Midas 502 Test

Der Midas 502 ist ein Mikrofonvorverstärker im 500er-Formatmit allen herkömmlichen Einstellungsmöglichkeiten und ein paar Zusatzfeatures.

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Anders als „herkömmliche“ Preamps verfügt der Midas 502 über ein Hoch- und ein Tiefpassfilter und einen TX-Modus-Schalter, welcher einen Transformer im Ausgang dazuschaltet und somit eine Klangfärbung erzeugt.
Midas, 1970 in London gegründet, gilt bis heute als etablierter Hersteller von Mixingkonsolen, die im Livebetrieb ihr hauptsächliches Arbeitsfeld finden. Seit 2009 ist Midas Teil der Music Group und trotz der hauseigenen Konkurrenz, dem Behringer X32, gilt das sehr ähnliche Midas M32 nach wie vor als Go-to-Konsole für viele renommierte Live-Tonmeister. Nun schließt sich Midas mit dem Mikrofonvorverstärker 502 und zwei weiteren Modulen dem 500er-Markt an. Da die 500er-Serie nahezu ausschließlich im Studiobetrieb ihre Nutzung findet, ist dieser Schritt durchaus überraschend.

Details

Ein Blick auf den Midas 502

Die erste Besonderheit des Midas 502 begegnet einem bereits beim Auspacken des Moduls: Es wird in einem Holzetui geliefert, das einen hochwertigen Eindruck vermittelt.

Der Preamp verfügt sowohl über eine Eingangs- als auch Ausgangsreglung. Das Input-Gain-Poti ist gerastert. Alle Tasten des Midas 502 sind mit LED-Leuchten ausgestattet und geben dem Nutzer schnell einen Überblick über die an- oder abgewählten Funktionen. Der 502 lässt einen Eingangspegel von +24 dBu zu und funktioniert ohne Pad-Schaltung.

Fotostrecke: 4 Bilder Das geschlossene Preamp-Modul in der seitlichen Ansicht.

Der Input-Gain-Regler schaltet in 5dB-Schritten und kann das Signal um bis zu 60 dB anheben. Der Output-Regler rotiert stufenlos und kann das Signal um 20 dB sowohl anheben als auch absenken. Im TX-Modus regelt das Output-Poti vor allem den Kolorationsanteil des Signals. 

Selbstverständlich kann der Midas 502 Kondensatormikrofone verarbeiten und bietet dementsprechend 48 V Phantomspeisung. Auch eine 180°-Phasendrehung ist möglich. Anders als viele Vorverstärker bietet der Midas 502 einen Tief- und einen Hochpassfilter, deren Technologie aus Midas’ altbewährten XL4-Mischpulten entnommen wurde. Der Tiefpass lässt sich von 1 kHz bis 40 kHz regeln, der Hochpass von 10 Hz bis 400 Hz. Ein vergleichbares Produkt gibt es vom Hersteller Ocean Audio, den Ocean Audio Micpre II 500.

Fotostrecke: 3 Bilder Ansicht des geöffneten Moduls, oben rechts sieht man den Übertrager

Praxis

Der Testlauf

Der Midas 502 ist sauber und gründlich verarbeitet. Natürlich erwartet man in diesem Fall keine Handarbeit und auch das Design lässt keinen erstaunen. Es handelt sich um ein solides, pragmatisch gestaltetes Produkt. Die Haptik der Potis und Tasten gibt einem auch ein gutes Gefühl.

Die drei 500er-Module von Midas im Testbetrieb, eingebaut in die Fix-Konsole.
Die drei 500er-Module von Midas im Testbetrieb, eingebaut in die Fix-Konsole.

Mein Test beginnt mit Pink Noise, welches ich durch den Midas 502 schicke. Die Filter reagieren akkurat und einwandfrei. Auch die Gainschritte stimmen.
Was jedoch sofort ins Auge fällt, sind zwei Punkte. Das Frequenzspektrum des 502 ist nicht linear. Bei etwa 80 Hz kommt es zu einer sehr breiten Anhebung im Bassbereich, sowohl mit als auch ohne TX-Schalter. Außerdem gibt es beim Betätigen des TX-Schalters keine Veränderung.
Wie in jedem meiner Tests folgt auf Pink Noise die menschliche Stimme. Hier bestätigt sich leider die „Anomalie“ des Frequenzspektrums. Die Stimmenaufnahme klingt, als hätte ich einen High-Shelf-Filter verwendet und die hohen Frequenzen abgesenkt. Midas verspricht wortwörtlich eine kristallklare Reproduktion der Schallquelle, vor allem bei hohen Pegeln. Leider ließ sich dieses Phänomen nicht herstellen und so hatte ich auch bei lauten Pegeln eine ähnliche, wenn nicht sogar die selbe Färbung auf der Stimme.  

Audio Samples
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Stimme

Im zweiten Teil des Tests habe ich den Midas 502 mit einer Akustikgitarre ausprobiert. Hier erscheint die Anhebung im Bass allerdings als Vorteil. Die Gitarre klingt ohne EQing sehr warm und voluminös und auch die Dämpfung der Obertöne entspricht durchaus meinem Geschmack.
Der TX-Schalter scheint für mich mehr Obertöne und Brillianz zum Signal hinzuzufügen. Anders als im Frequenzspektrum, ist hier ein klanglicher Unterschied festzustellen. Nach dem durchaus ernüchternden Stimmentest, komme ich zu der Einsicht, dass der Midas 502 wohl kein Gerät für jede Aufgabe ist. Es lassen sich jedoch durchaus passende Arbeitsfelder finden.

Audio Samples
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Gitarre, Lowcut 80 Hz Gitarre, Lowcut 80 Hz, TX

Fazit

Der Mikrofonvorverstärker Midas 502 ist ein handelsüblicher Preamp, der mit Tief- und Hochpassfilter sowie einem Vintage-Mode ein paar brauchbare Extras mit sich bringt. Der Preis des Moduls sorgt dafür, dass ein potenzieller Käufer nicht lange nachdenken muss. Jedoch erhält man einen Preamp der aufgrund seiner Eigenschaften oder Defizite (je nach Perspektive) sich selbst klanglich einschränkt. Dennoch lassen sich für den Midas 502 brauchbare Einsatzfälle finden. Vor allem, wenn ein transparentes Signal nicht gewünscht ist, wie etwa bei verzerrten Gitarren. Der 502 wird mit Sicherheit Anklang bei Homestudiobesitzern und Brancheneinsteigern finden, da man für sehr wenig Geld ein solides Produkt erhält, welches sogar den Namen eines renommierten Herstellers trägt.

Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • preisgünstiger Preamp mit gängigen Einstellungen
  • Hochpass und Tiefpass
  • TX Mode (Klangfärbung)
Contra
  • keine transparente Signalqualität ohne TX Mode
  • kein lineares Frequenzspektrum
Artikelbild
Midas 502 Test
Für 159,00€ bei
Midas_502_Test_8
Features und Spezifikationen
  • Mikrofonvorverstärker im 500er-Format
  • Tiefpass und Hochpass
  • TX Mode
  • Preis: € 149,– (Straßenpreis am 26.4.2019)
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Kommentieren
Profilbild von HM

HM sagt:

#1 - 02.05.2019 um 08:13 Uhr

3

Sicher haben - wie ich auch - viele Leser auf die Tests der Midas 500 Module gewartet. Leider bin ich enttäuscht - nicht von den Modulen, sondern von dem doch sehr oberflächlichen Test. Eine 17 sekündige Sprachaufnahmen, die man sich vor lauter Popgeräuschen mehrfach anhören muss um überhaupt zu verstehen, was dort in das Mikrofon genuschelt wird, ist nicht sonderlich aussagekräftig. Immerhin weiß man jetzt, welch hochwertige Wandler der Tester benutzt. Das hilft den Lesern aber nur wenig bei der klanglichen Einschätzung der Module. Außerdem hätte auch hier der Lowcut bei 80 Hz sicher Abhilfe schaffen können. Warum wird er bei der Gitarre genutzt - bei der Stimme allerdings nicht?! Schade ist auch, dass zwar eine Empfehlung für „verzerrte Gitarren“ abgegeben wird, diese aber offenbar nicht getestet wurden. Sorry Bonedo - da bin ich weitaus bessere Test von euch gewohnt. Bitte behaltet euren hohen Standard bei!

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altesHaus sagt:

#2 - 09.05.2019 um 12:17 Uhr

2

Vermutlich hat Behringer die Dinger im hauseigenen Rack getestet-L6 oder L10 , In den Midas Racks haben Module wie der NEVE88RLB sehr schwammige Bässe, vermutlich liegts an den Schaltnetzteilen. Da haben sie dann bei dem MIDAS Pre die Bässe wieder angehoben um auszugleichen............Im Midas EQ und COMP stecken neuerdings Lundahl LL5402 Transen-immerhin

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HM sagt:

#3 - 16.09.2020 um 09:47 Uhr

3

Hinweis: Die aktuell erhältliche Version wurde still und heimlich in der Produktbezeichnung um ein „V2“ ergänzt. Auf dem Modul ist dies Kürzel nicht zu finden - optisch ist alles unverändert. Schaut man aber genauer hin, dass ist der Überträger entfernt worden. Hinter dem verbliebenen TX Schalter verbirgt sich nun ein zweiter Ausgangskanal … wenn denn der 500er Rahmen ein Aux Option anbietet …
Schade … und am Ende dann doch wieder eine etwas fragwürdige Aktion von Behringer.

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