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Telefunken Elektroakustik M60 FET Test

Praxis

Höhenreich, aber nicht giftig

Das Telefunken Elektroakustik M60 FET verhält sich mit seinem Frequenzgang auf den ersten Blick recht zeitgemäß und betont wie viele viele andere aktuelle Mikrofone den oberen Frequenzbereich. Die alles entscheidende Frage, mit der sich oftmals die Spreu vom Weizen trennt, lautet dabei, ob die Höhen auf schöne oder gar edle Weise eingefangen werden. Der „kleine Telefunke“ präsentiert sich in dieser Hinsicht äußerst positiv und zeigt dabei durchaus Charakter, ohne an Flexibilität einzubüßen.

Das M60 FET zusammen mit dem Schoeps CMC-64 bei der Gitarrenaufnahme.
Das M60 FET zusammen mit dem Schoeps CMC-64 bei der Gitarrenaufnahme.

Der Boost des Bereichs zwischen 8 kHz und 15 kHz fällt durchaus deutlich aus. Um eine maßlose Höhenschleuder handelt es sich beim M60 FET ganz sicher nicht, im Direktvergleich zum ultra-natürlichen Schoeps CMC-64 hat man aber eindeutig das Gefühl, sich in einer anderen Welt zu bewegen. Auch das Neumann KM 184 gibt sich in dieser Hinsicht noch etwas zurückhaltender. Die hervorgehobenen Höhen des M60 FET wirken allerdings extrem gut artikuliert und stecken voller Detail. Und ganz wichtig: Das Mikrofon zeigt dabei keine erhöhte Neigung zu giftelnden Tendenzen, sondern wirkt nach wie vor rund und nicht übermäßig gehypt. Solche Aussagen erinnern in der Tat ein wenig an die Lobgesänge, die Tontechniker gerne anstimmen, wenn es um begehrte Vintage-Mikrofone geht. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieses Verhalten zu einem gewissen Anteil dem verbauten Übertrager zu verdanken ist. Rauschen wurde im Test nicht zum Problem.

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Gitarre (M60 FET) Gitarre (Schoeps CMC-64) Gitarre (Neumann KM 184)

Mitten weitgehend linear

Durch das betonte High-End wirken die Mitten in Gegenüberstellung mit den Vergleichskandidaten leicht unter-repräsentiert, was aber kein Kritikpunkt sondern eine einfache und logische Konsequenz ist. Im Grunde verhält sich das M60 FET innerhalb des Bereichs von 150 Hz und 7 kHz genau so, wie man es von einem Kleinmembraner erwartet – nämlich weitgehend linear. Noch weiter unten beginnt der Frequenzgang der Nierenkapsel allmählich abzufallen, einen wirklichen Mangel an klanglichem Fundament konnte ich aber nicht feststellen. Prinzipiell lässt sich an dieser Stelle noch sehr viel über unterschiedliche Mikrofonpositionen und das gezielte Einsetzen des Nahbesprechungseffekts erwirken, der in diesem Fall deutlich vorhanden ist.

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Overheads (M60 FET) Overheads (CMC-64)

Scharfe räumlich Abbildung

Beim Stereo-Einsatz in XY-Anordnung über einem Drumset kann das M60 FET weiter beeindrucken – und zwar durch eine gestochen scharfe räumliche Abbildung der Instrumente in Tateinheit mit einer blitzschnellen Reaktion auf Transienten. Zudem ist eine klare Fokussierung auf den Bereich vor den Mikrofonen zu bemerken, was durchaus erwünscht sein kann. Die Niere der TK60-Kapsel erscheint etwas schmaler als die Niere der Schoeps MK 4, und auch der höhenreiche Frequenzgang trägt seinen Teil dazu bei, dass die Trommeln beim M60 FET etwas näher im Raum und definierter wirken. Alleine der Punkt, dass sich unser Testkandidat in dieser Hinsicht mit dem doppelt so teuren und in dieser Hinsicht allseits geschätzten Konkurrenten anlegen kann, ist eine Auszeichnung. Ohne sorgfältiges und offenbar erfolgreiches Stereo-Matching seitens des Herstellers wäre dies nicht möglich.

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