Anzeige

SJC Custom Drums Tour Series 3pc Schlagzeug Test

Die Firma SJC Drums sticht ohne Frage aus der Masse der Drum-Hersteller heraus. Die Jungs aus Massachusetts können zwar bisher keine traditionsreiche Firmenhistorie wie Sonor, Gretsch oder Ludwig vorweisen, sind aber stattdessen in den sozialen Medien sehr aktiv. Mit der richtigen Mischung aus interessanten Finishes, geschicktem Marketing und einem Pool von namhaften Endorsern wie Tré Cool von Green Day, Josh Dun von Twenty One Pilots oder Jay Weinberg von Slipknot scheinen sie besonders bei der Generation der heranwachsenden Drummer am Puls der Zeit zu sein.

SJC Drums Tour 3pc shell set blue/brass
SJC Drums Tour 3pc shell set blue/brass


Seit Kurzem sind SJC Drums auch in Deutschland beim Musikhaus Thomann erhältlich, so bekamen für diesen Test ein Tour Set in der Konfiguration 22“ x 18“ Bass Drum, 12“ x 08“ Tom und 16“ x 16“ Floor Tom zur Verfügung gestellt. SJC hat auch ein paar günstigere Serien im Portfolio, die in Fernost produziert werden, die Tour Serie wird, wie die Hi-End Custom Serie, komplett in den USA gebaut. Anders als bei der Custom Serie, wo quasi alles an Finishes und Kesselgrößen und so einiges an Holzvariationen möglich ist, gibt es bei der Tour Serie nur vorkonfigurierte Sets und Oberflächen. Das macht sich aber auch deutlich im Preis bemerkbar. Das komplette Shellset  kostet aktuell knapp 1800 Euro, was für ein in den USA gebautes Set erst einmal nicht besonders teuer erscheint. Was die Tour Trommeln können, erfahrt ihr im Folgenden.

Details

Bei den Kesseln setzt SJC auf Ahornzylinder aus dem Hause Keller. Keller Kessel haben eine lange Firmenhistorie und zählen mit zum Besten, was man an Schichtholzkesseln in großen Stückzahlen am Weltmarkt kaufen kann. Nicht ohne Grund werden sie von einigen großen Drum-Firmen und zahlreichen Custom Drum Herstellern verbaut. Die Toms sind sechslagig und nur vier Millimeter stark. Es kommen bei allen Kesseln keine eingeleimten Verstärkungsringe zum Einsatz. Die Bass Drum fällt mit acht Lagen und fünfeinhalb Millimetern etwas stärker aus. Alle Gratungen sitzen fast ohne Gegenschnitt weit außen und fallen im 45-Grad-Winkel ins Kesselinnere ab. Die Gratungen sind fein geölt, die Kesselinnenseiten nur fein geschliffen, aber nicht versiegelt. Ein runder Sticker weist in jedem Kessel auf die Kesselgröße, Lagenanzahl und das Herstellungsdatum hin. Auf den Außenseiten (ebenso auf den Spannreifen der Bass Drum) sind alle drei Trommeln in einem blau-grünen Stain-Finish matt lackiert, dessen Grünanteil je nach Lichteinfall variiert.

Fotostrecke: 6 Bilder Das Set besteht aus traditionellen Tom-Größen und einer tiefen Bass Drum.

Die Ausstattung sieht schick aus, ist aber in der Summe überschaubar

Bei der Hardware setzt SJC auf eigene Designs, gut zu erkennen an den Spannböckchen oder den Floortom-Clamps, die – wie bei fast allen großen Herstellern heutzutage – von fernöstlichen Zulieferern gefertigt werden. Unser Set ist mit „Brass Hardware“ bestückt, neben regulärer Chrom- oder mattschwarzer Hardware die dritte wählbare Option. Ich setze den Begriff bewusst in Anführungszeichen, denn der Magnet-Test auf den Spannreifen und Spannböckchen ergibt, dass es eher Brass Finish heißen müsste, da keines der Bauteile magnetisch ist, für gemeinhin eine Eigenschaft von echter Messing-Hardware. Ansonsten macht die Hardware einen robusten und amtlichen Eindruck. Drei stabile und ausreichend dimensionierte Floortom-Beine sind im Paket, die Bass Drum hat etwas zarter wirkende Teleskopbeine mit ausfahrbaren Dornen, und für das 12“ Tom ist eine frei schwingende Tom-Halterung im Rims-Stil verbaut. Allerdings gibt es keinen Einzel-Tomhalter im Paket und scheinbar auch keinen optisch passenden, messingfarbenen Tom-Halter im gesamten Portfolio von SJC Drums.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Bass Drum hat ein vorgedämpftes Resonanzfell im Fiberskyn Look.

Die Fellkombination ist für Rock prädestiniert

Bei der Befellung setzt SJC auf rockige Sounds und Evans USA Felle. Doppellagige, beschichtete G2 Felle sind auf den Toms als Schlagfelle montiert, die Unterseiten sind mit klaren, einlagigen Resonanzfellen bestückt. Bei der Bass Drum kommt ein EMAD mit dem typischen Außendämpfungsring zum Einsatz, das Resonanzfell ist eine Art Fiberskyn Fell, ebenfalls mit einem eingeklebten Ring vorgedämpft, allerdings ab Werk ohne Mikrofonierungs-Loch. 
Ansonsten ist die Ausstattung eher spärlich, es gibt weder ein Dämpfungskissen für die Bass Drum, noch einen Kratzschutz für den Bassdrum-Spannreifen. Dafür findet sich im Paket der Bass Drum neben ein paar Stickern und einem einfachen Stimmschlüssel auch eine Urkunde, die den Besitzer herzlich in der SJC Familie willkommen heißt. 

Anzeige

Praxis

Bevor es ans Trommeln geht, ziehe ich erst einmal ein vorgedämpftes und gelochtes Evans Resonanzfell aus meinem Fundus und schnalle es auf die Bass Drum, auch ein wenig Dämpfung in Form einer Molton-Rolle bringe ich im Kessel unter. Bei einer 18“ tiefen Trommel macht es aufgrund der hohen Luftsäule gemeinhin wenig Sinn, mit geschlossenem Frontfell zu spielen, von daher wähle ich direkt den gängigen Weg. Aus einem Pearl Tom-Stativ und einem DW Arm baue ich mir für das 12“ Floor Tom einen Tom-Halter zurecht. Der DW Arm ist ganz leicht überdimensioniert, passt aber trotzdem in die Klaue der Tom-Halterung. Vor dem Kauf sollte man sich also über passende Halterungen zum Set informieren. 

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Die Bass Drum ertönt beeindruckend

Los geht’s in der tiefen Stimmung. Alle drei Trommeln sind rockig gestimmt, die Bass Drum schmatzt und kickt vor sich hin, dass es vielen Trommlern und auch einigen Live-Mischern sicherlich ganz warm ums Herz würde. Auch ich bin von der rein physischen Lautstärke echt beeindruckt. Mit der schwachen Fellspannung muss man aber auch entsprechend mehr arbeiten. Mit mehr Spannung wie in den zweiten Soundfiles spielt es sich bei einem so tiefen Bassdrum-Kessel natürlich leichter. 

Audio Samples
0:00
Tiefe Stimmung – solo Tiefe Stimmung – Tom Groove, ohne Snares Tiefe Stimmung – Rim / Snare-Groove

Auch die Toms können sich hören lassen, sie klingen fett, aber insgesamt auch etwas dumpf. Das quadratische 16er ist am unkompliziertesten, ich bekomme es mit der Fellkombi, auch ohne zusätzliche Dämpfung, mit einer insgesamt sehr runden Mischung aus Attack und Wärme hingestimmt. Positiv zu bemerken ist, dass alle Schrauben wunderbar geschmeidig in den Gewinden laufen und die Trommeln direkt auf jede Umdrehung des Stimmschlüssels reagieren.
Beim 12“ Tom muss ich allerdings etwas länger schrauben. In sehr tiefen Lagen verhält es sich, ähnlich dem 16er Tom, unproblematisch, sobald man aber etwas höher und tonaler stimmt, sorgt die Mischung aus sehr dünnem (und frei schwingenden Kessel), den Fellen und der extrem schmalen Fellauflagekante des Kessels für Modulationsgeräusche, zumindest in meinem Aufnahmeraum. Ich habe es es etwas besser unter Kontrolle gebracht, indem ich das Resonanzfell deutlich höher gestimmt habe (so ist es auf den Aufnahmen zu hören), das Problem ließe sich zusätzlich natürlich auch mit etwas Dämpfung in den Griff bekommen. Oder mit einem Fellwechsel, wir ihr im nächsten Absatz lesen könnt.

Audio Samples
0:00
Mittlere Stimmung – solo Mittlere Stimmung – 16tel Groove Mittlere Stimmung – 6/8 Groove
Für die Aufnahmen musste ich mir erst einen passenden Tom-Halter zusammenbasteln.
Für die Aufnahmen musste ich mir erst einen passenden Tom-Halter zusammenbasteln.

Mit dem Fellwechsel erwachen auch die Toms zum Leben

Im letzten Durchlauf tausche ich die Schlagfelle gegen klare, einlagige Remo Ambassador Modelle, die Bass Drum bekommt statt des EMAD ein Coated Powerstroke 3 aufgezogen. Auch verwende ich jetzt meine mittelhoch gestimmte, leicht gedämpfte Ludwig Acrolite, statt der vorher knallig gestimmten 13“ Cube 20 Ply Buchen-Snare, um mal zu sehen, was für Sounds noch möglich sind. Die Bass Drum hat jetzt etwas weniger Attack im Gesamtsound, klingt mit dem PS3 etwas mittiger und trotzdem sehr solide. Bei den Toms gesellen sich materialbedingt mehr Obertöne dazu, so klingen sie voller, dynamischer und frischer. Auch die vorher besprochenen Stimmprobleme beim 12“ Tom sind mit dem Ambassador Clear in höherer Stimmung kein Problem mehr. Das klangliche Potential, das ich mir von den Toms erhofft hatte, aber mit den den G2 Fellen nicht hervorlocken konnte, ist jetzt vorhanden. Manchmal lohnt sich also ein Fellwechsel auch dann, wenn keine minderwertige Qualität vom Werk aus verbaut ist.

Audio Samples
0:00
Remo Fellwechsel – solo Remo Fellwechsel – Groove
Anzeige

Fazit

Das SJC Tour Set erweist sich als gut verarbeitet und kann klanglich vor allem in rockigen Gefilden Punkte sammeln. Mit der messingfarbenen Hardware und der matten Lackierung setzt es sich auch optisch von anderen Herstellern ab. Die Bass Drum klingt satt und drückt auch rein akustisch im Raum gespielt beeindruckend in die Magengegend. Die Toms klingen mit den werksseitig montierten G2 Fellen fett, aber auch ein wenig dumpf. Beim 12“ Tom unseres Testsets war etwas Geduld am Stimmschlüssel notwendig, da es in höheren Lagen schwerer sauber zu stimmen war. Außerdem wäre anzumerken, dass es keinerlei Zubehör, wie zum Beispiel einen Kratzschutz des Bassdrum-Spannreifens, zum Set gibt, auch einen farblich passenden Einzel-Tomhalter könnte der Hersteller gern noch ins Programm aufnehmen. Wer schon immer mit einem Maple Set „Made in USA“  geliebäugelt hat, könnte hier eine vergleichsweise erschwingliche Alternative entdecken.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung
  • satte Sounds, besonders bei der Bass Drum
  • auffällige Optik
  • vergleichsweise erschwinglich für Made in USA
Contra
  • 12“ Tom in Werksbefellung nicht einfach zu stimmen
  • magere Zubehör-Ausstattung
Artikelbild
SJC Custom Drums Tour Series 3pc Schlagzeug Test
Für 1.898,00€ bei
Auffällige Optik trifft auf rockige Sounds - das SJC Drums Tour Series Shellset.
Auffällige Optik trifft auf rockige Sounds – das SJC Drums Tour Series Shellset.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: SJC Custom Drums
  • Herkunftsland: USA
  • Bezeichnung: Tour Series 3-pc
  • Kesselgrößen:
  • 22“ x 18“ Bass Drum, ungebohrt
  • 12“ x 08“ Tom mit Freischwinghalterung
  • 16“ 16“ Floor Tom mit drei Floortom-Beinen
  • Kesselmaterial & Konstruktion: Maple, ohne Verstärkungsringe
  • 8 Lagen, 5,5 Millimeter Wandstärke bei Bass Drum
  • 6 Lagen, 4 Millimeter bei Tom und Floor Tom
  • Finish: matt lackiert
  • Felle: Evans G2 auf Toms, EMAD auf Bass Drum
  • Hardware: Brass Finish
  • Zubehör: Stimmschlüssel
  • Preis: (Verkaufspreis Januar 2019) EUR 1798,-

Seite des Herstellers: https://www.sjcdrums.com

Hot or Not
?
SJC Drums Tour 3pc shell set blue/brass

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Zultan Alaris Cymbals – Full Sound Demo & Honest Review
  • Alesis Nitro Ultimate + Nitro Amp Pro Review – Big Sound, Small Price?
  • Gretsch Full Range Hybrid Snare Drum Review – Affordable Snares with a Premium Look!