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SPL CABULATOR Test

Seit einiger Zeit sind sie wieder in, die kleinen Gitarrenamps mit den einstelligen Wattzahlen, die sich schon bei Zimmerlautstärke in die Endstufen-Sättigung treiben lassen. Wer einen solchen sein eigen nennt, der schont nicht nur sein Gehör, sondern auch die Nerven seiner Nachbarn und beugt so seiner Verbannung aus dem Wohnviertel vor. Was aber, wenn nur der heiß geliebte 100 Watt Bolide zur Verfügung steht und nachts ein hitverdächtiges Riff den Schlaf raubt und darauf drängt, wenigstens einmal angespielt zu werden?

Seit es elektrische Gitarren und die dazugehörigen Verstärker gibt, wissen deren Besitzer um die angenehmen Eigenschaften von Röhrenendstufen, die bei entsprechender Leistung durchaus positiv zum Gesamtklang beitragen. Aber nicht immer ist eine Stadionbühne zur Hand, und deshalb sind die Bemühungen genau so alt, ihre Ausgangsleistung auf Zimmerlautstärke zu reduzieren, ohne Einfluss auf den eigentlichen Ton zu nehmen. Will man den nicht anrühren, dann bleibt nur die Möglichkeit, die Lautstärke zwischen Endstufe und Lautsprecher zu reduzieren.
Eine genau so einfache wie logische Methode sind Leistungswiderstände, die statt Lautsprecher an den Verstärker angeschlossen werden. Diese sogenannten Power Soaks bieten der Endstufe die erforderliche Last und wandeln deren Leistung zum größten Teil in schnöde Wärme um. Je nach Größe und Beschaffenheit der Widerstände lässt sich auf diese Art das Signal bis auf Audio- oder Kopfhörerpegel reduzieren.

SPL / TONEHUNTER
Der Name SPL dürfte den meisten schon einmal untergekommen sein – schließlich stammen beliebte Studiotools wie der Transient Designer oder der Vitalizer aus der niederrheinischen Ideen-Schmiede. Aber wer oder was versteckt sich hinter dem Namen Tonehunter? Nun, die Firma um Ralf Reichen hat ihren Sitz in Köln und modifiziert, entwickelt und optimiert seit 25 Jahren alles, was mit Gitarren und Equipment zu tun hat. Ralfs langjährige Erfahrung als Entwickler und Servicetechniker hat ihm einen sehr guten Ruf eingebracht, der weit über die Grenzen Kölns reicht. Und genau hier schließt sich der Kreis, denn seit einigen Jahren gibt es eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Tonehunter und SPL, die mit dem Transducer bereits ein erfolgreiches Produkt hervorgebracht hat.

Der uns zum Test vorliegende Cabulator steht seit Sommer 2009 in den Läden und ist der zweite Streich dieser Verbindung. Und sein Name ist Programm.
Während der Transducer neben der Power Soak-Funktion, diverse Schalt- und Routingmöglichkeiten sowie diverse Boxen- auch Mikrofonsimulationen bietet, beschränkt sich der Cabulator auf die Kernkompetenzen eines klassischen Powersoaks: Leistungsreduktion, Lautsprechersimulation und DI-Ausgang.

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Details

Gehäuse/Aufbau
Auch optisch setzt sich der Cabulator von seinem 19“ Kollegen ab.
Er ist in einem robusten Stahlgehäuse untergebracht, das mit zahlreichen Schlitzen für eine ausreichende Luftzirkulation sorgt. Dabei ist die Ähnlichkeit zu einem Amp nicht von der Hand zu weisen. Sogar ein versenkter Griff auf der Oberseite ist vorhanden. Mit einem Gewicht von drei Kilogramm und einer Größe von gerade einmal 134 x 300 x 207 mm (H x B x T) gehört er definitiv noch ins Handgepäck.

In Sachen „Bedienelementen“ zeigt sich unser Testkandidat insgesamt sehr übersichtlich. Lediglich zwei Chickenhead-Potis und zwei Kippschalter zieren die Front. Eine blaue LED bestätigt den Anschluss eines 9-Volt-Netzteiles.

Das linke Potis sorgt für die stufenlose Leistungsreduzierung und trägt deshalb auch die zutreffende Bezeichnung Power Soak. Der rechte Regler mit der Aufschrift Speaker Voicing simuliert das Verhalten einer Lautsprecherbox, dazu später mehr.
Ein Kippschalter wählt zwischen der Simulation einer offenen oder einer geschlossenen Box, während ein zweiter Schalter die jeweilige Charakteristik bestimmt. Zur Wahl stehen hier die Varianten Vintage und Modern.

Auch die Rückseite bietet keine Überraschungen. Der Lautsprecherausgang des Verstärkers findet logischerweise im „Speaker In“ seine neue Heimat, der Lautsprecher wiederum wird am Power Soak Output angeschlossen. Vervollständigt wird das Ganze durch einen D.I.-Output und die Buchse für das mitgelieferte Netzteil.

Wie schon erwähnt, beschränkt sich der SPL Cabulator ganz solide auf die drei Funktionen Leistungsreduzierung, Lautsprechersimulation und D.I.-Ausgang.

Möchte ich also beispielsweise meinen 50- oder 100-Watt-Verstärker voll aufdrehen, um die Endstufe in die geliebte Sättigung zu treiben, lässt sich die Lautstärke mit dem Power Soak Poti herunterregeln. Anhand der Kippschalter und des Speaker Voicing-Poti hat man anschließend die Option, den Gitarrensound zu verändern, da der Cabulator zusätzlich eine Lautsprechersimulation an Bord hat. Dabei liefert der Speaker-Voicing-Regler die Möglichkeit, das Verhalten einer Lautsprecherbox mit steigendem Schalldruck zu simulieren. Je weiter er nach rechts gedreht wird, desto mittiger wird das Signal und Komprimierung und Pegel wachsen wie bei einer laut betriebenen Lautsprecherbox. Heraus kommt ein D.I. Signal, mit dem sich dann sehr komfortabel im Studio oder live weiterarbeiten lässt. Das funktioniert sogar ganz ohne Box, was normalerweise mit größter Sicherheit das Ableben des Verstärkers zur Folge hätte.

Die Vorteile liegen auf der Hand, denn so wird es sehr komfortabel, Amps ohne Box und Mikrofon zu betreiben und trotzdem professionelle Resultate zu erzielen. Es gibt kein Übersprechen, keine Probleme mit den Nachbarn und keine Platzprobleme mit sperrigen Lautsprechergehäusen. Da der Cabulator analog aufgebaut ist, gibt es auch keine Latenzen. Das bedeutet, dass zum Beispiel das Doppeln von Spuren ohne Phasenprobleme möglich ist, ganz so, als ob von einer Box aufgenommen wird.Software kann das nicht leisten, da der Klang erst errechnet werden muss. Dadurch entstehen Latenzen, die, so gering sie auch sein mögen, für einen erfahrenen Gitarristen sehr wohl spürbar sind. Dazu kommen unter Umständen die erwähnten Phasenprobleme, sodass bei digitalen Gitarrensimulationen der Sound meist dünner wird, sobald mehrere Signale aufeinander liegen.

Als Referenz für den Modern Mode diente bei der Entwicklung des Cabulators eine Marshall 4 x 12“ Box mit G12H Speakern aus den 70ern. Abgenommen wurde diese dann mit einem Shure SM57, das klassische Recording-Setup also.
Für den Vintage Mode kam eine Marshall-Box mit Celestion 65 Speakern zum Einsatz.

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Praxis

Schon bei der Wahl des Netzteils zeigt sich, dass man bei der Entwicklung des Cabulators sehr praxisnah gedacht hat. Auch das normale 9-Volt-Netzteil, das zum Beispiel die Boss Bodentreter mit Strom füttert, verrichtet am Cabulator seinen Dienst. Vorbei die Suche nach dem passenden Stromgeber – sehr gut! Außerdem lässt er sich -dank seiner passiven Bauweise- bei angeschlossener Box auch ganz ohne Strom betreiben und in der Lautstärke regeln.

Die Livetauglichkeit des Cabulators zeigt sich schon im robusten Gehäuse, das mit seinen Abmessungen auf jedem Topteil Platz findet. Das kompakte Gerät besitzt einen hochwertigen, trafosymmetrierten D.I.-Ausgang, was es zu einem gern gesehenen Tool im Studio macht. Alle Ausgänge lassen sich aber auch gleichzeitig betreiben! Ein mögliches Live-Setup sähe beispielsweise so aus: Mit dem Soak Out betreibt der Gitarrist seine eigene Box und liefert gleichzeitig dem Mischer das D.I. Signal. Die Lautstärke der Gitarrenbox lässt sich unabhängig vom D.I. Signal regeln.  Es geht natürlich auch ganz ohne Lautsprecher auf der Bühne. Da der Cabulator eine Box mit Mikro simuliert, kann man sich sein Signal auch direkt auf den Monitor legen.

Das alles liest sich wunderbar, aber wie klingt er? Um das herauszufinden, habe ich einen Marshall TSL 100 sowie einen alten Fender Bassman an den Start gebracht und sie jeweils mit dem Cabulator verbunden.

Beginnen möchte ich mit einer Tele und einem cleanen Sound über den Bassman. Ich spiele die Files immer gleich, aber jeweils mit verschiedenen Einstellungen, damit ein direkter AB-Vergleich möglich ist. Ich habe bewusst kein total sauberes Signal gewählt, da es so sehr schwierig wäre, Unterschiede klar herauszuhören.

Audio Samples
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Clean Close Modern Clean Close Vintage Clean Open Modern Clean Open Vintage

Im direkten Vergleich zwischen Close Modern und Close Vintage klingt Vintage wesentlich kompakter, da das Mittenbild sich nach oben verschiebt. Das Signal ist im Close Mode sehr direkt, ohne dabei unnatürlich zu wirken. Oftmals ist das meiner Meinung nach das größte Manko, da trennt sich die Spreu vom Weizen.

Im Open Mode verändert sich von der Direktheit eigentlich nicht viel, aber auch hier verschiebt sich wieder das Mittenbild. Das hört man besonders gut im direkten Vergleich zwischen Close Vintage und Open Vintage.

Kommen wir zur Königsdisziplin, dem Crunch Mode.

Audio Samples
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Crunch Close Modern Crunch Close Vintage Crunch Open Modern Crunch Open Vintage

Jetzt treten die Unterschiede zwischen den verschiedenen Einstellungen wesentlich deutlicher zu Tage.

“Modern“ klingt in beiden Modes immer fetter und bauchiger, gerade um 800 Hz. Vintage, hingegen kommt mittiger und kompakter daher, was den Sound etwas oldschooliger macht – und zwar im besten Sinne des Wortes.

Für die nächsten Beispiele habe ich eine Tom Anderson mit Humbucker am Steg benutzt.

Audio Samples
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Heavy Close Modern Heavy Close Vintage Heavy Open Modern Heavy Open Vintage

Wie schon im Crunch Mode mit der Strat zeigen sich auch hier deutliche Unterschiede in den verschiedenen Modes.“Modern“ ist fett und klingt sehr zeitgemäß, gerade bei verzerrten Gitarren. “Vintage“ wirkt immer etwas holziger und direkter. Wobei “Close“ eher verschnupft klingt und “Open“ gerade im Höhenbereich doch ordentlich zulegt.

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Der Cabulator von SPL / Tonehunter ist ein äußerst nützlicher Helfer im Studio wie auch live. Durch seine kinderleichte Bedienung und seine exzellenten Klangeigenschaften ist er für alle, die unkompliziert einen guten Gitarrensound suchen, genau das richtige Tool. Obwohl er verglichen mit seinem größeren Bruder, dem Transducer, mit weniger Features aufwarten kann, überzeugt er gerade wegen seines schnörkellosen Konzepts und seiner Klangeigenschaften. Wer auf der Suche nach einem qualitativ hochwertigen und universell einsetzbaren Power Soak ist, kommt am Cabulator nicht vorbei.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Handling
  • Flexibilität
  • Preis
Contra
  • D.I. Pegel leise
Artikelbild
SPL CABULATOR Test
Für 649,00€ bei
Technische Daten SPL Cabulator
  • Hersteller: SPL
  • Bezeichnung: Cabulator
  • In/Output: Speaker In, Soak Output, D.I.-Output
  • Besonderheiten: Gehäuse, trafosymmetriert
  • Maße: (H x B x T): 134 x 300 x 207
  • Gewicht: 3 kg
  • Preis: 599,- Euro UVP
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