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Strymon Volante Test

Beim Strymon Volante handelt es sich um die derzeit aufwendigste digitale Reinkarnation des legendären Binson Echorec. Delaypedale gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, aber das war nicht immer so. Anfang der 60er Jahre war ihre Anzahl ziemlich überschaubar und die damaligen Geräte waren recht groß uns sperrig. Der Grund dafür waren die mechanischen Bauteile für den Bandtransport, die großen und frei verlöteten Platinen und die zum Teil aufwendigen Röhrenschaltungen. Während die meisten Echogeräte mit Tonbändern arbeiteten, ging die Firma Binson einen ganz anderen Weg.

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Um ein konstanteres Echo zu erzeugen, verwendete das italienische Unternehmen im Gegensatz zu seinen Konkurrenten für die Echowiederholungen eine flache Stahl-/Aluminiumtrommel, die an den Rändern mit einem magnetischen Metallband umwickelt war. Die seitlich angebrachten Tonköpfe lieferten ein gleichmäßigeres Delay als die Bandechos und erzeugten gleichzeitig weniger Nebengeräusche. Wegen ihrer für die damalige Zeit erstklassigen Klangqualitäten wurde das legendäre Echorec oft im Studio eingesetzt. Gleichzeitig gehörten die Binson-Geräte wegen ihrer aufwendigen Röhrenschaltung und der insgesamt hochwertigen Verarbeitung zu den angesagtesten, aber auch teuersten Echogeräten ihrer Zeit.

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Details

Konzept

So viel vorweg: Das Strymon Volante, das zum Test ansteht, bietet neben einer fast schon erschreckend realistischen Imitation der grundlegenden Echowiederholungen auch vier anwählbare, virtuelle Abnahmeköpfe, mit denen sich abgefahrene Echopattern realisieren lassen. Während die Urversion aus den 60er Jahren gerade einmal 300 ms schaffte, kommt das Volante auf bis zu wahnwitzige vier Sekunden. Neben dem sogenannten Magnetic Drum Echo, das dem Echorec nachempfunden ist, kann man auch den Klang eines klassischen Bandechos wie den des Echoplex einstellen. Die dritte Soundvariante bietet einen etwas cleaneren Echoeffekt wie von einer Studio-Tonbandmaschine. Aber auch die Abnutzungserscheinungen, die man von den alten mechanischen Echogeräten kennt, lassen sich hier eindrucksvoll imitieren. Dazu zählen neben der Bandsättigung und den Gleichlaufschwankungen auch der Zustand der Tonköpfe und der daraus resultierende Frequenzgang. Weitere Features sind eine zumischbare Federhallsimulation und ein Looper. Und dank MIDI-Implementierung lässt sich das Pedal auch problemlos in ein größeres Setup integrieren. Aber genug der schönen Worte. Gehen wir ins Detail.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Strymon Volante Delay-Pedal widmet sich den Sounds legendärer Band- und Scheibenechogeräte.

Aufbau und Bedienelemente

Auf den ersten Blick wirkt das Testpedal simpel und übersichtlich. Dieser Eindruck täuscht jedoch, denn einige Regler sind mit Doppelfunktionen belegt. Aber dazu später mehr. Die Reise des Audiosignals durch das Gerät beginnt links mit dem Rec Level-Regler. Hier lässt sich der Aufnahmepegel bestimmen, mit dem das Signal über den virtuellen Tonkopf aufs Band, bzw., die Trommel gelangt. Je nach Pegel kann man die Echos gezielt in ihrer Dynamik verändern und anzerren. Mechanics bestimmt ungleichmäßige Gleichlaufschwankungen, die bei alten Band- und Scheibenechogeräten häufig vorkommen. Mit Low Cut und Wear lässt sich der Frequenzgang beeinflussen, der bei abgenutzten Bändern und Tonköpfen im Laufe der Zeit nachlässt. Auf der gegenüberliegenden Seite finden sich der Repeats-Regler für die Echowiederholungen und der Echo-Level-Regler für den Delay-Anteil, und das Spring-Poti mischt eine wirklich gut gelungene Federhall-Emulation bei. Das Volante ist mit vier simulierten Tonköpfen ausgestattet, deren Abstand man mit dem Spacing-Regler verändert. Eine derartige Vielfalt an Delaypattern habe ich bisher bei keinem anderen Delaypedal gehört. Der letzte im Bunde ist der mittig gelegene Time-Regler für die stufenlose Einstellung der Echowiederholungen. Mit dem benachbarten Speed-Schalter lässt sich die Delaytime auf half, normal und double einstellen, wobei Double die kürzeste Echozeit mit einer Spannbreite von 100 Millisekunden bis hin zu einer Sekunde bietet. Die Normal-Einstellung reicht von 200 Millisekunden bis zwei Sekunden und in der Half-Einstellung beginnt die Echoverzögerung bei 300 ms und endet bei ganzen vier Sekunden. Bei der Verdopplung oder Halbierung ändert sich hier zwar nicht der Frequenzgang der Echowiederholungen, dafür aber die Geschwindigkeit der simulierten Gleichlaufschwankungen.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Bedienoberfläche ist klar strukturiert, wobei einige der neun Potis mit Doppelfunktionen belegt sind.

Kommen wir zum zweiten Miniswitch mit der Bezeichnung Type. Hier kann man den grundlegenden Klang der Echos anwählen. Zur Auswahl stehen Drum, Tape und Studio. Das Pedal ist mit einer Doppelreihe von vier Drucktastern ausgestattet, von denen die obere Reihe für die Aktivierung der vier simulierten Tonköpfe zuständig ist. Mit der unteren Reihe bringt man die jeweiligen Tonköpfe in den Feedbackmodus. Wenn man sie nicht aktiviert, gibt es auch nur eine Echowiederholung. Im Zusammenspiel mit der unteren Tastenreihe und einigen der Potis gibt es mehrere Doppelfunktionen, mit denen man tiefer in die Programmierung eingreifen kann. Hier lässt sich beispielsweise die Länge des Federhalls, das Stereopanorama der Tonköpfe und das Abspeichern eigener Soundkreationen realisieren. Im vorderen Bereich befinden sich drei Fußtaster, die ebenfalls mit Doppelfunktionen ausgestattet sind. Hier kann man das Pedal ein- und ausschalten, das Tempo tappen, zwei vorprogrammierte Sounds abrufen und wahlweise den integrierten Looper bedienen.

Fotostrecke: 4 Bilder Auf der Stirnseite haben sich alle Anschlüsse versammelt.

Die Stirnseite

Das Volante kann mit allem aufwarten, was man von einem modernen Effektgerät erwarten sollte. Das Gerät besitzt je zwei Ein- und zwei Ausgänge, wobei die linke Seite für den Einsatz im Monobetrieb fungiert. Neben dem Anschluss für ein optionales Expressionpedal befinden sich je eine MIDI-In- und -Out-Buchse. Um das Pedal mit Firmware-Updates versorgen zu können, hat man einen Mini-USB-Port integriert. Ein versenkt angebrachter Minischalter bringt das Gerät wahlweise in den Instrument- oder Line-Modus. Bliebe noch die 9V-DC-Buchse für ein Netzteil mit einer Leistung von mindestens 300 mA zu erwähnen.

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Praxis

Trotz einiger Doppelfunktionen ist die Bedienung des Volante nach einer kurzen Einarbeitungsphase einfach und selbsterklärend. Man dreht einfach so lange, bis es passt, und speichert den Sound auf einem der internen Speicherplätze ab. Per MIDI kann man hier natürlich weitaus mehr Presets abrufen. Klanglich hat man es dabei mit einer unglaublich guten Bandecho-Imitation zu tun, die sich mit dem Type-Regler in gewissen Grenzen anpassen lässt – insgesamt sind die Unterschiede nicht so weltbewegend, wie ich erwartet hätte. Im ersten Soundfile hört ihr einen chorusartigen Sound mit einer sehr kurzen Delayzeit, ohne Feedback und mit weit aufgerissenem Mechanics-Regler.

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Chorus Einstellung mit kurzer Delaytime und maximaler Mechanics Einstellung

Wenn es um Slapback-Echos geht, trennt sich bei digital erzeugten Delays schnell die Spreu vom Weizen, denn bei den meisten Pedalen klingt es weniger nach Country oder Rockabilly, sondern eher nach Waschküche. Beim Volante tritt dieser Effekt dank der simulierten Bandsättigung und Gleichlaufschwankungen kaum auf. Wichtig ist dabei, dass man möglichst nur eine Echowiederholung nutzt und leichte Gleichlaufschwankungen mit einer rotzigen Bandsättigung einstellt.

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Slapback-Delay

Dank der vier simulierten Tonköpfe bleibt klanglich wirklich kein Auge trocken und im Zusammenspiel mit dem Spacing-Regler sind die Möglichkeiten fast unendlich. Hier stelle ich euch die vier Tonköpfe einzeln der Reihe nach vor, beginnend ganz links und damit mit der kürzesten Delayzeit.

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Die vier Tonköpfe der Reihe nach

Der Spacing-Regler ist sozusagen der Sparringspartner der Tonköpfe, denn mit seiner Hilfe kann man ihren imaginären Abstand voneinander verändern. Dadurch lassen sich extrem viele unterschiedliche rhythmische Pattern stufenlos einstellen. Stellvertretend dafür stelle ich euch hier die vier Haupteinstellungen Even, Triplet, Golden und Silver vor.

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Die vier Einstellungen des Spacing Reglers

Einer der Multihead-Echo-Veteranen ist Hank Marvin von den Shadows, dessen Trademarksound ohne Delay im Grunde gar nicht denkbar gewesen wäre. Hier eine Adaption des Echosounds von Apache, den man mit einem normalen Delay nicht hinbekommt.

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Apache-Delay
Das Strymon Volante Pedal überzeugt mit einem hervorragenden warmen Bandecho-Sound.
Das Strymon Volante Pedal überzeugt mit einem hervorragenden warmen Bandecho-Sound.

Der besondere Reiz an alten Bandechogeräten sind die klanglich verfremdeten Echowiederholungen, die nicht wie eine Eins-zu-eins-Kopie klingen. Dank dieser Eigenschaft ordnen sie sich dem Originalsignal besser unter, als glasklare Echowiederholungen. Richtig interessant wird es aber erst, wenn man die Echos leicht anzerrt. So erhält man einen sehr schmutzigen Vintagesound.

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Stark angezerrtes Tape-Delay

Der simulierte Federhall ist ebenfalls gut gelungen. Er bringt je nach Einstellung einen sehr langen und tiefen Hall mit den typischen Artefakten, die man von klassischen Hallfedern kennt. Hier drei unterschiedliche Einstellungen der Federhall-Imitation mit einem gefälligen Gitarrenlick.

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Der Hall

Um das Eiern von Echogeräten mit abgenutzten Andruckrollen zu imitieren, hat Strymon das Pedal mit einem speziellen Algorithmus ausgestattet, der den ungleichmäßigen Bandtransport nachahmt. Dieser Effekt lässt sich stufenlos regeln und macht den Sound des Volante noch authentischer.

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Der Mechanics Regler

Die Unterschiede der drei Delaysounds sind zwar hörbar, aber längst nicht so drastisch, wie die Unterschiede zwischen einem glasklaren Digitaldelay und dem eher muffigen Analogdelay. Die Drum-Einstellung klingt mittig gesättigter und rauer als das Tape-Delay. Dafür bringt der Tape-Algorithmus zusätzlich zu den Gleichlaufschwankungen noch weitere und sehr feine Unregelmäßigkeiten in die Echowiederholungen. Der Klang der imitierten Studio-Bandmaschine ist hingegen am stabilsten und klarsten. Alle Sounds klingen klassisch und ausgewogen.

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Drum dann Tape dann Studio

Hier noch zwei Beispiele für den Einsatz als Stereo-Delay. Beim Volante kann das Panorama für jeden Tonkopf separat und stufenlos eingestellt werden. Somit lassen sich hier auch die abgefahrensten Pingpong-Einstellungen realisieren.

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Stereodelay Variante 1 Stereodelay Variante 2
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Fazit

Das Strymon Volante Delay-Pedal ist ein absoluter Ohrenschmaus für Leute, die auf den Sound von Band- und Trommeldelays und den dazugehörigen Vintage-Echomaschinen stehen. Das Gerät imitiert nicht nur den Frequenzgang dieser alten Schätzchen in eindrucksvoller Art und Weise, sondern auch die Gleichlaufschwankungen der Motoren und den Grad der Bandabnutzung. Dadurch klingen die Sounds durch die Bank organisch und authentisch. Da das Direktsignal nicht gewandelt wird, bleibt die Dynamik des Originalsignals vollständig erhalten. Im Gegensatz zu vielen anderen Delay-Pedalen hat man es hier aber nicht mit einer eierlegenden Wollmilchsau zu tun, die alle Echosounds dieser Welt nachahmen möchte. Hier geht es speziell um den Sound magnetischer Delay-Systeme wie dem Binson Echorec, dem Echoplex und dem Klang einer klassischen Studio-Bandmaschine. Und in dieser Disziplin ist das Pedal definitiv eine der besten Tape-Delay-Emulationen, die man derzeit kaufen kann. Deshalb besteht für Liebhaber alter Band- und Scheibenechos absolute Antestpflicht.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • hervorragender warmer Bandecho-Sound
  • Direktsignal bleibt analog
  • erstklassige Dynamik
  • Top-Verarbeitung
  • vier Tonkopfsimulationen
  • Bandverschleiß und Gleichlaufschwankungen werden authentisch imitiert
Contra
  • keins
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Strymon Volante Test
Für 407,00€ bei
Das Strymon Volante Delay überzeugt auf ganzer Linie und ist definitiv eine der besten Tape-Delay-Emulationen, die man derzeit kaufen kann.
Das Strymon Volante Delay überzeugt auf ganzer Linie und ist definitiv eine der besten Tape-Delay-Emulationen, die man derzeit kaufen kann.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Strymon
  • Bezeichnung: Volante
  • Art: digitales Multi-Head Magnet-Delay Effektpedal mit Federhallsimulation
  • Herkunft: USA
  • Delay-Modes: Drum, Tape und Studio
  • Prozessor: SHARC DSP, 32-bit Floating Point Prozessor
  • Regler: Rec Level, Mechanics, Repeats, Time, Echo Level, Low Cut, Wear, Spacing, Spring
  • Schalter: Type, Speed, Inst/Line
  • Drucktaster: 4 x Playback, 4 x Feedback
  • Fußschalter: On/Hold, Favorite/Pause, Tap/Splice/Hold
  • Anschlüsse: Left In (Mono), Right In, Left Out, Right Out, Expressionpedal, Midi In, Midi Out, USB, 9V-DC-Buchse
  • Bypass: True Bypass/analog buffered Bypass schaltbar
  • Stromaufnahme: 300 mA
  • Batteriebetrieb: Nein
  • Maße: (L x B x H) 114,3 x 177,8 x 44
  • Gewicht:
  • Ladenpreis: 435,00 Euro (April 2019)
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