ESP LTD F-205FM Test

Obwohl das Portfolio von ESP im Laufe der Jahre stetig erweitert wurde und mittlerweile ein breites Spektrum abdeckt, trifft man die Gitarren und Bässe der amerikanischen Firma immer noch überwiegend in der Rock- und Metalszene an. Kein Wunder also, das ESP immer wieder neue Modelle ins Programm nimmt, die speziell mit Blick auf die Fans der härteren Gangart entwickelt wurden und sowohl optisch als auch soundmäßig den vorherrschenden Geschmack in diesem Genre treffen. Für Nachwuchsrocker mit knappem Budget bietet das ESP-Label LTD mit dem neuen F-205FM einen günstigen Fünfsaiter, der rein optisch richtig Eindruck macht. Ob der Einsteiger-Fünfsaiter mit extralanger 35-Zoll-Mensur auch in Sachen Sound das Zeug zum Gewinner hat, könnt ihr in diesem Test erfahren.

Details

Das kantige Design des LTD F-205FM fällt sofort auf und wird sicherlich viele Metal-Fans ansprechen. Außerdem bietet der neue Budget-Fünfsaiter mit seiner attraktiv gemaserten Ahorn-Decke ein weiteres Design-Highlight, das man in dieser Preisklasse nicht unbedingt erwarten würde.
Der Korpus des F-205FM besteht aus Lindenholz (Basswood). Diese Holzart wird bevorzugt bei Budget-Instrumenten eingesetzt, weil sie schlicht und einfach günstiger in der Beschaffung ist. Bei vielen Musikern hat Linde deshalb – allerdings völlig zu Unrecht – einen etwas zweifelhaften Ruf. Einige Hersteller, wie beispielsweise Music Man oder die Nobelbass-Schmiede Alleva-Coppolo, setzen Linde durchaus auch bei kostspieligen Instrumenten ein, weil es sehr leicht ist und klanglich sehr nahe an der altbewährten Erle liegt. Das “Linde-Bashing” ist also absolut unbegründet und albern.

Fotostrecke: 4 Bilder Gelungener Spagat – rein optisch verbindet …

Der Body des F-205FM wurde schließlich mit einem Satin-Finish in “Walnut Brown” versehen, was der Metal-Axt eine dezent-edle Note verleiht. Die aufgeschraubte Halskonstruktion setzt sich aus drei Streifen Ahorn und zwei schmaleren Streifen Jatoba zusammen, als Griffbrettmaterial kommt ebenfalls Jatoba zum Einsatz.
Das Griffbrettholz wurde allerdings wärmebehandelt (“roasted”) und bietet somit mehr Widerstand gegen äußere Einflüsse, wie Feuchtigkeit und starke Temperaturschwankungen. Im Griffbrett sitzen 24 Bünde im Jumbo-Format und runde Langenmarkierungen.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Verwendung verschiedener Holzarten bzw. -schichten ist der Stabilitu00e4t der Halskonstruktion zutru00e4glich!

So viel erst einmal zur teilweise wirklich aufwändigen Holzkonstruktion, die insgesamt einen hochwertigen Eindruck macht und absolut sauber verarbeitet wurde. Richtig solide wirkt aber auch die Hardware, die LTD bei ihrem neuen Budget-Fünfsaiter verbaut. Auf der abgeschrägten Kopfplatte sitzen fünf gekapselte Stimmmechaniken, und am Korpusende werden die Saiten von einer sehr massiven Brücke aufgenommen, welche Einstellmöglichkeiten für die Saitenlage und die Intonation bietet. Der Saitenabstand ist bei der LTD-Brücke mit Kerben auf relativ enge 17 mm fixiert.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Verwendung hochwertiger Hardware gehu00f6rt bei LTD …

Für die Sound-Übertragung sind zwei große Soapbar-Tonabnehmer (ESP designed SB-5) zuständig, und eine aktive Elektronik mit Dreiband-Equalizer sorgt für die nötige Flexibilität. Am Bass finden wir dementsprechend drei kleinere Regler für den Equalizer (Bässe, Mitten und Höhen) und direkt darüber zwei große Regler, mit denen die Gesamtlautstärke und das Tonabnehmerverhältnis eingestellt wird. Ein passiver Betrieb ist beim LTD F-205FM nicht vorgesehen, man sollte also immer eine 9-Volt-Batterie für Notfälle im Gigbag bereithalten!

Fotostrecke: 3 Bilder Die Soapbar-Tonabnehmer des LTD-Basses stammen …

Praxis

Der LTD F-205FM ist ein ausgewachsener Fünfsaiter mit extralanger Mensur – viele Bassisten würden den “Heavy-Bass” vermutlich auf den ersten Blick eher in der Schwergewichtsklasse einstufen. Tatsächlich wiegt mein Testexemplar allerdings gerade mal 4 Kilogramm – ein absolutes Fünfsaiter-Idealgewicht, das sicherlich in erster Linie durch die Verwendung der leichten Linde beim Korpus erreicht wird.
Trotz des leichten Bodies hängt der F-205 erfreulicherweise gut ausbalanciert am Körper und leidet nicht unter lästiger Kopflastigkeit. Aus ergonomischer Sicht könnte man vielleicht die harten Korpuskanten kritisieren. Insbesondere für Bassisten, die den rechten Unterarm auf den Korpus stützen, wäre ein üppigeres Shaping an der oberen Zarge durchaus wünschenswert. Rockbassisten, die den Bass ohnehin recht tief hängen haben und mit dem Plektrum bearbeiten, wird das vermutlich ziemlich egal sein. Und schließlich gehört der kantige Korpus ja auch irgendwie zur Optik eines Heavy-Basses!

Leichter als er aussieht: der LTD besitzt mit gerade mal 4 kg ein ideales Gewicht für einen Fünfsaiter!

Der relativ schmale und flache Hals liegt dagegen ausgesprochen gut in der Hand und das Satin-Finish auf dem Halsrücken fühlt sich ausgesprochen geschmeidig an. Virtuose Läufe gehen auf dem LTD F-205FM bis zum 24. Bund wirklich leicht von Hand, und aufgrund der relativ engen Saitenabstände von 17 mm lassen sich auch Akkorde mühelos umsetzen. Beim Spielkomfort macht der günstige Fünfsaiter also wirklich eine gute Figur!

Angenehm – dieser Bass lässt sich tatsächlich bis zum 24. Bund hervorragend beackern.

Außerdem sollte der LTD f-205FM mit seinen zwei Soapbars und einer aktiven Elektronik auch soundmäßig einiges zu bieten haben. Für die Beurteilung habe ich wie immer einige Audiobeispiele aufgenommen, die den Sound des Basses ohne den Einsatz von zusätzliche Preamps oder EQs zeigen:

Audio Samples
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Beide Pickups, flat

Mit dem Tonabnehmer-Balance-Regler in Mittelstellung liefert der LTD F-205FM einen breiten, relativ ausgewogenen Sound mit vollen Bässen, warmen Mitten und dezenten Höhen. Die Qualität der ESP-Tonabnehmer geht durchaus in Ordnung, sie übertragen den Sound nur eben nicht so detailreich und transparent wie hochwertigere Soapbars. Auch die H-Saite des Fünfsaiters kann sich durchaus hören lassen – die tiefen Töne klingen voll und gut definiert!

Die tiefe H-Saite dieses Fünfsaiters kann sich hören lassen!

Mit dem Onboard-Equalizer kann man beim F-205FM zudem noch einiges bewegen und dem Klang somit auf die Sprünge helfen. Wenn man mit dem EQ beispielsweise die Mitten und die Höhen deutlich boostet, erhält der Sound ein deutliches Plus an Kontur und Durchsetzungskraft – der EQ packt also an den richtigen Punkten an.

Audio Samples
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Fingerstyle, beide PU, Mid-Boost, Treble-Boost Plektrum, Beide PU, Mid-Boost, Treble-Boost

Komplett auf den Halstonabnehmer geblendet, produziert der LTD F-205 Preci-ähnliche Sounds mit einer modernen Note:

Audio Samples
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Neck-PU, flat

Um diesen Sound in eine etwas klassischere Richtung zu trimmen, habe ich für den nächsten Clip den Equalizer des Basses heftig eingesetzt: Mehr Bässe sorgen für mehr Volumen, ein kräftiger Mitten-Boost bringt mehr Wärme, und mit komplett zugedrehtem Höhenregler geht es direkt in eine vintagemäßigere Richtung:

Audio Samples
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Neck-PU, Bass-Boost, Mid-Boost, Treble-Cut

Im nächsten Clip hört ihr die gleiche EQ-Einstellung, allerdings kommt nun der Stegtonabnehmer im Solobetrieb zum Einsatz. Man höre und staune: Wer gedacht hätte, dass der LTD-F-205 nur Metal kann, hat sich gründlich getäuscht. Mit diesem aufgemotzten Bridge-Pickup-Sound kann man nämlich durchaus auch in Fusion-Bands bestehen!

Audio Samples
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Bridge-PU, Bass-Boost, Mid-Boost, Treble-Cut
Extravagante Optik, tolle Bespielbarkeit und flexible klangliche Möglichkeiten – was will man mehr?

Fazit

Wer hauptsächlich Metal oder Rock spielt und einen günstigen Fünfsaiter sucht, macht mit dem LTD F-205FM definitiv nichts falsch. Der Bass ist solide konstruiert und liefert einen gesunden, kernigen Ton, der gut zu härteren Musikrichtungen passt. Mithilfe der Klangregelung lässt sich der Sound allerdings auch an andere Stile anpassen – der LTD F-205FM zeigt sich klanglich durchaus flexibel! An der Verarbeitung des in China gefertigten Basses gibt es absolut nichts auszusetzen und last but not least macht der LTD F-205FM auch optisch ordentlich was her. Der Preis von knapp 500,- Euro geht deshalb in meinen Augen vollkommen in Ordnung!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • coole Optik
  • guter Spielkomfort, schlanker Hals
  • niedriges Gewicht/ gute Balance
  • sehr solide Hardware
  • flexibler Equalizer
  • tadellose Verarbeitung
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • Korpuskanten kaum abgerundet
Artikelbild
ESP LTD F-205FM Test
Für 699,00€ bei
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: ESP/LTD
  • Modell: F-205FM
  • Herstellungsland: China
  • Mensur: 35 Zoll, Extra-Long-Scale
  • Korpus: Linde, Flamed-Maple-Decke, Walnut Brown Satin Finish
  • Hals: fünfteilig Ahorn/Jatoba, Roasted-Jatoba-Griffbrett, 24XJ-Bünde, Lagenmarkierungen, 17 mm Spacing
  • Hardware: LTD Tuner, LTD BB-605 Brücke, Black Nickel
  • Tonabnehmer: ESP designed SB-5 N, ESP designed SB-5 B
  • Elektronik: Aktiv, Dreiband-EQ, 9V, Volume, Balance, Bass, Mitten, Höhen
  • Gewicht: ca. 4 kg
  • Preis: 474,- Euro (Ladenpreis im Dezember 2018)
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Profilbild von Kaplan1273

Kaplan1273 sagt:

#1 - 30.12.2018 um 23:30 Uhr

0

Die Hardware scheint die gleiche zu sein wie beim B205 – spiele ich seit einigen Jahren und kann nicht bestätigen, dass sie gut ist. Alle Einstellschrauben sind weich und verschleißen schnell, die Saitenreiter der Brücke sind unpräzise und eine Mechanik ist an der Achse beim Stimmen gebrochen. Irgendwo muss der Preis ja herkommen. Ach ja, die Bilder der Brücke hier zeigen, dass fast alle Saiten nicht richtig eingehängt sind, hätte man für das Foto korrigieren sollen ;-)

    Profilbild von lars.bonedo

    lars.bonedo sagt:

    #1.1 - 31.12.2018 um 12:50 Uhr

    0

    Hallo Kaplan!Danke für den Hinweis, da hast du uns mit deiner "Langzeitstudie" zweifellos etwas voraus. Wobei wir ad hoc leider auch nicht sagen können, ob die Harware bei beiden Modellen wirklich die gleiche ist.Unsauber in die Brücke eingehängte Saiten werden wir für unsere Fotosessions allerdings nicht extra korrigieren, da wir die Produkte stets so ablichten, wie sie uns geliefert werden. Hier wäre natürlich der Hersteller mit mehr Akribie beim Setup gefragt. Aber andererseits ist dieses Thema ja auch nicht wirklich ein Beinbruch ... spätestens beim ersten Saitenwechsel macht eh jeder das, was er für richtig hält.Danke für dein Feedback und einen GUTEN RUTSCH! :-)Lars

    Antwort auf #1 von Kaplan1273

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