RME UFX+ Test

Zur letzten Musikmesse zeigte RME vor allem eine Neuerung: Thunderbolt und MADI – und das in möglichst vielen Produkten des deutschen Traditionsherstellers für hochwertige Audiointerfaces. 

RME_UFXPlus_01_Aufmacher


Nachdem RME mit dem Fireface 802 quasi das RME UFX des kleinen Mannes vorgestellt hat, erfolgt mit der nun hier vorgestellten Interface-Lösung die Portfolio-Erweiterung nach oben hin und das passende Geschenk zum 20jährigen Firmenjubiläum. Und was wäre da passender als der Zusatz Plus? Eben, hier ist also das RME UFX+:
Dieses bietet neben den üblichen „Fireface“ Features vor allem MADI, was die Kanalanzahl gehörig nach oben katapultiert, sodass in Richtung Computer auch zwangsweise Thunderbolt und USB3 von Nöten wird. Aber keine Angst, das neue RME UFX+ kann auch „altes“ USB2. 
Wer hingegen nur MADI benötigt, sollte sich das MADIface USB zu Gemüte führen. Werden noch ein paar Features mehr gebraucht, ist das MADIface XT empfehlenswert. Eine MADI-freie, günstigere Interface-Lösung von RME bieten das Babyface Pro sowie RME UC und RME UCX.

Details

Mach mal mit mehr!

Plus ist immer gut, nicht nur auf dem Konto. „Erstmal haben“ macht indes mit Hinblick auf eine eventuellen Studioerweiterung immer Sinn! Das hat man sich auch bei RME gedacht und zum zwanzigjährigen Firmenjubiläum das UFX+ konzipiert. Dank MADI ist es dabei nicht nur im Studio gern gesehen, sondern dürfte auch bei Live-Tontechnikern äußerst beliebt werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Das RME UFX: Vorn gibt es vier Preamps, zwei Kopfhörerausgänge und umfangreiche Steuerungsmöglichkeiten inklusive Display.

82 digitale I/Os

Das RME UFX+ ist ein 94-In/94-Out, 24 Bit und 192 kHz Audiointerface mit hotplug-fähigen USB3- und Thunderbolt-Anschlüssen. Auf 19-Zoll Rackbreite und einer Höheneinheit bietet es neben zwei ADAT I/Os (16 Kanäle) und einmal optischen MADI (64 Kanäle) auch noch ein AES XLR I/O (2 Kanäle). Das macht bei 48 kHz gleich 82 digitale Kanäle in jede Richtung bzw. 42 bei 96 kHz, usw. 
Unterstützt wird dabei Win 7/8/10 sowie Mac OS X ab Version 10.6. Sogar unter Windows ist Thunderbolt möglich. Aber auch iOS wird unterstützt.

Zweimal ADAT, MADI, AES/EBU, Thunderbolt und USB3: Reichlich Konnektivität auf einer HE.
Zweimal ADAT, MADI, AES/EBU, Thunderbolt und USB3: Reichlich Konnektivität auf einer HE.

Analog hat sich indes nicht viel geändert und das RME UFX+ hat wie das UFX zwölf analoge I/Os in jede Richtung zu bieten. Diese teilen sich wie folgt auf: die Rückseite beherbergt acht analoge TRS Eingänge, die unterschiedliche Bezugspegel bedienen, genau wie die acht analogen Ausgänge, wobei von denen nur sechs mit TRS versehen sind. Der Main-Out 1/2 indes ist komfortabler Weise mit XLR ausgestattet. Alles symmetrisch und für -10 dBV, +4 dBu und Hi/Lo-Gain ausgelegt, versteht sich. Interne Verbesserungen und neue AD/DA Wandler optimieren den Rauschabstand und den Klirrfaktor.

Analog ist hinsichtlich der Schnittstellen alles beim Alten: 8 TRS-In, 6 TRS-Out und Main-Out XLR.
Analog ist hinsichtlich der Schnittstellen alles beim Alten: 8 TRS-In, 6 TRS-Out und Main-Out XLR.

Frontmeldung: Vier 75 dB Preamps und zwei Kopfhörerausgänge

Die restlichen vier analogen I/Os entfallen auf die beiden getrennt adressier- und regelbaren Stereo-Kopfhörerausgänge sowie auf die vier Preamp-Eingänge auf der Front. Die Preamps kommen nun ohne PAD aus und vertragen bis zu +18dBu. Der Gainbereich umfasst üppige 75 dB und die gewohnten Combo-Buchsen mit dem XLR für die Mics und T(R)S für Instrumente (bis zu 42 dB Gain) sorgen für flexible Konnektivität. Umgeschaltet wird in der Software oder am Gerät selbst.

Die Preamps bieten bis zu 75 dB Gain sowie Combo-Buchsen für Mic, Instrumente und Line.
Die Preamps bieten bis zu 75 dB Gain sowie Combo-Buchsen für Mic, Instrumente und Line.

Standalone-Betrieb, Routing-Matrix und DSP-Effekte

Wie fast alle RME Interfaces kann natürlich auch das UFX+ Standalone arbeiten und damit als äußerst mächtiger und flexibler Formatchanger, Multiplexer, Splitter und Mischer gebraucht werden.
Dank der flexiblen Routing-Matrix kann jeder Input auf jeden Output gerouted bzw. auch gemischt werden. Hinzu kommen umfangreiche DSP-Effekte wie EQ und Compressor in jedem Kanal. Sogar ein Reverb im Send/Return ist am Start. Eigentlich ist das RME auch ein vollwertiges Mischpult – nur eben ohne Fader. Aber selbst die kann man sich über das Mackie Control Protokoll ins Haus holen. 
Am besten bedient sich das UFX+ aber dennoch am Computer über TotalMix FX mit der Maus. Die gesamte Rechenleistung wird selbstverständlich vom Interface bewerkstelligt, DSP sei Dank. Fast überflüssig zu sagen: Man kann mit dem RME auch einfach nur sehr komfortable Monitormixe latenzfrei erstellen.

Total Mix FX:Die Software zur komfortablen Steuerung des DSP-Mixers.
Total Mix FX:Die Software zur komfortablen Steuerung des DSP-Mixers.

Monitor-Controller mit schicken Display

Auch am Gerät selbst ist diese Vielfalt bedienbar. Das geht mit dem Display, den beiden kleineren sowie dem etwas grösseren Push-Encoder und den vier Tastern. Aber wie gesagt, mit der Software ist es leichter, sodass man mit dem großen Encoder überwiegend das Main-Volume und mit den beiden Kleineren die Kopfhörerlautstärken festlegt.
Das Interface ist somit auch Monitor-Controller, der dank optionaler ARC Pro Fernbedienung auch so einiges mehr kann. Das Display wiederum ist allein dazu ideal, um alle IO-Streams im Auge zu behalten und um so souverän eventuelle Clippings auszuschliessen. 
Ein paar weitere Status LEDs, auch an den Preamps, runden den Informationsbedarf ab. Ein frontseitiger MIDI-I/O ermöglicht selbst im eingebauten Zustand den komfortabel Anschluss von Synths und Controllern.

Das Display ist sehr gut lesbar und bietet einen guten Informationsüberblick.
Das Display ist sehr gut lesbar und bietet einen guten Informationsüberblick.

Direct-USB Recording

DURec nennt sich das RME Feature, das es ermöglicht auch direkt und ohne Software aufzunehmen. Das Interface erstellt dabei Timestamps und kann bis zu 76 Kanäle gleichzeitig aufnehmen, also alle zwölf Analogen plus einen kompletten MADI-Stream. Dazu ist die frontseitig platzierte USB-Buchse gedacht, in die man im einfachsten Fall einfach einen USB-Stick steckt. Allein für Back-Up Recordings eine gute Sache, was Live-Tontechniker freuen dürfte.
Die Betrachtung der Frontseite hätten wir damit abgeschlossen. Es bleibt noch zu sagen, dass diese  hochwertig verarbeitet ist und dank einiger blauer Applikationen das Interface immer noch als RME Gerät identifiziert, trotz des nun moderneren und dezenteren Alu Looks.
Im selben Atemzug möchte ich die Rundfahrt auf der Rückseite zu Abschluss bringen. Alle analogen und digitalen Anschlüsse haben wir bereits abgehandelt, es bleiben noch der zusätzliche MIDI-I/O zu nennen, sowie die USB-Buchse für die neue ARC Pro Remote und die Wordclock I/Os. Der IEC “Kaltgeräteanschluss” versteht sich mit 100 bis 240 Volt. 
Schick ist auch, dass bei RME auch immer noch ein paar hochwertige Kabel in der Box sind. In diesem Fall also Stromkabel, USB und einmal Lightpipe. Das Handbuch hat traditionell die Ausmaße eines Kleinstadt-Telefonbuchs und die Treiber-CD liefert auch Tools wie DigiCheck mit.

Fotostrecke: 2 Bilder Out of the box: Das UFX+ kommt mit reichlich “Kabelage”.

Praxis


Performance

Was die Performance und Schnelligkeit des Interfaces hinsichtlich dem Wechseln von Settings, Latenzen und natürlich auch das Handling unter Volllast-Szenarien betrifft, gab es erwartungsgemäß wenig Probleme. Auch der Wechsel zwischen USB2, CC-USB, USB3 und Thunderbolt-Modus stellte kein Problem dar. Ja, richtig auch mit iOS-Geräten kann das Interface!
Die Latenzen wurden sogar nochmals verbessert. Und dabei ist USB2 ist nicht langsamer als USB3 – nein, es stehen eben nur weniger Kanäle zur Verfügung. Thunderbolt hatte was die Latenzen betrifft erwartungsgemäß minimal die Nase weiter vorn – allerdings hatte ich das Gefühl, dass Thunderbolt nicht so gut bzw. stabil auf hot-plugging reagiert wie USB3.

Fotostrecke: 8 Bilder Top Latenzen wie gewohnt: USB2 ist nicht schlechter als USB, es gibt nur weniger Kanäle. Hier 30 I/OS, …

D/A-Sound

Da die Wandler verbessert wurden, kann ich es mir nicht nehmen lassen, sie direkt gegen mein altes UFX zu vergleichen. Und witzigerweise klingt das UFX+ tatsächlich neuer bzw. mein altes UFX einfach „älter“. Das heißt, das alte UFX klingt zwar etwas “tiefer”, ist hier aber auch schwammiger. In den Mitten ist die Informationsdichte in etwa gleich. In den Höhen klingt das Plus aber auch deutlich frischer bzw. wieder mein altes UFX „vintage“ und etwas unpräziser. 
Im Großen und Ganzen kann man also sagen: Das neue UFX+ klingt vor allem etwas punchiger und auch transparenter. Es handelt sich hierbei aber nur um Nuancen. Anders gesprochen: Sich das neue UFX+ nur wegen der verbesserten Wandler zu gönnen, wäre meines Erachtens nach allerdings Quatsch. Das man bei einem Upgrade nochmals verbesserte Wandler erhält, ist allerdings nice!   
Die Kopfhörerausgänge liefern ebenfalls ein klares Bild und bieten auch genügend Power. Das gleich zwei vollständig frei zuweisbare Kopfhöreranschlüsse am Start sind ist natürlich ebenfalls gut.

A/D-Sound 

Auch in die andere Richtung überzeugt der RME Sound. Die Preamp/Wandler-Kombination des UFX+ lösen sauber, nebengeräuschfrei und schnell auf. Ihr Klang ist sehr neutral und lässt der Quelle viel Spielraum. Die Gitarren klingen somit transparent, die Shaker zackig und der Bass knackig. Was will man mehr? Sicherlich, es gibt Mojo-Kisten, aber die kauft man dazu. 

Audio Samples
0:00
Acoustic – Stereo Acoustic – CR73 Acoustic – SM57 Shaker – Stereo Shaker – CR73 Shaker – SM57 Bass – DI

DSP-Extras

Kaum ein DSP-Mischer eines Interfaces ist so kompromisslos umfangreich wie der von RME. Total Mix FX macht seinem Namen alle Ehre und ermöglich totale Mix Kontrolle über wirklich jeden I/O. Jeder kann dabei also mit Jedem. Das mag für den Anfänger zu Beginn in seiner Fülle durchaus irritierend wirken – aber hat man sich einmal eingearbeitet, kann es nix Logischeres geben. Versprochen! Der Trick: Jeder Output hat sein eigenes Mischpult, genannt Submix. Sind in diesem alle Fader oben, sprich alle Hardware Inputs und auch alle Software-Playbacks offen, hört man entsprechend alle Signale, die ins Interface strömen, gemischt. Sind hingegen alle Fader unten und beispielsweise auf Output 3 und 4 nur der Playback-Channel 3 und 4 geöffnet, dann hören wir am Ausgang ¾ auch nur, was vom Rechner als Channel ¾ angesprochen wird. Alles klar?!
Hinzu kommen DSP-Effekte in jedem Kanal, die bereits klangestalterische Aufgaben in Rahmen eines Monitor-Mixes übernehmen können. Selbst kleinere Stage-Mixe werden möglich – dies ist allerdings seit Jahren so und keine Offenbarung mehr. Was ich tatsächlich vermisse, sind etwas umfangreichere EQ-Settings – zumindest in den Main-Outs – um beispielsweise auch etwas umfassendere Raumentzerrungen oder sogar Laufzeitkorrekturen vornehmen zu können.
Ebenfalls fehlen umfangreiche Subwoofer-Managment-Funktionen. Hier schläft RME leider etwas und ruht sich auf der Pole-Position zu sehr aus – und das, obwohl die Remote doch nochmal „professionalisiert“ wurden. Apropos Remote: Diese setzt jetzt auf USB-Verbindung. Das ist zu begrüßen, rutschte der alte „S-VHS“ Stecker doch gern mal öfters aus seiner Buchse. 

Fazit

Das RME UFX+ präsentiert sich auf der Höhe der Zeit und zeigt wieder einmal, wo das Interface-Benchmark liegt. Treiberperformance und geringe Latenzzeiten sind seit jeher RME Tradition, die auch hier nicht abgelegt wurden. Im Gegenteil, die neuen Werte für Thunderbolt und USB3 sind wieder einmal Spitzenklasse. Hinzu kommt die schiere Unzahl an möglichen Eingangskanälen, vor allem dank MADI, wodurch ein günstiges und umfangreiches Erweitern ohne Probleme schnell möglich wird. Auch die Wandler klingen nochmals besser und hinterlassen mit den gewohnt guten Preamps einen sehr guten Eindruck. Lediglich die Funktionalität als Monitor-Controller könnte noch etwas mehr im Jahre 2017 ankommen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • vier hochwertige, cleane Preamps
  • gut durchdachte Gesamtlösung
  • sehr guter Wandler-Klang
  • USB3 und Thunderbolt
  • MADI-Schnittstelle
  • Mac und Windows
Contra
  • eingeschränkte Monitor-Funktionen
RME_UFXPlus_01_Aufmacher
FEATURES
  • 188 Kanal USB & Thunderbolt Audio Interface
  • bis zu 24 bit / 192 kHz
  • 94 Eingangs- / 94 Ausgangskanäle
  • TotalMix FX Software
  • integrierter Monitor Controller
  • SteadyClock
  • DIGICheck
  • Stand-Alone Betrieb mit Setup Recall
  • Farb-Display an der Frontseite
  • 12 analoge Eingänge (1-8 Klinke symmetrisch, 9-12 XLR/Klinke-Kombibuchse symmetrisch)
  • 4 x Mic/Instrument Preamp (digital steuerbar) mit 48V Phantomspeisung einzeln zuschaltbar
  • 12 analoge Ausgänge (1-2 Main XLR symmetrisch; Ausgang 3-8 Klinke symmetrisch, 9/10 + 11/12 Stereo
  • 1x AES/EBU I/O
  • 2 x ADAT I/O (oder 1 x ADAT I/O plus 1x SPDIF I/O optisch)
  • 2 x MADI I/O (optisch & koaxial)
  • wordclock I/O
  • 2 x MIDI I/O
  • 1 x Thunderbolt
  • 1 x USB 3.0
  • 19″ / 1HE
  • für Win 7/8/10
  • Mac OSX ab 10.6
  • Format: 19″/1 HE
Preis
  • EUR 2699,- (UVP)
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