Sontronics STC-1 Test

Es ist ja nicht die Bau- sondern die Membrangröße, welche Kondensatormikrofone ihren jeweiligen Untergruppen zuordnet. Es sind ja aufgrund der Membranfläche beispielsweise auch Winzlinge wie das DPA 4041-SP und das Milab DC196 Großmembranmikros. Die Sontronics STC-1 haben zwar eine kleine Membran, sind aber dennoch ziemlich große Prügel. Allerdings sind sie mit dieser Eigenschaft nicht alleine auf weiter Flur, denn beispielsweise die AKG C1000 (oft als Drum-Overheads eingesetzt), aber auch die riesigen Neumann M150 sind ebenfalls nicht zu übersehen.

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Sontronics ist ein Hersteller, der mit verschiedenen, immer bezahlbaren Produkten für Toningenieure von sich reden macht. Zwar hatten wir schon Kondensator- und Bändchenmikrofone zum Testbesuch bei bonedo, doch Kleinmembrane waren bislang nicht darunter. In dieser Sparte reiste ein großes Stereoset, bestehend aus zwei STC-1, zum großen Testmarathon.

Details

In der Einleitung habe ich es bereits verraten: Das Sontronics STC-1S ist ein Stereo-Wechselkapselsystem, welches im “Maximalausbau” aus folgenden Komponenten besteht: dem großen Korpus, zwei Nieren-, zwei Hypernieren- und zwei Druckempfängerkapseln, Stereoschiene, Mikrofonhalter und Windschutze. Ein großer Kasten aus Holz macht das Set komplett. Auch an den Mikrofonen selbst ist die Ausstattung umfangreich, denn es sind sowohl Pad (10 und 20 dB) als auch Hochpassfilter (75 und 150 Hz) schaltbar. Weil die Mikrofone ja groß genug sind, ist auch Platz dafür, die beiden Schalter auf der gleichen Seite anzubringen, statt vorne und hinten auf dem Korpus zu verteilen.  

Fotostrecke: 10 Bilder Für Kleinmembraner geradezu massive Erscheinung: Sontronics STC-1

Ohne aktivierte Filterung beginnt der Frequenzgang der Mikrofone bei Verwendung der Nierenkapseln bei 25 Hz, für das obere Ende wird 20 kHz angegeben, dem grafischen Frequenzgang nach zu urteilen, kreuzt die Übertragung dort nicht erst die -3dB-Marke, sondern es ist bereits eine höhere Dämfpfung eingetreten. Wie fast alle Kleinmembraner ist auch bei den STC-1 eine deutliche Überhöhung in den Höhen vorhanden – hier mit einer Mittenfrequenz von ungefähr 8 kHz. Recht pegelfest scheinen die Sontronics zu sein, was bei der Empfehlung des Herstellers, beim “Direct Miking” auch vor Toms und Snare nicht zurückzuschrecken, auch notwendig ist: 0,5% THD werden bei 137 dB(SPL) erreicht. Dennoch ist das Rauschen nicht übermäßig und liegt nach A-Filterung bei 16 dB. Das STC-1S kann in silbernem oder schwarzem Finish geordert werden und wird laut der Briten gematched. Von der Langlebigkeit der Mikrofone scheint man sehr überzeugt zu sein, bietet man doch eine lebenslange (!) Garantie auf das Set.

Praxis

Manchmal sind es die Kleinigkeiten, die einem zuerst ins Auge fallen. Manchmal sind es auch die kleinen abstehenden Drähte eines Mikrofonkorbs, die einem in die Fingerkuppe pieksen. Unter dem Gesichtspunkt des “Erstkontakts” gesehen ist das eine kleine Katastrophe, insgesamt aber nicht: Wer nicht allzu viel Geld ausgibt, ist eher froh, dass an Verarbeitungskleinigkeiten gespart wird und nicht an klanglich relevanten. Und so finde ich es nicht sonderlich schlimm, dass beim doch recht geringen Paketpreis auch das Innenfutter des Koffers keine handwerkliche Glanzleistung darstellt. Es ist eher der Blick auf den Frequenzgang, der meine Sorgenfurchen zum Auffalten bewegt hat: Ist es bei den STC nicht wie bei eigentlich allen preiswerten Kleinmembranern, dass diese extreme Bell, die so oft um die 10 kHz liegt, verschleiern soll, dass das Air-Band so schwach und das Signal so behäbig ist? Vorgegaukelte Auflösung also auch hier? Ich bin verwundert, als ich die Signale der Nierenkapseln höre, denn einen dieser extremen, plastikmäßigen und unnatürlichen Boosts, die bei manchen Mikrofonen wie aufgesetzt wirken, kann ich nicht ausmachen. Natürlich fehlt es auch den STC etwas an Frische und Luftigkeit, die Auflösung ist nicht sonderlich fein, und das Klangbild ist in den Höhen so wenig grazil wie die äußere Erscheinung der wuchtigen Mikrofone, doch bin ich einigermaßen zufrieden. Die Akustikgitarre als Schallquelle ist diesbezüglich zwar gnadenlos, doch weniger feine Signale wie Schlaginstrumente funktionieren recht ordentlich. Nach weiterem Hineinhören kann ich jedoch ein wenig “Phasigkeit” im Signal ausmachen, welche den Klang weniger hohl und löchrig, sondern eher etwas in Richung “eckig” und “kantig” drückt – außerdem klingen Transienten gelegentlich etwas verschmiert. Wenn ich gerade bezüglich der Optik der Mikrofone von Wuchtigkeit geschrieben habe, dann lässt sich das auf ihren Klangcharakter nicht übertragen. Ich finde sogar eher, dass sie ein wenig mehr Volumen vertragen könnten. Die Filterungen – bei 75 Hz mit deutlich weniger Einfluss auf das Nutzsignal – sind somit eher dann relevant, wenn es gilt, den Nahbesprechungseffekt bei geringem Mikrofonierungsabstand zurückzunehmen. Und wie versprochen sind die beiden großen Mikrofonstäbe auch in der Praxis durchaus pegelfest.

Fotostrecke: 2 Bilder Sontronics STC-1S im Praxistest

Mit Kugelkapseln ausgestattet, macht sich der “kantige” Klang der Mikrofone ebenfalls bemerkbar; tendenziell wirken sie etwas mittig, einen Touch blechern und lassen sogar etwas an Tiefbass vermissen. Das ist erstaunlich für Druckempfänger, die damit konstruktionsbedingt eigentlich keinerlei Problem haben – DE-Kugeln könnten sogar 0 Hz aufzeichnen, wenn das gewünscht wäre. Bei den STC ist dort also entweder die Kapillare zum Druckausgleich zu groß (was ich mir nicht vorstellen kann) oder die Elektronik des Impedanzwandlers ist im Tiefbass schwach aufgestellt. Mit Druckempfängern ausgestattet, hat man zwar nicht das Gefühl, dass die STC-1 den hochwertigeren Vertretern unter den Mikrofonen hinsichtlich von Auflösung und Höhenwiedergabe das Wasser reichen könnten, doch kommt gibt es auch keine gravierenden Probleme wie Verschleifen und Verwaschen: Druckempfängermembranen werden für gewöhnlich sehr straff eingespannt und neigen weniger zum Nachschwingen als bei Gradientenempfängern. Preiswertere Kugeln werden von den Usern wohl eher im Nahbereich von Instrumenten eingesetzt, so dass die Höhenarmut der Sontronics durch den Druckstau-Effekt wieder halbwegs wett gemacht wird. Da die Mikrofone mit einem vernünftigen Pad ausgestattet sind, ist auch nicht zu befürchten, dass die Elektronik zu schnell überfahren wird und die Signale zu clippen beginnen. Das auf der anderen Seite der Pegelskala liegende Rauschen ist generell ok, für sehr verhaltene Signale sind die STC-1 jedoch schlichtweg nicht optimiert worden, wie auch der Kugel-Frequenzgang zeigt.  

Audio Samples
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Sontronics STC-1S Nieren Referenz Schoeps CMC-64 Sontronics STC-1S Kugeln Referenz Schoeps CMC-62 Referenz DPA 4009 Diffusefield-Grid

Die für Kleinmembranen ungewöhnlich große Bauform macht so manche Positionierung nicht leicht. Bei Einzelmikrofonierung und AB-Anordnungen ist das natürlich schnurzpiepe, doch möchte man ein XY oder auch nur ein ORTF bewerkstelligen, stehen sich die fetten Prügel immer etwas selbst im Weg. Dafür wird sie allerdings so mancher richtig schön finden – ob in Schwarz oder im Nickelfinish.  

Fazit

Für einen nicht zu hohen Betrag erhält man mit dem Sontronics STC-1S ein Stereoset, welches insgesamt mit den für Kondensatormikrofone dieser Preisklasse typischen Problemchen ganz gut hauszuhalten weiß. So sind die Nierenkapseln zwar im Höhenbereich etwas schwächer als teurere Vertreter, was sich durch eine leichte Mattigkeit und geringere Transparenz manifestiert, doch haben Sontronics nicht den Fehler gemacht, durch extreme Resonanzen im Bereich von 5 – 12 kHz dagegenzuhalten. Auch im Tiefbass sind die Mikrofone eher etwas “vorsichtig” aufgestellt. Somit ergibt sich ein zwar manchmal etwas verhaltener Klang, der zudem leichte Phasigkeit zeigt, doch zusammenfassend und im Direktvergleich mit Konkurrenten aus dieser Preiskategorie wirkt ein STC-Stereoset absolut ordentlich – nerven tut im Klangbild nämlich nichts. Mit den Kugeln – je nach Set separat zu erwerben – lässt es sich arbeiten, allerdings sind auch hier keine Wunder zu erwarten. Noch anzumerken: Schön ist die Pegelfestigkeit der Sontronics. Zusammenfassend: Ich bin nicht begeistert, aber ich bin zufrieden.

Pro
  • preiswert
  • umfangreiche Ausstattung
  • klanglich insgesamt ordentlich
Contra
  • absolute Höhen und Tiefen schwach
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Spezifikationen
  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger, Druckempfänger (Wechselkapseln)
  • Richtcharakteristik: Niere, Hyperniere, Kugel (Wechselkapseln)
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Betriebsspannung: 48V Phantomspeisung
  • Frequenzgang:25 Hz – 20 kHz
  • Übertragungsfaktor: 12 mV/Pa
  • THD+N: 16 dB(A-bewertet)
  • maximaler Schalldruckpegel: dB SPL ( % THD)
  • Hochpassfilter: 75 Hz, 150 Hz
  • Vordämpfung: 10 dB, 20 dB
  • Preis (Pärchen mit Nierenkapseln): € 339,-(UVP)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • preiswert
  • umfangreiche Ausstattung
  • klanglich insgesamt ordentlich
Contra
  • absolute Höhen und Tiefen schwach
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Sontronics STC-1 Test
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