Behringer Vintage Series: BVR84, BV44, BV4038, BV635, BV-Bomb Test

Die USB-Mikrofone der Behringer Vintage Series wissen zu polarisieren: Das Design ist auffällig “retro” und diversen Mikrofonklassikern entliehen. Einige werden das schön finden, andere albern. Technisch sind alle mit Kondensatorkapseln ausgestattet, wenngleich die optischen Vorbilder keine Kondenser sind. Allesamt sind die Behringer-Vintage-Mikros einfache USB-Mikrofone, die per USB-C-Datenkabel an den Host angeschlossen werden. 

Behringer Vintage Series USB-Mikrofone: BVR84, BV44, BV4038, BV635 und BV-Bomb

Fünf verschiedene Mikrofone gibt es in der Behringer Vintage-Serie: Behringer BVR84, Behringer BV44, Behringer BV4038, Behringer BV635 und eines mit dem durchaus fragwürdigen Namen Behringer BV-Bomb.

Details

Die Vorbilder der Behringer-Vintage-Mikrofone im Test

Das Behringer BV4038 zeigt durch Nummer in der Produktbezeichnung und die Form, woher die Formgebung stammt: Das STC/Coles 4038 ist eines der beliebtesten und bekanntesten Bändchenmikrofone. Das aus England stammende Mikrofon wird seit Jahrzehnten produziert und ist auch heute noch ein von vielen Usern geliebtes Ribbon-Mikrofon. Für Drum-Overheads, einige Streicher und Bläser, ab und an auch für Sprache und Gesang, besonders aber für Blumlein-Stereophonie wird es gerne benutzt.

Coles 4038 Clone USB
Fotostrecke: 3 Bilder Vorbild war beim Behringer BV4038 ganz eindeutig der englische Klassiker BBC/STC/Coles 4038.

Behringer BV44 hat hingegen das bekannteste amerikanische Bändchenmikrofon zum Vorbild, das RCA 44. Dieses wird mittlerweile von AEA gebaut, welche auch die Eigenentwicklung R84 auf den Markt gebracht haben. Das Behringer BVR84 ist zweifelsohne diesem nachempfunden. 

RCA Bändchenmikrofon Nachbau als USB-C-Mikro
Fotostrecke: 4 Bilder Vorbild war hier eindeutig das RCA 44 – ein klassisches US-amerikanisches Bändchenmikro.

Metro Goldwyn Mayer stand mit “The Bomb” wohl Pate für das Behringer BV-Bomb, wobei es auch viele andere kugelförmige Mikrofone gibt, vom Amroh 420 über das “Ball and Bisquit”/“Eightball” von Western Electric bis zum USB-Mikrofon Blue Snowball. Mikrofone mit elastischen Aufhängungen in großen Metallringen sind viele bekannt, etwa das Western Electric 600A oder das Görler Claravox. Das Western Electric 635 aber, ein klassisches US-amerikanisches Kohlewandlermikrofon, stand Pate für das Behringer BV635.

USB-Mikrofon von Behringer im alten Look
Fotostrecke: 5 Bilder Vorbild: Western Electric 635

Anhand von Bildern ist es nicht unbedingt sofort zu erkennen, dass die Behringer-Mikrofone BV-Bomb, BVR84, BV44, BV4038 und BV635 zwar optisch ihren Vorbildern sehr ähneln, aber deutlich kleiner sind. Ein weiterer Unterschied zu den “echten” Mikrofonen ist, dass diese selbstredend analoge Outputs besitzen. Und die Originale stammen aus den USA und Großbritannien, Behringer fertigt die Vintage Microphone Series in China. 

Behringer BVR84 contra AEA R84
Das Behringer BVR84 ist deutlich kleiner als das AEA R84.

Kleinmembran-Kondensatorkapseln in Behringers Vintage-Mikros

Ob Behringer BV4038, BVR84, BV44, BV635 oder BV-Bomb: In allen Mikrofonen werden Kondensatorkapseln mit 14 mm Durchmesser verwendet. Damit sind alle USB-Mikros Kleinmembran-Kondensatormikrofone. Die Kondensatorspannung muss nicht extern zugeführt werden, da die Rückseite elektretbeschichtet ist. Die Charakteristik ist nicht bei allen Mikrofonen identisch, was sicher nicht zuletzt auf die verschiedenen Gehäuse zurückzuführen ist. Jedoch bewegt sie sich bei allen Vintage-Mics zwischen Niere und Superniere. Nieren richten nicht so stark wie Supernieren, sind dafür aber von der Rückseite maximal unempfindlich. 

Frequenzgang und andere Daten

Der Frequenzgang der im Review getesteten USB-Mikros ist numerisch mit 50 Hz – 16 oder 17 kHz angegeben. In der Grafik zeigen sich allerdings deutlich Unterschiede zwischen BVR84, BV44, BV4038, BV635 und BV-Bomb, die man sicher auch hören wird. Der maximalie Grenzschalldruckpegel ist mit nicht unüblichen 132 dB SPL angegeben, allerdings für bereits 1% THD+N statt 0,5. Das bedeutet: Sie zerren vielleicht etwas früher bei sehr hochpegligen Signalen als manche andere Mikros. Allerdings sind auch diese Daten durchaus typisch für USB-Mikrofone dieser Preisklasse. USB-C ist der Übertragungsstandard, die Wandlung erfolgt mit 16 Bit und maximal 48 kHz. Sicher: Eine höhere Quantisaierung mit 24 Bit hätte nicht geschadet, wenn die analoge Technik vor der A/D-Wandlung diese Dynamik hergibt. Und obwohl 96 kHz als Samperate gang und gäbe sind, sei hier noch ein mal klar gesagt: Für ein USB-Mikrofon ist das allemal ausreichend. 

USB-Mikrofon, Port belegt
Die 48 kHz maximaler Samplerate sind ausreichend. Statt 16 hätten es aber durchaus 24 Bit Quantisierung sein dürfen.

Behringer Vintage Series in der Praxis

BVR84, BV44, BV4038, BV635 und BV-Bomb zeigen Detailverliebtheit 

Der Behringer Vintage Series Test hat gezeigt, dass das Unternehmen beim Entwickeln von BVR84, BV44, BV4038, BV635 und BV-Bomb durchaus Detailverliebtheit gezeigt hat. Man kann natürlich unterschiedlicher Ansicht sein. Ich persönlich freue mich einerseits, dass jemand eine Hommage an die Mikrofongeschichte (und gegenwart) erstellt, in direkter Nachbarschaft zu den Mikrofon-Vorbildern kommen mir aber auch Begriffe von “niedlich” bis “albern” in den Sinn. Ein AEA R48 und ein Coles 4038 hatte ich im direkten Zugriff. Die Herstellungsqualität der Mikrofone st durchweg ordentlich, wenn man die Presigestaltung bedenkt. 

STC BBC Coles 4038 vs. Clone Behringer BV4038 USB-C
Korpus und Korb des Behringer-Mikrofons passen in die des Original-4038, so deutlich sind die Größenunterschiede.

Anschluss, Betrieb und Wunschliste

Alle USB-Mikros im Test haben ich problemlos mit den Macs verbunden und auswählen können. Damit lassen sich einfach und galant Signale aller Art aufnehmen. Allerdings wird es dann kompliziert, wenn zur Musik gesungen oder gespielt werden soll. Und auch, das eigene Signal ohne Verzögerung monitoren zu können, ist in vielen Situationen gar nicht mal so unwichtig: Dadurch lässt sich der Klang über das Mikrofon feststellen. Zum Beispiel ist es so, dass eine nahe Schallquelle mit deutlich mehr Bass aufgenommen wird als eine entfernte. Und gerade da, wo mit traditioneller Aufnahmetechnik kokettiert wird, wäre es schön gewesen, einen Kopfhörerausgang mit Direct Monitoring und regelbarem Verhältnis um Playback zu haben. Und wo ich schon aus meiner Wunschliste vorlese: Ein Gain-Regler ist zwar wie auch ein Monitoring vielleicht für Einsteiger eine kleine Hürde. Aber dadurch gäbe es bessere Möglichkeiten, die Verstärkung vor der Digitalwandlung anzupassen. Die Vintage-Mics von Behringer rauschen zwar nicht auffällig, aber auf der anderen Seite des Spektrums kann es Probleme geben. Wer etwa mit eher lauter Stimme aus geringem Abstand in die Mikrofone spricht, verzerrt das Signal schnell einmal.

Die mitgelieferten Dreifüße machen aber deutlich, dass der angedachte Ort für die USB- Mikrofone die Schreibtischplatte ist. Damit beträgt der Abstand dann um die 30 Zentimeter, was auch das klangliche Ideal für diese Produkte darstellt. 

USB-Mikrofon von Behringer auf Tisch-Stativ
BV44 auf Tripod

Klangeigenschaften

Durch die Kondensatorkapsel ist das Signal höhenreicher, klarer, “kantiger” und detaillierter als mit den meisten Tauchspulenmikrofonen. Das ist zunächst einmal eine neutrale Wertung, denn alles hat seine Daseinsberechtigung, seine Aufgabe und seinen Reiz. 

Audio Samples
0:00
Behringer BV635 Behringer BV-Bomb Behringer BV44 Behringer BVR84 Behringer BVR4038 AEA R84 Coles 4038 Kleinmembran-Referenz

Ich hatte nach der Vorab-Info Mitte 2021 ja gedacht, dass die Mikrofone zwar unterschiedlich aussehen, aber im Behringer Vintage Series Test doch gleich klingen – und mit den Vorbildern nicht viel zu tun haben werden. Nun klingen digital emulierte Klassiker sicher deutlich ähnlicher, aber man kann in den Mikrofonenklängen durchaus eine kleine Verwandtschaft zum Original erkennen. So klingt das Behringer BV635 ein wenig “dosig”, aber es transportiert den Sound, den man mit der Optik assoziert. Und es zeigt sich, welchen Einfluss Gehäuse auf den Klang haben: Schnippe ich gegen den Ring, kann man die Resonanzen des Rings und der Federn wahrnehmen, die sich – gemeinsam mit den Resonanzen des vorstehenden Rings vor der Kapsel – auch im aufgenommenen Signal wiederfinden. Was bei Studiomikrofonen eigentlich als negativ angesehen wird, wirkt beim Behringer BV635 durchaus charmant und eben “retro”. Besser als BV-Bomb gefallen haben im Test BVR84, BV44 und BV4038 – ob hier Gehäuse, Abstimmung oder Fertigungstoleranzen die bestimenden Faktoren sind, lässt sich nicht genau bestimmen. 

Dass bei allen USB-Mikrofonen bei sehr naher Besprechung Popplaute auftreten, ist nicht verwunderlich und kein Makel, sondern eine Fehlbedienung. Dass die Mikrofone schnell in die Übersteuerung geraten, gefällt mir nicht so gut. Dafür rauschen sie zwar insgesamt weniger, der beste Weg wäre aber das angesprochene analoge Gain gewesen. 

Altes Mirkofon mit neuer Technik
BV635

Fazit

Der Test der Behringer Vintage Microphone Series, bestehend aus BVR84, BV44, BV4038, BV635 und BV-Bomb, hat gezeigt, dass die kleinen USB-Mikrofone nicht nur ein nette Deko sind, sondern tatsächlich einen vernünftigenStimmenklang liefern. Ja mehr noch: Sie klingen ein klein wenig nach den Vorbildern. Die professionelle Nutzbarkeit erscheint durch die Abwesenheit von Bedienelementen und Kopfhörerausgang etwas eingeschränkt. Aber wer ein simples USB-Mikrofon für die klassischen Schreibtischaufgaben Podcasting, Videotelefonie und ab und an die Aufnahme eines Instruments sucht, das Klassikermikrofonen nachgebildet ist, findet in dieser Auswahl sicher etwas.

Fünf USB-C-Mikrofone von Behringer im Vintage-/Retro-Look
  • USB-Mikrofone
  • Kleinmembran-Kondensatorkapseln (Backplate-Elektret)
  • Richtcharateristiken: Niere oder Superniere
  • Frequenzgänge: 50 Hz – 16 oder 17 kHz
  • USB: USB-C-Anschluss, 16 Bit, 44,1 kHz
  • Lieferumfang: Stative und USB-Kabel
  • Hergestellt in: China
  • Website der Vintage Series
  • Preise: je nach Modell 85,- bis 149,– Euro (Straßenpreise am 17.3.2022)

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • optisch ansprechende Kopien klassischer Mikrofone
  • ordentliche Klangeigenschaften
  • unterschiedliche Klangcharakter der verschiedenen Mikros
Contra
  • kein Gain und Monitoring
Artikelbild
Behringer Vintage Series: BVR84, BV44, BV4038, BV635, BV-Bomb Test
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Behringer Vintage Series: BVR84, BV44, BV4038, BV635, BV-Bomb

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