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Mixvibes Remixlive 7 iOS Test

Mit der iOS App Remixlive bietet der französische Software-Hersteller Mixvibes ein kreatives Werkzeug an, das Sample-basiert arbeitet und sowohl standalone als auch in Kombination mit einem digitalen DJ-Setup nutzbar ist. Die App kann auf einem iPhone oder iPad ausgeführt werden, wobei ich mich aus ergonomischen Gründen für die Tablet-Variante entschieden habe, da man mit dem größeren Bildschirm im Live-Kontext einfacher arbeiten kann.

Kreativwerkzeug zur Ergänzung von DJ-Sets: Remixlive 4 iOS


Zum Testen lässt sich Remixlive kostenlos aus dem Apple App Store herunterladen. Sie bietet die Grundfunktionen und acht Sample Packs. Wer alle Funktionen der App nutzen möchte, zahlt 9,99 Euro pro Monat oder 49,99 Euro pro Jahr und erhält zahlreiche kreative Erweiterungen wie Pattern Recording und Transpose und zusätzliche Effekte wie Flanger und Reverb.

Was sich mit der App anstellen lässt und wie man sie in ein DJ-Set integrieren kann, habe ich mir angeschaut. Was sich mit der App (weitere DJ-Apps im Testmarathon) anstellen lässt und wie man sie in ein DJ-Set integrieren kann, habe ich mir angeschaut. Der ursprüngliche Test basierte auf Remixlive 4 und enthält speziell gekennzeichnete Ergänzungen der nachfolgenden Versionen.

Details

Die App Remixlive für iOS bietet diverse Arbeitsbereiche, um Samples als Drum-Pattern oder musikalische Phrasen kombinieren zu können. Zum einen gibt es das Loop-Grid, das bereits seit der ersten Veröffentlichung der App existiert und vornehmlich, aber nicht ausschließlich zur Aktivierung von Loop-Samples nutzbar ist.

Das Loop-Grid besteht aus sechs Zeilen und acht Spalten und bietet somit Platz für 48 Samples. Im Loop-Grid lässt sich ein musikalisches Grundgerüst aus verschiedenen Komponenten zusammenstellen, die fertigen Sample-Packs bieten hier folgendes Audiomaterial:  

  • Kickdrums
  • Snares
  • Hi-Hats
  • Bässe
  • Chords
  • Synth-Lines
  • Vocals FX

Loop Grid und Drum Grid

Die Samples starten durch einfaches Antippen mit dem Finger oder durch Streichbewegungen. Voreingestellt ist, dass immer nur ein Sample pro Spalte wiedergegeben wird, damit sich inhaltlich keine Überschneidungen ergeben und man beispielsweise nicht versehentlich zwei Bass- oder Hi-Hat-Lines parallel aktiviert. Diese Einstellung lässt sich bei Bedarf aber deaktivieren, was je nach verwendetem Sample-Content sinnvoll ist.

Ergänzend zum Loop-Grid gibt es das Drum-Grid, das die gleiche Größe hat und bis zu 48 One-Shot-Samples beherbergen kann. Die Samples des Drum-Grids lassen sich per Fingerdrumming als perkussive, aber auch musikalische Ergänzungen nutzen. Die Aktivierung erfolgt auch hier durch das Antippen der Pads auf dem Bildschirm, leider werden keine externen Controller unterstützt, wodurch das lautstärkedynamische Triggern entfällt.

Fotostrecke: 3 Bilder Die App Remixlive 4 bietet fu00fcr das musikalische Grundgeru00fcst ein Loop-Grid mit 6×8 Speicherplu00e4tzen …

Mixer

Der Aktivierungstaster für den Mixer befindet sich auf der rechten Seite der App. Wird dieser gedrückt, erscheint der Mixer unterhalb des aktuell gewählten Grids und bietet für jeden Kanalzug einen Dreiband-EQ und ein Dualmode-Filter sowie einen Lautstärke-Fader inklusive Mute- und Solo-Taster.  

Wahlweise lassen sich die EQs/Filter und Fader in separaten Fenstern oder einem gemeinsamen einblenden. Zu beachten gilt, dass ein Kanalzug des Mixers die farblich codierten Spalten des Loop-Grids beeinflusst und die Samples der Drum-Grids in der gleichen Farbe. Die Farben für die Spalten lassen sich frei wählen und die Samples des Drum-Grids können individuell koloriert werden.

Effekte

Remixlive bietet in der Grundausstattung einen global agierenden Beat-Repeater, der das gesamte Pattern in einer wählbaren Quantisierung loopt und sich für punktuelle Highlights eignet. Zudem stehen ein Delay- und ein Filtereffekt parat, die sich auf alle Samples oder nur auf eine bestimme, farblich codierte Gruppe, anwenden lassen (siehe Mixer).

Die Steuerung erfolgt durch ein virtuelles Touchpad mit Parameter-Lock. Per In-App-Kauf können die Effekte Flanger, Reverb, Ping Pong Delay und Woosh ergänzt werden. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die Effekte lassen sich auf alle oder einzelne Samples routen und per virtuellem XY-Touchpad steuern

Remixlive Sample Editing

Remixlive 4 für iOS bietet zur Anpassung und Bearbeitung der Samples zahlreiche Funktionen an. Diese unterscheiden sich, je nachdem in welches der beiden Grids die Samples geladen wurden. Für Samples im Loop-Grid stehen die Wiedergabeoptionen Loop, One Shot oder Gate zur Auswahl. Zudem kann die relative Lautstärke sowie die Anordnung im Stereopanorama gewählt werden und eine tonale Anpassung in -/+12 Halbtonschritten erfolgen.

Weitere Parameter zur Individualisierung sind eine von der allgemeinen Einstellung abweichende Start-Quantisierung und eine Wiederholfrequenz für geloopte Inhalte sowie die Rückwärtswiedergabe. Samples können ein- und ausgeblendet und frei oder passend zum Beatraster am Anfang oder Ende gekürzt werden. Auch die Sample-Geschwindigkeit lässt sich verändern, hier steht eine optionale Timestretching-Funktion zur Verfügung.

Samples im Drum-Grid

Für Samples im Drum-Grid gibt es die Wiedergabemodi Retrigger, One Shot und Gate. Zudem ist die Lautstärke und die Positionierung im Panorama anpassbar und die Tonhöhe kann bestimmt werden. Eine individuelle Start-Quantisierung für Samples im Drum-Grid gibt es nicht, diese lässt sich nur für das gesamte Grid selektieren. Die Samples können rückwärts wiedergegeben und eine Wiederholfrequenz gewählt werden.

Werden Samples in einer „Link“-Group zusammengefasst, starten diese gleichzeitig. Hiermit kann man beispielsweise mehrere tonale Samples parallel und passgenau zu Gehör bringen. Für perkussive Samples gibt es zudem die Zuweisungsmöglichkeit in sogenannte „Choke“-Groups, die eine gleichzeitige Wiedergabe unterbinden. Hier können sich offene und geschlossene Hi-Hats oder andere Sounds ähnlich wie bei einer Drum-Maschine gegenseitig ausschließen.

Die weiteren Bearbeitungsfunktionen gleichen denen der Samples im Loop-Grid. Somit können Samples des Drum-Grids ebenfalls gekürzt werden und falls diese eine Tempoangabe besitzen, lässt sich auch ihre Geschwindigkeit verändern.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Samples lassen sich in der App umfassend bearbeiten. Samples ku00f6nnen geku00fcrzt …

Settings

Remixlive bietet verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten, die im Settings-Fenster beherbergt sind. Sie erlauben die Aktivierung eines praktischen Limiters und der Master Clock (Pattern-Länge). Ferner hat man die Möglichkeit, das Tempo beim Wechsel eines Sample Packs konstant zu halten. Des Weiteren kann die Bedienart der virtuellen Bedienelemente gewählt werden – mir persönlich hat die Auswahl „horizontal“ besser gefallen als „circular“, da ich so die Werte treffsicherer modifizieren konnte.

Ein Schalter aktiviert den HQ-Recording-Modus (wenn dieser kostenpflichtig freigeschaltet wurde), sodass unkomprimierte AIFF-Dateien erzeugt werden. Um Aufnahmen zu vereinfachen, lässt sich ein Metronom selektieren und dessen Lautstärke justieren. Wer weniger Animationen bei der App-Bedienung haben möchte, kann dieses ebenfalls deaktivieren, genauso wie die Drag&Drop-Funktion für das Laden von Inhalten, um Fehlbedienungen im Live-Kontext zu unterbinden. 

Fotostrecke: 5 Bilder Im Einstellungsmenu00fc kann die App auf die individuellen Bedu00fcrfnisse angepasst werden

Remixlive verfügt zudem über Einstellungsoptionen für den Wiedergabemodus. Hier kann gewählt werden, ob mehrere Samples einer Spalte gleichzeitig spielbar sein sollen, wie sich der One Shot Modus verhalten soll (normal – die Wiedergabe stoppt durch ein zweites Antippen des Pads oder retrigger – durch ein zweites Antippen wird das Sample von vorne wiedergegeben) und welche Einstart-Quantisierungen für die beiden Grids gelten sollen. Als letzter Auswahlpunkt lässt sich die automatische Synchronisationsmöglichkeit Ableton Link ein- und ausschalten.

Updates in Remixlive Version 5 und 6: Step-Sequenzer und Song-Mode

Mit dem Update auf Version 5 hat Mixvibes dem Kreativtool einen Step-Sequenzer spendiert und dessen Features mit Version 6 weiter ausgebaut. Der Step-Sequenzer ist als neuer Arbeitsbereich in der Kopfzeile zu finden und bietet die gewohnte 6 x 8 Matrix mit Zellen, die simultan aktivierbar sind, sich bei vertikaler Anordnung aber auch gegenseitig ablösen können. Die Zellen beinhalten Pattern mit bis zu 32 Beats und lassen sich im Loop-, One-Shot- oder Gate-Modus wiedergeben.

Durch das Setzen von Notenpositionen auf einem Gitter können Beats oder Phrasen generiert werden, aber auch durch Einspielungen. Als Sounds stehen die Samples aus dem Drum-Grid zur Verfügung und daher erfolgen in diesem Bereich auch die Aufnahmen. Neben dem Triggern von perkussiven Sounds können Bässe oder Leads mit einer Bildschirmklaviatur tonal gespielt und per Overdub als Sequenz festgehalten werden.

Damit das ganze passgenau gelingt, steht ein Metronom mit wählbaren Sounds und anpassbarer Lautstärke als akustische Hilfestellung parat. Zur Verfeinerung der Sequenzen gibt es die Parameter Velocity, Offset, Duration, Roll und Pitch.

Modifiziertes Drum-Grid

Das Drum-Grid wurde modifiziert und bietet Symbole, die den Inhalt einer Zelle optisch widerspiegeln sollen, statt Beschriftungen. So präsentiert sich das Drum-Grid als eine Sammlung aus stilisierten Bassdrums, Snares, Hihats, aber auch Synthies, Mikros (Vocals) und Sirenen. Hierdurch soll ein treffsicheres Arbeiten im Live-Kontext aber auch bei Einspielung möglich sein. Wer möchte, aktiviert in Einstellungsmenü die Option „Display drums name“, wodurch die Namen zusätzlich zu den Symbolen sichtbar werden.

Mit dem neusten Update auf Version 6 verfügt Remixlive zudem über einen Songmodus, der das ursprüngliche „Live-Konzept“ aufweicht. Der Songmodus bietet eine Arrangeransicht mit 16 Spuren, die vertikal angeordnet sind, wie im einem klassischen Sequenzerprogramm (Cubase, Logic etc.).
Die Spuren lassen sich mit den Samples aus dem Loop-Grid und Sequenzen aus dem Step-Sequenzer bestücken, wobei die entsprechende Zuordnung vorgegeben und auch die Reihenfolge der Spuren nicht veränderbar ist. Das Füllen der Spuren mit Inhalten erfolgt per Drag-and-Drop oder durch das Spielen der Loops und Step-Sequenzer Phrasen. Die erzeugten Elemente in den Spuren des Arrangers lassen sich verlängern, kürzen, kopieren, einfügen, aber auch beschneiden und löschen.

Fotostrecke: 4 Bilder Ab Version 5 bietet die App Remixlive einen Step-Sequenzer

Updates in Version 6.x

Hersteller Mixvibes hat die App Remixlive 6 kontinuierlich gepflegt und seit meinem Testupdate für die Versionen 5 und 6 mit neuen Funktionen ausgestattet, die ich hier zusammenfassend vorstellen möchte.

Für den Sample-Import gibt es eine KI-Unterstützung, die eine Klassifizierung nach Kategorien, Sounds und BPM vornimmt. Das Arrangieren von Songs gelingt dank einer Loop-Funktion jetzt deutlich einfacher, da man so Songabschnitte im Trial-and-Error-Verfahren wie in einer DAW entwicklen kann.

Ein neues kleines Vorschaufenster unterstützt die Aufnahme von Drum-Sequenzen im Drum-Grid optisch und der Song-Export kann als Stems erfolgen. Die Stems sind als Wave-, Flac- oder Ogg-Dateien speicherbar, es stehen verschiedene Sample- (44,1 und 48 kHz) und Bitraten (Wave 16, 24, 32 Bits, Flac 16 und 24 Bits, Ogg 128, 192, 256, 320 kbps)  zur Auswahl. Einen kreativen Zuwachs gibt es ebenfalls zu vermelden, dieser manifestiert sich durch die sechs Effektergänzungen:

Audio Samples
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Dusty LP Band Crusher Analog LP Haunted Flanger Dream Comb Disco Vapor

Mit der Aktualisierung auf die Programmversion 6.5 wurden einige MIDI-Controller direkt unterstützt (Novation Launchpad DAW Controller auf thomann.de):

  • APC MINI
  • Launchpad
  • Launchpad MK II
  • Launchpad Mini
  • Launchpad Mini MK3
  • Launchpad Prob
  • Launchpad S
  • Launchpad X

…und zudem eine MIDI-Learn-Funktion für alle anderen Modelle spendiert. Jetzt kann nahezu jeder MIDI-Controller zur Kontrolle der App genutzt werden. Die angelernten Steuerungen lassen sich nachträglich bearbeiten, exportieren und importieren.

Als kleine weitere Neuerung zur Workflow-Vereinfachung lässt sich die Wiedergabegeschwindigkeit per Tap bestimmen und durch Antippen der Hauptuhr in der Kopfzeile der Pausenmodus aktivieren.

Fotostrecke: 9 Bilder Der Song-Modus bietet eine Loop-Funktion, die das Arrangieren erleichtert

Updates in Remixlive Version 7

Hersteller Mixvibes hat Remixlive 7 mit künstlicher Intelligenz versehen und die App mit einer neuen AI-Remix-Funktion ausgestattet. Diese Funktion zerlegt jeden beliebigen Song in die vier Stems:

  • Drums
  • Bass
  • Instrumente
  • Vocals

…und schafft somit die Basis für ein kreatives Arbeiten.

Die Remix-Funktion ist als mehrstufiger Prozess ausgeführt, der mit einer „offline“ Songanalyse startet, die die Stems separiert. Sie unterscheidet sich somit von der (Echtzeit-) Umsetzung wie ihr sie vielleicht schon aus DJ-Programmen wie Virtual DJ und djay Pro AI kennt.

Import- und Remix-Modi

Remixlive 7 bietet zwei wählbare Import-Modi (Precise, Fast) und zwei Remix-Modi (Auto, CPU&GPU) an. Leider findet man keine näheren Angaben zu diesen Parametern, da das online verfügbare Handbuch circa zwei Jahre hinterher hinkt. Ich habe die Funktionen daher einfach ausprobiert und im Praxisteil bewertet.

Ebenfalls neu in Remixlive 7 ist das Sample-Empfehlungssystem, das die Zusammenstellung von musikalischen Phrasen und Beats sowie den Remix-Vorgang unterstützt. Samples aus dem großen Fundus werden von der App automatisch vorgeschlagen.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Zerlegen in Stems ist als vorgelagerter Prozess ausgeführt
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Praxis

Für die erste Kennenlernrunde lassen sich die zum Lieferumfang gehörenden Sample-Packs nutzen. Sie enthalten jeweils 96 Samples und sind sehr gut aufeinander abgestimmt, sodass man mit diesen sehr einfach gut klingende Phrasen und Pattern generieren kann. Wer keine eigenen Samples besitzt oder nutzen möchte, kann zusätzliche Sample-Packs ab einem Preis von 2,29 Euro direkt in der App erwerben. Die Auswahl ist groß und deckt zahlreiche aktuelle Dance-Styles ab, wie Trap, Grime, aber auch Hardcore Techno, Latin House und Psytrance.

Eigene Packs können durch die Samples aus den erworbenen Packs zusammengestellt werden, aber natürlich auch durch Importe aus iTunes, AudioCopy und AudioShare oder via Drag&Drop aus einem iPad-Ordner. Interessant finde ich zudem die Option, Loop-Samples direkt aus der DJ App Cross importieren zu können. Dieses gelingt über Hotcue-Punkte und auf Wunsch auch im laufenden Betrieb – klasse! Die extrahierten Loop-Samples werden von Remixlive an das aktuell gewählte Tempo in der App angepasst, sodass sich die neu kreierten Samples direkt nutzen lassen.

Weitere Alternativen zur Generierung neuer Inhalte stehen durch verschiedene Aufnahmeoptionen zur Verfügung. Zum einen können Samples per Mikrofon aufgezeichnet werden, hier lassen sich interessante Field-Recording-Mitschnitte zur Untermalung nutzen und zum anderen können auch Pattern per Fingerdrumming aufgezeichnet werden.

Fotostrecke: 11 Bilder Remixlive kann kostenpflichtig erweitert werden, wer sparen mu00f6chte, greift zum Bundle-Deal
Audio Samples
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Future_Beat live Loop Trap live Loop Filter Reverb Delay Beatrepeat

Einsatzszenarien

Wie eingangs erwähnt, kann Remixlive in verschiedenen Szenarien genutzt werden. Verwendet man diese „standalone“ zu Hause oder im Studio, lassen sich variantenreiche musikalische Phrasen oder abwechslungsreiche Drum-Pattern erzeugen und mit der internen Recording-Funktion aufzeichnen. Die Aufnahmen können per E-Mail verschickt oder zu Soundcloud hochgeladen werden. Die auf diese Weise generierten Inhalte lassen sich in Remix-Decks in Traktor Pro, in den Sampler von Serato DJ Pro oder ein anderes DJ-Programm laden und zur Ergänzung eines DJ-Sets nutzen.

Alternativ lässt sich Remixlive aber auch direkt als ergänzender Zuspielspieler in ein DJ-Set einbinden. Zur Synchronisation dient die System- und Software-übergreifende Funktion Ableton Link, die per Netzwerk mit den verschiedenen Programmen und Apps agiert. Sobald Ableton Link in allen beteiligten Programme und Apps aktiviert wird, synchronisieren sich die Tempi von selbst.

Die Liste der Ableton-Link-fähigen Programme wächst kontinuierlich, sodass sich hier eine große Auswahl bietet. Für macOS und Windows kann man die DJ-Programme Traktor Pro, Serato DJ Pro, Cross, VirtualDJ 2018 oder natürlich Ableton Live für eine gemeinsame Session auswählen.

Theoretisch lässt sich Remixlive auch mit einem klassischen Plattenspieler- oder CD-Player-Setup kombinieren, sofern man die aktuelle Track-Geschwindigkeit ermittelt hat, doch leider fehlt es hier an einer Nudge-Funktion, um das Pattern passgenau anschieben oder abbremsen zu können – vielleicht kommt dieses Feature ja noch.

Ganz gleich ob man Remixlive standalone oder synchronisiert nutzt, lassen sich kreative Pattern mit Leichtigkeit generieren. Die fertigen Packs sind dazu perfekt zusammengestellt, sodass Fehlbedienungen kaum möglich sind. Neben den tonalen Abstimmungen sorgen die Start-Quantisierungen dafür, dass das musikalische Ergebnis immer stimmig ist. Bei eigenen Sample-Zusammenstellungen sollte man hier entsprechend sorgfältig vorgehen, denn ein Vorhören von Samples ist nicht möglich. Die Samples lassen sich mit den Bordmitteln der App bequem bearbeiten und in Echtzeit mit den gut klingenden Effekten modifizieren.

Step-Sequenzing

Durch die Implementierung des Step-Sequenzers, wurden die kreativen Optionen von Remixlive noch einmal deutlich erweitert. Mit wenigen Handgriffen lassen sich Drumpattern im Sechzehntel-Beatraster  programmieren und per bildschirmfüllender Darstellung editieren und modifizieren. Um gezielt zu arbeiten, kann man zudem den Verfolgermodus deaktivieren, was gerade bei längeren Pattern zu empfehlen ist.

Die Justierung der Parameter Velocity, Offset, Duration, Roll und Pitch erfolgt nach „Gehör“, da auf Skalen oder andere Einblendungen von Einheiten verzichtet wurde. In der Praxis fand ich das vor allem für die Parameter Pitch und Duration störend, da man keine gezielten Tonhöhen und Notenlängen wählen kann und zudem die jeweiligen Auswahlraster sehr engmaschig sind.

Zum Kreieren tonaler Inhalte empfiehlt sich daher das Ausweichen auf die Einspielmöglichkeiten. Hierzu wählt man im Recording Menü die Option „Drums&Sounds“ und aktiviert die Aufnahmefunktion. Nach der Selektion des gewünschten Aufnahmeslots im Step-Sequenzer-Arbeitsbereich wird automatisch das Drum-Grid eingeblendet und der gewünschte Sound und die Aufnahmelänge in Beats lassen sich selektieren.

Für tonale Einspielungen kann eine Klaviatur eingeblendet werden. Die Klaviatur umfasst im Modus „Keys“ die Tonlagen C1 bis H4 und kann alternativ auch auf Tonarten in Kombination mit den Skalen Major, Minor, Harmonic minor, Melodic minor, Dorian, Phrygian, Mixolydian und Locrian reduziert werden, um das Einspielen zu erleichtern. Einspielfehler sind mit „Undo“ korrigierbar und durch Selektion von „Clear“ wird das gesamte Pattern gelöscht.

Aktiviert man die Quantisierungsfunktion für „Drum“, landen die aufgenommen Noten (auch die von nicht perkussiven Instrumenten) mehr oder weniger passgenau auf dem voreingestellten Wert, eventuelle kleinere Abweichungen lassen sich durch Auswahl des Parameters „Offset“ im Step-Sequencer einblenden und bei Bedarf korrigieren. Aktiviert man zudem die Option „Enable drums keyboard velocity“ lassen sich auch lautstärkedynamische Pattern erzeugen – nice!

Fotostrecke: 7 Bilder Der Step-Sequencer lu00e4sst sich durch das Setzen von Notenpositionen programmierenu2026

Songs aufnehmen

Der neue Song-Modus in Remixlive erlaubt das Arrangieren von Songs am Reisbrett oder im Recording-Verfahren. Wählt man die klassische Arrangiermethode, lassen sich die Loop-Samples und Drum-Grid-Pattern in einem seitlich angeordneten Menü aus einer spurenspezifischen Auswahl selektieren und untereinander auf der Timeline anordnen. Das Auswahlmenü zeigt an, wie viele Elemente pro Spur zur Verfügung stehen, allerdings funktioniert diese Einblendung nur für Loop-Samples und für Grid-Pattern, die ab Werk erstellt wurden.

Kreiert man eigene Pattern, erhöht sich die Anzahl nicht. Insgesamt wirkt die aktuelle Version 6.0.5. noch nicht ganz ausgereift, das es immer mal wieder zu Abstürzen kommt oder sich die App „verschluckt“, in dem Befehle deutlich verzögert, falsch oder gar nicht ausgeführt werden – ich gehe mal davon aus, dass ein Bugfixing des Herstellers in naher Zukunft erfolgt. Das Arrangieren funktioniert recht ordentlich, hier kann per Zoomfunktion ein detailliertes Bearbeiten erfolgen und durch ein längeres Drücken auf den Bildschirm spannt sich ein Lasso auf, um mehrere Spuren parallel modifizieren zu können.

Da es kein Handbuch gibt lassen sich Funktionen wie die eben genannte allerdings nur durch Zufall oder akribisches Ausprobieren herausfinden, was ich als echten Minuspunkt notieren möchte.

Nutzt man die Recording-Funktion und wählt die Option „Song“, protokollierte die App das Starten und Stoppen von Samples in der Loop- und der Sequencer-Sektion. getriggerte Samples im Drum-Grid dagegen finden keine Berücksichtigung und Parameteränderungen im Mixer- und Effektbereich werden ebenfalls nicht aufgezeichnet. Ein wenig Luft nach oben ist also noch.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Songmodus erlaubt das Arrangieren von Songs wie in einer DAWu2026

MIDI-Controller in Remixlive programmieren

Für meinen Praxischeck habe ich einen IK Multimedia iRig Pad-Controller an das iPad angeschlossen, der von den App identifiziert, aber nicht automatisch gemappt wird. Der Controller hat allerdings nur 16 Pads, hier empfehle ich, wenn möglich die Nutzung eines Geräts mit einer größeren Pad-Ausstattung, damit die Steuerung umfassend und ohne lästiges Umschalten gelingt. Alternativ zu einem Pad-Controller lassen sich auch MIDI-Keyboards nutzen, um musikalische Phrasen einfacher einspielen zu können.

Nach der Verkabelung kann der Controller im Einstellungsmenü programmiert werden. Hierzu wird eine Liste mit App-Bereichen aufgelistet:

  • Panels
  • Live Set
  • Grids
  • FX
  • Mixer
  • Song
  • Projekt

App-Bereiche und Programmiervorgang

Die App-Bereiche beinhalten die Funktionen, die sich mit der Hardware steuern lassen. So findet man globale Ansichtsumschalter unter Panels, Auswahloptionen für Projekte unter Live Sets und zahlreiche Möglichkeiten Loops, Drums etc. direkt anzusteuern, wenn man Grids selektiert. Des Weiteren sind  Effekte per XY kontrollierbar sowie Mixerparameter. Unter dem Bereich Song gibt es Start- und Stopp-Befehle und Projekt ermöglicht Zugriffsteuerungen auf die Projektbibliothek.

Der Programmiervorgang erfolgt recht unaufgeregt und fix durch die Auswahl der zu steuernden Funktion auf dem iPad und dem Drücken eines Pads, einer Taste oder einem anderen Bedienelement am Controller. Beleuchtungen für Pads oder andere Feinheiten lassen sich aktuell nicht zuweisen.

Remixing

Ausgangspunkt für einen Remix ist das Projektfenster in Remixlive 7. Hier gibt es den neuen Menüpunkt „AI Remix Project“. Nach dessen Selektion öffnet sich ein Fenster das den Zugriff auf Songdateien erlaubt, die sich im Speicher des iPads oder der iCloud befinden.

Nach der Selektion eines Songs startet der Analysevorgang, der mit einem iPad Air 3 im Modus „Precise“ für einen vierminütigen Track ca. eine Minute und vierzig Sekunden dauert. Im Modus „Fast“ waren es ca. drei Sekunden weniger, nun ja.

Der in vier Stems zerlegte Song wird von der App in sechs gleichmäßige Bereiche unterteilt. Um brauchbare Loops für einen Remix zu erzeugen, lassen sich die Bereiche individuell verschieben, löschen, neu anlegen und auch benennen, damit die Übersicht gewahrt bleibt. Beim anschließenden Sichern erfolgt eine Übertragung auf das Loop-Grid (6×8 Matrix). Dies bedingt, dass sich maximal sechs Bereiche anlegen lassen. Die Einordnung der erzeugten Loops erfolgt farblich und inhaltlich getrennt nach Drum, Bass, Instrumente und Vocals.

Beatgrids

Diese vorbereitenden Schritte sind bei machen Songs durchaus etwas aufwändig, da die von der App platzierten Beatgrids nur am Anfang des Songs exakt sitzen. Und sich (Stand 07/2022) auch nicht manuell nachbearbeiten lassen. In meinem Test trat dieses Phänomen leider nicht nur bei Songs auf, die mit „echten“ Instrumenten eingespielt wurden, sondern auch bei elektronisch programmierten Techno- und House-Tracks. Hier hoffe ich mal auf eine baldige Performance-Verbesserung oder einer Möglichkeit das Beatgrid per Hand setzen zu können.

Loop-Samples

Mit den Loops startet der eigentliche Remix-Vorgang. Die Loop-Samples lassen sich umfassend bearbeiten und beliebig miteinander kombinieren und austauschen. Möchte man beispielsweise einen Pop-Song mit House-Beats und einer elektronischen Bassline unterlegen, so löscht man die Samples des Originals und selektiert neue aus dem großen Samplevorrat der App. An dieser Stelle kann man sich von dem neuem Vorschlagssystem unterstützen lassen, das die passenden Samples aus der Sammlung recht treffsicher heraussucht.

Ist man mit seinen Remix-Parts zufrieden, kann eine Aufzeichnung und anschließende Nachbearbeitung im Song-Modus erfolgen. Der neue Remix ist als Datei auf dem iPad speicherbar, kann aber natürlich auch exportiert und danach in ein DJ-Set integriert werden.

Klangqualität der Stems

Bezüglich der Klangqualität der Stems habe ich ein paar Audiobeispiele aufgenommen, die einen  kompletten Song und seine einzelnen Stems umfassen. Hier darf man keine Studioqualität erwarten, da ja aus einem komplexen Audiofile Extrakte erzeugt werden und sich hier immer Überlagerungen ergeben. Die gebotene Qualität entspricht in etwa der, die man aus den DJ-Programmen kennt, sodass man Remixe für den DJ-Gebrauch durchaus damit machen kann. Große Klangunterschiede zwischen den beiden Modi (Auto, CPU&GPU) konnte ich nicht feststellen.

Audio Samples
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Get Down komplett Get Down Drum Stem Get Down Bass Stem Get Down Inst Stem Get Down Vocal Stem

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Fazit

Die App Remixlive ist ein inspirierendes Kreativwerkzeug, das sich zum spielerischen Kreieren von Loops, musikalischen Phrasen, Song-Layouts und Remixe eignet. Ihr Einsatz kann sowohl im Studio erfolgen, um ergänzendes Audiomaterial für DJ-Sets zu produzieren, aber auch live in der DJ-Kanzel, da eine Synchronisation via Ableton Link möglich ist.

Die Möglichkeit beliebige MIDI-Controller anlernen zu können, bietet neue Wege die App zu kontrollieren oder um Drums und musikalische Phrasen einzuspielen zu können. Die jetzt ergänzte, AI-basierte Remix-Funktion eröffnet viele neue kreative Optionen, die aktuell (Version 7.1.2) leider durch die ungenaue Beat-Raster-Platzierung noch an Kinderkrankheiten leidet. Hier vertraue ich aber auf die nachhaltigen Update-Bemühungen des Herstellers und erwarte eine baldige Verbesserung.

Die enthaltenen und nachkaufbaren Sample-Packs klingen hervorragend und sind inhaltlich perfekt aufeinander abgestimmt, sodass man sehr schnell zu guten Ergebnissen kommt. Zudem kann man sich durch ein Vorschlagssystem, das passende Samples identifiziert, unterstützen lassen. Da die Grundversion der App kostenlos ist und sich viele Funktionen testweise nutzen lassen, kann ich Interessierten einen Probelauf sehr empfehlen. 

Remixlive 7 Features

  • 6 x 8 Loop-Grid
  • 6 x 8 Drum-Grid
  • 6 x 8 Step-Sequencer
  • Mixer mit Dreiband-EQ und Filter
  • 6 Effekte & Beat Repeat
  • Sample Packs zum Nachkaufen
  • Sample-Import
  • Unterstützung für Audiocopy, AudioShare
  • Umfassende Sample-Bearbeitungen
  • Step-Sequencer mit Programmier- und Aufnahmefunktion
  • Song-Modus mit Arrangier- und Aufnahmefunktion
  • Aufnahme von Fingerdrummings
  • Bildschirmklaviatur für tonale Einspielungen
  • Mikrofonaufnahmen
  • Recording inklusive Soundcloud Upload
  • Stem export
  • MIDI-Controller Support inklusive MIDI-Learn
  • AI-Remix-Funktion

Mixvibes Herstellerwebsite

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Profilbild von Tronmusik

Tronmusik sagt:

#1 - 20.09.2024 um 19:13 Uhr

0

Diese App Remixlive ist einfach der Hammer Samplepacks noch und nöcher bald jede Woche neue Samplepacks das für 9,99 im Monat ein Traum. Da kann sich ja Bandlab ne Scheibe von abschneiden.

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Peter Tronmusik sagt:

#2 - 23.05.2025 um 07:46 Uhr

0

Das DJ Tool Remixlive genutz habe, ich bis vor 2 Monate, das ist ja in Wirklichkeit totaler Käse schrott , es Ruckelt wenn man den Analog Klinke Audio Ausgang nutzt am Smartphon, beim DAC ist das nicht der Fall. Es war eigentlich zufall das ich dieses Problem bemerkte, als ich den Klang zwischen USB C DAC und Analog Ausgang vergleichen wollte, es Ruckelt Stottert ( betrifft nur das Abhören die Recording Datei ist sauber) . Remixlive hat ein Absolutes Problem je mehr Pads Aktiv sind desto mehr Ruckelt es , bis es fast zum Absturz kommt , da muss ich dann Bandlab wieder loben, selbst wenn es man manchmal bei Bandlab etwas länger dauert, mühseliger ist, weil man die Sampelpacks aussortiere muss bis man das passende findet das gut klingt, trozde , ist es 10000 mal besser es unterstützt den Anlaog Audio Ausgang und DAC. Vorallem lasse ich mir nicht von einer Software vorschreiben welchen Ausgang ich nutzen darf. Nein da nutze ich dann lieber Suno, Bandlab und die offline DAW Cubasis 3xxxx und Fl Studio Mobile 4xxx

    Profilbild von Tronmusik

    Tronmusik sagt:

    #2.1 - 04.06.2025 um 22:59 Uhr

    0

    Achtung Komentar 2 von mir, bezog sich auf IOS Apple Geräte nicht !!!!! auf die Android Version Die Android Version ist Hammer geil.

    Antwort auf #2 von Peter Tronmusik

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