Rode NTH-100 Test

Der australische Mikrofonspezialist Rode überrascht mit seinem ersten Kopfhörer. Warum auch nicht? Schließlich ist das technische Grundprinzip eines Kopfhörers einem Mikrofon viel ähnlicher, als manch ein Laie vermutet. 

Wie viel Know-how und Innovation im auffällig gestalteten Studiokopfhörer Rode NTH-100 steckt, wollen wir im Test herausfinden. Außerdem: Für welche Anwendungen lässt sich der Rode Kopfhörer einsetzen und wie konkurrenzfähig ist er?

Details

Bauweise und Technik des Rode NTH-100

Der Rode NTH-100 ist ein dynamischer Kopfhörer in geschlossener Bauweise. Wie bei vielen seiner Artgenossen werden die 40mm-Schallwandler von einem Neodym-Magneten angetrieben. Außerdem sind beide Treiber laut Hersteller „custom-matched“, was die Hoffnung auf akkurate Wiedergabeeigenschaften weckt. Der Übertragungsbereich des NTH-100 liegt mit 5 bis 35000 Hz im Bereich ambitionierter Konkurrenzmodelle, sagt aber (wie eigentlich immer) nichts über die tatsächlichen Wiedergabeeigenschaften im praktischen Betrieb aus. Mit einer zeitgemäß geringen Impedanz von 32 Ohm lässt sich Rodes Studiokopfhörer problemlos an den Ausgangsbuchsen mobiler Abspielgeräte betreiben. Auch die weiteren technischen Daten von Rodes Kopfhörer-Debütanten entsprechen den Anforderungen im professionellen Studiobetrieb sind am Ende dieses Reviews aufgelistet. 

Verarbeitung und Materialmix

Der in Australien entwickelt und auch gefertigte Rode NTH-100 ist definitiv eine markante Erscheinung. Neben der ungewöhnlichen, fast dreieckigen Form der Ohrmuscheln hat der Kopfhörer von Down Under einige Finessen zu bieten. „FlipLok“ nennt sich die simple wie geniale Arretierung der rasterlosen Größenanpassung. Dieser Mechanismus und auch die Ohrmuschelabdeckungen sind aus stabil wirkendem Kunststoff gefertigt, während der Kopfbügel und die Ohrmuschelaufhängung aus stabilen Metallbauteilen bestehen. Auch die Polstermaterialien des Rode-Kopfhörers mit ihrem Bezug aus Alcantara machen einen hochwertigen und langlebigen Eindruck. Den einzigen potenziellen Kritikpunkt an der Konstruktion sehe ich in den freiliegenden Kabeln vom Bügel zur Ohrmuschel. Im Gegensatz zu vergleichbaren Konkurrenzmodellen machen diese aber einen sehr widerstandsfähigen Eindruck und baumeln auch nicht so fahrlässig herum, wie beispielsweise beim populären Low-Budget-Kopfhörer Superlux HD-660 Pro. Insgesamt steht dem Studioalltag des tadellos verarbeiteten Kopfhörers nichts im Wege!

Rode Kopfhörer Gesamtansicht
Fotostrecke: 5 Bilder Der Studiokopfhörer besitzt geschlossene Ohrmuscheln.

Mitgelieferte Kabel und Co.

Der Rode NTH-100 (Website) ist mit einem geraden 2,4m-Kabel ausgestattet. Die Besonderheit: Das abnehmbare Kabel lässt sich wahlweise an der linken oder rechten Ohrmuschel befestigen! Die Befestigung erfolgt mittels 3,5mm-Miniklinke mit Bajonettverschluss, während sich am anderen Kabelende das obligatorische Duo aus Miniklinke und Schraubadapter auf 6,35mm befindet. Zum weiteren Lieferumfang gehören ein Transportbeutel und acht mysteriöse Kunststoff-Clips in vier unterschiedlichen Farben. Diese sogenannten Color IDs lassen sich an beiden Kabelenden befestigen, was beispielsweise im Studiobetrieb mit mehreren Kopfhörern am Headphone-Splitter/Amp sehr praktisch sein kann, um die Steckverbindung eindeutig einem Kopfhörer zuzuordnen. An den Ausstattungsdetails merkt man, dass sich der Hersteller bei der Entwicklung viele Gedanken zum Thema Benutzerfreundlichkeit gemacht hat! 

Zubehör, Tasche
Fotostrecke: 4 Bilder Lieferumfang

Praxis

Rode NTH-100 Test: Verwendungszweck des Kopfhörers

Der Rode NTH-100 ist ein geschlossener Kopfhörer für den professionellen Studioeinsatz. So ungewöhnlich wie lobenswert ist eine Herstellerangabe der passiven Dämmung. Diese wird mit 20 dB(A) angegeben. Im direkten Vergleich mit meinen persönlichen geschlossenen Studiokopfhörern (Adam Studio Pro SP-5Audio-Technica ATH-M50) fällt eine etwas geringere Dämmwirkung des Rode Kopfhörers auf. Bei den meisten typischen Studioanwendungen sollte dies unproblematisch sein. Im Einzelfall, also sehr lauten Abhörpräferenzen während einer übersprechungssensiblen Mikrofonierung, könnte allerdings der Wechsel zu einem Kopfhörer mit höherer Dämmung sinnvoll sein. 

Ohrmuschel und Treiber
Fotostrecke: 4 Bilder Die Ohrpolster: Memory Foam. Alcantara-Bezug und Kühlfunktion!

Testbedingungen

Im Rode NTH-100 Test wurde der Kopfhörer an den Ausgängen eines Universal Audio Apollo X4SPL Phonitor mini und 2019er iPad betrieben. Neben dem Abhören vertrauter Fremd- und Eigenproduktionen (gemastert & ungemastert), habe ich den NTH-100 bei Sprachaufnahmen verwendet.

Klang des Rode NTH-100

Die gute Auflösung und angenehme Räumlichkeit verleiht dem Rode-Debütanten einen durchaus edlen Wiedergabecharakter. Allerdings ist die Frequenzabbildung nicht ganz frei von Färbungen. So trägt der NTH-100 im Bass etwas dick auf, was für viele Monitoring-Anwendungen nicht von Nachteil sein muss, für kritische Klangentscheidungen gibt es aber geeignetere Konkurrenzmodelle. Hohe Frequenzen und Transienten gibt der Rode-Kopfhörer gutmütig wieder, was sich bei kräftigen Abhörlautstärken als positiv erweisen kann und außerdem der Gehörermüdung vorbeugt. Für kritische Beurteilungen (z.B. Schnittkontrolle) gibt es wiederum optimalere Tools. Aufgrund seiner Wiedergabeeigenschaften sehe ich die Anwendungsnische des NTH-100 eher im traditionellen Monitoring während einer Performance/Aufnahme, im Kreativeinsatz (Programming, Arrangieren) sowie zum reinen Musikkonsum, wo er eine ausgezeichnete Figur abgibt.

Tragekomfort

Den Tragekomfort des Rode NTH-100 empfinde ich als phänomenal! Die Anpassung an meine Kopfform ist optimal und der NTH-100 sitzt unter einem kaum wahrnehmbaren Gewicht (350g) und Anpressdruck sehr sicher –auch bei heftigen Kopfbewegungen. Zusätzlich zu den äußerst hautfreundlichen Alcantara-/Memory-Foam-Polstern hat der Rode Kopfhörer zwei Besonderheiten auf Lager: Die stufenlose FlipLok-Arretierung zur Größenanpassung ermöglicht eine optimale Einstellung, die sich zudem beim wiederholten Auf- und wieder Absetzen nicht im geringsten verstellt! Eine weitere Innovation ist die erstaunliche „CoolTech“-Gel-Füllung der Ohrpolster. Diese bewirkt tatsächlich eine spürbare Kühlung der Ohren, was den Langzeit-Tragekomfort des NTH-100 deutlich erhöht. Der Rode NTH-100 ist durch die genannten Eigenschaften einer der komfortabelsten Kopfhörer, die ich jemals getragen habe und somit der ultimative Tipp für Langzeitanwendungen! 

Rode NTH-100 Test: Fazit

Das insgesamt spektakuläre Kopfhörer-Debüt des australischen Herstellers bringt viel frischen Wind in den Kopfhörermarkt! Bei der Konstruktion des Rode NTH-100 wurden viele pfiffige und innovative Ideen umgesetzt, die ihn von Konkurrenzprodukten abheben. Trotz insgesamt hochwertiger Wiedergabeeigenschaften beschränkt sich der Einsatzradius auf das kreative Monitoring und den Musikkonsum. Für kritische Beurteilungen im professionellen Mix und Mastering ist er tatsächlich nicht neutral genug abgestimmt. Aber quasi aus dem Stand mit einem ultimativen All-in-one-Kopfhörer für deutlich unter 200 Euro den Markt zu erobern, wäre wohl auch etwas zu viel erwartet! Für alle anderen Anwendungen ist der mit einem exzellenten Tragekomfort gesegnete Rode NTH-100 bestens geeignet. Ein Check lohnt sich!

kompletter Kopfhörer: Erste Rode-Headphones (Review)
  • professioneller Studiokopfhörer
  • geschlossen
  • passive Dämmung 20 dB(A)
  • dynamische Treiber (40 mm, Neodym)
  • ohrumschließend
  • Kabelführung (abnehmbar) wahlweise links oder rechts möglich
  • Transportbeutel und Colors ID Set im Lieferumfang
  • Memory Foam Polster mit Alcantarabezug
  • CoolTech-Gel-Ohrpolster
  • Größenanpassung mit FitLok-Verriegelung
  • gerades Kabel (2,4m) mit 3,5mm-Klinkenstecker + Adapter auf 6,35 mm (vergoldet)
  • Übertragungsbereich: 5 – 35000 Hz
  • Impedanz: 32 Ohm
  • Empfindlichkeit: 110 dB/V
  • max. Input Power: 1700 mW, 1% THD @ 1kHz
  • Gewicht: 348g ohne Kabel
  • Hergestellt in: Australien
  • Preis: € 179,– (Straßenpreis am 2.4.2022)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • hochwertige Wiedergabeeigenschaften zum Monitoring und Musikkonsum
  • exzellenter Tragekomfort
  • einmalige Kühlfunktion der Ohrpolster
  • beidseitig montierbares abnehmbares Kabel
  • robuste Konstruktion
Contra
  • keine Allrounder-Abstimmung für Mix und Mastering
  • vergleichsweise moderate Dämmwirkung
Artikelbild
Rode NTH-100 Test
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