Sonifex Redbox RB-PA2 Test

Praxis

Als klanglichen Bezug bringe ich wieder meine persönliche Referenz, einen Dynavox TPR-2 Röhrenvorverstärker sowie den J33 von Radial Engineering ins Spiel (Test hier). Der TPR-2 ist eine audiophile Hi-Fi-Lösung, die mit etwa 150 Euro zu Buche schlägt, während der J33 für mobile professionelle Anwendungen konzipiert ist und ein 244 Euro großes Loch ins Portemonnaie reißt. Auf einen Stereokanal heruntergebrochen kommen wir bei unserer Redbox auf 190 Euro, was ziemlich genau inmitten des Preisfelds der beiden Vergleichsvorverstärker liegt.

Fotostrecke: 3 Bilder In direkte Konkurrenz mit der Redbox tritt bei unserem Vergleich der J33 von Radial Engineerung.

Unser erster Vergleich führt uns zu Sades Smooth Operator aus den Achtzigerjahren. Das Klangbild ist ruhig, das Spektrum ausgewogen, der Bass knurrt zwar durchaus, aber klingt ein wenig verhalten, das Schlagzeug ist in der Phantommitte festgenagelt. Der Sonifex ist recht homogen und neutral, kann aber die Durchsicht eines J33 nicht überbieten. Die Redbox wirkt im direkten A/B-Vergleich ein wenig verhangen und zurückhaltender, aber dennoch ordentlich. Auch mit der Präzision des J33 kann der PA2 nicht mithalten. Im direkten Vergleich mit dem Dynavox würde ich auch den TPR-2 bevorzugen, weil dessen Röhre einfach ein wenig lebendiger wirkt.

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A1 Sade – Smooth Operator über die Redbox A1 Sade – Smooth Operator über den J33 A1 Sade – Smooth Operator über den TPR-2

Beim zweiten Audiofile, Motörhead, ächzt Lemmy bei seinem Whorehouseblues sehr authentisch aus meinem AKG-Kopfhörer. Auch dieses Blues-Stück klingt über den Sonifex ziemlich ausgewogen und neutral. Die Präzision, mit der der Radial zu Werke geht, ist schon sehr beeindruckend und wird auch hier seitens des PA2 nicht erreicht. 

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A2 Motörhead – Whorehouseblues über die Redbox A2 Motörhead – Whorehouseblues über den J33 A2 Motörhead – Whorehouseblues über den TPR-2

Im Grunde verhält es sich bei Deodatos „Also sprach Zarathustra“ hinsichtlich der klanglichen Ausprägungen ähnlich wie bei Sade. Der Sonifex wirkt solide, aber auch ein wenig bedeckt, der Röhren-Preamp von Dynavox klingt hingegen alles andere als bedeckt, vielmehr quicklebendig und sehr agil, wenn auch etwas die Präzision fehlt. Dennoch arbeitet keiner der beiden „Profis“ den Schellenkranz so gut heraus wie die Röhre. Ich würde sagen, dass hier der persönliche Geschmack entscheiden sollte. Manch einer mag es eben gerne etwas lebendiger und nimmt vereinzelte Spitzen in Kauf, ein anderer legt großen Wert auf Homogenität und Neutralität eines Wiedergabesystems, was den Sonifex in die engere Auswahl rückt. Wer noch mehr Durchsicht und Schnelligkeit wünscht, greife zum J33, der dann aber auch zu 50 Euro (pro Stereokanal) finanziellem Mehraufwand führt.

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A3 Deodato – Also sprach Zarathustra über die Redbox A3 Deodato – Also sprach Zarathustra über den J33 A3 Deodato – Also sprach Zarathustra über den TPR-2

DeLaSoul und Chaka Khan wirken bei „All Good“ mit der Redbox durchaus authentisch. Die Gesangstimme klingt zwar nicht unbedingt fetzig, die Drums sind aber relativ präzise, aber mir auch ein wenig zu zurückhaltend. Der Bass klingt bestimmt, mit Körper und Kontur. Der J33 hat hingegen hier seine Handbremse ausgesetzt und klingt in allen Disziplinen ein wenig schneller, frischer und Spaß-bringender, während der TPR-2 seine Qualitäten als Dancefloor-Waffe voll raushaut. Die Hi-Hats schmatzen, die Snare peitscht, Chaka Khans Stimme presst sich aus dem Monitor, dennoch klingt’s nicht übertrieben. Auch hier entscheidet der Geschmack, wer es etwas zurückhaltender möchte und dafür aber sehr präzise, liegt bei Radial Engineering goldrichtig. Die Redbox liegt auch hier klanglich irgendwo dazwischen, adäquat zum Preis.

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A4 DeLaSoul feat. Chaka Khan – All Good? über die Redbox A4 DeLaSoul feat. Chaka Khan – All Good? über den J33 A4 DeLaSoul feat. Chaka Khan – All Good? über den TPR-2

„Ein jeder klingt anders, aber keiner klingt schlecht“ könnte das Fazit beim fünften Hörbeispiel lauten, so sehe ich das bei Grauzones „Film2“. 

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A5 Grauzone – Film 2 über die Redbox A5 Grauzone – Film 2 über den J33 A5 Grauzone – Film 2 über den TPR-2

DJ Kozes „XTC“ bereitet beim Hören über alle drei Vorverstärker Spaß. Die Redbox klingt sehr neutral und recht ausgewogen, mir aber wieder nicht durchsichtig genug. Es fehlt ihm letztendlich die Schnelligkeit, die nötig ist, um die Transienten herauszuarbeiten. Die in den Messdaten angekündigte Neutralität zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Hörtest und macht auch vor dem letzten Audiobeispiel nicht Halt. Der Dynavox klingt in diesem Track mit viel Drive im Bass und die Synthieflächen setzen sich besser durch als bei beiden „Profis“. Dafür legt der J33 wieder eine 1-A-Präzision an den Tag, gepaart mit einem sehr homogenen Klangbild, für das man halt ein wenig mehr finanziellen Aufwand betreiben muss.

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A6 DJ Koze – XTC über die Redbox A6 DJ Koze – XTC über den J33 A6 DJ Koze – XTC über den TPR-2

Test-Setup Playback & Verstärkung

  • Plattenspieler: Vestax PDX 2300 Pro MKII
  • Tonabnehmer: Ortofon OM Serato S-120
  • Mixer & Preamp: Denon DN-X1600 Externer
  • Phono-Preamp: Dynavox TPR-2 Aufzeichnung
  • AD-Wandlung: RME HDSPe AIO
  • Aufzeichnung: SONY SoundForge 11, PCM-Audio, WAV mit 176,4 kHz und 32 Bit
  • Abhörkette: DA-Wandlung: Denon 300-USB/ Benchmark
  • DAC Kopfhörerverstärker: Dynavox CSM12/ SPL Phonitor
  • Kopfhörer: AKG K702

Abseits des Radio-Business …

… könnte die Redbox noch für Deejays interessant sein, die mit eigenem Equipment unterwegs sind, zwei Turntables benötigen und für ihren Mix unbedingt einen reinen Line-Mixer nutzen wollen. Das ist zwar selten genug der Fall, dennoch ein Szenario, das durchaus Sinn ergeben kann. Genau dann nämlich, wenn man irgendwo einen alten Dynacord- oder Studer- Mischer abgestaubt hat oder günstig an irgendein Sendepult gekommen ist.

Die Redbox RB-PA2 von Sonifex platzsparend in doppelter Ausführung
Die Redbox RB-PA2 von Sonifex platzsparend in doppelter Ausführung
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