Das Thereminvox, auch Theremin genannt, wurde 1919 von Lew Thermen (später in den USA nannte er sich Leon Theremin) erfunden und ist das einzige Instrument, das berührungslos gespielt wird. Klingt wie überirdischer Gesang, wie die Stimme der Titelmelodie aus Raumschiff Enterprise. Es wird berührungslos gespielt und nur mit Gehör, Konzentration und Körperhaltung kontrolliert. Es wird mit klassischen Kompositionen gespielt, verfeinert Pop-Hits, dient als verrückte Soundquelle in der Gitarren-Indie-Musik oder pimpt moderne Elektromusik. Seine Einsatzmöglichkeiten sind unerschöpflich. Leon Theremin hat das Theremin als singendes Instrument bezeichnet, das mit den Ohren gespielt wird. In diesem Artikel stellen wir euch das besondere Instrument vor und zeigen erste Übungen, damit ihr erleben könnt, dass Theremin Spielen fast so schön wie singen ist.

- Geschichte
- Wie funktioniert das Thereminvox?
- Wie wird das Thereminvox gespielt?
- Grundlagen des Theremin-Spiels
- 1. Ohren auf beim Lagerlauf – Hören, hören, hören
- 2. Körperhaltung
- 3. Beinhaltung
- 4. Atmung
- 5. Linke Hand – Handhaltung
- 6. Rechte Hand – Tuning der Antenne
- 7. Fingertechniken
- Die schönsten Theremin-Videos
Das Thereminvox ist mit knapp über 100 Jahren Alter ein ganz junges Instrument. Es hat weder Saiten noch Tasten und ist eins der ersten elektronischen Musikinstrumente. Seine Entwicklung fiel in eine Zeit, wo Ingenieure und Musiker anfingen, Elektrizität zur Tonerzeugung zu benutzen. Erfunden hat das Thereminvox der russische Physikprofessor Leon Theremin 1919. Zum ersten Mal gezeigt wurde es universitätsintern 1920, die Öffentlichkeit lernte das Theremin erst 1921 in Moskau auf dem 8. Allsowjetischen elektrotechnischen Kongress kennen.
Die frühen Thereminvox waren noch stark eingeschränkt. Sie konnten nur die Tonhöhe verändern, nicht aber die Lautstärke, hatten einen Trichter und man brauchte Kopfhörer, um die Töne zu hören. 1929 war es dann so weit entwickelt, dass es vier Oktaven umfasste, ein Lautsprecher angeschlossen und die Lautstärke kontrolliert werden konnte. Das frühe Publikum reagierte begeistert auf das Science-Fiction-Instrument, da es durch die neue Art der Klangerzeugung für Fortschritt stand. Die Musikerin Clara Rockmore, eine der Pionierinnen des Theremin-Spiels, bereiste ganz Europa und faszinierte das Konzertpublikum mit Werken von Strawinsky, Ravel oder Tschaikowsky. Doch trotz der immensen Erfolge auf Konzertbühnen konnte sich das Theremin nie in der Breite durchsetzen, da es sehr kompliziert zu spielen und das Noten-Repertoire äußerst beschränkt war.
Robert Moog, der Erfinder der Moog Synthesizer und ein Pionier der elektronischen Musik, begann bereits in seiner Jugend Thereminvox aus Bausätzen zusammenzubauen. 1953 gründete er mit seinem Vater die Firma R.A. Moog Co., die Thereminbausätze verkaufte. Moog finanzierte sich damit sein Studium und entwickelte das Theremin in der Schaltbauweise und im Tonumfang weiter. Später halfen ihm diese Erfahrungen, die ersten Synthesizer, wie den legendären Minimoog zu bauen. Heute ist Moog Music der weltgrößte Thereminhersteller.
Geschichte
Wie funktioniert das Thereminvox?
Keyboards.de schreibt: „Zwei mit Antennen ausgestattete Hochfrequenzgeneratoren erzeugen ein Spannungsfeld, innerhalb dessen der Spieler durch Handbewegungen wechselnde Spannungsverhältnisse erzeugt; die dabei entstehenden Tonhöhen und Lautstärke-Pegel werden über Lautsprecher hörbar gemacht.“
Alles klar? Nein? Lasst uns erstmal sehen, wie ein Theremin aussieht:

Oberflächlich betrachtet ist es ein Holzkasten mit Elektronik im Inneren, der (in der Standardversion wie z. B. das Moog Etherwave Theremin) meist auf ein Mikrostativ geschraubt wird, mit einer aufrechten Antenne rechts und einer geschwungenen, horizontalen Loop-Antenne links. Die Antenne rechts ist für die Tonhöhe zuständig, die Antenne links für die Lautstärke. An den verschiedenen Reglern an der Vorderseite können die Größe des Spannungsfeldes und der Sound des Theremins eingestellt werden.
Hard Facts für Technik-Freaks: Technisch gesehen besteht ein Theremin aus einemKondensator, zwei hochfrequenten Oszillatoren, elektromagnetischen Wellen und zwei Antennen. Eine ist am Oszillator angeschlossen und die andere ist ein geöffnetes elektromagnetisches Feld. Die Differenz der beiden Oszillatoren ist das, was man hört. Der eine Oszillator ist verstimmbar, der andere ist fest. Wenn mit der rechten Hand in das Feld der Tonhöhenantenne gegriffen wird, verstimmt sich gewissermaßen der verstimmbare Oszillator und das ist im Prinzip das, was am Ende als Ton zu hören ist.
Ein modernes Theremin hat in der Regel sieben Oktaven, die auf 50 bis 60 cm Radius von der vertikalen Antenne aus verteilt sind. Jeder Ton des monophonen (einstimmigen) Instruments wird in der Luft gebildet, indem das Magnetfeld um die rechte Antenne verkürzt wird. Sofort die exakte Tonhöhe zu treffen ist sehr schwer. Die Tonkorrektur in der Luft findet während des Ton-Anspielens statt. Je besser die spielende Person ist, desto unbemerkter (sprich schneller) kann sie die Töne korrigieren. Um ein Theremin hörbar zu machen, muss es an einen Lautsprecher angeschlossen werden.
Wie wird das Thereminvox gespielt?
2017 habe ich an einem Workshop von Lydia Karvina, Nichte von Leon Theremin und weltbekannte Theremin-Spielerin und -Komponistin, teilgenommen und mir Notizen für erste Übungen zum Tunen und zur Grundhaltung beim Theremin spielen gemacht.
Grundlagen des Theremin-Spiels
Solltet ihr die Möglichkeit haben, euch so ein fantastisches Instrument einmal ausleihen zu können, geht wie folgt vor:
1. Ohren auf beim Lagerlauf – Hören, hören, hören
Grundsätzlich geht es beim Theremin spielen darum, die Ohren zu sensibilisieren, denn das Instrument wird hauptsächlich mit dem Gehör gespielt. Je besser euer Gehör trainiert ist, desto schneller findet ihr ins Theremin-Spiel. Die Thereminista (Ja, so sagen sie wirklich) Barbara Buchholz sagt: Theremin spielen ist ähnlich wie das Singen mit der inneren Stimme.
In ihrem sehr lesenswerten Taz-Interview von 2005 erklärt sie, dass die Musik zuerst im Kopf da ist. „Das ist beim Singen auch so. Dort nur viel intuitiver. Wenn man ein Lied nicht kennt, kann man es nicht singen. Wenn man „Der Mond ist aufgegangen“ singt, hat man die Melodie schon vorher im Kopf, und so ist es beim Theremin auch. Es geht alles nur schneller. […] Mich fasziniert, dass es ein elektronisches Instrument ist, das die Lebendigkeit einer menschlichen Stimme und einen lebendigen menschlichen Ausdruck hat. Das gibt es sonst in der Elektronik nirgendwo […] Man muss immer mittendrin sitzen im Ton und sobald die Gedanken spazieren gehen, ist man draußen. Diese Konzentration, das ist für mich was Besonderes.“
2. Körperhaltung
Stellt euch frei in den Raum und nicht in die Nähe von metallischen Dingen.
Die Höhe des Theremins sollte so eingestellt sein, dass es ungefähr Hüfthöhe hat und die Arme im rechten Winkel geknickt sein können.
Achtet auf euren Körper. Die Theremin-Spielerin Carolyn Eyck sagt ganz richtig, dass Theremin spielen mit Selbstkontrolle zu tun hat. Der eigene Körper verbindet sich mit dem Instrument. Jede kleine Bewegung verändert den Ton.
3. Beinhaltung
Der Beinabstand ist wie der stabile Stand beim Singen. Ihr stellt euch schulterbreit hin.
Dabei stehen die Füße nicht nebeneinander, sondern der linke Fuß ist leicht nach hinten gesetzt.
4. Atmung
Die Atmung „ist unter der Kontrolle der Ohren sagt Lydia Karvina.

9 Lernschritte zur besseren Intonation. Ein Intonationsworkshop für Anfänger und Fortgeschrittene
5. Linke Hand – Handhaltung
Die linke Hand ist für die Lautstärke und die Artikulation der Noten (Werte und Längen) zuständig. Die Tonhöhe des Theremins wird folgendermaßen gesteuert:
– wenn die linke Hand fällt, berührt sie die Loop-Antenne, es ist still.
– wenn das linke Handgelenk gerade ist, also Hand und Arm in einer Linie, kommt ein Ton.
6. Rechte Hand – Tuning der Antenne
Die rechte Hand ist für die Tonhöhe zuständig. Das Tuning des Instruments erfolgt, indem das Spannungsfeld des Theremins mit dem Pitchregler so eingestellt wird, dass der tiefste Ton am oder hinter dem Körper ist und der höchste Ton an der Antenne. Beim Einstellen müsst ihr ganz ruhig stehenbleiben.
Solltet ihr Linkshänder*in sein, dreht das Theremin einfach um.
Achtung: Bei vielen Thereminvox-Modellen ist das Tonhöhenfeld nicht linear. Das bedeutet, dass die Abstände zwischen den Tönen nicht gleichbleibend sind. Je höher ein Ton wird, desto kleiner wird der Abstand zum nächsten Ton. Deswegen können sehr hohe Töne schon durch die alleinige Veränderung des Körpergewichts gewechselt werden.
Der Radius zum Körper muss groß genug sein, sodass die Intervalle Platz haben. Die richtige Entfernung vom Körper ist ungefähr die Länge eures Arms. Der ganze Tonumfang liegt vor eurem Körper. Die Nullfrequenz, die Stille, liegt hinter eurem Körper, hinter eurer Schulter. Das Grobtuning geschieht mit dem Pitch-Knopf.
7. Fingertechniken
Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Fingertechniken entwickelt, die euch helfen, mehr Kontrolle über die Töne zu bekommen und dadurch schneller spielen zu können, denn das Thereminreagiert auf die Nähe und die Form eurer Hand.
Die genaue Bewegungsposition muss individuell gefunden werden, da jeder Körper anders augeprägt ist und die Handgröße Einfluss auf die Position hat. Hinzu kommt die Tatsache, dass unterschiedliche Instrumente unterschiedliche Abstände haben.
Egal welche Technik die richtige für euch ist, extrem wichtig ist, dass ihr die Handposition nicht nur mit den Augen speichert, sondern das Gefühl für die richtige Position über das Hören entwickelt.
Lydia Karvina sagte beim Workshop: “Mit den Ohren spielst du jedes Theremin. Mit einem bestimmten Abstand spielst du nur dein eigenes Theremin in einer bestimmten Range.”
Probiert aus, mit welcher der folgenden Fingertechniken ihr am besten klarkommt.
Lydia Karvinas Fingertechnik lernt ihr gut in diesem Basic-Video von ihr. Die Position ihrer geschlossenen Hand hat sie von Clara Rockmore übernommen.
Carolina Eyck hat die Technik von Lydia Karvina weiterentwickelt. Hier ein Video zu ihren „8 Positionen“.
Randy George arbeitet eher mit einer geöffneten Hand. Ab 27:30 min erklärt er die Positionen.
Peter Pringle wiederum arbeitet viel mit der Bewegung des Körpers zum Register, wo er spielen möchte:
Wenn ihr den Erfinder Leon Theremin mit seiner Ursprungs-Fingertechnik selber spielen sehen wollt, schaut euch dieses Video an:
Die schönsten Theremin-Videos
Wenn ihr mal die Steigerung von Abgefahren sehen wollt, dann schaut euch das Promo-Video des Polyphonen Moog Theremins an:
Ein tolles Beispiel für die Kombination von Stimme, Theremin und einem Looper liefert Carolyna Eyck mit dem Ennio Morricone Song ‚The Ecstasy of Gold.
Schon in den 60ern haben die Beach Boys ein Theremin im Refrain zu ihrem Song ‚Good Vibrations‘ benutzt.
Hier mal ganz klassisch eine Thereminfassung von „Over The Rainbow“.