Traben Chaos Core BKW Test

Eine Gemeinsamkeit zieht sich durch die gesamte Modellpalette der amerikanischen Firma Traben, denn alle ihre Bässe verfügen über eine extrem massige Stegkonstruktion gemäß dem Slogan der Firma: Bigger Bridge – Bigger Tone. Bei den Modellen aus der Chaos Collection ist dieses Detail zwar am wenigsten offensichtlich, aber auch diese Baureihe besitzt konsequenterweise eine extrem massive Brücke, bei der sich allerdings ein großer Teil der Masse „unterirdisch“ im Korpus befindet und sich nicht wie bei anderen Bässen der Marke in meist wilden Flammenformen über den Korpus zieht.

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Auch sonst gibt sich die Chaos-Serie vergleichsweise gediegen, die Korpusform ist eher ergonomisch rundlich und zur optischen Verfeinerung stattet Traben die Bässe sogar mit „burled“ oder „quilted“ Maple-Decken aus. Ich knöpfe mir für diesen Test aus der Chaos-Collection das viersaitige Schraubhalsmodell „Core“ im „Black Wash Finish“ vor und bin gespannt, ob auch dieser Traben-Sprössling trotz seiner eleganten Optik rockt.

Details

Für den Korpus des Chaos Core hat Traben ein sehr leichtes Holz mit dem schönen Namen Paulownia gewählt. Paulownia, hierzulande unter der Bezeichnung „Blauglockenbaum“ bekannt, kommt ursprünglich aus dem asiatischen Raum und ähnelt in Maserung und Klangeigenschaften am ehesten der Sumpfesche, ist ähnlich weich und eben auch sehr leicht ist. Die Korpusform des Basses ist kompakt und modern, ergonomische Shapings an den Oberkanten und an der Rückseite sorgen dafür, dass das Instrument angenehm am Körper hängt und beim Spielen nirgends drückt. Der untere Cutaway ist zudem sehr weit ausgeschnitten und ermöglicht einen wirklich komfortablen Zugang bis zum 24. Bund. Auch das Finish mit der Bezeichnung „Black-Wash“ passt zur elegant-modernen Ausrichtung des Instruments. Der Lack ist mattschwarz und leicht transparent, wird auf der Oberseite zur Mitte immer verwaschener und durchsichtiger, sodass die schön gemaserte Wölkchenahorndecke durchscheinen kann. Auch der Kopfplatte hat man ein Wölkchenahornfurnier und das  Black Wash Finish verpasst, was die elegante Gesamterscheinung noch schlüssiger macht. Das Finish ist gut gemacht und sieht cool aus, die Oberfläche ist aber an manchen Stellen etwas rau. Ob dies von der Lackierung oder von der Bearbeitung der Holzoberfläche kommt, vermag ich allerdings nicht zu beurteilen, das Spielgefühl jedenfalls wird dadurch nicht beeinträchtigt.
Am Hals würde es mich stören, aber der ist bei meinem Chaos total glatt und fühlt sich mit seinem geschmeidigen Satinfinish wirklich gut an. Das mitteldicke C-Profil besteht klassisch aus einem Stück Ahorn, Traben macht also keine Experimente beim Halsmaterial und geht auch in Sachen Griffbrett auf Nummer sicher, hier kommt das tausendfach bewährte Palisanderholz mit seinen gutmütigen Klangeigenschaften zum Einsatz. Im Griffbrett sitzen 24 Bünde im Jumbo-Format, Lagenmarkierungen gibt es nur an der Griffbrettflanke, dafür aber ein schickes Traben-Inlay am zwölften Bund. Der Hals sitzt passgenau in der Korpusausfräsung und ist mit sechs Schrauben fixiert, einer optimalen Schwingungsübertragung in den Korpus sollte also nichts im Wege stehen.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Traben Chaos Core Bass kommt in einem eigenen Design daher

Kommen wir zur Hardwareausstattung des Chaos Core, die zumindest in der Theorie gut zur modernen Konzeption des Instrumentes passt. Die Stimmmechaniken kommen von Grover und sind gekapselt, sie laufen schön leicht, arbeiten präzise und halten die Stimmung. Für die Gurtbefestigung kommt ein Security Lock System zum Einsatz, was bei Bässen in dieser Preisklasse eher die Ausnahme ist. Die schweren Metallpins kommen von Marvel und funktionieren einwandfrei. Nachdem die Gegenstücke mit einer Rändelschraube am Gurt befestigt sind, können diese einfach auf die Pins am Bass gesteckt werden und halten dann auch wirklich zuverlässig.
In Sachen Brücke setzt Traben bekanntlich auf Eigenkonstruktionen, mir wäre auch kein anderer Hersteller bekannt, der ähnlich massive Versionen im Angebot hat und unter Umständen Traben beliefern könnte. Die Chaos-Brücke sieht vergleichsweise harmlos aus, weil der untere Teil im Korpus versenkt ist. Laut Traben besitzt sie aber die gleiche Masse wie die ausufernden Flammenbridges der anderen Modelle und soll somit auch ähnlich positive Auswirkungen auf den Sound haben. Auch die Chaos-Brücke hat, wie alle anderen von Traben, keine Möglichkeit der direkten Saitenaufhängung, sondern setzt ausschließlich auf eine „String Through Body“ Saitenführung, die Saiten werden also von hinten durch den Korpus aufgezogen. Die Traben-Konstrukteure versprechen sich auch von dieser Maßnahme ein längeres Sustain und einen definierteren Ton.
Verstärkt werden diese hoffentlich auch in der Praxis positiven Klangeigenschaften von zwei Humbuckern aus dem Hause Rockfield. Rockfield gehört zu Traben, die Tonabnehmer stammen also letztendlich auch aus eigener Fertigung. Das trifft allerdings nicht auf den Preamp zu, der kommt nämlich aus New York von der Bassequipment-Boutique Aguilar. Der OBP-3 ist ein sehr hochwertiger Dreiband-Preamp, der von zahlreichen Edelbassbauern als Standardausstattung eingesetzt wird und mit Sicherheit auch einer der beliebtesten Replacement-Preamps der Bassindustrie ist. Normalerweise verfügt der OBP-3 über zwei anwählbare Mittenfrequenzen, die entweder per Push-Pull Poti oder mit einem Miniswitch erreichbar sind, beim Traben ist der Mittenregler allerdings auf 400Hz fixiert und nicht veränderbar. Sein Cockpit besteht dementsprechend aus den vier Potis für Bässe, Mitten, Höhen und Volume sowie einem Fünf-Wege-Coil-Switch für alle Schaltkombinationen der beiden Humbucker.

Fotostrecke: 10 Bilder Beim Chaos Core gibt es einiges zu schalten, hier ein kompakter Überblick

Die Stromversorgung erfolgt über zwei 9-Volt-Batterien, die in einem separaten Fach mit Schraubdeckel auf der Rückseite des Basses untergebracht sind. Eine Möglichkeit, den Preamp passiv zu schalten, gibt es nicht, man sollte also dringend zwei Reservebatterien im Gigbag haben, um auf der Bühne keine unangenehme Überraschung inform eines verstummten Basses zu erleben.
Die Wahl von Paulownia als Korpusholz erweist sich im Hinblick auf das Gewicht des Basses als sehr vorteilhaft, der Chaos Core wiegt unter 3,5 kg und sorgt damit garantiert nicht für Rückenschmerzen, auch nicht bei mehrstündigen Marathon-Gigs. Durch das rückseitige Shaping hängt er auch sehr angenehm in einer höheren Position, ohne in die Rippen zu drücken – der Chaos ist also nicht nur für Rocker mit Hang zum tiefergelegten Instrument geeignet. Von Kopflastigkeit kann trotz des niedrigen Gewichts des Korpus keine Rede sein, mit einem guten Gurt pendelt sich der Bass in einer komfortablen Spielposition ein und hängt balanciert am Körper. Klar, denn der Viersaiterhals ist relativ schmal und zieht nicht übermäßig nach unten, zusätzlich bildet die massive Brückenkonstruktion ein ordentliches Gegengewicht. Aus ergonomischer Sicht jedenfalls hat Traben beim Chaos durchaus einiges richtiggemacht – wenn es in Sachen Sound so weitergeht, gibt es wohl nicht viel zu meckern.

Fotostrecke: 7 Bilder Auch die Rückseite des Traben Chaos Core wirkt optisch stimmig

Praxis

Die verschiedenen Sounds der zwei Humbucker werden beim Chaos Core – genau wie bei einem Music Man Stingray HH – mit einem Fünf-Wege-Schalter abgerufen, der verschiedene Spulenkombinationen schaltet. Wer mit dem Stingray nicht so vertraut ist, kann sich die Schaltkombis im Diagramm weiter oben zu Gemüte führen.
Der Traben Chaos klingt wirklich wuchtig, vor allem in Schalterstellung E, also im Halspickup-Solobetrieb. Dort bläst der Core ordentlich los, lässt aber leider auch etwas an Definition und Tiefmittenpunch vermissen. Mir gefällt der Sound zunehmend besser, je weiter ich nach hinten schalte und desto mehr der Bridgepickup ins Spiel kommt. In der Mittelstellung, mit allen Spulen auf volle Kraft, klingt er immer noch fett und mächtig, bekommt aber mehr Definition durch den Hochmitten- und Höhenanteil des Stegtonabnehmers und klingt dann auch deutlich ausgewogener. In Stellung B werden die beiden mittleren Spulen abgeschaltet, das Klangbild wird dadurch jazzbassmäßig schlanker und lässt im Mix sehr viel mehr Raum – ein toller Allroundsound, wie ich finde. Der Bridge Pickup im Solomodus liefert er den klassischen Stingray-Sound mit viel Hochmittenanteil für den giftigen Biss und für Definition inklusive crisp ausgeleuchtetem Top-End. Die Rockfield Tonabnehmer gefallen mir sehr viel besser als die Standard Traben PUs, auch wenn sie für meinen Geschmack noch detailgetreuer auflösen könnten. Hier macht der hervorragende Preamp von Aguilar allerdings wieder einiges an Boden gut.

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Der Höhenregler vollbringt beim manchmal etwas matt wirkenden Traben Chaos Wunder, im oberen Bereich werden auf einmal Details hörbar, die den Sound sehr viel lebendiger machen. Man kann die Höhen auch wirklich beherzt einsetzen, selbst voll aufgedreht bleibt der Sound geschmeidig, sorgt aber für eine immense Transparenz. Etwas vorsichtiger sollte man allerdings mit den anderen beiden Regler umgehen, insbesondere mit dem Bassregler. Der OBP-3 ist berühmt und berüchtigt für sein waffenscheinpflichtiges Basspoti, das bei einer Centerfrequenz von 40Hz sehr tief greift und bereits auf den ersten Millimetern des Reglerwegs sehr stark reagiert. Der an sich schon mächtige und in manchen Schaltungen etwas schwammige Sound gerät schnell aus den Fugen, wenn man hier mit zu wenig Feingefühl operiert. Gleiches gilt für den Mittenbereich, der Sound wird mit zu heftigem Einsatz etwas nölig und undefiniert, weil er die tieferen Mitten bedient. Eine Fixierung auf den Hochmittenbereich des OBP-3 um 800Hz hätte zum Chaos meiner Ansicht nach besser gepasst, eine Schippe mehr Aggressivität und Durchsetzungkraft würde ihm gut zu Gesicht stehen. Das ist aber Meckern auf relativ hohem Niveau, der Traben Chaos liefert nämlich ein Vielzahl an wirklich tollen Sounds und mit dem tausendfach bewährten Aguilar-Preamp lassen sich weitere, äußerst geschmackvolle Variationen herausarbeiten.

Audio Samples
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Bass Höhen Boost Schalter A Schalter B Schalter C Schalter D Schalter E Slap

Fazit

Der Traben Chaos Core ist preismäßig in der unteren Mittelklasse angesiedelt und hat dafür viel zu bieten. Damit meine ich nicht nur die Ausstattung mit einigen hochwertigen Hardwarekomponenten wie dem Aguilar Preamp oder den Security Locks, sondern auch die Qualität und Vielfalt der Sounds, die den Bass für anspruchsvolle Einsteiger oder Upgrader zu einem wirklich attraktiven Angebot machen. Wer einen leichten Bass mit modernen Humbuckersounds sucht, der sollte auf jeden Fall eine Testfahrt mit dem Chaos Core machen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung
  • Soundvielfalt/Soundqualität
  • gute Hardwareausstattung inkl. Security Locks und hochwertigem Preamp
  • leichtes Gewicht
Contra
  • Finish an einigen Stellen rau
  • keine Tasche/Gigbag
Artikelbild
Traben Chaos Core BKW Test
Für 519,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Traben
  • Land: Korea
  • Model: Chaos Core Viersaiter Finish BKW
  • Korpus: Paulownia, quilted Maple Decke, Black Wash Finish
  • Hals: einteilig Ahorn, Palisandergriffbrett, 24 Jumbo-Bünde, geschraubt, 6fach
  • Mensur: 34“
  • Tonabnehmer: 2 Rockfield Humbucker, 5fach Wahlschalter
  • Preamp: Aguilar OBP-3, Bass, Höhen, Mitten
  • Hardware: Grover Stimmmechaniken, Traben Chaos Brücke, Marvel Security Locks, Farbe: schwarz
  • Gewicht: ca.3,4kg
  • Preis: 699,00 Euro
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Das Paulownia Holz gibt dem Chaos Chore eine ganz besondere Optik

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