Reloop RP-8000 MK2 Test

Praxis

Der Reloop RP-8000 MK2 (plus anmontiertes Ortofon Concorde MkII DJ) ist mit dem Phono-Eingang des Pioneer DJ DJM-S9 und einem MacBook Pro (Baujahr 2016) samt installiertem Serato DJ Pro verbunden. Für Klangtests ergänze ich das Test-Setup um einen Technics SL-1210 M5G, ebenfalls mit einem Ortofon Concorde MkII DJ.

Einrichten

Zuallererst den Plattenteller in den Dorn des Chassis einführen. Danach geht’s an den Tonarm samt Basis. Für das am SME-Verschluss angedockte Concorde MkII DJ stelle ich 4 Gramm Auflagegewicht ein. Das geht an dem neuen Tonarm und mit dem neuen Gewicht sehr filigran. Laut Faustregel wäre ein Anti-Skating zwischen 0 und 2 Gramm optimal, wobei ich den minimalen Wert bevorzuge. Im Schwebezustand des Tonarms hält er sehr souverän seine Position und driftet nicht wie beim Vorgänger nach außen! Hier zahlt sich die überarbeitete Tonarm-Basis aus. Wie auch beim alten Modell lässt sich der hydraulische Tonarm-Lift in seiner Höhe verstellen, allerdings spürbar hochwertiger. Die Tonarm-Höhe stelle ich am Kranz auf das Minimum für eine waagerechte Lage zur Schallplatte ein.

Chassis

Bei dem leicht zugenommenen Gehäuse verspricht Reloop eine verbesserte Robustheit. Zudem fühlen sich die überarbeiteten Absorptionsfüße nicht mehr so steif an. Sie federn deutlich besser ab, besitzen mehr Spiel. In Kombination mit dem überarbeiteten Chassis kontert der Plattenspieler Schock-Stöße und Vibrationen gut. Leichtes Klopfen gegen das Gehäuse überträgt der Plattenspieler hörbar, jedoch ohne Nadelspringen.

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RP-8000 Absorption

Antrieb

Mit seinen 4,5 kg/cm zieht der Plattenspieler äußerst kraftvoll. Das spürt man nicht nur beim manuellen Abbremsen und Anschieben des Plattentellers, sondern auch bei maximaler Start- und Bremskraft. Die Platte legt regelrecht einen Schnellstart hin und stoppt unverzögert. Beim schnellen Reverse-Wechsel kommt die Platte bei der Wendung gar nicht hinterher und rutscht kurz. Technics-affine DJs reduzieren besser das Drehmoment auf minimal 2,8 kg/cm. Früher ging es deutlich drunter. Aber mit dem kleineren Umfang lässt sich das Drehmoment subtiler einstellen. Die anpassbare Bremsenstärke mit maximalen Auslauf von sechs Sekunden beeinflusst zudem nicht die Startzeit. 

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Reloop RP-8000MK2 Start Stopp

Die Gleichlaufschwankung beträgt wie beim Vorgängermodell 0,01 %, sodass zwei Tracks gleicher BPM-Zahl länger als eine Minute ohne Korrektur synchron spielen. Mit aktiviertem Quarz per Reset-Taste hält das Laufwerk die Phasengleichheit sogar noch einige Takte mehr, allerdings nur mit Original-Tempo.

Klang

Der am Phono-Eingang des Mixers angeschlossene RP-8000 MK2 brummt bei aufgedrehtem Master- und Gain-Regler etwas. Beim Vinyl-Playback in den Track-Pausen ist es aber nicht wahrnehmbar. Unter gleichen Lautstärkeeinstellungen und den Turntable mit dem Line-Ausgang verbunden wird es etwas leiser. Vom Grundrauschen schneidet das Line-Signal RP-8000 MK2 im Vergleich zum Technics SL-1210 M5G sogar deutlich besser ab. Klanglich liefert der RP-8000 MK2 eine überzeugende Performance, von Homogenität und Natürlichkeit definiert. Gegenüber dem Technics-Klassiker fehlt im lediglich etwas Transparenz. 

Audio Samples
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Reloop RP8000 MK1, dann MK2 Grundrauschen Phono Reloop RP8000 MK1, dann MK2 Grundrauschen Line Reloop RP8000 MK2 Sound

Scratching

Der als Upper-Torque angepriesene RP-8000 MK2 spricht vor allem Turntablism-DJs an, obwohl sie auf den bisherigen zweiten Start-Stopp-Taster verzichten müssen. Vielmehr liegt deren Augenmerk auf dem schnellen Zug des Plattentellers für Drops und Backspins, was sein hohes Drehmoment bestens meistert. Zudem spielt auch die Spurtreue des Tonarms eine wesentliche Rolle. Auch hier zahlt sich die neue Tonarm-Basis mit verbesserten Anti-Skating aus. Der Tonarm bleibt in der Rille, selbst bei heftigeren Scratch-Skills.

Performance-Pad-Sektion

Um die digitalen Vorteile des hybriden Plattenspielers zu nutzen, muss auf dem angeschlossenen Laptop die aktuelle Serato DJ Pro-Version 2.1.1 installiert sein. Zudem sollten Apple-User im Audio-MIDI-Setup des Betriebssystems alle MIDI-Protokolle der bis dato angeschlossenen MIDI-Geräte löschen. Danach Betriebssystem und Software neu starten. Anderenfalls reagiert die Software auf MIDI-Befehle vom Plattenspieler eventuell nicht, obwohl er unter dem Setup-Reiter MIDI gelistet ist. 

Im MIDI-Setup ist der Player gelistet
Im MIDI-Setup ist der Player gelistet

Die MIDI-Sektion bedient bis zu vier Decks. Blinkend weist mich das LC-Display auf das zu wählende Deck für die MIDI-Sektion hin. Entweder wähle ich es am Navigationsregler oder drücke eine der vier grün leuchtenden Pads. Widerrufen kann ich es später, indem ich den Encoder länger gedrückt halte und anschließend zum Deck-Auswählen drehe. Stets wird danach im Display das momentan unterworfene Deck bestätigt.
Natürlich scrollt man auch mit dem Navigationsregler in der Library und lädt Tracks per Push in die Decks. Durch Doppelklicken wird ein gerade laufender Track gedoppelt (Instant Doubles). 
Wer bereits die MIDI-Sektion des Vorgängermodells liebte, der wird sie jetzt vergöttern. Denn mit den größeren und damit treffsicheren Pads gelingt selbst das Fingerdrumming. Selbst damit hervorgerufene Stöße federt das Chassis gut ab, sodass sie nicht die Vinyl-Performance beeinflussen. Da zahlen sich die neuen Pads mit ihrem kurzen Hub und der wesentlich angenehmeren Anschlagsdynamik aus.
Auch die Modi-Tasten fallen ergonomischer und auffälliger auf. Durch ihre farblich unterschiedliche Illumination weiß man zugleich, in welcher Ebene man sich gerade befindet. Trotz der Dreifachbelegung der Pads behält man den Durchblick. Mittels Shift-Taste können die Beatlängen der Loops, Rolls oder Beat Jumps, aber auch der Cue Point für Pitch Play verändert werden, dies stets farblich bestätigt. Damit arbeitet die neue Sektion deutlich logischer und übersichtlicher. Übrigens: Für individuelles Mapping stehen zwei weitere Ebenen, sprich sechzehn Pads parat. Damit dürfte ein zusätzliches Add-on überflüssig sein.

Platter Play

Die Tasten Shift und Reset (am Pitch-Control) gleichzeitig gedrückt, verwandelt sich der Plattenspieler in ein wahres Musikinstrument. Mit jedem gedrückten Pad verändert sich die Geschwindigkeit des Plattentellers und damit die Tonhöhe. Die komplette Pad-Sektion simuliert jeweils eine komplette Oktave einer Tonart.
Durch Drehen am Encoder (Push) wechsele ich eine andere Skala, dokumentiert vom LC-Display. Weiterhin manipuliere ich den Plattenteller durch Pitch-Bending über die Abspielgeschwindigkeitstasten. In Summe ist es wirklich ein sehr innovatives Feature, das bei herkömmlichen Vinyl nur bei sehr langen Tönen oder Sound-Tools funktioniert. Denn je höher der Ton, desto schneller dreht sich der Teller. Da eignen sich digital zugespielte Sounds oder Loops doch besser. Allerdings nicht vergessen: Key Lock im Serato DJ Pro deaktivieren!     

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