XLN Audio ADPak Indie und MIDIPak Indie Rock Test

Die Schlagzeug-Emulation gehört zu den Klassikern im Musikproduktionsgeschäft. Angefangen bei ersten analog-elektronischen Rekonstruktionsversuchen und Drum-Pads, über Hardware-Sampler mit Kilobyte-kleinen Speicherplätzen, hin zu den modernen Computer-basierten und teilweise Gigabyte-schweren Multi-Sample-Boliden; die Hintergründe und ästhetischen Ansprüche sind vielfältig, sich gegen die Aufnahme eines echten Schlagzeugs zu entscheiden.  

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Die Addictive Drums Erweiterung ADPak Indie

Am Ende läuft es aber immer auf die beiden Ur-Probleme hinaus: Eine gute und „echte“ Aufnahme ist aufwendig und damit relativ teuer, da viele gute Mikros, sehr gute Wandler, aber vor allem ein gut klingender Raum inklusive Drum-Set benötigt wird. Und am Ende steht und fällt der vollzogene Aufwand gänzlich mit dem Talent des Drummers bzw. Editors.Die Vorteile der Sample-Büchsen liegen im Reziproken also klar auf der Hand: Unkompliziert und im Verhältnis ein Schnäppchen! Dementsprechend groß ist logischerweise der Markt auf dem authentischen PlugIn Produkten feil geboten werden. Neben den Native Instruments Klassikern und Allround-Waffen Battery und Kontakt, welcher mit zahlreichen Erweiterungen mittlerweile auch in der Realismus-Abteilung sehr mächtig geworden ist, sind hier vor allem auch die Gigabyte-Brocken Toontrack und BFDzu nennen. Und da wir zu den Guten gehören, haben wir die selbstverständlich auch schon alle für euch getestet. Ihr findet die entsprechenden Links im Text, als auch auf unserer bonedo.de Seite, unter dem Text, in “Verwandte Artikel”.XLN Audio, der Hersteller unseres heutigen Testkandidaten, verfolgt mit seinen Addictive Drums aber ein etwas anderes Konzept. Insgesamt werden hier viel weniger Samples benutzt und es findet eine Reduktion auf die wichtigsten und dabei unterschiedlich-klingenden Drum-Sets statt. Hinter dem Link findet ihr den entsprechenden Test des Hauptprogramms!Das umfangreiche, interne und ausgebuffte Processing von AD, wie es in Vorproduktions- und Songwriter-Kreisen gern genannt wird, ermöglicht es einem aber dennoch, die mitgelieferten Klänge nach eigenem Gusto hin zur Extreme zu verbiegen. Dennoch kann sich auch dieser Nischen-Anbieter nicht dem großen Strom entziehen, und präsentiert mit den Addictive Drums „abhängigen“ ADPaks Genre-typischen Sample-Nachschub und mit den MIDIPaks entsprechende Grooves für die eingebaute Library in Form fertiger MIDI-Beats. XLN Audio wäre aber nicht XLN Audio, wenn sie das Ganze nicht dennoch mit ihrem avantgardistischen Minimalismus verfolgen würden. Statt uns User mit Material zuzusch…ütten, konzentriert man sich hier deshalb teilweise lieber auf auch nur ein (1) neues Kit, was dem besonderen Verwendungszweck nach aber entsprechend aufwendig aufgenommen wurde. Stück für Stück werden wir uns in weiteren Tests allen ADPak Erweiterungen nähern. Freut euch also auf: Indie, Retro, Metal, Funk, Reel Machines, Jazz Brushes und Jazz Sticks. Unser Klischee des Tages heißt aber erst mal „INDIE“ und, der Zufall will es, passend dazu gibt es auch ein optionales MIDIPak namens „Indie Rock“. Na dann, schauen wir uns unsere ersten Beiden doch mal genauer an!

DETAILS

Grundsätzliches zu Addictive Drums:
Hinter dem Namen Addictive Drums verbirgt sich ein VST, AU und RTAS PlugIn, was den Klang eines Schlagzeugs nachbildet. Man bindet es als ein Software-Instrument in der DAW der Wahl ein und editiert anschließend die Klangerzeugung über ein so genanntes Graphical User Interface (GUI). Gesteuert wird es dabei von gewöhnlichen MIDI Notenbefehlen bzw. Automationen. Selbstverständlich gibt es auch eine Menge Presets, welche unterschiedlichste Klanggestaltungen bieten. 
Das Hauptprogramm Addictive Drums
Das Hauptprogramm Addictive Drums

Da bereits von Haus aus auch viele, grundlegende MIDI-Beats mit an Board sind, reicht es für Vorproduktionszwecke oftmals aus, nur den richtigen Groove mit Variationen heraus zu suchen, um ihn dann per “Drag and Drop” in das entsprechende Arrangement zu ziehen. Das ist in etwa so einfach wie zwei LEGO-Steine zusammenzustecken.  
Wer dennoch an den Beats feilen möchte, der kann dies natürlich auch gern tun. Im Editor der DAW lassen sich die einzelnen MIDI Noten der mitgelieferten Beats ja, wie gewohnt, unkompliziert bearbeiten oder auch kopieren. Start/Stopp Synchronisation zum Host und Anpassung an das Songtempo gehören auch zur Selbstverständlichkeit des integrierten MIDI Beat Browsers. Addictive Drums ist allerdings ein geschlossenes System, eigene Sounds lassen sich demzufolge nicht importieren. Nur dank der sehr pragmatischen, eingebauten und umfangreichen Audioeffekte ist hier ein eigenes Klangwirken möglich. 
Und um uns aus diesem Dilemma zu befreien, gibt es die ADPaks und MIDIPaks. Beides Erweiterungen, die ohne vorhandene Addictive Drums Installation, allerdings nicht lauffähig sind. 
ADPak Indie und MIDIPak Indie Rock
Der Genre-Begriff „Indie“ ist zunächst einmal ein wenig schwammig. Abgeleitet vom Englischen Wort „Independent“ war damit ursprünglich die wirtschaftliche Unabhängigkeit kleiner Plattenlabels von den Majors gemeint.
Klanglich steht „Indie“ heutzutage in der Regel für einen individuellen bis progressiven Musikansatz, für einen Gegenentwurf zu Mainstream-Produktionen. Die Indie-Welt steht grundsätzlich mehr auf Sounds, die mit dem Charme und der Energie klanglicher Unsauberkeiten arbeitet, mit hörbarer Sättigung, mit färbender Kompression und mit überwiegend warmen oder auch ausgefallenen Klangcharakteristiken. 
Die Addictive Drums Erweiterung ADPak Indie
Die Addictive Drums Erweiterung ADPak Indie

Es muss für den Indie-Sound zwar nicht zwangsläufig Retro- oder Analog-Equipment zum Einsatz kommen, Bandmaschinen und Analoges Outboard werden hierfür aber immer wieder gern genommen. Womit wir beim Testkandidaten angelangt wären. 

Das Addictive Drums Erweiterungspaket „ADPak Indie“ beinhaltet Klänge eines aufwendig-gesampleten Custom-Schlagzeugsets, welches mit erlesenen Vintage-Mikrofonen, einer Studer A80 Bandmaschine und einer Neve 8048 Konsole im Göteborger „Svenska Grammofon Studio“ aufgenommen wurden. 
Mit dem ADPak Indie erhält man dann so komplexe und aufwendig gescriptete Multi-Samples des folgenden Kits, die natürlich auch unterschiedliche Spieltechniken beinhalten. 

  • Kick: Ice Custom Shop 26 X 14”
  • Snare: Premier Keith Moon Signature 14 X 5,5”
  • Rack Toms: Ice Custom Shop 13 X 10” Hi, 13 X 10” Lo
  • Floor Toms: Ice Custom Shop 16 X 16” & 18 X 16”
  • Cymbals: Paiste 2002 & Signature
  • Hi-Hat: Zildjian K 15”

Auf der XLN Website kann man sich auch noch eine kostenlose alternative Bassdrum herunterladen: Eine 22 x 16“ Ludwig Vistalite, gespielt mit einem Kunstoffklöppel. Sie klingt wuchtiger, bassiger als die Kick des Ice Custom Shop Kits. 
Eine genretypische Besonderheit des Indie ADPaks ist der Schellenkranz, im „Xtra“ Feld findet man hier ein Exemplar von „Rhythm Tech“. Gesampelt wurden beide Schüttelrichtungen sowie ein Stick-Schlag auf den Schellenkranz.
Flankiert wird unsere Untersuchung des ADPaks von einem sogenannten MIDIPak, das weitere MIDI-Beats der Stilistik „Indie Rock“ bereithält und online für zusätzliche 19,- Euro erworben werden kann. Es enthält insgesamt 150 MIDI Files: 20 verschiedene, live eingespielte Beats mit Variationen und Fills sowie zehn Songs, die in die üblichen Teile Intro, Strophe, Refrain usw. unterteilt sind.
Die Addictive Drums Erweiterung MIDIPak Indie Rock.
Die Addictive Drums Erweiterung MIDIPak Indie Rock.

PRAXIS

Die Installation des „ADPak Indie“ verläuft ohne Komplikationen, die erste Hürde ist im Flug genommen. Anschließend lade ich mir das „MIDIPak Indie Rock“ aus dem XLN Webshop, was nur niedliche 712 KB Speicherplatz benötigt. Auch dessen Installation bereitete keine Probleme.

Die Benutzung von Addictive Drums ist sehr intuitiv, ich habe mich hier nach kurzer Orientierungsphase sofort gut zurechtgefunden. Das Heraussuchen der mitgelieferten Beats oder der Beats des optionalen MIDIPak Indie Rock ist dank flexibler Suchmaske sehr einfach. Tempo- und Sync Buttons machen die Integration ins Arrangement kinderleicht. Wer an den Beats noch editieren möchte, der zieht sich den Beat mit der Maus einfach in das Arrangierfenster seiner DAW und kann dann nach Herzenslust „Balken schieben“. In Logics Pianorolle sieht das dann so aus:

Richtig Spaß macht es, auf der „Edit“ Seite an den Sounds zu drehen. Pitch, Tief- und Hochpassfilter, Equalizer, ADSR Hüllkurve, Kompressoren, Verzerrer und Bandsättigung bieten viele Klangmöglichkeiten. Detaillierte Auswirkungen der Effekte könnt ihr auch in den Videos unseres Tests von Addictive Drums 1.5 hier anschauen.
Auf alle Einzelsounds kann man selbstverständlich Einfluss nehmen, aber auch der Overhead-Mix, Raum, Bus und Master können mit Effekten belegt werden! Zwei getrennt ansteuerbare Hall-Prozessoren runden die Sache ab, wobei man diese in der Regel eher für speziellere Klangkreationen einsetzen dürfte, da das regelbare und wirklich gut klingende Raumsignal für einen realistischen Schlagzeugsound bestens ausreicht.
Viele Presets liefern dem Benutzer unterschiedliche Klänge und demonstrieren eindrucksvoll, wozu Addictive Drums aufgrund seiner integrierten Effekte klanglich in der Lage ist. Und natürlich lässt sich das Indie Kit auch mit den Schlagzeug-Komponenten des Addictive Drums Basis Programms oder auch anderer ADPaks kombinieren! Eigene Klänge kann man, wie bereits erwähnt, leider nicht in AD importieren.
Audio Samples
0:00
ADIndie 01 Preset Basic Dry ADIndie 02 Preset Basic Room ADIndie 03 Preset OH Mix ADIndie 04 Preset Spike Stent3 ADIndie 05 Preset Spike Stent4 ADIndie 06 Preset Old And Dry ADIndie 07 Preset Abborren ADIndie 08 Preset Stutter FX

Und hier noch ein Beispiel, wie es klingt, wenn ich mit dem Attack-Parameter der Hüllkurve und dem Lowpassfilter das recht präsente „Ping“ der Ride abschwäche. Anschließend folgt ein Beispiel zum Schellenkranz sowie zu den Verzerrer Modi „Crunch“ und „Bitcrush“.
Audio Samples
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ADIndie 09 Ride Groove ADIndie 10 Ride Groove Attack Filter ADIndie 11 Schellenkranz ADIndie 12 EQ Filter Crunch Distortion ADIndie 13 Bitcrush Distortion

Insgesamt ist festzustellen, dass der Grundklang des Sample-Materials, sehr ausgewogen, warm und erdig ehrlich ist.
Der Fundus an mitgelieferten Beats ist beim ADPak Indie jedoch nicht sonderlich prall gefüllt, nur fünf Beats und zwei Songs warten hier auf ihren Einsatz. Wer größeren Bedarf an vorgefertigten Beats hat, der nimmt am besten gleich noch das dazugehörige MIDIPak „Indie Rock“ dazu. Hier werden 150 typische Beats dieses Genres angeboten, MIDI-Loops mit meist vier Takten Länge. Auch zehn Songs mit Intro, Strophen, Refrain usw. sind darunter. Der Screenshot zeigt die Songstruktur des Demo Song 001.
AD_Indie_07_Beats_Page
Audio Samples
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ADIndie 14 TO Beat002 No Tape Sat ADIndie 15 TO Beat002 Tape Sat Med ADSR ADIndie 16 TO Song001 No Tape Sat ADIndie 17 TO Song001 Tape Sat80 ADIndie 18 TO Song002 ADIndie 19 TSOOL Song4 ADIndie 20 TSOOL Song5

FAZIT

Mit dem ADPak Indie kann man Addictive Drums um ein druckvolles Kit mit warmer, erdiger Klangausrichtung erweitern. Perfekt für Gitarrenband-Musik und die nicht ganz so cleanen Spielarten des Pop. Wem die Standard Kits der Basis Software zu sauber klingen, der sollte hier zugreifen. Mich hat das ADPak Indie voll überzeugt, den Preis finde ich angemessen. Das MIDIPak „Indie Rock“ kann darüber hinaus eine sinnvolle Ergänzung für alle sein, die nicht gern selbst Beats programmieren oder solche per Controller einklopfen. Mit dem MIDIPak erhält man 150 weitere, gute Beats mit Live-Feeling, darunter 10 Songs mit den üblichen Parts wie Intro, Strophen, Refrains usw.

Pro:

  • Sehr guter Grundklang
  • Einfache Bedienung
  • Gute Klangbearbeitungsmöglichkeiten
  • Läuft stabil
  • Sample-Datenmenge relativ klein

Contra:

  • Kein Import eigener Samples
  • Keine Stand-Alone Version
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Die Addictive Drums Erweiterung ADPak Indie

Features:

  • ADPak Indie:
  • 11 Schlagzeug Komponenten + Schellenkranz
  • 52 Presets
  • Benötigter Festplattenspeicher: 539 MB
  • Indie Rock MIDIPak:
  • 150 zusätzliche MIDI Files
  • 20 live eingespielte Grooves mit Variationen und Fills
  • 10 komplette Songs unterteilt in Songparts
  • Benötigter Festplattenspeicher: 712 KB
  • Voraussetzung:
  • Addictive Drums
  • Format: VST, AU und RTAS
  • Systemanforderung: Mac: OS X 10.4, G5 oder Intel-Mac, 1GB RAM
  • PC: Windows XP, 2 GHz P4, 1GB RAM

Preis:

  • ADPak Indie: 59 Euro
  • MIDIPak Indie Rock: 19 Euro
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Sehr guter Grundklang
  • Einfache Bedienung
  • Gute Klangbearbeitungsmöglichkeiten
  • Läuft stabil
  • Sample-Datenmenge relativ klein
Contra
  • Kein Import eigener Samples
  • Keine Stand-Alone Version
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XLN Audio ADPak Indie und MIDIPak Indie Rock Test
Für 49,00€ bei
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