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Serato Pyro Test

Seratos iOS Music-Player App namens Pyro mixt euren Musikbestand aus der iTunes-Library und Spotify auf dem iPhone, iPad oder iPod touch nahtlos und beatsynchron ineinander. Für das Spotify-Streaming müsst ihr über einen Premium Account verfügen, dann könnt ihr zusätzlich zur lokalen Musik auf dem Mobile-Device eure Lieblingstracks aus dem Fundus des Online-Services und die dort angelegten Playlisten direkt in die App streamen und mixen lassen.

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Serato Pyro – DJ App für iOS


Dabei kommt ein Analyseverfahren zum Einsatz, das nach dem optimalen Übergangszeitpunkt Ausschau hält und gegebenenfalls einen Beatmix mit Zeitdehnungs-/Verdichtungsalgorithmus einleitet, bei dem Serato auf  mittlerweile mehr als 20 Jahre Erfahrung mit Pitch ’n’ Time zurückblickt, das seit geraumer Zeit auch als Plug-in Variante für Serato DJ angeboten wird. Ist Serato Pyro der perfekte DJ für die Hosentasche? Das schauen wir uns näher an.

Details

Das grafische Benutzerinterface der App ist klar strukturiert und sehr ansprechend gestaltet, die Handhabung simpel. Ihr beginnt mit einer leeren Playlist, indem ihr das Symbol unter dem lodernden Feuer-Icon auf dem Startscreen betätigt und landet in der iTunes-Bibliothek mit der Auswahl für Playlists, Künstler, Songs und Alben. Rechts stellt ihr optional auf Spotify um, loggt euch in euren Account ein und habt dann Zugriff auf über 40 Millionen Tracks des Online-Services, eure Playlisten Tracks und Artists sowie die Heat-Listen diverser Labels und Genres mit sich aktualisierenden „heißen“ Tracks und Charts.

Fotostrecke: 2 Bilder Serato Pyro Splashscreen, Mixscreen, Auswahlscreen

Bei Spotify besteht ferner die Möglichkeit, lediglich die Tracks aus der eigenen „Mediathek“ vorschlagen zu lassen oder Empfehlungen aus dem Fundus des Online-Services gereicht zu bekommen. Einen Wermutstropfen muss ich diesbezüglich jedoch einschenken: Hier ist die WLAN-Verbindung Pflicht, selbst wenn ihr die Player-App auf dem Smartphone und darin einige Tracks offline gespeichert habt. Ob Spotify oder iTunes, der nächste Schritt heißt Musik vorzulegen:
Option 1: Ihr importiert eine komplette Playliste aus eurem Online- oder Offline-Musikbestand oder stellt eine neue zusammen
Option 2: Ihr sucht nur einen oder mehrere Starter aus, schaut, was euch an passenden Tracks vorgeschlagen wird, selektiert, was euch gefällt und schiebt dies in die Abspielreihenfolge.
Option 3: Ihr gebt den Start-Titel vor und harrt der Dinge oder besser gesagt Titel, die da kommen mögen.
Während der Mehrfachselektion von Tracks für eine Playlist merkt sich das Programm die Reihenfolge, in der ihr selektiert habt. „First in“ landet folglich oben. Die Titel in der Abspielreihenfolge lassen sich natürlich manuell sortieren, löschen oder shuffeln, was direkte Auswirkungen auf vorgeschlagene Musikstücke mit Ausnahme des direkt folgenden Tracks hat. Ihr bekommt übrigens jedes Mal andere Vorschläge gereicht, auch wenn ihr mit denselben Titeln startet.

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Praxis

Sind einer oder mehrere Tracks ausgewählt, geht es los. Innerhalb weniger Sekunden wertet Pyro das Musikstück im Player aus, angezeigt mit Titel, Artist und einem Ausschnitt aus der Cover-Art und erzeugt ein Balkendiagramm, anhand dessen man Breaks im Song recht passabel erkennen kann.
Ferner ist es möglich, sich die BPM anzeigen zu lassen. Weitere Infos wie Tonart, Laufzeiten und dergleichen stehen nicht zur Verfügung. Von Beats und Grids ebenfalls keine Spur. Muss für eine Consumer-App auch nicht sein, in einer Pro-Version würde man es neben anderen Funktionen vielleicht erwarten. Mitunter dann auch eine Playlist Import/Exportfunktion mit Serato DJ, möglicherweise via Cloud. Aber nun zum eigentlichen Kern.
Laut Serato ist eine Menge Entwicklungsarbeit in die App und den Analyse-Code geflossen, um den richtigen Zeitpunkt für den perfekten Übergang zum nächsten Song zu finden und während ich diese Zeilen schreibe, wabern im Hintergrund bereits diverse 80s Chicago House Tracks durch den Raum und die Playlist, vorgeschlagen von Pyro und dann in die Queue befördert.
Pyro mixt in der Regel das Outro und Intro der Titel innerhalb eines etwa 15 Sekunden langen Übergangs zusammen, visuell erkennbar am Cover-Flow auf dem Bildschirm. Gefällt euch ein laufender Titel nicht oder ihr wollt den Übergang manuell einleiten, könnt auch auf den Transition-Knopf zum Einstarten des nächsten Mixes drücken oder den Titel direkt ins Deck ziehen. Wollt eine Passage überspringen, tippt ihr mit dem Finger an eine Stelle des Fortschrittbalkens und landet ohne viel Gerumpel nahe der anvisierten Position. Nah deshalb, weil sich die dünnen Balken nicht exakt treffen lassen.
Bei Straight-Forward produzierten Dance-Beats macht die App ihre Sache in der Regel ziemlich ordentlich. Ab und an haut sie mal daneben und wenn die Titelgeschwindigkeiten stärker voneinander abweichen, ist die Tempokorrektur, um auf Zielgeschwindigkeit zu gelangen (Bsp.: 120 zu 128 BPM: etwa 15 Sek. gleichmäßiger Tempoanstieg), nicht nur für das geschulte Ohr wahrnehmbar. Außerdem sind die maschinellen Empfehlungen selbstverständlich eine Frage des Geschmacks, besonders wenn man nicht die selbst gekauften Tracks aus der eigenen Library, sondern Spotify nutzt. Alles in allem hat sich Pyro, bei dem was ich bisher im Test gehört habe, allerdings keinen so dicken Klopper erlaubt, dass man damit nicht eine Runde joggen gehen, in der Kiezbar um die Ecke Hintergrundmusik laufen lassen, im Fitness-Studio den Ton angeben oder die Party in der Studentenbutze so lange befeuern könnte, bis genug Leute den Dancefloor besiedeln und sich einer hinter das DJ-Equipment stellt, um aufzulegen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Playlist ist mit dem “Rotweinfleck” angeschoben, Titelvorschläge werden von Pyro „eingereicht“ und manuell in die Playlist eingeloopt

Auch beim Abend im Freundeskreis dürfte Pyro eine willkommene Lösung sein, denn so könnt ihr dann auch gleich mal – besonders wenn ihr online seit – das Smartphone an den Kollegen weiterreichen, damit er ein paar Nummern in die Warteliste schiebt. Und nicht nur hier macht sich das äußerst flüssige Feeling bei der Interaktion mit der App bemerkbar, denn jeder dürfte gleich damit klar kommen. Einträge in die Liste befördern, „raus aus der Liste“ swipen, verschieben und in den Player laden – das geht locker von der Hand und fühlt sich wie aus einem Guss an.
Nun ist aber nicht alles so leicht zu mixen wie EDM, House und dergleichen, folglich klingen nun andere Genres aus den Boxen. Ganz gleich ob 70s Liste, Broken Beats oder Roots, die App zieht sich kurz vor dem Ende meist mit einem flott abklingenden Echo aus der Affäre. Gangbar. Wenn es allzu Cross-Genre wird oder  Balladen der Rock-Nummer folgen, wo sich das ineinander Blenden eurer Meinung nach partout nicht anbietet, könnt ihr die Mix-Funktion auch abschalten, resultierend in gut zwei Sekunden Pause zwischen den Titeln. Die klassische Playlist also.

Eure zusammengestellten Abspielreihenfolgen lassen sich mit Namen versehen und abspeichern und stehen euch dann im Auswahlbildschirm zur Verfügung. Ebenso legt das Programm eine History bereits gelaufener Titel an. Hier würde der App ein Rating-System gut zu Gesicht stehen. Der Verlauf wird nach Datum sortiert, sodass ihr, falls erforderlich, darauf zurückgreifen könnt. Schade nur, dass kein Upload der Playlisten nach Spotify möglich ist. Auch dass offline gespeicherte Tracks gestreamt werden müssen, ist nicht das Gelbe vom Ei. Unterwegs ist es ärgerlich, diese Playlists mangels WLAN nicht nutzen zu können oder “Mobile Daten” zu verbrauchen.
Schade finde ich übrigens, dass Serato auch nach etlichen Jahren kein zweites Deck für die App parat hat, mit der man selbst mixen könnte und dass es keine Desktop-Version gibt.

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Fazit

Serato Pyro für iOS ist ein Music Player mit Automixfunktion, der Musikstücke aus der iTunes Bibliothek des Smartphones oder bei bestehender Online-Verbindung aus eurem Spotify Premium Account ineinander mixt. Dies geschieht nahtlos und weitgehend beatsynchron in Genres, die es zulassen. Sind die Temposchwankungen zu groß oder passt das Genre nicht, kommt ein schnell ausklingendes Echo zum Einsatz.
On top spricht die App Empfehlungen aus, was zu den Titel in eurer Playlist passt, die ihr dann einreihen, sortieren und mixen lassen könnt. Ein Speichern der Listen und Verläufe ist ebenso möglich. Momentan ist allerdings weder Apple Music Streaming an Bord, noch könnt ihr eure Pyro-Listen nach Spotify exportieren und es sind leider zahlreiche der kuratierten Pyro Online-Playlisten aktuell (02/2020) nicht verfügbar. Hier gibt´s also Luft nach oben.  
Nichtsdestotrotz macht die App Laune, ganz gleich ob ihr das Programm für den Partyabend nutzt, zum Musikhören, beim Joggen, im Auto oder auf der Reise. Das Handling geht dabei intuitiv vonstatten. Kostenlos ist Serato Pyro noch dazu.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Intuitives GUI und Handling
  • Automixer
  • Beatsync
  • Echo-Out FX
  • Key-Lock-Funktion
  • Spotify integriert
  • Kostenlos
Contra
  • Keine Integration von Apple Music Streaming
  • Viele Pyro-Listen aktuell nicht verfügbar
  • Spotify-Tracks nicht offline speicher/nutzbar
  • Kein Upload der Pyro-Listen nach Spotify
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Serato Pyro Test
Serato Pyro - DJ App für iOS
Serato Pyro – DJ App für iOS
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