Presonus Studio One 6 Professional Test

Praxis

Grundlegende Optik und Smart Templates

Presonus hat die gesamte Optik von Studio One 6 verändert, scharfe Kanten wurden zum Beispiel vielerorts durch abgerundete Flächen ersetzt. Die Modifizierungsstrategie ist auch auf der Start-Page sichtbar. Hier finden wir nicht nur ein etwas dunkleres Grau als Basis für das Interface, sondern auch ein Facelift der Schaltflächen. Außerdem wurde das bereits vorhandene Template-System überarbeitet, das Ergebnis sind die sogenannten Smart Templates. 

Presonus Smart Templates
Die neuen Smart Templates nehmen dem User bei Nutzung der Vorlagen viel Arbeit ab.

Diese bieten vorgefertigte Sessions für die unterschiedlichsten Zwecke, wie zum Beispiel „Produce Beats“, „Aufnehmen und Mischen“ oder „Mastern und Veröffentlichen“, samt Spurenerstellung, Texthilfen für Einsteiger und automatischem Download der verwendeten Dateien. Viele dieser Smart Templates haben außerdem zusätzlich Drop Zones, in die man die zu verwendenden Audio-Dateien schieben kann. Dadurch legt die Software automatisch Spuren mit entsprechenden FX-Chains an, erstellt Tracklists und passt sogar das GUI dem ausgewählten Zweck an, was uns direkt zum nächsten Feature führt.  

Anpassbares User-Interface

Neu in Version 6 ist auch die Möglichkeit, dass man das Interface der DAW an die eigenen Ansprüche anpassen kann. Anders als zum Beispiel bei Tracktion Waveform kann man hier aber keine bestimmten Bereiche oder Fenster ein- und ausblenden. Studio One 6 bezieht dieses Feature auf einzelne Schaltflächen. Die Bereiche Werkzeugleiste, Inspektor, Transport und Browser können nun also individualisiert werden. 

Wen wie mich schon immer gestört hat, dass Studio One in der Transportleiste die maximale Aufnahmezeit anzeigt, kann diesen Wert jetzt einfach ausblenden. Genauso kann man nun auch die Schaltfläche für das Scratch-Pad in der Werkzeugleiste oder die Tabs „Cloud“ und „Shop“ im Browser der DAW ausblenden, falls man offline arbeitet. 

Studio One 6 Anpassbares Interface
Das Interface kann man in Studio One 6 an die eigenen Wünsche anpassen.

Das ist besonders bei kleineren Bildschirmen sinnvoll, denn so lässt sich das GUI deutlich entschlacken. Außerdem können Darstellungs-Presets abgespeichert und aufgerufen werden, wodurch die Einrichtung also nur einmal nötig ist. Der Wechsel von einer zur anderen Darstellungsform gelingt übrigens auch während einer laufenden Session.

Global Video Track

Dieses neue Feature lag auf Platz 1 der User-Requests und wurde besonders häufig von professionellen Komponisten gefordert. Während der Import von Videodateien schon lange Teil des Studio-One-Workflows ist, konnte man das bewegte Bild einschließlich der Version 5 nur über den integrierten Videoplayer anzeigen und abspielen. 

Der globale Video-Track zeigt die Datei direkt im Arrangement-Fenster an, bei entsprechendem Zoom sogar bis zur Ebene der Einzelbilder. Dadurch kann man Bild und Ton nun auch in Studio One punktgenau aufeinander abstimmen. Außerdem muss man bei der Produktion von bildbezogenem Sound den Videoplayer nicht ständig einblenden, das ist besonders auf kleineren Bildschirmen von Vorteil. 

Presonus Studio One 6 Professional Test Video Track
Studio One 6 bietet einen globalen Video-Track im Arrangement-Fenster, über den die Dateien sogar bearbeitet werden können.

Zusätzlich kann man mit dem Video-Track mehrere Videos nutzen, einfache Videocollagen zusammenstellen und grundlegende Bearbeitungen wie Cut, Copy, Paste, Duplicate, Trim oder Ripple vornehmen. Die Export-Optionen fassen das Ganze im Anschluss in einer Ausgabedatei zusammen. Hat das Video bereits auditive Inhalte, kann sich diese über eine korrespondierende Audio-Spur unterhalb des Video-Tracks anzeigen lassen, und zwar inklusive dediziertem Kanal im Mixer. 

Textintegration

Wein weiterer User-Wunsch, der erfüllt wurde, ist die Textintegration. Die übernimmt zum einen natürlich der Noten-Editor, gleichwohl aber auch die Piano-Roll. Verschiebt man ein Note-Event, bewegt sich auch der korrespondierende Text automatisch. Den wiederum kann man dann in der Piano-Roll direkt anlegen und ändern.

Studio One 6 Text Integration
Text lässt sich in Studio One 6 auch für das gesamte Arrangement darstellen und bearbeiten.

Text kann man nun in Studio One 6 selbst mit Audio verknüpfen, und zwar über den globalen Text-Track im Arrangement-Fenster. In dessen eigener Spur gibt man nun den Text ein oder kopiert ihn einfach. Anschließend können die Teile des Textes wie Audio- oder MIDI-Events verschoben werden. Genauso gut kann man auch die Funktion „Align Lyrics“ nutzen – sie erledigt das automatisch. Ein separates Textfenster zum Ablesen gibt es außerdem. Übertragt ihr das Projekt auf die Show-Page für eine Live-Performance, findet ihr so ein Fenster auch dort.

Mixer Channel Overview

Zu mehr Übersicht trägt auch die Mixer Channel Overview bei. Eigentlich schon länger Teil des Inspektors, kann dieses Fenster nun quasi entkoppelt werden. Es zeigt damit alle relevanten Informationen einer Spur kompakt in einem verschiebbaren Fenster an. Von dort aus kann man auch alle Werte beeinflussen. Insert- und Send-Effekte, genau wie Lautstärke oder Panorama-Einstellungen der Spur und alle weiteren Werte, die über den Mixer angezeigt werden, sind in größerem Format nun auch über die Mixer Channel Overview verfügbar.   

Presonus Studio One 6 Professional Test Mixer Channel Overview
Die Mixer Channel Overview sorgt besonders auf kleinen Displays für deutlich mehr Übersicht.

Track Presets

Auch die Track Presets gehen auf User-Wünsche zurück. Mit diesem neuen Feature spart Presonus Studio One 6 Professional bei wiederkehrenden Arbeitsschritten sehr viel Zeit. Jede bereits erstellte Spur, sei es eine Audio-Spur mit bestimmten IO-Einstellungen und Effekten oder eine Instrumentenspur inklusive des geladenen Instruments und der kompletten FX-Chain, kann als Track Preset gespeichert werden. Mit einem Klick kann man dieses Preset dann in jedem anderen Projekt laden und alle enthaltenen Spuren automatisch erstellen. 

Mit diesem Feature speichert man also auch mehrere Spuren gleichzeitig inklusive aller Spur- und Kanal-Einstellungen des Routings, des Panoramas, aller verwendeten Effekte und der kompletten Benennung ab. Ein Beat-Producer, der immer die gleiche Drum-Struktur verwendet, kann damit also alle Drum-Elemente in eine neue Session laden, ohne das von Hand erledigen zu müssen. Bei den Track Presets handelt es sich damit also um eine Art individuelles Template-System, das man auch in bereits bestehenden Arrangements nutzen kann.    

Zwei neue Effekte

Studio One 6 beinhaltet zwei neue Effekt-Plugins. Zum einen ist das ein De-Esser, der schlicht aufgebaut ist. Über die Listenfunktion ermittelt man die störende Frequenz und hört sie dann sogar solo. „Shape“ und „Range“ verändern zusätzlich das Verhalten des De-Essers. Dann gilt es nur noch, die S-Laute über den Reduction-Regler zu bändigen. Bei folgender Stimme sind die S-Laute deutlich überbetont, der De-Esser bekommt die Aufnahme aber gut in den Griff. 

Audio Samples
0:00
01 Stimme Clean 02 Stimme mit De-Esser
Presonus Studio One 6 Professional Test Neue Effekt-Plugins
Studio One 6 Professional bietet zwei neue Effekt-Plugins: De-Esser und Vocoder.

Der zweite neue Effekt ist ein Vocoder. Das GUI versprüht den Charme analoger Hardware aus den 50ern, vermischt mit einer Patch-Matrix, über die man den Sound des Effektes grafisch beeinflussen kann. Im ersten Beispiel nutze ich den Vocoder als Send-Effekt, der die harmonische Struktur der Gitarre auf die Stimme überträgt, wodurch der typische Vocoder-Sound entsteht. Im zweiten Beispiel nutze ich nach dem gleichen Prinzip Drums, um ein Synth-Loop zu modulieren. 

Audio Samples
0:00
03 Guitar Clean 04 Stimme mit Vocoder 05 Synth Clean 06 Synth mit Vocoder

Erweiterte Sphere-Integration

Das Subscription-Modell namens Sphere existiert schon eine Weile, und so ermöglichte es von Anfang an, mit anderen Künstlern remote zu kollaborieren. Dieses Feature hat Presonus in Studio One 6 nun weiter ausgebaut. Verantwortlich dafür ist der verbesserte und nun äußerst smarte Updating-Prozess.

Arbeiten mehrere Künstler an einem  Arrangement, lädt die Software nur noch die jeweiligen Veränderungen hoch und das Projekt ist damit aktualisiert. Dieser Vorgang kann direkt aus der DAW ausgelöst werden, in Sphere ist dann eine komplette Historie der Veränderungen aller Gruppenmitglieder einsehbar.    

Weitere Funktionen kurz erwähnt

  • Die Stock-Instrumenten-Plugins Mai Tai, Sample One XT und Presence XT unterstützen nun die Verwendung von MPE-Controllern.
  • Ebenfalls neu in Studio One 6 sind Track- und Channel-Icons, die große Sessions übersichtlicher gestalten sollen.
  • Der integrierte Equalizer ProEQ3 wurde überarbeitet und bietet neben einem Dynamik-Modus auch die Möglichkeit, die einzelnen Frequenzbänder solo zu hören.
  • Für Send-Effekte, Busse, Sidechains und Cue-Mixe steht nun die Funktion namens Fader Flip zur Verfügung, die es einem ermöglicht, zum Beispiel das Send-Level eines Kanals über dessen Lautstärkeregler einzustellen.
Kommentieren
Profilbild von Apolithera

Apolithera sagt:

#1 - 30.09.2022 um 10:07 Uhr

0

``Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing.....´´ Sehr augenscheinlich. Es gibt noch gar keine 30 Tage Version !!!!! Hier wird versucht Sphere auf Teufel komm raus zu verticken. Das schlimme, diese neutrale Erwähnung fehlt hier in der Bewertung. Einige Funktionen gibt es nur in der am Ende teureren Sphere Version. Die gibt es nicht mal in der PRO Version für knapp 400 Euro. Noch ein Haken...Lieder aus Vorgängerversionen von Studio One, werden vermutlich nicht erkannt in der neuen Version. So war es bei Dateien von Studio 4 zu Studio 5 in der Sphäre Version. Die Musik ist im berühmten ``Eimer´´, futsch. VST Instrumente, wie die Marktführer von Vienna, werden nur durch neuen Scan bei jedem Start erkannt. Der Scan darf auch nicht abgebrochen werden. Bei fast 400 PlugIns , wo Presonus gern Schwierigkeiten bei manchen VST Anbieter macht, kann man eine halbe Stunde Start einrechnen. Logisch, man will ja die eigenen PlugIns, besonders in Sphäre ,verticken. Ob das nun mit der Version 6 alles besser wird und warum selbst in der teuren Pro Version verschiedene Dinge fehlen, die zu einer DAW gehören...darüber wird sich hier nicht ausgelassen. Der Mangel an Unabhängigkeit zum Hersteller, lässt sich hier erahnen. Das ist unprofessionell und zeigt schon den Mangel an Erfahrungen und den Besitz von und mit professionellen 3.Anbietern von VST Instrumenten. Somit ist dieser Test als nicht aussagekräftig, irreführend, zu betrachten. Übrigens das Abo von Sphäre kostet dann in Wahrheit rund 17,50 Euro monatlich. Bis vor kurzem kamen noch Kursschwankungen dazu, da die Preise in Dollar gerechnet wurden. Es wird grundsätzlich die Steuer verschwiegen. Warum steht so etwas nicht mit im Test ?????? Ich erinnere an meinen Anfangssatz.... Übrigens ich arbeite mit DAWs seit Cubase Version 3.5 und habe so manchen Test gelesen und bin dem auf den Leim gegangen. Dem Tester sollte endlich mal bewusst werden, dass es für angehende Musiker um sehr viel Geld geht und oft Ersparnisse. Einer eigenen Verantwortung gerecht werden. Also dann mal einen richtigen Test versuchen. Auch gleich mit Steinberg Produkten....und die tatsächlichen Erkenntnisse schreiben.

    Profilbild von Wellenstrom

    Wellenstrom sagt:

    #1.1 - 30.09.2022 um 22:52 Uhr

    1

    Du solltest dich mit der Software besser auseinandersetzen, bevor du irgendeinen Quatsch absonderst. 1. Natürlich erkennt Studio One 6 noch alte Songs wieder. Bei der Installation wird auch ein "Kompabilitätsmodus" mit installiert. Dafür muss man halt nur das Häkchen setzen, wenn man will. Ich habe z.B. von der 4er Version auf die 6er geupdatet, die 5er dazwischen also ausgelassen. Heute habe ich meinen letzten Track aus der 4er Version mit der 6er Version abgespielt und bearbeitet. No Problem. Darin diverse VSTIs von Arturia, GForce, Reason Racks (per Rewire), mit Melodyne bearbeitete Audiospuren, usw. Selbst ein uraltes Linplug-Synth Plug-In wird tadellos wiedergegeben. 2. Was gehört denn deiner Meinung in eine Pro-Version rein, die Studio One Pro 6 fehlt? Ansonsten, meine 5 cents... nachdem der Versionssprung von 4 auf 5 für mich eher uninteressant war, sich die dort gebotenen Features eher irrelevant darstellten, ist mit der 6ten Version nun das drin, was wirklich für alltäglich Studioarbeit sinnnvoll und brauchbar ist, aber bisher irgendwo fehlte.

    Antwort auf #1 von Apolithera

    Antworten Melden Empfehlen
    +1
Profilbild von Wellenstrom

Wellenstrom sagt:

#2 - 30.09.2022 um 23:00 Uhr

0

Kleiner Kritikpunkt aber auch von meiner Seite an den Tester. 1. entsteht der Eindruck, dass nur der Sprung von Pro 5 auf Pro 6 145 € kostet. Das bezieht sich allerdings auch auf die frühreren Pro Versionen. 2. "Der integrierte Equalizer ProEQ3 wurde überarbeitet und bietet neben einem Dynamik-Modus auch die Möglichkeit, die einzelnen Frequenzbänder solo zu hören." F Für die Musikproduktion keine kleine Randnotiz, sondern durchaus ein sehr mächtiges Tool, das den Multiband-Kompressor und das umständliche Handling damit ersetzen kann. Schade, dass da nicht intensiver drauf eingegangen wurde.

Profilbild von Wellenstrom

Wellenstrom sagt:

#3 - 30.09.2022 um 23:12 Uhr

0

... Tippfehler... gemeint war natürlich "Kompatibilitätsmodus"... der Verschreiber nach 'nem harten Arbeitstag um ca. 23 Uhr möge mir verziehen sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.