalldruck mit ihrem 12″ Speaker und dem 1″ Hochtöner. Das Cab ist sehr gut verarbeitet und kommt mit ausklappbaren Bügeln, damit es gekippt positioniert werden und den Gitarristen bestmöglich beschallen kann. Es punktet mit der Option, dass neben dem Flat-Mode auch Speaker-Simulationen zur Verfügung stehen und Impulsantworten geladen werden können. Klanglich zeigt es sich sehr flexibel und recht ausgewogen; im Vergleich zu den Spitzenreitern unseres Testmarathons fehlt es aber doch etwas an Transparenz und direkter Ansprache.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • tadellose Verarbeitung
  • variable Einstellmöglichkeiten
  • Editieren mit dem Powercab Editor
  • Laden von Impulsantworten
  • Speakersimulationen
Contra
  • Transparenz (vor allem bei High-Gain-Sounds)
Artikelbild
Line 6 Powercab 112 Plus Test
Für 832,00€ bei
Mit der Line 6 Powercab 112 Plus erhält der Gitarrist eine flexible Box mit variablen Einstellmöglichkeiten, die allerdings etwas Transparenz vermissen lässt.
Mit der Line 6 Powercab 112 Plus erhält der Gitarrist eine flexible Box mit variablen Einstellmöglichkeiten, die allerdings etwas Transparenz vermissen lässt.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Line 6
  • Modell: Powercab 112 Plus
  • Typ: Aktive Fullrange Modeling Gitarrenbox
  • Herstellungsland: China
  • Ausgangsleistung: 250 Watt (8 Ohm)
  • Frequenzgang: 70 Hz bis 20 kHz
  • Lautsprecher: 1×12“ Eminence Koaxialtreiber , 1×1“ Celestion Compression Driver
  • Anschlüsse: 2 x Input (Klinke/XLR Kombi), Output (XLR), MIDI In, MIDI Out/Thru, L6 Link In, L6 Link Out, USB
  • Abmessungen: 565 x 300 x 440 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 15,5 kg
  • Ladenpreis: 740,00 Euro (August 2018)
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