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Shure Beta 52A Test

Bassdrum-Mikrofone gibt es mittlerweile ja wie Sand am Meer. Trotzdem werden immer wieder zwei Modelle empfohlen, wenn es um eine uneingeschränkt professionelle, aber dennoch nicht zu kostenintensive Abnahme der tieftönenden Trommeln geht.

Shure_Beta52A_4

Das AKG D112 – auch „Ei“ genannt – und unser Testkandidat, das Shure Beta 52A, welches bei genauerer Betrachtungsweise eigentlich ebenfalls als Ei bezeichnet werden könnte. Egal wo man hinschaut, immer wieder sieht man dieses Mikrofon in den verschiedensten Anwendungen. Mal fungiert es als Schallwandler vor einer geschlossenen Jazz-Bassdrum, dann begegnet es einem als knallharter Kick-Lieferant im Metal-Kontext. In teuren Studios scheint es genauso zu Hause zu sein wie auf der Punk-Bühne. Dabei kommt das gute Stück zum recht demokratischen Preis von unter 200 Euro. Was genau Shures Bassdrum-Mikrofon so beliebt macht, und ob es tatsächlich so gut ist, erfahrt ihr, wenn ihr weiter lest. 

Details

Kann wohl was ab: das Shure Beta 52A wirkt unverwüstlich

Ein erster Hinweis für seine Popularität liefert das Beta 52A schon beim Auspacken. Es wirkt massiv und robust gebaut, aus Kunststoff ist nur die Flügelschraube zur Kopfverstellung gefertigt, alles andere besteht aus Guss. Gute 600 Gramm Gewicht erfordern dann aber auch – je nach Positionierung – ein nicht gar zu schwächliches Stativ. Formal kommt das Mikrofon eiförmig daher, wobei der vordere Teil aus einem Stahlgittergeflecht besteht, welches die Innereien, also die Tauchspulenmembran, vor schädlichen Einwirkungen schützt. Der untere Teil des Gehäuses stellt eine integrierte Haltevorrichtung dar, welche die XLR-Anschlussbuchse sowie das Gewinde zur Stativ-Befestigung beherbergt. Um das Mikrofon im Inneren einer Bassdrum zu positionieren, braucht es ein mindestens elf Zentimeter durchmessendes Loch im Resonanzfell.

Fotostrecke: 3 Bilder “Wirf mich ruhig, ich gehe nicht kaputt” scheint das Bassdrum-Mikrofon mitteilen zu wollen.

Das Beta 52A ist als Superniere ausgelegt

Bei den technischen Daten gibt sich das Beta 52A ganz als klassisches Bassdrum-Mikrofon. Mit 20-10000 Hertz soll es alles einfangen, was große Trommeln an Bass erzeugen, gleichzeitig aber auch den Anschlags-Kick adäquat übertragen. Das Frequenzdiagramm zeigt eine für ein spezialisiertes Bassdrum-Mikrofon typische Kurve mit einer starken Anhebung bei etwa 4000 Hertz sowie einer etwas leichteren bei 50 Hertz. Dazwischen liegt die sogenannte „Badewanne“, also ein breitbandig abgesenkter Mittenbereich. 174 db SPL Grenzschalldruck bewegen sich weit jenseits des Gesunden und dürften das Mikrofon auch von lautesten Quellen unbeeindruckt lassen. Eine niedrige Empfindlichkeit von 0,6 mV/Pa trägt dem anvisierten Einsatzgebiet ebenfalls Rechnung, schließlich soll das gute Stück Bassdrums übertragen und nicht als Raummikrofon für die Aufnahme von Triangeln fungieren. Statt einer regulären Niere hat man sich bei Shure beim Beta 52A für die Superniere als Richtcharakterikstik entschieden.   

Fotostrecke: 3 Bilder Einer der größten Namen unter den Herstellern dynamischer Mikrofone prangt auf dem Gehäuse: Von Shure sind unter anderem das SM57, das SM58 und das SM7.
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Praxis

Plug and Play ist angesagt

Bei der Handhabung gibt das Shure Beta 52A keinen Anlass für Kritik. Es passt auch durch eher kleine Resonanzlöcher und die Kombination aus XLR-Buchse und Stativ-Befestigung ist sinnvoll, weil so das Kabel samt Stecker keinen zusätzlichen Platz neben dem Mikrofon beansprucht. Ein kleiner Tribut an die panzerartig stabile Bauweise stellt das recht hohe Gewicht dar, ein echter Minuspunkt ist das aber nicht. Als Schallquellen kamen eine 24er Yamaha Recording Bassdrum mit dünnem Birkenkessel, ein 20 Zoll Wahan Buchenholz-Modell sowie ein 18 Zoll großes Yamaha Recording Floortom zum Einsatz. Bei den Bassdrums habe ich als Referenzmikrofon ein Sontronics DM1-B verwendet, in einigen Files habe ich noch ein Solomon Subkick (LINK) zusätzlich angeschlossen.  

Fotostrecke: 4 Bilder Shures Bassdrum-Klassiker während des Tests

Klanglich zählt das Shure Beta 52A zur „Punch-Fraktion“

Zunächst muss sich der Testkandidat an meiner 24er Yamaha Birkenkessel-Bassdrum beweisen. Offen gestimmt, mit nur ganz wenig Dämpfung im Inneren, klingt diese Bassdrum in natura einerseits äußerst druckvoll, gleichzeitig aber auch sehr natürlich mit ausklingenden Mittenanteilen. Das Beta 52A befindet sich im kleinen Resonanzloch und zeigt gerade in die Bassdrum. Schon der Soundcheck offenbart, dass es sich beim Kandidaten um einen Klangformer handelt, Bass und Attack werden herausgearbeitet, die Mitten reduziert. So entsteht der berühmte „PA-fertige“ Rock- und Popsound, der in so vielen Produktionen gut funktioniert. Allerdings geht das Beta 52A nicht so weit wie beispielsweise ein Audix D6, welches noch „klickiger“ und subbassiger klingt. Im Vergleich mit meinem eher neutraleren Kondensator-Modell Sontronics DM1-B wird die Marschrichtung trotzdem sehr deutlich: Neutralität war bei der Entwicklung nicht das Ziel, das Beta52A drückt der Quelle seinen deutlichen Stempel auf. Die charakteristischen Mitten und Obertöne der großen Bassdrum werden stark in den klanglichen Hintergrund gerückt. Ich habe euch beide Mikrofone sowohl solo als auch im Kontext bereitgestellt, zusätzlich habe ich auch mein Subkick-Mikrofon aufgenommen. 

Audio Samples
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24er BD, Beta 52A solo 24er BD, DM1-B solo 24er BD, Beta 52A im Kit 24er BD, DM1-B im Kit 24er BD, Beta 52A + Subkick 24er BD, DM1-B + Subkick

Nah am Schlagfell wird das Bassdrum-Mikro zum „Klick“-Lieferanten

Um zu beurteilen, wie sich das Beta 52 nah am Schlagfell verhält, habe ich eine zweite Bassdrum, meine Wahan 20×14 Buchenholz-Trommel, als Schallquelle verwendet. Auf der Schlagseite ist ein locker gespanntes Remo Powerstroke 3 aufgezogen, auf der Resoseite ein Renaissance mit 5-Zoll-Loch. Innen liegt ein Fleecepullover sowie ein Stückchen Noppenschaumstoff. Wir haben hier also eine kontrollierte, Kick-betonte Bassdrum, wie sie in vielen Kontexten zum Einsatz kommt. Wie zu erwarten, arbeitet das Shure Beta 52 den Attack stark heraus, während das Sontronics mittiger daher kommt und etwas weniger „in your face“-Qualitäten besitzt. Gleichzeitig wirkt das Sontronics in dieser Bassdrum auch alleine etwas voller, denn es bildet die Mitten besser ab. Der Bassboost des Beta 52A kann hier nicht helfen, denn er liegt unterhalb der Frequenz, welche die Bassdrum erzeugt. Im Kontext mit dem Subkick-Mikrofon ergibt sich in beiden Fällen ein runder, ausgewogener Sound. 

Audio Samples
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20er BD, Beta 52A solo 20er BD, DM1-B solo 20er BD, Beta 52A im Kit 20er BD, DM1-B im Kit 20er BD, Beta 52A + Subkick 20er BD, DM1-B + Subkick

Am Floortom klingt das Beta 52A voluminöser als normale dynamische Mikrofone

Immer wieder sieht man an Floortoms statt Mikrofonen wie dem SM57 oder dem Sennheiser MD 421 dicke Brummer wie eben unseren Testkandidaten. Den Grund dafür veranschaulicht das Beta 52A sehr schön. Es klingt weniger „luftig“ und neutral als das Vergleichsmikrofon Audio Technica ATM230, dafür überträgt es die dicke „Basswolke“, die das 18×16 Birken-Floortom erzeugt, deutlich eindrucksvoller. Mir gefällt es in dieser Funktion sehr gut. 

Audio Samples
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18er FT, Beta 52A solo 18er FT, ATM230 solo 18er FT, Beta 52A im Kit 18er FT, ATM230 im Kit
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Fazit

Das Shure Beta 52A kann nach wie vor als Klassiker unter den „Rundum sorglos“-Bassdrum-Mikrofonen bezeichnet werden. Langes Geschraube am passenden Kickdrumsound ist mit diesem Werkzeug meistens unnötig, denn seine Abstimmung hebt bereits jene Frequenzanteile hervor, die man meistens von der Bassdrum hören möchte: einen druckvollen Attack sowie einen runden, tiefen Bass. Mit diesen Eigenschaften wird es gleichzeitig nicht nach dem Geschmack jener Tonleute und Drummer sein, die einen eher neutralen, weniger stark vorgegebenen Bassdrum-Sound bevorzugen. Am großen Test-Floortom klingt das Beta 52A voluminös und bassig, was dem Charakter der Trommel besser steht als das Ergebnis mit dem Vergleichsmikrofon. Nimmt man die gute Positionierbarkeit und die extrem robuste Konstruktion hinzu, hat sich dieses Mikrofon seine 4,0 Sterne und verdient. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • moderner, punchig-bassiger Sound
  • extrem robuste Konstruktion
  • einfache Anwendung
Contra
  • aufgrund der Auslegung stark vorgeformter Sound
Artikelbild
Shure Beta 52A Test
Für 198,00€ bei
Shure_Beta52A_8
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Shure
  • Bezeichnung: Beta57A
  • Wandlerprinzip: dynamisches Tauchspulenmikrofon
  • Richtcharakteristik: Superniere
  • Impedanz: 150 Ohm
  • Feldleerlauf-Übertragungsfaktor: 0,6 mV/Pa
  • Frequenzgang: 20-10000 Hz
  • Finish: anthrazit lackiert
  • Ausgang: XLR
  • Gewicht: 605 Gramm
  • Zubehör: Tasche, Anleitung, Reduziergewinde
  • Preis: € 172,– (Straßenpreis am 19.06.2018)
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