Universal Audio UAD Neve Dynamics Collection Test

Neve, Neve und noch mehr Neve – so muss es beim Brainstorming von Universal Audio zugehen. Das UAD Software Update 9.12 bescherte uns den 1084 EQ-Preamp, während das neue Update 9.13 den Neve 2254 E Limiter-Compressor mitbrachte – die Krönung quasi, neben den unzähligen anderen Neve-Kopien und Legacys!


Etliche Bugfixes und neue Features gingen mit den Updates ebenfalls einher, darunter auch das API Summing für Luna, das Update des Neve 33609, sowie der Unison Avalon VT-737sp Tube Channel Strip, Antares Auto-Tune Realtime Access, Sonnox Oxford SuprEsser DS (Sonnox) und der Diezel VH4 Amplifier.

Details

Geschichte des 2254Der Neve 2254 trat 1969 zum ersten Mal in Erscheinung und war als „Mono-Block“ Limiter/Compressor für die Neve-Consolen konzipiert, d. h., er wurde für Stereo entsprechend zweimal benötigt.

Er besitzt Transformer gekoppelte Eingangsstufen, die klanglich-entscheidende Dioden-Brücke und ist in Class-A ausgeführt. Als Vintage Unit ist ein “twenty-two fifty-four“ jedenfalls sehr gefragt, eher selten und damit entsprechend teuer.

Fotostrecke: 2 Bilder Der 2254 E in der Einzelausfu00fchrung fu00fcr Stereo und Mono.

Teuer, teuer, teuer

Gehandelt wird aber nur im Bundle und zusammen mit den überarbeiteten Versionen der „anderen“, schon seit einer Weile erhältlichen Neve Limter/Compressors 33609 C sowie dem CPU-schonenderen 33609SE.
Alle sind jetzt retinakonform, größer, deutlich besser lesbar und mit ein paar Extras ausgestattet. Das Ganze heißt „UAD Neve Dynamics Collection“ und kostet die wie üblich stolzen 299 Euro. 

Hilfreich sind die größere Optik sowie die virtuellen Ergänzungen von Features, die es bei den echten Boliden nicht gab. Darunter Sidechain-Filter, Dry-Wet-Blend, eine neue „Headroom“-Funktion sowie Stereo-Unlink – da hat man sich durchaus ein wenig was von bx Plugin Alliance abgeschaut.  

Stereo-Liebe

Vom 2254 gibt es außerdem zwei Varianten: einmal in Mono-Optik für Mono und Stereo – und einmal im Dual-Mono-Look für Stereo und Unlink-Stereo. Der 33609 ist übrigens immer in Dual-Mono mit optionaler Link-Funktion und, wie gesagt, in zwei Varianten mit je unterschiedlicher DSP-Last verfügbar.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Doppel-Version des 2254 ermu00f6glicht es einem, links und rechts getrennt zu bearbeiten.

AMS Neve bietet den 2254/R Mono Limiter/Compressor inklusive Total Recall und Win95-GUI übrigens aktuell für schlappe 2100 Euro an und den AMS Neve 33609 in Stereo gib es für 3500 Euro – nur mal so zum Vergleich. Die bessere Alternative dürfte indes der RND 5254 für 3700 Euro sein …

Der 2254 war ferner vollständig und diskret in Class-A gebaut und basierte grundsätzlich auf dem 33609. Der 33609 hingegen ist A/B-Class und war in verschiedenen leicht modifizierten Varianten (C, J, JD und N) erhältlich – mal mehr, mal weniger diskret. Beide verfügen über flexible Release-Zeiten bei Comp und Limiter, inklusive Auto-Release.

Der Attack beider ist relativ begrenzt einstellbar (Slow, Fast). Da der 2254 als der langsamere von beiden gilt und damit in manchen Fällen sogar zu langsam ist, gibt es beim UAD Neve sogar die Möglichkeit, den Release-Knopf herauszuziehen und die Release-Zeiten durch Acht zu teilen („/8“) – fancy, aber schon auch ein bisschen umständlich

Praxis

Vorweg muss ich sagen, dass ich das Original nicht wirklich kenne und den Klang der Plugins nur für sich selbst beurteilen kann – was ich aber gehört habe, hat mir gut gefallen!
Der Neve 2254 ist jedenfalls nix zum Reinprügeln, sondern man muss behutsam vorgehen, um gemütlich wenige dBs an Reduktion zu fangen – dann brilliert er. So peakmäßig auf digitalem Niveau fängt er relativ wenige Spitzen – das soll beim Original aber auch nicht anders und der Feedback-Schaltung geschuldet sein. Hierzu der Hinweis, dass ich deshalb gar nicht erst versucht habe, alle Audios auf das gleiche Loudness-Niveau zu bringen. Ich wollte lieber zeigen, wie viel es lauter bei gleicher Bitbreite wird. Manchmal musste ich zwar minimal mit einem zusätzlichen Limiter eingreifen – aber nun gut. 
Der 2254 ist für mich damit mehr Sound-Tool zum Mixen von Bussen als technischer Begrenzer für das Mastering. Er gibt gut Charakter und Groove weiter, ohne sich aufzudrängen. Das fällt mir besonders im Funky Beispiel positiv auf. Den Limiter des 2254 habe ich versucht, so oft wie möglich für die Beispiele zu verwenden – ohne hat es mir aber oft tatsächlich besser gefallen. Der Groove kam durch den Compressor zustande. Wie heißt es doch so schön: Nur weil man alle Optionen zur Verfügung hat, muss man sie ja nicht unbedingt ausreizen. 

Audio Samples
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## FUNKY BYPASS Neve 2254 u2013 FUNKY comp 2:1, auto [fav] Neve 2254 u2013 FUNKY fast comp 2:1, auto + fast auto limit [too much] Neve 33609 u2013 FUNKY limit [tighter] ## MARQUEE BYPASS Neve 2254 u2013 MARQUEE fast comp + slow limit Neve 33609 u2013 MARQUEE fast limit + slow compress ## BASS BYPASS Neve 2254 BASS – no comp, no limit – only drive ## DRUMS BYPASS Neve 2254 u2013 DRUMS Limit Neve 33609 u2013 DRUMS slow comp + fast limit Neve 33609 u2013 DRUMS slow comp + fast limit (smashed) ## GIT BYPASS Neve 2254 u2013 GIT Limit

Unschön fand ich indes die Tatsache, dass der 2254 per default lauter wird und es keine Möglichkeit im Plugin gibt, den Pegel abzusenken. Boosten kann man hingegen an vielen Stellen. Eine Möglichkeit, den Output abseits der DAW herunterzuregeln, wäre angebracht. Dreht man den Output auf und in der DAW herunter, erhält man eine schöne Sättigung – das Beispiel des Basses dient zur Veranschaulichung, denn hier waren Comp und Limiter des 2254 ausgeschaltet und nur der interne Gain aufgedreht. 
Kommen wir kutz nochmal zum 33609 – im Vergleich überzeugt der Limiter mit seinem modernen transparenten Klang. Den Compressor selbst fand ich nicht so toll wie beim 2254 – genau umgekehrt wie beim 2254, möchte man meinen. Das Bundle zum Kombinieren beider macht also Sinn, ist aber auch schon ein wenig dekadent. Auf einem Arrow oder Solo bekommt man gleichzeitig beide auf – mehr geht DANN aber auch nicht mehr! 

Fazit

Die Neve Dynamics Collection kann mich überzeugen. Insbesondere der Compressor des neuen 2254 macht schöne runde Mixe und klebt lecker zusammen. Die verschiedenen Plugins bieten unterschiedliche Ansätze, die sich gut ergänzen – riesige Unterschiede sind zwischen ihnen aber nicht auszumachen. Der Look ist selbstverständlich top, die Bedienung geht ebenfalls gut von der Maus, sodass ich das Bundle grundsätzlich uneingeschränkt empfehlen kann. Günstig ist das Ganze aber nicht, dennoch ist UAD mit den dicken Fischen von Softube oder Plugin Alliance preislich auf einer Augenhöhe : 4,5 Sterne.

Pro


  • Neve 2254 E und 33609 C Emulation für UAD-2

  • sehr buttrig-edle Compression

  • Mono/Stereo/Unlink



Contra


  • GUI auf Nicht-Retina-Displays recht klein

Features


  • Neve 2254 E und 33609 C Emulation für Universal Audio UAD

  • verschieden Stereovarianten


Preis

  • 
EUR 299,- Bundlepreis (Straßenpreis am 18.11.2020)

  • EUR 149,- für das Upgrade vom „alten“ 33609
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Neve 2254 E und 33609 C Emulation für UAD-2

  • sehr buttrig-edle Compression
  • 
Mono/Stereo/Unlink
Contra
  • GUI auf Nicht-Retina-Displays recht klein
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Universal Audio UAD Neve Dynamics Collection Test
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