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Darkglass Microtubes X7 Test

Overdrive-Pedale können dem Basssound ordentlich Charakter einhauchen und gehören nicht ohne Grund zu den beliebtesten Effekten unter den Tieftönern. Wenn tiefe Frequenzen stark verzerrt werden, bleibt allerdings oftmals die Tragfähigkeit des Sounds auf der Strecke – der Bass klingt dann schwammig und setzt sich in der Band nicht mehr durch. Die meisten Hersteller von Overdrive-Pedalen statten ihre Bodentreter deshalb mit sogenannten Blend-Reglern zur Beimischung des cleanen Signals aus. In der Tat kann man einen verzerrten Basssound damit in vielen Situationen wieder in die Spur bringen. Die diffus klingenden Frequenzanteile bleiben allerdings weiterhin im Signalweg – das Grundproblem ist folglich also nicht wirklich gelöst! Ein Lösungsansatz besteht darin, das Basssignal aufzusplitten und nur die hohen Frequenzanteile durch den Verzerrer zu jagen. Toningenieure gehen in der Regel genauso vor, um stark verzerrten Basssounds Definition zu geben und in den Mix zu integrieren. Genau den gleichen Ansatz verfolgen die Overdrive-Spezialisten von Darkglass mit ihren Multiband-Overdrive-Pedalen der brandneuen Microtubes X-Serie, die den Tieftönern eine bisher ungekannte Flexibilität in Sachen Bassverzerrung bieten. In diesem Test knöpfen wir uns das Flaggschiff der brandneuen X-Serie, das Darkglass Microtubes X7 mit integriertem Graphic-Equalizer, Kompressor und D.I.-Ausgang, vor.

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Details

Darkglass liefert alle Pedale in einer extrem schicken Verpackung aus, und natürlich kommt auch das neue Microtubes X7 in dem schwarzen, Darkglass-typischen Pappkarton. In demselben finden wir neben dem Pedal ein Darkglass-Plektrum, Gummifüße zum Aufkleben, einen Darkglass-Sticker, und schließlich eine knappe Bedienungsanleitung mit den wichtigsten Funktionsbeschreibungen.
Schick ist aber nicht nur die Verpackung, auch das X7 selbst macht mit seiner edlen Optik wirklich Eindruck und wirkt insgesamt extrem hochwertig. In Anbetracht der Funktionsfülle fällt das Microtubes X7 außerdem überraschend kompakt aus, es misst nämlich nur 120 x 94 x 46 mm und findet damit auch auf den mittlerweile sehr beliebten Nano-Pedalboards bequem Platz.

Fotostrecke: 3 Bilder In Anbetracht der Fülle der Features fällt …

Die verschiedenen Anschlussmöglichkeiten des Pedals wurden auf die beiden Seitenflächen verteilt: Links finden wir den Klinkenausgang zur Verbindung mit dem Amp und den symmetrischen Direct-Out in Form einer XLR-Buchse für die Weiterleitung des Signals zum Pult. Zur Beseitigung von Brummschleifen gibt es an der Seite zudem einen kleinen Groundlift-Schalter.
An der rechten Seitenfläche sitzen der Klinkenanschluss für den Bass, eine Parallel-Output-Klinke, die das unbearbeitete Eingangsignal bereitstellt, und weiter oben schließlich der Netzanschluss für die Stromversorgung. Ein geeignetes Netzteil gehört leider nicht zum Lieferumfang, zum Betrieb genügt aber ein Standard-Netzteil mit mindestens 9 Volt und innen liegendem Minuspol. Auf den Betrieb mit Batterien verzichten Darkglass aus Umweltschutzgründen bei allen ihren Produkten.
Wie wir sehen, bietet das neue X7 in Sachen Konnektivität sämtliche Features, die für eine flexible Einbindung in ein Live- oder Studiosetup sinnvoll sind!

Fotostrecke: 4 Bilder Hier seht ihr den Klinkenausgang und den Direct-Out als XLR. Daneben …

Mit einem Blick auf die klar gegliederte Front wird aber auch schnell klar, dass Darkglass dem Mulitband-Distortion-Pedal darüber hinaus jede Menge Features für eine möglichst exakte und flexible Klangformung spendiert hat. Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei der X-Serie um Multiband-Distortion-Pedale, bei denen das Basssignal intern in zwei Bänder gesplittet wird und nur das High-Pass-Signal durch den Verzerrer läuft.
Die Stärke der High-Pass-Verzerrung wird dabei mit dem High-Drive-Regler justiert und zur Lautstärkenbalance der beiden Signalwege steht jeweils ein Level-Regler zur Verfügung. Gleich daneben sitzt ein weiterer Regler mit der Bezeichnung Low-Comp – richtig, dahinter verbirgt sich ein Kompressor für das cleane Low-Pass-Signal. Sämtliche Grundfunktionen des Microtubes X7 werden also mit den vier großen Reglern in der ersten Reihe der Front eingestellt.

Auf der Front fällt der Blick auf umfangreiche Werkzeuge zur Klangbeeinflussung.
Auf der Front fällt der Blick auf umfangreiche Werkzeuge zur Klangbeeinflussung.

Für das Feintuning des Sounds stehen diverse Filtermöglichkeiten zur Verfügung, die wir direkt unter den großen Reglern in Form von zwei kleinen Potis und fünf Schiebereglern finden. Mit dem kleinen Low-Pass-Regler auf der linken Seite wird die Cut-Off-Frequenz für das cleane Signal mit den tiefen Frequenzen gewählt – der Regelbereich reicht von 50 Hz, falls nur Sub-Bässe gewünscht sind, bis hin zu 500 Hz für einen klaren Mittenbereich.
Der High-Pass-Regler auf der rechten Seite ist logischerweise für das verzerrte Signal zuständig und regelt hierfür die Cut-Off-Frequenz. Auch hier steht ein breites Spektrum zur Verfügung, beginnend bei 100 Hz für Fuzz-ähnliche Sounds, bis hin zu 1 kHz für scharf definierte Overdrives.
Am Ende der Signalkette kann der Sound des Pedals noch mit einem grafischen Equalizer bearbeitet werden. Der EQ bietet einen Schieberegler für das Low-Shelf-Band bei 80 Hz (alles unterhalb der Frequenz wird bearbeitet), jeweils einen Schieberegler für die Mitten bei 500 Hz und bei 1 kHz und einen Schieberegler für das High-Shelf-Band bei 5 kHz (alles oberhalb der Einsatzfrequenz wird bearbeitet). Mit dem fünften Schieberegler ganz links wird schließlich die Gesamtlautstärke des Pedals eingestellt. Alle fünf Schieberegler sind übrigens mit kleinen LEDs ausgestattet und leuchten, sobald das X7 mit dem Fußtaster aktiviert wird. Auf dunklen Bühnen ist die EQ-Einstellung deshalb problemlos zu erkennen, außerdem sehen die LEDs zugegebenermaßen ziemlich cool aus!

Fünf grafische EQ-Bänder ermöglichen ungemein feine Eingriffe in den Klang.
Fünf grafische EQ-Bänder ermöglichen ungemein feine Eingriffe in den Klang.

Damit sind wir mit der Beschreibung der Features durch und der geneigte Overdrive-Fan kann bereits erahnen, dass sich das neue Microtubes X7 soundmäßig vermutlich deutlich von den anderen Pedalen aus der finnischen Effektschmiede unterscheiden wird – mehr dazu im anschließenden Praxisteil.

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Praxis

Wenn man im Internet nach Demos des neuen Microtubes X7 oder anderen Darkglass-Pedalen sucht, stößt man hauptsächlich auf Beispiele mit extrem verzerrten Sounds, die unterm Strich doch alle recht ähnlich klingen. Also versuche in meinem Test erst einmal herauszufinden, ob das Multiband-Overdrive-Pedal aus Finnland auch mildere Low-Gain-Sounds mit der Klangfarbe von leicht übersteuerten Amps in überzeugender Qualität liefern kann.
Die Antwort lautet prinzipiell “Ja”, man muss allerdings viel Geduld aufbringen und sich einige Zeit mit der Wirkungsweise der einzelnen Regler befassen. Für die leicht verzerrten Audiobeispiele habe ich den Drive-Regler logischerweise nur minimal aufgedreht und die Verzerrung mit dem High-Pass-Regler bis in die Mitten unterhalb von 500 Hz geregelt. Wenn man dann mit den Level-Regler die beiden Bänder in der Lautstärke je nach Geschmack ausbalanciert und mit dem EQ anschließend die Klangfarbe anpasst, kommt man durchaus ans Ziel.
Wer jetzt allerdings warme, röhrenähnliche Sounds erwartet, wird vermutlich enttäuscht sein, denn das X7 klingt selbst bei milden Overdrives irgendwie immer modern und transparent. Zudem ist das Spielgefühl nicht so organisch wie bei anderen Darkglass-Pedalen oder wie bei einem echten angezerrten Amp. Wer hauptsächlich auf milde Overdrives steht, wird deshalb mit einem der älteren Darkglass-Overdrives vermutlich glücklicher werden.

Organisch-warme Sounds sind nicht die größte Stärke des Microtubes X7.
Organisch-warme Sounds sind nicht die größte Stärke des Microtubes X7.

Sein ganzes Potenzial entfaltet das brandneue X7 in der Tat erst, wenn extrem heftige High-Gain-Sounds gefragt sind. Ich kenne momentan keinen anderen Verzerrer, mit dem sich Overdrive-Sounds so feinfühlig und vielfältig steuern lassen, wie mit dem neuen Multiband-Overdrive von Darkglass. Alleine die Filter-Regler für die Cut-Off-Frequenz der jeweiligen Bänder eröffnen ein riesiges Spektrum an Sounds. Wenn die Verzerrung bis in die Mitten wirkt, klingt das X7 eher fuzzartig und liefert wärmere, mittenstarke Verzerrungen, dreht man den High-Pass-Regler weiter nach rechts, werden die Sounds schärfer und präziser.
Die Klangfarbe des cleanen Low-Pass-Bandes lässt sich ebenfalls exakt steuern, und mit der Mischmöglichkeit der beiden Bänder hat man jederzeit die komplette Kontrolle über die Tragfähigkeit und die Durchsetzungskraft des Basssounds. Selbst extremste High-Gain-Sounds klingen stets transparent und artikuliert, wenn man die Features des X7 richtig nutzt – das habe ich in dieser Art noch von keinem anderen Overdrive-Pedal gehört!

Drauftreten und abheben - extreme High-Gain-Sounds sind eine wahre Freude mit diesem bitterbösen Treter!
Drauftreten und abheben – extreme High-Gain-Sounds sind eine wahre Freude mit diesem bitterbösen Treter!

Für gelungen halte ich außerdem die Abstimmung des Kompressors und des grafischen Equalizers. Dreht man den Low-Comp-Regler im Uhrzeigersinn, so wird der cleane Bassbereich zunehmend fester und fetter, der Kompressor produziert aber keinerlei Nebeneffekte oder artifizielle Sounds. Den grafischen Equalizer werden viele bereits vom Alpha/Omega kennen, Darkglass hat beim X7 allerdings auf zwei Mittenregler verzichtet, sodass insgesamt nur vier Bänder zur Verfügung stehen. Die Grundabstimmung regelt man beim X7 aber ohnehin mit den Cut-Off-Filtern der beiden Signalwege, und für Korrekturen bietet der abgespeckte Equalizer meines Erachtens ausreichend Kontrolle – der Basssound lässt sich mit den vier Schiebereglern am Ende des Signalweges abermals sehr gezielt und effektiv trimmen.
Viel Spaß mit den folgenden Klangbeispielen:

Audio Samples
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Low Gain 1 Low Gain 2 More Gain 1 More Gain 2 HiGain, LowComp 1 HiGain, LowComp 2
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Fazit

Irre, das Team von Darkglass wird anscheinend nie müde, stets neue und immer noch bessere Produkte für uns Tieftöner zu entwickeln! Auch mit dem neuen Microtubes X7 ist den Finnen zweifellos ein großer Wurf gelungen. Overdrive-Fans und Soundtüftler, die eine sehr genaue Vorstellung von ihrem Sound haben und sich nicht von einer etwas komplexeren Bedienung abschrecken lassen, kommen mit dem Multiband-Overdrive-Pedal voll auf ihre Kosten. Dank der hervorragend abgestimmten Filter beherrscht das X7 ein riesiges Klangspektrum, angefangen bei modernen, fuzzartigen Low-Gain-Sounds bis hin zu brutalen, messerscharfen Metal-Orgien. Dank des cleanen Low-Pass-Signals läuft man selbst bei heftigsten Verzerrungen nie Gefahr, dass der Sound zu undifferenziert wird. Bemerkenswert ist außerdem, dass man das nackte Signal aus dem Direct-Out ohne Boxensimulation oder Höhenabsenkung problemlos fürs Recording verwenden kann. Das ist beileibe keine Selbstverständlichkeit, denn die meisten Verzerrer klingen direkt aufgenommen furchtbar harsch und dünn. Unauffällig verhält sich das neueste Microtubes-Modell auch in Sachen Nebengeräuschen, das High-Gain-Pedal rauscht nämlich nicht stärker als die anderen Darkglass-Overdrives und liegt damit absolut im grünen Bereich. Voll im grünen Bereich ist auch die Verarbeitungsqualität des edlen Multiband-Overdrives angesiedelt – ich empfehle deshalb jedem Bassisten, der auf moderne und extrem gut definierte Overdrive-Sounds steht, das Darkglass Microtubes X7 einmal gründlich und mit viel Zeit anzuchecken!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • super transparente Overdrive-Sounds
  • immens hohe Klangflexibilität
  • hervorragend abgestimmte Filter
  • hochwertiger, nebengeräuscharmer XLR-Ausgang
  • tadellose Material- und Verarbeitungsqualität
  • edle Optik
Contra
  • Stellung der Low- und High-Pass-Potis selbst aus der Nähe kaum ablesbar
Artikelbild
Darkglass Microtubes X7 Test
Für 319,00€ bei
Darkglass_Micro_Tubes_X7_007_FIN
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Darkglass Electronics
  • Modell: Microtubes X7, Multiband Overdrive Pedal
  • Herstellungsland: Finnland
  • Regler/Schalter: Low Comp, Low Level, High Level, HighDrive, Groundlift, Bypass, High Drive, Low Pass, High Pass, Master
  • Graphic EQ: Low Shelf: +/-12dB @ 80 Hz, High Shelf: +/-12dB @ 5 kHz, Mitten: +/-12dB
  • @ 500 Hz, Mitten: +/-12dB @ 1 kHz
  • Anschlüsse: Input Klinke, Output Klinke, XLR symmetrisch, Parallel Output, Netz
  • Stromversorgung: 9 Volt via Netzteil (minus innen), Verbrauch 70 mA
  • Abmessungen: 120 x 94 x 46 mm
  • Gewicht: 320g
  • Preis: 323,- (Ladenpreis im März 2019)
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