Spector ReBop 5 40CS Zebrano Matte Test

Praxis

Wer sich den Spector ReBop zum ersten Mal umhängt, wird feststellen, dass der hintere Gurtpin deutlich höher platziert wurde als bei meisten anderen Bässen. Der Hals neigt sich dadurch etwas mehr nach oben und macht es einem leichter, die ersten Lagen auf der langen 35-Zoll-Mensur zu erreichen. Diese Maßnahme macht also bei einem Bass mit extralanger Mensur durchaus Sinn! Insgesamt hängt das Instrument mit seinen moderaten 4,1 kg Gewicht stabil am Körper und ist trotz seines äußerst kompakten Bodies nicht kopflastig. Die Spielposition ändert sich jedoch etwas, wenn man den ReBop im Sitzen spielt: der Bass schiebt sich dann weiter nach rechts, sodass man die Position der rechten Hand je nach Spieltechnik gegebenenfalls etwas anpassen muss.
Wenn man sich aber erst einmal an die ergonomischen Eigenheiten des europäischen Spectors gewöhnt hat, spielt er sich wirklich überaus angenehm. Das ovale Halsprofil fühlt sich zwar relativ kräftig und robust an, liegt aber dennoch sehr gut in der Hand und lässt sich mühelos auch über einen längeren Zeitraum spielen. Ab Werk war mein Testbass ordentlich eingestellt, für den optimalen Spielkomfort musste ich lediglich etwas Krümmung aus dem Hals nehmen und die Saitenlage ein halben Millimeter tieferlegen. Diese Anpassungen waren auch ohne Probleme möglich, denn die Bundierung des ReBop wurde absolut vorbildlich ausgeführt und ermöglicht eine sehr flache und komfortable Saitenlage ohne lästiges Bundrasseln.

Aus ergonomischen Gründen wurde der hintere Gurtpin relativ weit oben positioniert.
Aus ergonomischen Gründen wurde der hintere Gurtpin relativ weit oben positioniert.

Bei meinen ersten Probeläufen ohne Verstärker fiel mir außerdem sofort positiv auf, dass mein Test-Spector keinerlei schwach klingende Töne oder gar Deadspots aufweist. Jeder Ton auf dem langen 2-Oktaven-Griffbrett spricht blitzschnell an und schwingt sehr gleichmäßig und langsam aus. Bei der ebenmäßigen Klangentwicklung des Schraubhalsbasses spielt sicherlich die steife drei-teilige Halskonstruktion mit der zusätzlichen Graphitverstärkung eine entscheidende Rolle. Und auch die hervorragend eingebundene H-Saite muss an dieser Stelle gesondert erwähnt werden!
Sein volles Potenzial fährt der Zebrano-ReBop aber erst am Verstärker aus, denn hier zeigt er genau die Tugenden, die man gemeinhin einem Spector Bass mit EMG-Tonabnehmern zuschreibt: Durchsetzungskraft und Transparenz in jeder Situation! Wenn man beide Tonabnehmer mit den jeweiligen Volume-Reglern voll aufdreht und zusätzlich sowohl die Bässe als auch die Höhen mit der Tonepump-Elektronik leicht boostet (also laut Spector quasi in “Neutralstellung” bringt), so liefert der ReBop bereits einen soliden, kernigen und mittenbetonten Grundsound, der sich in jeder Rockband durchsetzten wird.

Später Nachkomme: Spectors erstes Bassmodell, der NS-1, kam schon 1977 auf den Markt.
Später Nachkomme: Spectors erstes Bassmodell, der NS-1, kam schon 1977 auf den Markt.

Die beiden EMG-Pickups wurden relativ nahe zur Brücke installiert und greifen deshalb ordentlich durchschlagende Mitten und Hochmitten ab. Ihre transparente Grundausrichtung sorgt außerdem für ein glasklares Höhenbild, was für die Ortung des Sounds im Mix außerordentlich hilfreich ist. Dank der Tonepump-Elektronik ist man mit diesem Fünfsaiter aber keineswegs auf nur einen Sound festgelegt. Der Zweiband-Equalizer greift sehr effektiv ins Klangbild ein, passt dabei jedoch wirklich hervorragend zum Grundcharakter des Basses und erzeugt keinerlei störende oder unangenehmen Frequenzen. Wenn man beide Klangregler beispielsweise ordentlich aufdreht, treten die Mitten in den Hintergrund und der Sound wird deutlich mächtiger und strahlt in den Höhen glasklar – ein erstklassiger Sound für virtuose Daumenkünstler!
Zusätzliche klangliche Flexibilität liefern selbstverständlich aber auch die beiden Tonabnehmer, wenn man sie einzeln verwendet. Der EMG in der Halsposition klingt im Solobetrieb druckvoll und rockig. Wer es extrem knurrig mag, bekommt hingegen mit dem Stegtonabnehmer einen schlanken, Jaco-mäßigen Fusion-Basssound mit viel Durchsetzungskraft, den man mit dem Bassregler der TonePump-Elektronik je nach Geschmack aufpumpen kann.

Die ersten "Spectoren" aus europäischer Fertigung sah die Basswelt im Jahr 1993!
Die ersten “Spectoren” aus europäischer Fertigung sah die Basswelt im Jahr 1993!

Mithilfe der folgenden Soundclips könnt ihr euch selber ein Bild von den Klangmöglichkeiten des Spector ReBop 5 40CS verschaffen. Der Bass ging dabei wie immer ohne zusätzliche EQs, Kompressoren oder Preamps in mein Apogee-Audiointerface und wurde mit Logic X aufgenommen.

Audio Samples
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Quasi-Flatstellung der Potis Bridge-PU mit Bassboost Neck-PU mit Bassboost Beide PU mit Treble- und Bassboost, Slapgroove
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Profilbild von A.Rink

A.Rink sagt:

#1 - 27.10.2016 um 11:17 Uhr

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Hallo @Bonedo
mein zweiter Bass in meinem Leben ,nach einem Fehlgriff mit einem Gibson Grabber Bass , war 1979 ein Spector NS2 Viersaiter in Schwarz, damals 3500 DM, ein Hammer Bass, den ich in den Achzigern leider verkauft habe.
Als ich diesen super Test hier gelesen und vor allem gehört habe, war ich sofort ergriffen... da war er wieder der Spectorsound ! Es muss nämlich nicht immer zum 1000. mal ein Fendersound sein, ist meine pers.Meinung.
Ihr seid also Schuld ,das ich genau diesen Testbass , dem Rainer Wind hier klanglich auf den Zahn gefühlt hat, inzwischen mein Eigen nennen darf :-)
der Bass ist wirklich der Hammer, mit einer Mörder H-Saite....
also danke nochmal für den "überzeugenden" Test :-))

    Profilbild von lars.bonedo

    lars.bonedo sagt:

    #1.1 - 27.10.2016 um 14:33 Uhr

    0

    hallo und danke für dein ausführliches feedback!auch ich bin ein absoluter fan von den spectoren und besitze auch einen "europäischen" fünfsaiter. wirklich fantastische instrumente - die kombi aus eng-pickups und dem michalik-preamp (tonepump) ist in meinem augen und erst recht ohren ein echter Knaller!schöne grüße und weiterhin viel spaß beim bonedo-lesen, lars

    +1
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