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Tascam DR-22WL Test

Der Tascam DR-22WL Linear PCM Recorder im bonedo-Test: Auf der AES Convention im Oktober 2014 wurde Tascams neue Generation mobiler Digitalrecorder vorgestellt. Es handelt es sich dabei um das Geschwisterpärchen aus dem DR-44WL und dessen hier getesteten kleinen Bruder DR-22WL, wobei sich die wohl augenscheinlichste Neuerung des Recorder-Pärchens hinter dem abschließenden Kürzel ihrer Produktbezeichnungen verbirgt.

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Das WL steht nämlich für WLAN und damit für die Möglichkeit, einen Recorder dank eines integrierten Hotspots über ein Smartphone oder Tablet zu steuern. Wenn das funktioniert und neben dem echten Schnäppchenpreis auch noch Klang und Verarbeitung stimmen, steht für die Kompositionsabteilung von bonedo möglicherweise ein neuer Auftrag über eine Lobeshymne an!
Während der DR-44WL neben seinen zwei XY-Mikrofonen noch zwei weitere Eingänge zum Anschluss externer Mikrofone und somit auch die Möglichkeit des Multitrack-Recordings eröffnet, handelt es sich beim DR-22WL um die klassische Stereo-Variante solcher Recorder. Auf den nächsten Seiten wollen wir sehen, ob es an dem kleinen Tascam etwas zu meckern gibt! 

Details

Ausstattung und Verarbeitung

Der große Bruder unseres Testkandidaten beeindruckt mit einer stattlichen Auswahl an im Lieferumfang enthaltenem Zubehör. Der R2-D2… ähh… DR-22 konzentriert sich dagegen auf das Nötigste. In der Schachtel finden sich zwei AA-Batterien, eine immerhin 4 GB fassende Micro-SD-Card, ein USB-Kabel und eine gedruckte Bedienungsanleitung. Und das war’s auch schon.

Wenn es um Ausstattung geht, übt sich der DR-22 in Enthaltsamkeit.
Wenn es um Ausstattung geht, übt sich der DR-22 in Enthaltsamkeit.

In Bezug auf die Verarbeitungsqualität darf man dem DR-22 ein „geht voll in Ordnung“ bescheinigen. Davon, dass man in dieser Preisklasse nicht den luxuriösesten Recorder bekommt, der jemals gebaut wurde, ist ja auszugehen, und im Vergleich zu manchem Konkurrenzprodukt aus dem gleichen Segment macht sich der kleine Tascam sehr gut. Das Gehäuse im Jackentaschenformat besteht bis auf die Vergitterungen der beiden frei stehenden Mikrofon-Körbe ausschließlich aus Kunststoff und könnte mit seinen 170 g bei eingesetzten Batterien ruhig etwas gewichtiger sein. Wie ein ausgeblasenes Osterei fasst sich der DR-22 deshalb aber noch längst nicht an. 

Fotostrecke: 2 Bilder Gemessen am Preis geht die Verarbeitung des Recorders absolut in Ordnung.


Die Bedienelemente auf der Vorderseite sind vorrangig zum Steuern der Transport-Funktionen (Aufnahme, Wiedergabe und dergleichen) und zur Navigation durch das Menü gedacht und passen schlüssig ins Bild. Wären sie aus Gummi statt aus Kunststoff gefertigt, würde sich die Bedienung wohl etwas griffiger anfühlen, Grund zur Klage gibt es aber nicht. Das kleine Rädchen, das in der Bedienungsanleitung mit der wunderbaren Bezeichnung „Szenenmoduswählschalter“ belegt wird und die Möglichkeit bietet, ähnlich wie bei einer Kamera zwischen verschiedenen Automatik-Modi umzuschalten, macht sogar einen richtig guten Eindruck und findet bei einem angemessenen Drehwiderstand guten Halt an der gewählten Position.

Fotostrecke: 2 Bilder Auf der linken Seite befinden sich Kopfhörer-Ausgang, Lautstärke-Regelung und Power-Schalter.

Die Flanken des Recorders sind recht spärlich besetzt, und so findet man neben dem Power-Schalter auf der linken Seite nur zwei Taster zum Regeln der Ausgangslautstärke des Kopfhörer-Ausgangs bzw. des kleinen Lautsprechers, der auf der Vorderseite in einer Vertiefung unter den Mikrofonen untergebracht ist. Auf der rechten Seite ist neben einem Micro-SD-Slot und einer Micro-USB-Buchse auch ein Miniklinken-Eingang für externe Mikrofone oder Line-Quellen untergebracht, wobei eine von manchen Elektret-Kondensator-Mikrofonen benötigte Plug-In-Power nicht im Angebot steht. Wirklich ein wenig schade ist aber vor allem, dass der am Fußende sitzende Regler für das Input-Level recht wackelig ausgefallen ist. Vor allem an diesem Element wird man wohl häufig drehen, und es dürfte sich ruhig etwas hochwertiger anfassen.

Fotostrecke: 2 Bilder Neben dem Level-Poti gibt es auch eine kleine LED für die WLAN-Aktivität und eine Möglichkeit, eine Trageschlaufe anzubringen.


Aufnahmeformate und Betriebsdauer

Wer mobiles Recording mit dem grünen Daumen betreiben will, der liegt beim DR-22 richtig, denn der Recorder präsentiert sich mit einer hervorragenden Energieeffizienz. Schon der große Bruder beeindruckt mit seiner maximalen Betriebsdauer von ca. 16 Stunden, von unserem Testkandidaten wird dies mit über 17 Stunden aber noch einmal getoppt – und dabei arbeitet der Kleine nicht mit vier, sondern nur mit zwei AA-Batterien. Aufgenommen werden unkomprimierte Wav-Files (auch Broadcast-Wave mit Metadaten möglich) in 16 oder 24 Bit bei 44,1 kHz, 48 kHz oder 96 kHz. Warum die ebenfalls nicht unüblichen 88,1 kHz nicht im Angebot stehen, vermag ich als Tester nicht zu beantworten. 

Man sieht es ihm nicht an, doch der DR-22 ist ein wahres Wunder der Energieeffizienz.
Man sieht es ihm nicht an, doch der DR-22 ist ein wahres Wunder der Energieeffizienz.

Neben Stereo-Aufnahmen lassen sich für Sprachnotizen auch platzsparende Mono-Aufnahmen machen, und auch das Erstellen von Mp3-Files ist natürlich möglich. Hier stehen sieben Qualitätsstufen zwischen 32 kbps und 320 kbps zur Auswahl. Wer möchte, der kann dank einer Dual-Format-Funktion eine Aufnahme sogar in beiden Formaten auf einmal auf der SD-Card abspeichern.

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Praxis

Der „Szenenmoduswählschalter“ in Aktion

Wenn man mit einer Kamera Fotos schießt, kann es sehr hilfreich sein, einen Automatik-Modus zu verwenden, um das Dreieck aus Belichtungszeit, Blende und ISO-Wert ins rechte Verhältnis zu rücken. Bei Audio-Aufnahmen gibt es dagegen neben dem Eingangspegel und äußeren Faktoren wie der Positionierung des Recorders keine weiteren hochgradig relevanten Werte, die unbedingt zu beachten wären, um möglichst zielgerichtet gute Aufnahmen zu erzeugen. Von daher handelt es sich beim Szenenmoduswählschalter sicherlich nicht um das revolutionärste Feature, das jemals in einem mobilen Digitalrecorder umgesetzt wurde. Trotzdem kann es mit seinen Voreinstellungen durchaus hilfreich sein — vor allem, wenn man es eilig hat.

Der DR-22 bei der Aufnahme. In diesem Fall steht der Szenenmoduswählschalter auf „Interview“.
Der DR-22 bei der Aufnahme. In diesem Fall steht der Szenenmoduswählschalter auf „Interview“.

Das kleine Rädchen bietet einen EZ-Modus (sprich: „Easy-Modus“) für den schnellen und allgemeinen Alltagsgebrauch. Für die Aufnahme von lauten Proben und Konzerten, gemäßigterer Musik oder Einzelinstrumenten sowie Interviews gibt es dagegen Einstellungsmöglichkeiten, die etwas konkreter auf die jeweiligen Situationen abgestimmt sind. Die Anpassungen betreffen dabei natürlich den Eingangspegel, aber auch die Einstellungen des Low-Cut-Filters (40 – 220 Hz) und der automatischen Levelkontrolle bzw. des Limiters. Für Interviews schaltet der Recorder zudem auf Mono, die restlichen Einstellungen zum Dateiformat bleiben dagegen prinzipiell unangetastet.

Das Menü des DR-22 ist intuitiv gestaltet.
Das Menü des DR-22 ist intuitiv gestaltet.

Es gibt aber natürlich auch einen manuellen Modus. Wenn man es nicht besonders eilig hat und es sich folglich erlauben kann, vor dem Start einer Aufnahme etwa 20 bis 60 Sekunden für das Pegeln und die restlichen Einstellungen von Hand aufzubringen, wird man wohl das beste Ergebnis erreichen. Dazu dreht man während der Aufnahme-Bereitschaft am Regler für das Input-Level und aktiviert bei Bedarf die zusätzlichen Funktionen im intuitiv gestalteten Menü. Das hintergrundbeleuchtete Display fällt zwar etwas kleiner aus als beim großen Bruder, bietet aber die gleiche Auflösung von 128 x 128 Pixeln und ist absolut zweckdienlich. 

Fernsteuerung über WLAN

Zum Steuern des DR-22 über WLAN installiert man eine kostenlose App namens DR Control auf seinem Smartphone oder Tablet. Die Anwendung läuft auf iOS und Android, und wenn man den Kommentaren im Play Store glaubt, war sie bei ihrer Veröffentlichung alles andere als fertig. Dies hat sich inzwischen aber geändert, und auch wenn einige speziellere Menü-Punkte, wie etwa die Dual-Format-Funktion zwar vorhanden, aber noch nicht abrufbar sind, und die Dateinamen kurioserweise in japanischer Schrift angezeigt werden, so lassen sich die wichtigen Optionen für eine Aufnahme aber problemlos aus der Ferne anpassen. Im Vordergrund stehen hier natürlich der Pegel und die Einstellungen von Low-Pass-Filter und Limiter sowie das Dateiformat. 

Die DR Control App auf einem Android-Handy.
Die DR Control App auf einem Android-Handy.

All dies ist nach einer problemlosen Verbindung zwischen dem Recorder und dem Telefon oder Tablet in Windeseile geschehen. Vor allem für Musiker, die eigene Konzerte mitschneiden wollen, wird dadurch vieles sehr viel leichter. In solchen Situationen sind Recorder bekanntlich oft an schwer zugänglichen Stellen im oder über dem Publikum positioniert, und das wiederholte Pilgern, Laufen oder gar Sprinten zwischen Bühne und Recorder erübrigt sich damit. Sogar Dateiübertragung und Streaming der Aufnahmen ist möglich! Wirklich hervorragend!

Großer Klang für kleines Geld! 

Kaum zu glauben, aber wahr: Der von den internen Mikrofonen des DR-22 eingefangene Klang wirkt tatsächlich ein ganzes Stück weit runder als die Aufnahmen, die mit dem großen Bruder gemacht wurden! Zwar wirkt die Darstellung der räumlichen Tiefe nicht ganz so gestochen scharf wie beim DR-44, vor allem darf sich das Ohr aber an einem insgesamt recht ausgewogenen Frequenzbild erfreuen, in dem keine drastischen Über- oder Unterbetonungen auszumachen sind. 

Die internen Mikrofone des DR-22 wissen zu überzeugen.
Die internen Mikrofone des DR-22 wissen zu überzeugen.

Vor allem im Bereich der tiefen Mitten und Bässe macht der DR-22 auch gemessen an anderen weit teureren Konkurrenten eine sehr gute Figur. Zu hören gibt es wie immer eine Schlagzeug-Aufnahme, die in Overhead-Position gemacht wurde, einen Track mit Gesang und Gitarre, für die der Singer/Songwriter Markus Rill hergehalten hat, und eine Atmo-Aufnahme, die an der Kasse eines Supermarkts gemacht wurde.

Audio Samples
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Gitarre und Vocals Drums Atmo

Nebenbegabungen – Die weiteren Funktionen des DR-22

Auch wenn es um zusätzliche Aufnahme-Features geht, muss der DR-22 sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. So ermöglicht eine bisher noch nicht erwähnte Stellung des Szenenmoduswählschalters Overdub-Aufnahmen. In diesem Modus wird während der Aufnahme ein bereits vorhandenes File abgespielt. Wenn man das Material, das auf diesem Weg entstanden ist, mischen will, muss man dies allerdings im Nachhinein am Rechner machen, wozu natürlich eine entsprechende Software benötigt wird.
Ebenfalls vorhanden sind bei Tascams Field-Recorder die typischen Funktionen wie Pre-Record oder Auto-Record; auch ein Timer zum verzögerten Auslösen einer Aufnahme steht im Menü bereit. Ein zugegebenermaßen nicht besonders gut klingender Reverb-Algorithmus sorgt für die Möglichkeit, bestehende Aufnahmen mit Hall abzuhören. Im Gegensatz zum großen Bruder, der ein ähnliches Feature bietet, wird der Effekt allerdings nicht mit in eine Spur eingerechnet. Prinzipiell ist es ohnehin fraglich, was man in einem solchen Recorder mit einem Hall-Effekt anfangen soll. Da macht das Metronom doch deutlich mehr Sinn, wobei es doch wirklich schön gewesen wäre, wenn es sich auch während einer Aufnahme verwenden ließe. Hier wird möglicherweise eine zukünftiges Firmware-Update noch Abhilfe schaffen.

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Fazit

Wenn man sich auf die Suche begibt, so findet man am Tascam DR-22WL durchaus einige kleinere Kritikpunkte. Der einzige, der es davon aber gerade so noch in die Contra-Liste dieses Tests geschafft hat, ist das etwas wackelige Level-Poti, mit dem man den Eingangspegel einstellt. Ansonsten handelt es sich um einen ordentlich verarbeiteten Recorder, der sich durch eine beispielhafte Energie-Effizienz und ein hervorragendes Preis-Leistungs- oder “Preis-Klang-Verhältnis” auszeichnet. Die WLAN-Funktion, mit der man ein iOS- oder Android-Gerät zur Fernsteuerung macht, ist zudem ein echter Knaller. Wer einen günstigen Recorder sucht und auf mobiles Mutitrack-Recording verzichten kann, darf bedenkenlos zugreifen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis

  • lange Betriebsdauer von über 17 Stunden
  • 
Fernbedienung über Smartphone/Tablet möglich (WLAN)
  • 
Gemessen an der Preisklasse viele Zusatzfunktionen
Contra
  • Regler für das Input-Level etwas wackelig
Artikelbild
Tascam DR-22WL Test
Für 158,00€ bei
Preis-Leistungs-Granate: Tascam DR-22WL
Preis-Leistungs-Granate: Tascam DR-22WL
Features und Spezifikationen
  • Maße: 15,5 x 5,2 x 3,7 cm
 Gewicht: 170 g (ohne Batterien) 

  • Anschlüsse: Miniklinken-Anschlüsse für Mic-in und Kopfhörer, USB
Stromversorgung: 2x AA-Batterie oder optionales Netzteil bzw. USB

  • Aufnahmeformate: Wav/Bwf (bis 24 Bit/96 kHz), mp3 (bis 320 kbps)

  • Betriebsdauer während Aufnahme: über 17 h
  • 
Speichermedium: 4 GB Micro-SD-Card enthalten, optional SD/SDHC/SDXC-Card (bis 128 GB)

  • Zusatzfunktionen: Pre-Record, Auto-Record, Metronom, Reverb, Overdub, Fernsteuerung über WLAN
Zubehör: 2x AA-Batterie, USB-Kabel
  • Preis: € 179,- (UVP)
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Profilbild von Miro Momo

Miro Momo sagt:

#1 - 07.10.2016 um 13:06 Uhr

0

Kann ich mit dem ding auch zwei spuren gleichzeitig aufnehmen? Ich würde gerne mein DJSet direkt vom Mixer abgreifen und gleichzeitig das Puplikum über das Mikro.

    Profilbild von Alexander Aggi Berger (bonedo)

    Alexander Aggi Berger (bonedo) sagt:

    #1.1 - 08.10.2016 um 10:41 Uhr

    0

    Hey Miro, ich befürchte das geht mit dem DR-22WL nicht. Der Tascam DR-44WL hat so eine Funktion an Bord - oder auch der Zoom H5 bzw. auch H6 und auch der Roland R26. Haben wir alle hier getestet :)

    Antwort auf #1 von Miro Momo

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