Ibanez SR875 Test

Mit den neuen Ibanez-Bässen SR870 (Viersaiter), SR875 (Fünfsaiter) und SR876 (Sechssaiter) kommt im wahrsten Sinne des Wortes “Farbe” in das Programm des japanischen Traditionsherstellers, denn sie sind in exklusiven, äußerst attraktiven Farbvarianten erhältlich. Daneben besitzen die neuen Modelle alle SR-typischen Features, wie beispielsweise die sehr flachen Flitzehälse oder extrem gehapte und leichte Bodies. Für eine komfortable Handhabung und hohen Spielkomfort sollte also gesorgt sein!

Ibanez_SR875_BRG_TEST


Wir haben uns vom deutschen Vertrieb einen Ibanez SR875 in der Farboption “Blue Reef Gradation” liefern lassen und wollen in diesem Test herausfinden, was der SR-Familienzuwachs außer seiner extravaganten Optik noch so zu bieten hat.

Details

Auffallend lackierte Bässe sind natürlich nicht jedermanns Tasse Tee, und ich bin ehrlich gesagt auch eher ein Freund von dezenten Finishes. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass viele Tieftöner an der “Blue Reff Gradation”-Farboption Gefallen finden werden. Der blau-türkise Farbverlauf auf dem Korpus und der Kopfplatte sieht edel aus und sticht ohne Frage ins Auge. Durch die leicht transparente Lackierung kann man außerdem die schöne Maserung der Ahorn-Walnuss-Decke sehen.

Fotostrecke: 5 Bilder Der neue Ibanez SR875 Fünfsaiter erscheint in einem „Blue Reef Gradation“-Farbton in unserem Testlabor.

Außer einer spektakulären Optik hat der neue SR875 natürlich jede Menge Features zu bieten, die wir zum größten Teil bereits von anderen SR-Modellen kennen. Typisch ist beispielsweise der flunderartige üppig geshapte Korpus, für den Ibanez bei den neuen SR-Bässen leichtes Mahagoni verwendet.

Die aufgeschraubte Halskonstruktion des SR875 besteht aus drei breiten Streifen Jatoba, die mit zwei schmaleren Streifen aus Walnuss voneinander abgesetzt sind. Ein aus fünf Teilen zusammengesetzter Hals bietet viel Stabilität, was gerade bei den flachen und schmalen SR-Halsprofilen von großer Bedeutung ist. Aber nicht nur der Hals meines Testkandidaten besteht aus Jatoba – auch für das Griffbrett kommt das harte Tropenholz zum Einsatz. Das Jatoba-Griffbrett wurde schließlich mit 24 Bünden im Medium-Format und ovalen Einlagen aus Abalone bestückt.

Fotostrecke: 6 Bilder Der aufgeschraubte dreiteilige Hals lässt sich dank des üppigen Cutaways auch in den hohen Lagen gut spielen.

Bei der Hardware für den SR875 verwendet Ibanez zum grössten Teil bekannte und bewährte Komponenten, wie beispielsweise die gekapselten Stimmmechaniken im Gotoh-Stil, als Brücke kommt allerdings bei allen drei neuen SR-Modellen eine Neuentwicklung zum Einsatz. Die Accu-Cast B505 Bridge ist sehr solide und verfügt als Novum über Einstellmöglichkeiten für die Saitenabstände.

Fotostrecke: 4 Bilder Als Brücke kommt bei dem neuen SR-Modell eine Neuentwicklung zum Einsatz.

Die Saiten liegen auf gesonderten Elementen, die mit kleinen Inbusschrauben gelockert werden können. Somit lässt sich der Saitenabstand von 16,5 mm (Werkseinstellung) auf maximal 17,5 mm vergrößern. Zumindest in der Theorie, denn leider liegt die G-Saite dann doch schon sehr nah an der Griffbrettkante, und man läuft bei bestimmten Spieltechniken Gefahr, vom Griffbrett abzurutschen. Ich persönlich komme sehr gut damit klar, da ich kaum Bendings oder Vibrati einsetze, aber für viele Tieftöner dürfte die Distanz zwischen Saite und Griffbrettkante bei einem Spacing von 17,5 mm vermutlich zu kurz sein.

Die Tonabnehmer- und Elektronik-Austattung des SR875 ist für SR-Fans keine Überraschung, denn Ibanez verwendet hier jahrelang bewährte Komponenten: Für den Sound sorgen zwei Bartolini BH2 Soapbars, und zur weiteren Bearbeitung wird das Signal an die Ibanez Custom-Elektronik geschickt, die einen Dreiband-Equalizer inklusive Mittenfrequenzwahlschalter bietet. Geregelt wird am Bass also mit einem Lautstärkeregler, einem Balanceregler für das Tonabnehmer-Verhältnis, und drei kleineren Reglern für die Bässe, die Mitten und die Höhen des Equalizers.

Fotostrecke: 7 Bilder Als Klangübertrager dienen zwei Bartolini BH2 Soapbars …

Mit einem Switch kann außerdem die Einsatzfrequenz des Mittenreglers angewählt werden – es stehen die Werte 250 Hz, 450 Hz und 700 Hz zur Verfügung. Die Elektronik des schönen SR875 ist in einem sehr aufgeräumten und bestens abgeschirmten Fach auf der Rückseite untergebracht. Direkt daneben finden wir einen praktischen Klappmechanismus, in dem die zum Betrieb benötigte 9-Volt-Batterie sitzt.

Praxis

Die Bässe aus der Ibanez SR-Reihe zeichnen sich durch ihre hervorragende Ergonomie aus – dementsprechend ist auch der neue SR875 sehr komfortabel in der Handhabung. Mein Testbass wiegt nur 4,2 kg und hängt gut ausbalanciert am Gurt; der relativ kleine Korpus schmiegt sich mit seinen weichen Konturen an den Körper und drückt an keiner Stelle in die Rippen.
Auf dem schmalen und flachen Hals gehen auch virtuose Bassparts und Akkorde sehr leicht von der Hand, und selbst die höchsten Töne sind mühelos zu erreichen. Klar, die engen Saitenabstände von 16,5mm sind nicht unbedingt jedermanns Geschmack und sicherlich auch nicht für jede Spieltechnik optimal, dank der neuen Bridge lässt sich das Spacing aber immerhin noch um einen Millimeter erweitern.
Für den optimalen Spielkomfort waren zudem kleine Anpassungen in Sachen Halskrümmung und Saitenlage nötig. Ich habe etwas Krümmung aus dem Hals genommen und die Saitenlage tiefer justiert – so eingestellt spielt sich der neue Ibanez wie Butter – dank der perfekt abgerichteten Bünde rasselt oder scheppert aber dennoch kein einziger Ton auf dem Griffbrett! Ganz im Gegenteil, der SR875 entwickelt einen sehr gesunden, soliden Sound mit üppigem Sustain und spricht sehr knackig an.
Deadspots oder Töne mit schwachem Fundament sucht man auf dem ganzen Griffbrett vergebens und selbst um den fünften oder sechsten Bund, wo Schraubhals-Bässe naturgemäß ja gerne mal schwächeln, steht der Ton beim SR875 wie eine 1 – ich bin beeindruckt!

Coole Optik, ultrabequeme Bespielbarkeit und ein toller Sound - Ibanez weiß, was Bassisten wollen!
Coole Optik, ultrabequeme Bespielbarkeit und ein toller Sound – Ibanez weiß, was Bassisten wollen!

Na, dann ab zum Amp, denn schließlich sollte das jüngste SR-Familienmitglied in erster Linie verstärkt tolle Sounds liefern!
Mit dem Balanceregler in der Mittenrastung und neutralem Equalizer klingt der SR875 kompakt, modern und ausgewogen – kein Frequenzbereich wird überbetont. Der aufgeräumte Sound setzt sich sehr gut durch und eignet sich für sämtliche Musikrichtungen, die einen präsenten und transparenten Bass verlangen:

Audio Samples
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Beide Pickups, Flat-Einstellung

Speziellere Geschmacksrichtungen bekommt man bereits durch den Einsatz des Balance-Reglers. Blendet man auf den Halstonabnehmer, so wird der Sound fetter und “hohler”, mit dem Stegtonabnehmer im Solobetrieb klingt der SR875 dagegen richtig schön aggressiv und bissig:

Audio Samples
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Neck-Pickup, Flat-Einstellung Bridge-Pickup, Flat-Einstellung
Der Bass liefert zudem moderne Sounds in sehr guter Qualität, und seine Verarbeitung ist absolut tadellos.
Der Bass liefert zudem moderne Sounds in sehr guter Qualität, und seine Verarbeitung ist absolut tadellos.

Die Grundsounds mit neutralem Equalizer klingen durch die Bank organisch und funktionieren problemlos im Bandkontext. Noch mehr Spaß kommt aber auf, wenn man die Sounds mit der flexiblen und sehr gut klingenden Ibanez-Elektronik bearbeitet! Für den nächsten Clip habe ich die Bässe und die Höhen daher deutlich aufgedreht – der SR875 reagiert hier mit einem tollen Scoop-Sound. Das fette Fundament dröhnt nicht und die Höhen klingen sehr schön crisp und kein bisschen harsch!

Audio Samples
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Beide PU, Bass-Boost, Treble-Boost

Im nachfolgenden Beispiel geht es in die entgegengesetzte Richtung: der Sound wird nicht gescoopt, sondern mit einem kräftigen Hochmittenboost auf “Rock” getrimmt. Wer auf aggressive, durchsetzungsstarke Sounds steht, kommt mit der flexiblen Mittenregelung schnell ans Ziel. Außerdem lassen sich damit nölige oder harsche Raumfrequenzen sehr gut ausfiltern.

Audio Samples
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Beide PU, Hi-Mid-Boost

Natürlich kann man auch den Sound des Stegtonabnehmers mit dem EQ verbessern. Durch eine kräftige Anhebung der Bässe wird der Sound tragfähiger. Für mehr Punch sorgt ein Mittenboost bei 450 Hz:

Audio Samples
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Bridge-PU, Bass-Boost, Mid-Mid-Boost

Zum Abschluss hört ihr den SR875 mit einem milderen, vintage-artigen Sound. Bei der Aufnahme habe ich auf den Halstonabnehmer geblendet und habe mit dem EQ die Bässe und die Tiefmitten bei 250 Hz deutlich angehoben.

Audio Samples
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Neck-PU, Bass-Boost, Lo-Mid-Boost

Fazit

Auch der neue Ibanez SR875 bietet alle Vorzüge, die von Tieftönern rund um den Globus an den Bässen aus der SR-Serie so geschätzt werden: Er ist komfortabel in der Handhabung – vor allem sein schlanker Hals mit dem typischen SR-Profil lässt sich ultraleicht spielen. Der Bass liefert zudem moderne Sounds in sehr guter Qualität, und seine Verarbeitung ist absolut tadellos. Als Extra-Features bekommt man beim neuesten Modell eine Bridge mit justierbaren Saiternreitern für das String-Spacing sowie verschiedene exklusive Farboptionen, die wirklich was hermachen! Wer einen wendigen Fünfsaiter mit einzigartiger Optik und modernen Sounds sucht, sollte den neuen SR875 auf jeden antesten, denn er hat für seinen verhältnismäßig günstigen Preis wirklich viel zu bieten.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • zahlreiche moderne Sounds
  • hervorragende Ergonomie, hoher Spielkomfort
  • tadellose Verarbeitung
  • solide Hardwareausstattung
  • effektiver und flexibler EQ
Contra
  • kein Passivbetrieb möglich
Artikelbild
Ibanez SR875 Test
Für 799,00€ bei
Der Ibanez Ibanez SR875 liefert zahlreiche moderne Sounds und bietet eine hervorragende Ergonomie und hohen Spielkomfort.
Der Ibanez Ibanez SR875 liefert zahlreiche moderne Sounds und bietet eine hervorragende Ergonomie und hohen Spielkomfort.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Ibanez
  • Modell: SR875 BRG
  • Herstellungsland: Indonesien
  • Mensur: 34“ (Long Scale)
  • Korpus: Mahagoni, Ahorn/Walnuss-Decke, Blue Reef Gradation Finish
  • Hals: geschraubt, 5-streifig Jatoba/ Bubinga, Griffbrett Jatoba, ovale Inlays, 24 Medium-Bünde
  • Hardware: gekaspelte Tuner, Accu-Cast B505 Bridge
  • Elektronik: Ibanez Custom mit Dreiband-EQ und Mittenwahl (250/450/700 Hz)
  • Tonabnehmer: Bartolini BH2 Soapbars
  • Gewicht: 4,2 kg
  • Preis: 799,- Euro (Ladenpreis im Januar 2019)
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