Universal Audio UADx Electra 88 Vintage Keyboard Studio & Capitol Mastering Compressor Test 

Für langjähriger User von UAD-Software ist es schon etwas gewöhnungsbedürftig, dass auf einmal native Plugins erscheinen, für die man keine Hardware des amerikanischen Herstellers braucht. Der neue Capitol Mastering Compressor und das Electra Vintage Keyboard Studio liegen (bisher) ausschließlich als native Variante vor und man kann sie sowohl einzeln als auch als Bestandteil des UAD Spark Abonnements kaufen.

In diesem Test haben wir diese beide Plugins für euch unter die Lupe genommen!

Checkliste zum Kauf von Universal Audio UAD 10.5: Electra 88 Vintage Keyboard Studio & Capitol Mastering Compressor Test 

  • Emulation des CM5511 Mastering Compressors der Capitol Studios
  • Röhrensound, Stereo-Link-, Dual & M/S-Modes, Saturation (stufenlos), dBFS- und LUFS-Metering, Mono Fold bis 200 Hz
  • samplebasierte Emulation des Rhodes Eighty Eight Suitcase Mark 1 Electric Piano
  • verschiedene Mikrofonierungen, diverse Studioeffekte, Stompboxes und Amps
  • 8,4 GB Sample Content, 50 Velocity Layers, 100 Presets

DETAILS

Features vom Capitol Mastering Compressor

Braucht die Welt wirklich noch einen weiteren Mastering-Kompressor wie die Emulation des äußerst seltenen CM5511 Compressors von Capitol Studios? Unbedingt, aber gehen wir erst einmal einen Schritt zurück. Was ist überhaupt ein Mastering- oder Bus-Kompressor und was unterscheidet ihn von einem herkömmlichen Modell oder einem Multibandkompressor? 

Im Gegensatz zu einem Multibandkompressor teilt dieser Kompressor das Audiosignal zur Bearbeitung nicht in separate Frequenzbänder auf. Zwar bringt das oft verschiedene Vorteile mit sich, doch entstehen so zum Beispiel auch Phasenunreinheiten.

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich diverse Breitbandkompressoren etabliert, die im Gegensatz zu einem herkömmlichen Kompressor mit einem sogenannten Side Chain ausgestattet sind. Sie filtern nicht das hörbare Audiosignal, sondern das Steuersignal, das den Kompressionsvorgang anregt. Dementsprechend verfügt auch der Capitol Mastering Kompressor über einen Hochpass (off  / 6 dB/oct @ 365/700 Hz), der unerwünschtes Pumpen durch Bassdrums oder Bässe vermeidet. 

Capitol Mastering Compressor
UADs Emulation des Röhrenkompressors der Capitol Studios

Neben den üblichen Parametern eines Kompressors (Attack, Release, Threshold, Ratio) fällt der Capitol Mastering Kompressor durch folgende Features auf: Alternativ zur „normalen“ Stereokompression bietet das Plugin die Modi Dual Mono sowie Mid-Side zur getrennten Bearbeitung von Mitten- und Seitensignal an. 

Zusammen mit einer stufenlosen Saturation-Regelung und einer Mono-Summierung bis zur Obergrenze von 200 Hz birgt der Capitol Mastering Compressor ein hohes Kreativpotenzial zur feinfühligen Klangformung. Somit eignet sich das Plugin auch hervorragend zum Einsatz auf Bussen/Subgruppen, wie beispielsweise Drums.  

Signal Flow Chart
Signalfluss des Capitol Mastering Compressors (Quelle: Universal Audio)

Konzept und Features des Electra 88 Vintage Keyboard Studio

Man neigt vielleicht dazu, zumindest ging es mir so, das Wort „Studio“ im Produktnamen zu überlesen. Hinter dem „Electra 88“ versteckt sich nämlich mehr als eine liebevoll gesampelte Emulation des Rhodes Eighty Eight Mark 1 von 1974. 

UAD stellt mit dem Plugin gleichzeitig eine Vielzahl authentischer Studio-Tools zur Verfügung, die dabei helfen, die stilistischen Facetten des Instruments abbilden zu können. Im Einzelnen handelt es sich um die folgenden Komponenten:

  • Pedals: Fil-tron, Wah, Chorus, Compressor, Flanger, Phaser, Spring Verb, Tape Echo
  • Amplifiers: Double Reverb, Suitcase, Rotary Type 147, Direct Box
  • Speakers: Double Reverb, Suitcase, Rotary Type 147
  • Microphones: Con 67, Dyn 57, Dyn 421, Rib 121, Con 87, Con 84, Rib 4038, Dyn 20, iFet 7
  • Studio Effects: EQ, 1176 Limiting Amplifier, Modulation, Studio Delay, Studio Reverb
Electra 88
Keyboard View des Electra 88

Außerdem eröffnen die Settings zusätzliche Einstellmöglichkeiten bezüglich authentischer Artefakte wie Noisefloor, Pedal Noise und zudem durchaus stilbildende (De-)Tuning-Optionen (New, Vintage, Worn). Man kann schon sagen, dass das Electra 88 Vintage Keyboard Studio alles enthält, was es braucht, um einen produktionsfertigen E-Piano-Track aufzunehmen – und zwar ohne dass man dafür weitere Effekte/Plugins benötigt.

Fotostrecke: 3 Bilder Amp View mit diversen Mikrofonierungsoptionen

PRAXIS

Testumgebung und Performance 

Nach der reibungslosen Installation per UA Connect habe ich das Plugin auf meinem iMac Pro unter macOS Big Sur (11.6.1) in Apple Logic Pro 10.7.4 gestestet. Dabei lief alles stabil und ohne Zwischenfälle. Laut Anzeige hinterlässt das Electra 88 je nach Auswahl und Quantität der verwendeten internen Effekte einen spürbaren Fußabdruck, der bei qualitativ hochwertigen VIs in der Regel aber auch nicht ungewöhnlich oder problematisch ist. Ab einer bestimmten Produktionsstufe muss man gegebenenfalls bouncen. Die Prozessorlast beim Capitol Mastering Compressor bewerte ich als gering und unwesentlich. Zur Verwendung nativer UAD Plugins ist übrigens ein iLok Account erforderlich!   

Installation der Plugin zur zunächst kostenlosen 14-tägigen Demo-Phase

Und wie klingt’s? – Capitol Mastering Compressor

Der Capitol Mastering Compressor hat alle Spielarten von subtiler Verdichtung von Mixes bis zur stilechten Anzerrung von Subgruppen im Repertoire. Besonders gut gefällt mir der feinfühlige Zugriff im M/S-Mode, der den Gesang im dritten der nun folgenden Hörbeispiele ins Playback einbettet. Meist verwende ich bei Produktionen den UAD SSL G Bus Compressor im Master Bus, überlege nun aber ernsthaft, ob ich das „Capitol-Pendant“ mit seinen erweiterten Zugriffsmöglichkeiten ohne Schnickschnack auch über die Demo-Phase hinaus benutzen werde! 

Audio Samples
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Mix – Bypass Mix – Compression & Saturation Mix – Compression & Saturation + M/S (Side+) Drums – Bypass Drums – Compression & Saturation Drums – more Compression & Saturation Drums – more Compression & Saturation (dirty)

Und wie klingt’s? Part II : Electra 88 Vintage Keyboard Studio

Die vielleicht auf den ersten Blick unspektakulären und wenig progressiven Standardinstrumente von Universal Audio – sowohl nativ als auch in der hauseigenen DAW Luna – überraschen mich immer wieder positiv.

Ich finde die VIs des amerikanischen Herstellers nicht selten „musikalischer“ und inspirierender als Instrumente anderer Softwareschmieden, außerdem mischen sie sich gut im musikalischen Kontext. So hat es mir nun auch die Rhodes-Emulation inklusive ihrer fantastischen Presets angetan. Das Repertoire umfasst puristische bis hin zu atmosphärischen Sounds zum Scoring. Für mein Empfinden eine gute Inspirationsquelle. 

Presets für verschiedene Einsatzzwecke sind ebenfalls bereits an Bord.

Die in einigen Forenbeiträgen beschriebene Problematik der unzureichenden dynamischen Spielbarkeit kann ich übrigens nicht bestätigen. Das Electra 88 lässt sich bereits ohne die Anpassungsmöglichkeiten gefühlvoll mit der Tastatur meines Sequential Prophet 10 spielen.

Und falls einzelne Sounds zu stark zerren – nun ja: Dann regelt man den Amp eben etwas herunter. In den zwei folgenden Hörbeispielen habe ich einige Presets des Electra 88 Vintage Keyboard Studio kurz angespielt. 

Audio Samples
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Electra 88 – Preset Auswahl A Electra 88 – Preset Auswahl B
Preset-Browser
praktischer Preset-Browser beim Electra 88

Fazit

Nun folgt wieder einmal der allseits bekannte Standardsatz: „UAD-Software klingt stets gut, ist aber nicht ganz billig.“ Das trifft definitiv auch auf die nativen Plugins dieses Reviews zu! Der möglicherweise beabsichtigte Nebeneffekt ist das Spark-Abo, das sowohl das E-Piano als auch den Mastering Compressor enthält. Das macht dieses Kaufmodell deutlich attraktiver und bisherige Abonnenten werden sich über diesen Zuwachs bestimmt die Hände reiben! Beide Plugins kann man während einer 14-tägigen Testphase kostenlos verwenden, sodass alle Interessenten vorab gründlich checken können, ob sich eine Anschaffung oder ein Abonnement lohnt. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hervorragender und gut formbarer Sound (Capitol Mastering Compressor)
  • äußerst sinnvolle Parameterausstattung (Capitol Mastering Compressor)
  • inspirierende, produktionsfertige Presets (Electra 88)
  • umfassende Ausstattung authentischer Effekte, Speaker und Mikrofonierungen für jegliche Stilistik
  • beide Plugins im Spark-Abo enthalten
Contra
  • nicht ganz billig
Artikelbild
Universal Audio UADx Electra 88 Vintage Keyboard Studio & Capitol Mastering Compressor Test 

Features

  • Electra 88 Vintage Keyboard Studio
  • Sample-Emulation des Rhodes Eighty Eight Suitcase Mark 1 Electric Piano
  • 8 Stomp Pedal Effects
  • 4 Amplifiers
  • 3 Speaker
  • 9 Microphones
  • 5 Studio Effects
  • 8,4 GB Sample Content
  • > 50 Velocity Layers
  • Capitol Mastering Compressor
  • Emulation des CM5511 Mastering (Valve) Compressors der Capitol Studios
  • Stereo Link, Dual Mono, M/S Mode
  • Wet-/Dry-Regler zur Parallelkompression
  • Mono Fold bis 200 Hz
  • Saturation
  • dBFS- und LUFS-Metering
  • Systemanforderungen
  • AAX-/AU-/Audiosuite/VST-/VST3-kompatibles Hostprogramm (64-Bit)
  • Mac: macOS 10.15, 11, 12, 13
  • Windows: Windows 10 / 11 (64 Bit)
  • iLok Account
  • SSD-Festplatte (Electra 88)
  • PREISE:
  • Preis (Electra 88 Vintage Keyboard): € 163,– / € 327,– (Einführungsangebot ab 21.5.2023 / regulär)
  • Preis (Capitol Mastering Compressor): € 191,– / € 382,– (Einführungsangebot ab 21.5.2023 / regulär)
  • außerdem enthalten in UAD Spark: 
  • Abo-Preis (Monat / Jahr): USD 19,99 / USD 149,99
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