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Sabian FRX Cymbals Test

Ein Gitarren-Amp auf einer Guillotine, statt des Messers kommt jedoch ein Becken zum Einsatz. Diese Print-Werbung aus den späten Neunzigern verdeutlichte den alten Lautstärkewettstreit zwischen Drummer und Saitenfraktion durchaus anschaulich. „Marshall-Türme“ wurden von den Beckenherstellern als der natürliche Feind des Rockdrummers ausgemacht, laute, aggressive Cymbals als probates Gegenmittel angepriesen. Diese Zeiten sind vielleicht noch nicht überall vorbei, aber dass in den letzten Jahren gewisse Veränderungen stattgefunden haben, ist nicht zu leugnen. Sich selbst aufnehmende Bands, komplett digital arbeitende Gitarristen und die Sorge um die eigenen Ohren haben die Ansprüche an die Beckenlautstärke verändert. Andererseits ist es manchmal gar nicht so einfach, die Becken konstant leise zu spielen. Womit wir bei unseren heutigen Testbecken wären. Sabian FRX heißt die neu entwickelte kanadische Oberklasse-Serie. 

Sabian_FRX_Cymbals
Sabian_FRX_Cymbals


Moderne Becken sollen in erster Linie „musikalisch“ klingen, sich leicht aufnehmen lassen, den proberäumlichen „Band-Frieden“ nicht zu sehr strapazieren und gleichzeitig normal spielbar sein.  Um all diese Anforderungen zu erfüllen, hält die Beckenschmiede-Trickkiste einige Kniffe bereit. So reduziert der Verzicht auf das Abdrehen die scharfen Obertöne, und eine besonders dünne Blechstärke sorgt für einen dunkleren Klang mit kurzem Sustain. Mit seinen HHX O-Zone Modellen hat Sabian Anfang der 2000er zudem einen neuen Trend begründet, nämlich die gelochten Becken. Große Bohrungen im Metall verursachen einerseits eine Unterbrechung der Schwingung, andererseits eine Massereduktion. Ein „trashiger“ Sound mit schneller Ansprache und kurzem Ausklang ist die Folge. Den soll es bei den FRX Becken allerdings nicht geben. Viele kleine Bohrungen sollen stattdessen für eine Lautstärkereduktion bei gleichzeitigem Erhalt eines vollen Beckenklangs sorgen. Ob wir Trommler nun trotz kräftigem Hinlangen den Band-Frieden erhalten können, lest ihr auf den folgenden Zeilen. 

Details

Typisch Sabian: „Raw Bells“ und Bohrungen

Bei der Lieferung der Testobjekte fällt mir zunächst das humane Gewicht des Kartons auf, schließlich befindet sich ein nicht unerheblicher Teil der FRX-Produktpalette darin. Ich entnehme der Verpackung zwei Rides in den Größen 20 und 21 Zoll, zwei Crash-Becken in 16 und 17 Zoll sowie eine 14er Hi-Hat. Ebenfalls lieferbar sind 15er Hats, 18 und 19 Zoll große Crashes sowie ein 22er Ride-Becken, diese Modelle standen jedoch nicht zum Test zur Verfügung. Kommen wir nun zur näheren Inspektion der Testinstrumente. Auch ohne Logos wären diese schnell als Sabian-Produkte identifizierbar. Alle Becken verfügen über beidseitig roh belassene Kuppen, wie man sie beispielsweise vom bekannten Raw Bell Dry Ride oder verschiedenen HHX-Modellen her kennt. Die enge Verwandtschaft zu letzteren zeigt sich auch im sehr feinen, ebenfalls beidseitig aufgebrachten Abdrehmuster. Weiter geht es mit der Hämmerung, welche ebenfalls klar als HHX-Bearbeitung erkennbar ist. Längliche, voneinander abgegrenzte Einschläge verteilen sich kranzförmig über die Beckenoberseiten, von unten ist keines der FRX-Modelle gehämmert. Anders als beispielsweise bei den X-treme Crashes, fallen die Einschläge auch nicht sonderlich tief aus, sondern wirken eher subtil. Bis hierhin sind unsere Testbecken annähernd identisch bearbeitet, allerdings haben wir das Hauptmerkmal der FRX-Serie noch gar nicht begutachtet. 

FRX steht für „Frequency Reduced Cymbals“.
FRX steht für „Frequency Reduced Cymbals“.

Die Crashes fallen sehr dünn aus, ihre Kuppen sind nicht gehämmert

Dicke, starre Crash-Becken machen nicht nur den Bandkollegen oft Kopfschmerzen. Auch Tonleute sind nur selten von allzu brachialen Akzenten begeistert, denn im Zweifelsfall diktieren die Becken den gesamten Drumsound. Zunächst verordnete Sabian seinen FRX Crashes daher eine dünne Materialstärke, meine Digitalwaage zeigt für das 16er 810 Gramm an, beim 17er sind es 1030. Das Hauptmerkmal sind jedoch Ringe aus kleinen Bohrungen, welche sich jeweils über die Hälfte der Kuppen sowie über den oberen Teil der Beckenprofile verteilen. Beim 16er zähle ich sieben dieser umlaufenden Ringe, beim 17er sind es acht. Erst beim zweiten Hinsehen fällt auf, dass die äußeren über die doppelte Anzahl von Löchern verfügen. Im Gegensatz zu den restlichen Testbecken bleiben die Kuppen der Crash-Becken ungehämmert.

Fotostrecke: 5 Bilder Auffällig: konzentrische Bohrungen an den Kuppen von Crashes und Rides.

Am „normalsten“ kommen die Hats daher

Zumindest optisch fallen die Hats am zurückhaltendsten aus. Wäre nicht der einzelne Ring aus Bohrungen, der um die Top-Beckenkuppe herum läuft, würde auch der Sabian-Kenner Schwierigkeiten haben, sie von einer HHX Stage Hat zu unterscheiden. In puncto Gewicht kommt hier das bewährte Rezept aus schwerem Top- und eher leichtem Top-Becken zur Anwendung. 820 Gramm und 1180 Gramm zeigt die Waage. 

Drei zusätzliche Lochbänder sollen den Rides zu mehr Kontrollierbarkeit verhelfen.
Drei zusätzliche Lochbänder sollen den Rides zu mehr Kontrollierbarkeit verhelfen.
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Praxis

Schon in natura sind die FRX Testbecken tatsächlich leiser

Dass bestimmte Instrumente laut Marketing diese oder jene bahnbrechenden Eigenschaften haben sollen, liest der leidgeprüfte Schlagzeuger regelmäßig. Im Falle unserer Testmodelle kann ich allerdings bestätigen, dass die versprochene Lautstärkereduktion tatsächlich deutlich hörbar ist. Und zwar bei allen Modellen. Trotzdem unterscheiden sich die verschiedenen Beckentypen klanglich ziemlich fundamental voneinander.

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Mehr Informationen

Ausgewogen klingen die beiden Crash-Becken

Die beiden relativ kleinen Crashes überzeugen mich mit einer zügigen Ansprache, einem angenehm weichen Spielgefühl und einem runden, harmonischen Sound. Dass sie ein spezielles Konstruktionsmerkmal aufweisen, hätte ich blind sicherlich nicht sofort herausgehört. Im Vergleich mit meinen HHXtreme Crashes und einem 18er HHX Studio Crash wird schnell deutlich, dass die FRX Modelle zwar den typischen, leicht silbrigen Sabian-Grundton, jedoch weder den Trash-Anteil des Xtremes noch den Druck des Studio Crashes besitzen. Insgesamt wirken sie zudem nicht nur leiser, sie sind es auch. Ohne Gehörschutz angespielt, wird klar, dass die mittig-hohen, reibenden Tonanteile konventioneller Crashes tatsächlich deutlich reduziert erklingen. Die tonale Abstimmung der beiden Modelle gefällt mir sehr gut. 

Audio Samples
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16″ Crash – solo 17″ Crash – solo 16″ Crash – im Set 17″ Crash – im Set Beide Crashes – im Set
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Eher speziell: die Kuppen der beiden Rides

Bei den beiden Rides scheint Sabian einen anderen klanglichen Ansatz zu verfolgen als bei den Crashes. Die Kombination aus Bohrungen und etwas höherer Materialstärke sorgt für einen deutlich höheren Grundton sowie eine silbrige Klangfärbung. Dass es sich um Sabian-Becken handelt, ist sofort herauszuhören, ebenso aber auch, dass die Becken bezüglich ihres Volumens begrenzt sind. Der Anschlags-Ping besitzt zwar die nötige Präsenz, um in nicht allzu lauten Bands gehört zu werden, gleichzeitig verzichten die Becken aber auf das stechende Obertonspektrum mancher konventioneller Medium-Versionen. Nicht ganz überzeugen können die Kuppen, die mit einem gedämpften „Klöng!“ an Instrumente deutlich niedrigerer Preisklassen erinnern. Angecrasht lassen die beiden Test-Rides einen vollen, aber nicht allzu komplexen oder warmen Sound hören. Insgesamt vermisse ich bei den Rides den edlen Oberklasse-Charakter. Hier kommen die Soundfiles.

Audio Samples
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20″ Ride – solo 20″ Ride – im Set 21″ Ride – solo 21″ Ride – im Set Beide Rides – im Set

Etwas matt wirken die FRX Hats

Anders als erwartet präsentieren sich auch die 14er FRX Hats. Wie auch die beiden Rides besitzen sie nämlich einen relativ hohen Grundton. Trotz der geringen Anzahl von Bohrungen wirken sie klanglich dadurch stärker modifiziert als die Crashes. Mit ihrem leicht kehligen Ton beim geöffneten Spielen wollen sie jedoch nicht so recht zu den eher warmen Crashes passen, auch kräftiges Spiel bei geschlossen Figuren lässt immer einen etwas metallischen, abgewürgten Ton erklingen. Trotz des dicken Bottom-Beckens fehlt es zudem an Präsenz bei getretener Hi-Hat. Ähnlich wie es bei den Rides der Fall war, hätte ich auch die FRX Hats im Blindtest nicht unbedingt der Oberklasse zugeordnet. 

Audio Samples
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14″ Hi-Hat – solo 14″ Hi-Hat – im Set
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Fazit

Dass das Konzept kräftig spielbarer, aber dennoch nicht zu aggressiv klingender Becken funktioniert, zeigt Sabian mit seinen neuen FRX Modellen. Klar und sauber klingen alle Modelle, „Trash-Anteile“ besitzen sie – trotz Bohrungen – keine. So richtige Begeisterung mochte im Test allerdings nur eingeschränkt aufkommen, denn der Lautstärkereduktion stehen klangliche Schwächen bei der matt klingenden Hi-Hat und den Ride-Kuppen entgegen, die man von Instrumenten der oberen Preisklasse so nicht erwarten würde. Auf der Habenseite stehen wirklich ausgewogen klingende und gut aufeinander abgestimmte Crash-Becken sowie eine absolut makellose Gesamtverarbeitung. Ob die Becken für euch empfehlenswert sind, hängt vom angepeilten Einsatzbereich ab. Lautere Stile, bei denen normale Becken bei kräftiger Spielweise den Gesamtsound verschlechtern, können von den FRX Modellen profitieren. Auch für Elektronika dürften sie geeignet sein. In leiseren, akustischen Kontexten seid ihr möglicherweise mit dünnen, konventionellen Becken besser bedient. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • schnell ansprechende, musikalisch klingende Crashes
  • makellose Verarbeitung
  • deutlich leiser als vergleichbare konventionelle (Medium-) Becken
Contra
  • etwas matte Hi-Hats mit schwachem Chicksound
  • Kuppen der Rides klingen gewöhnungsbedürftig
Artikelbild
Sabian FRX Cymbals Test
Für 589,00€ bei
Die FRX Serie ist leiser als gewöhnliche (Medium-)Becken. Was die Sound-Qualität betrifft, geht es bei Ride-Becken und Hi-Hat nicht ohne Kompromisse vonstatten.
Die FRX Serie ist leiser als gewöhnliche (Medium-)Becken. Was die Sound-Qualität betrifft, geht es bei Ride-Becken und Hi-Hat nicht ohne Kompromisse vonstatten.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Sabian
  • Serie: FRX
  • Material: B20 Bronze
  • Klangcharakteristik: mittelhell bei reduzierter Lautstärke
  • Gewicht: Thin bis Medium-Heavy
  • Herstellungsland: Kanada
  • PREISE (Strassenpreise Dezember 2018):
  • Sabian FRX Hats 14“: 449,00 EUR
  • Sabian FRX Crash 16“: 279,00 EUR
  • Sabian FRX Crash 17“: 319,00 EUR
  • Sabian FRX Ride 20“: 369,00 EUR
  • Sabian FRX Ride 21“: 399,00 EUR

Seite des Herstellers: sabian.com/en/home

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