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Telefunken R-F-T CU-29 Copperhead Test

Röhrenmikrofone sind nach wie vor bei vielen Usern die bevorzugte Wahl, um Gesang aufzunehmen, aber auch diverse Instrumente zu recorden.

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Das CU-29 „Copperhead“ von Telefunken Elektroakustik ist ein solches Mikrofon, zudem beschreitet es die klassischen Wege. Der R-F-T-Serie Telefunkens zugeordnet, befindet es sich in starker konzeptioneller Nachbarschaft zu AK-47 und AR-51, jeweils ebenfalls derartige Mikros.

Details

AR-51, AK-47, CU-29: Wo sind denn da die Unterschiede?

Um vielleicht kurz einmal Licht ins Dunkel zu bringen: Anders als die beiden mit „A“ beginnenden Röhrenmikros hat das R-F-T CU-29 keine einstellbaren Richtcharakteristiken, sondern besitzt eine feste Niere. Ein Kollege von mir meinte einmal: „Ich glaube, 90% aller umschaltbaren Mikros stehen eh immer auf Niere.“ Ich persönlich denke, dass das deutlich übertrieben ist, aber dennoch ist und bleibt die Niere wegen ihrer genau rückseitigen Auslöschung und ihres dadurch einfachen „Bedienkonzepts“ das beliebteste Polar-Pattern. Weiterhin sind die wesentlichen Unterschiede in den verwendeten Bauteilen zu suchen, und zwar in allen wesentlichen: Das CU verwendet die verbreitetere Variante der mittenkontaktierten Membran mit passiver Rückmembran, deren Signal ja nicht abgegriffen werden muss. Mit der 5654W findet man eine Röhre, mit dem Lundahl LL1935 einen Übertrager, die in AR und AK nicht zum Einsatz kommen. 

Fotostrecke: 4 Bilder Im Inneren des CU-29 offenbaren sich die nicht so offensichtlichen Unterschiede zu den anderen R-F-T-Mikros.

All dies hat Auswirkungen auf einige technische Parameter. So ist der Pegelfrequenzgang breiter, Telefunken gibt ihn im Bereich zwischen 20 Hz und 20 kHz mit einer Toleranz von nur +/-2 dB statt +/- 3 dB an. Die Empfindlichkeit ist mit 19,5 mV/Pa etwas höher, der maximale Schalldruckpegel ebenfalls – und das Rauschen geringer. Mit 7 dB(A) gleicht es zumindest zahlenmäßig dem des Neumann TLM 103. Das ist ein Wert, der durchaus hellhörig macht.

Steampunk-Optik

Der Aufbau des Copperheads ist klassisch und simpel (und wirkt etwas hausbacken): Die Elektronik im Inneren ist durch einen Zylinder geschützt, den man durch einen Ring am Fuß abziehen kann. Der Korb besteht aus Drahtgeflecht, das Finish ist schwarz, die sonst bei vielen derartigen Mics verchromten Metallteile sind in gebürsteter Kupferoptik gehalten. Ich bin zwar ausgewiesener Kupfer-Fan, die Steampunk-Optik des Telefunken wirkt auf mich aber etwas zu „gewollt“. Das CU-29 wird aber sicher seine Freunde finden. 

Fotostrecke: 3 Bilder “Cardioid only”: Die rückseitige Membran ist nur passiv.

Nur ein Koffer für das Mikro selbst – aber das ist nicht so schlimm

Natürlich gehört zum „Kupferkopf“ eine Spinne, mit der es auf einem Mikrofonstativ verbunden wird. Und ohne ein Netzteil kann das Mikro nicht betrieben werden, auch dies ist selbstverständlich dabei, auch ein Holzköfferchen für das CU-29 selbst. Was fehlt, ist allerdings ein Case für das Komplettsystem, lediglich die Transportverpackung mit Formschaumstoff kann als Aufbewahrungsort dienen. Aber: Viele User werden ihr Mikrofon wahrscheinlich ständig auf dem Stativ belassen und abdecken, statt alles immer wieder im Koffer zu verstauen. Und wieso Ressourcen (darunter Geld) verbraten für etwas, das man nicht benötigt? Im Baumarkt kann man sich zur Not auch einen Koffer dazukaufen – wir reden beim CU-29 ja nicht über ein High-End-System.

Fotostrecke: 3 Bilder Diese Spinne gehört zum Lieferumfang und ist für die Installation notwendig.
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Praxis

Warm

Telefunken Elektroakustik ist mittlerweile ein etablierter Hersteller von Mikrofonen. Dies einfach nur auf den „großen“ Namen zurückzuführen, wäre eine zu starke Vereinfachung – und schlichtweg ungerecht. Das R-F-T CU-29 „Copperhead“ ist ein Mikrofon, welches die wesentlichen Erwartungen an ein Röhrenmikrofon erfüllt: Es klingt durchaus warm, wenngleich es für meinen persönlichen Geschmack immer noch etwas zu boomy ist, besonders bei geringen Abständen. Das (deutlich teurere) Microtech Gefell UM92.1S ist klar schlanker, schneller im Bass und trockener. Im Direktvergleich merkt man, dass das Telefunken deutlich mehr Fleisch bietet. Gut ist, dass das Telefunken deutlich Höhen liefert, aber gleichzeitig nicht einen Overhyped-Sound liefert, indem es das Kapselsignal zu sehr mit Harmonischen anreichert (übersetzt: verzerrt!). Das klingt auf den ersten Blick vielleicht toll, aber verbaut meist viele Möglichkeiten im Mix. Hier geht der Hersteller den richtigen Weg, das Signal bekommt lediglich eine edle Aura, keinen harten Stempel. 

Viel Beef, aber nicht höhenarm: CU-29 von Telefunken
Viel Beef, aber nicht höhenarm: CU-29 von Telefunken

Lundahl eher verhalten

Die scharfen Konsonanten bekommen zwar eine leichte Anreicherung, aber ein De-Esser wird bei besonders „deutsch“ artikulierenden Sängern vielleicht dennoch häufiger zum Einsatz kommen als bei manch anderem Mikrofon. Die gehaltenen Klänge haben eine gewisse Farbe, doch ist insgesamt alles gut austariert. Man merkt, was das Hauptaugenmerk bei der Entwicklung war: Stimme. Männer- wie Frauenstimmen kommen mit dem Mikrofon gut klar, wobei ich derartige Aussagen eher verhalten machen würde – die Eignung eines Mikrofons für eine Stimme ist fast immer individuell, besonders bei eher charaktervollen, zu denen Großmembraner ja per se zählen. Als verhalten färbendes Röhrenmikro ist man mit dem CU-29 aber auf der sicheren Seite. Das liegt nicht zuletzt an der Wahl des Übertragers, denn Lundahl produziert eher verhaltene Trannys, keine brutalen Soundmonster, an denen sich das Signal aufreibt und grob wird.

Audio Samples
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Telefunken CU-29, 10 cm Telefunken CU-29, 40 cm Telefunken CU-29, 70 cm Telefunken CU-29, 40 cm, 45 Grad Microtech Gefell UM92.1S, 10 cm Microtech Gefell UM92.1S, 40 cm Microtech Gefell UM92.1S, 70 cm Microtech Gefell UM92.1S, 45 Grad Groove Tubes AM40, 10 cm Groove Tubes AM40, 40 cm Groove Tubes AM40, 70 cm Groove Tubes AM40, 40 cm, 45 Grad

Vocal-Booth, vielleicht noch Gitarrenamp

Der Sweet-Spot des CU-29 ist sehr gut. Das bedeutet jetzt nicht, dass die Patternstabilität der Niere mit einem Audio-Technica AT5045, einem Sanken CU-51 oder einer Schoeps Colette CMC6/MK4 vergleichbar wäre. Perfekt deshalb, weil es einen recht großen Bereich vor dem Mikrofon gibt, der eine Aufnahme ohne signifikante Klangänderungen ermöglicht. Somit ist die Gefahr, dass unerfahrenere Sänger oder Sängerinnen die Aufnahme technisch ruinieren, sehr gering. Das, was das Mikrofon seitlich und von seiner Rückseite aus aufzeichnet, ist zwar nicht sonderlich linear und „phast“ ein wenig, aber das übliche Einsatzgebiet eines Nieren-Großmembranmikros ist und bleibt die Vocal-Booth, vielleicht der Gitarrenamp – da spielen Raumreflexionen und Bleeding geringere Rollen. Bei akustischen Instrumenten wie Akustikgitarre, aber besonders bei Drumkits mit den vielen umgebenden Instrumenten ist dagegen eher Vorsicht angebracht. Auch wissen sollte man, dass das Telefunken CU-29 bei starken Pegelspitzen deutlich einknickt. Dadurch ergeben sich Kompressionsartefakte bei hohen Pegeln, die das Signal dicht, aber flach wirken lassen. Bei Gitarrenamps kann man damit durchaus spielen, bei sehr lauten Sängern will man das meist dem Kompressor überlassen. Extrem kurze Pegelanstiege werden ebenfalls etwas zusammengedrückt, aber ordentliche Röhrenmikrofone, bei denen das nicht so ist, sind mir in der Preisrange des CU nicht bekannt. 

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Fazit

Für Telefunken-Röhrenmikrofone kann man eine ganze Menge Geld auf den Tisch legen. Das gilt für die kompromisslose Diamond-Serie definitiv, für die R-F-T-Serie, zu der das CU-29 „Coppehead“ gezählt wird, aber nur bedingt: Das Copperhead ist nämlich verhältnismäßig preiswert für ein klassisches Röhrenmikro vom nicht gerade für seine Sonderpreise bekannten Hersteller Telefunken. Und somit ist das CU-29 ein ordentlich gearbeitetes Tube-Mike, welches vor allem für Vocal-Recordings von Männer- und Frauenstimmen eine gute Wahl ist, wenn man einen dicken, aber hochwertigen Röhrensound sucht. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • frequenzmäßig ordentlich austariert
  • verhaltene, edle Färbung
  • großer Sweet-Spot
Contra
  • Bässe könnten straffer sein
Artikelbild
Telefunken R-F-T CU-29 Copperhead Test
Für 1.494,00€ bei
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FEATURES UND SPEZIFIKATIONEN
  • Membrangröße: groß (1“)
  • Empfängerprinzip: Doppelmembran-Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz (+/- 2 dB)
  • Übertragungsfaktor: 19,5 mV/Pa
  • THD+N: 7 dB(A-bewertet)
  • maximaler Schalldruckpegel: 130 dB [1% THD]
  • Pad: –
  • Hochpassfilter: –
  • Lieferumfang: Spinne, Netzteil, Kabel, Holzschatulle
  • Preis: € 1719,– (UVP)
Hot or Not
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Viel Beef, aber nicht höhenarm: CU-29 von Telefunken

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Tory Grey sagt:

#1 - 17.03.2018 um 15:01 Uhr

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