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Presonus Studio One 5 Test

Praxis

Show-Page

Dieses neue und eigenständige Programmsegment ist für Live-Performances ausgelegt, also für ein Set mit der Band auf der Bühne, ein Theaterstück und für jede andere Show-Performance, bei der festgelegte Abläufe eingehalten werden sollen. Die Set-List enthält dabei alle Show-Elemente, die ähnlich wie beim Arrangement-Fenster der eigentlichen DAW als Events angezeigt werden, auch mit unterschiedlichen Tempi und Taktarten. In die sogenannten Player werden dann die Audioquellen geladen. Dies können zum einen fertig produzierte Backing-Tracks sein, zum anderen aber auch externe Instrumente. Außerdem kann man in den Player auch virtuelle Instrumente mit allen möglichen Effekt-Plugins laden, und zwar  genau so, wie man sie in Studio One programmiert hat. So ähnlich kennt man letzteres Prinzip bereits von Apples MainStage. Alle Signale laufen im üblichen Mixer zusammen, so hat man die volle Lautstärkekontrolle. Zusätzlich lässt sich die Show-Page auch über die kostenlose Fernsteuerungssoftware namens Remote bequem über ein Touch-Device steuern, was sich besonders im Live-Einsatz bewähren dürfte.

Die neuartige Show-Page ist das perfekte Bindeglied zwischen DAW-Funktionen und Live-Anwendungen.
Die neuartige Show-Page ist das perfekte Bindeglied zwischen DAW-Funktionen und Live-Anwendungen.

Notations-Editor

Wer als DAW-Hersteller nicht nur User aus einem bestimmten Genre anlocken und somit von einer breiten Masse an Musikern ernst genommen werden möchte, braucht einen Notations-Editor, und damit die klassische Notenansicht. Diese Möglichkeit gibt es nun endlich auch in Studio One. „Endlich“, weil Presonus mit Notion ja schon seit einiger Zeit auch ein voll ausgestattetes Notationsprogramm anbietet. Dieser Schritt lag also nahe. 
Dort können vorhandene Instrumentenparts in Notenschrift angezeigt werden. Es können aber auch Noten direkt mit der Maus verändert, eingezeichnet oder mit einem MIDI-Keyboard eingespielt werden. Außerdem bietet der Notations-Editor viele gängige Musikzeichen. Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass eingezeichnete Vortragsangaben wie zum Beispiel Glissando oder Triller automatisch vom ausgewählten Instrument beim Playback wiedergegeben werden. Zusätzlich kann das Notationsfenster in gewohnter Manier entkoppelt und auf einem weiteren Bildschirm positioniert werden. Wer umfangreiche Partituren für musikalische Ensembles erstellen will, wird allerdings nicht um Notion (ebenfalls im Sphere-Paket enthalten) oder eine andere Notationssoftware herumkommen. 

Ab Version 5 kann auch in Studio One die klassische Notation genutzt werden.
Ab Version 5 kann auch in Studio One die klassische Notation genutzt werden.

Keyswitch-Artikulationen

Keyswitch ist vor allem Produzenten bekannt, die viel mit Sample-Libraries arbeiten –es war das am meisten gewünschte Feature für Studio One 5 überhaupt. Key bezeichnet die Taste eines MIDI-Controllers. Meist im tiefsten Bassregister und damit außerhalb des Tonumfangs der meisten gesampelten Instrumente gelegen wird durch diese Taste kein Ton erzeugt, sondern es wird eine andere Spieltechnik der Library getriggert. So kann man zum Beispiel unkompliziert und schnell bei einem Violin-Patch von Legato zu Staccato wechseln und muss dafür nicht zwei Spieltechniken auf zwei verschiedenen Spuren laden. 
In Studio One 5 lassen sich Keyswitches nun ganz einfach in die Automationszeile des Edit-Fensters einprogrammieren, über den Keyswitch-Editor können zudem neue erzeugt und vorhandene bearbeitet werden. Manche VST3-Instrumente sind von Anfang an in der Lage, diese Informationen an eine DAW zu senden. In einem solchen Fall werden sie automatisch in Studio One angezeigt. Man kann alle Keyswitch-Daten innerhalb eines Instrumenten-Presets speichern, wodurch sich ein komplettes Orchester-Preset in Studio One 5 basteln lässt. 

Keyswitches erweitern die Toolbox eines jeden Komponisten.
Keyswitches erweitern die Toolbox eines jeden Komponisten.

Part-Automation mit Noten auswählen

Passend dazu lassen sich Automationsdaten wie zum Beispiel Keyswitch-, Sustain-Pedal- oder Pitch-Bend-Informationen gleichzeitig und automatisch mit den zugehörigen Noten-Events verschieben. Bisher musste man bei gehaltener Shift-Taste erst die Noten und dann die dazugehörigen Automationsdaten einzeln markieren. Wer weiter so vorgehen möchte, kann die neue Funktion im Edit-Fenster auch deaktivieren.

Automationsdaten können jetzt samt den eigentlichen Noten verschoben und kopiert werden.
Automationsdaten können jetzt samt den eigentlichen Noten verschoben und kopiert werden.

MPE und Polyphonic Pressure

Um das Potential moderner MIDI-Controller, wie zum Beispiel das des Seaboard von Roli oder des Atom von Presonus, voll ausschöpfen zu können, braucht man in seiner DAW MIDI-Polyphonic-Expression, kurz MPE, sowie Polyphonic Pressure. Spielt man mit so einem Controller zum Beispiel einen Gitarrensound und drückt zwei „Tasten“ gleichzeitig, können beide Töne unabhängig voneinander mit Vibrato versehen werden. Die DAW muss dann aber im Stande sein, beide Modulationen unabhängig voneinander aufnehmen zu können, und genau das gelingt in Studio One 5 mit der Implementierung von MPE nun. 

Erweiterte Mixerszenen 

Studio One 5 ermöglicht nun Mixer-Snapshots, über die sich bestimmte Mixe oder Stufen eines Mixes speichern und mit einem Mausklick wieder aufrufen lassen. So kann man zum Beispiel den kompletten Mix eines Songs, eine Instrumentalversion ohne Vocals, nur alle Vocals oder nur alle Gitarren separat im Szenenmenü abspeichern. So kann man mit einem Mausklick oder, sogar noch leichter, über Tastatur-Shortcuts all die Versionen ganz leicht miteinander vergleichen. Mit dieser neuen Funktion kann man ebenfalls Snapshots der Vocal-Spur mit zwei unterschiedlichen Effekt-Chains erstellen um diese dann direkt zu vergleichen.

Durch die erweiterten Mixerszenen wurde der Mixing-Prozess in Studio One noch einmal deutlich verbessert.
Durch die erweiterten Mixerszenen wurde der Mixing-Prozess in Studio One noch einmal deutlich verbessert.

Aux-Kanäle und externe Instrumente

Wer viel mit externen Instrumenten, also Hardware, arbeitet, kann sich über eine tolle Workflow-Verbesserung freuen. Die neuen Aux-Kanäle ermöglichen es dem User nun, externe Instrumente direkt über den Mixer hörbar zu machen, ohne zuerst eine entsprechende Audiospur anlegen und diese dann korrekt routen zu müssen. Darüber hinaus lässt sich eine angelegte Konfiguration abspeichern. Diese selbst erstellten Presets sind dann über den Browser verfügbar. So kann ein externes Instrument samt Routing und Erstellung einer Instrumentenspur ganz einfach über Drag-and-drop im Arrangement angelegt werden, genau wie man das in Studio One von internen Instrumenten her kennt. Direkt im Anschluss kann die Aufnahme dann sofort gestartet werden, das spart sehr viel Zeit.

Das Anlegen externer Instrumente über Drag-and-drop ist eine geniale Idee.
Das Anlegen externer Instrumente über Drag-and-drop ist eine geniale Idee.

Clip-Gain-Envelope

Der deutsche Name für dieses neue Feature lautet Lautstärkeautomationskurve. Dabei handelt es sich wiederum um ein wirklich sinnvolles und zeitsparendes Tool. Einmal für den entsprechenden Clip über das Rechtsklick-Menü aktiviert, lässt sich der Lautstärkeverlauf direkt im Arrangement-Fenster einzeichnen, ohne die Automation der Lautstärke einer Spur vorzunehmen. Bei Recording-, Tracking- und Mixing-Sessions spart das einige Mausklicks und damit wieder viel Zeit. Außerdem lassen sich so auch schnell laute Atemgeräusche oder Knackser in einer Aufnahme eliminieren, ohne das Audiomaterial umständlich schneiden und die Einzelteile dann ein- und ausfaden zu müssen.

Über Clip-Gain-Envelopes lassen sich nun schnell und unkompliziert Lautstärkeveränderungen einzeichnen.
Über Clip-Gain-Envelopes lassen sich nun schnell und unkompliziert Lautstärkeveränderungen einzeichnen.

Überarbeitung der nativen Effekte

Grundsätzlich haben alle nativen Effekt-Plugins einen neuen Look bekommen, das war auch an der Zeit. Denn während die Klangerzeuger schon in Version 4 optisch aufgefrischt wurden, kamen die Effekte immer noch etwas „oll“ daher. Das ist jetzt anders – der neue Look kann voll überzeugen. Die neuen GUIs lassen sich in drei verschiedenen Themes darstellen oder übernehmen sogar die individuellen Global-Einstellungen des Erscheinungsbildes. Darüber hinaus haben die Effekte Analog Delay, Chorus, Tricomp und Rotor einen völligen neuen Vintage-Look spendiert bekommen, was einfach fantastisch aussieht.

Fotostrecke: 2 Bilder In Studio One 5 haben nun auch endlich die nativen Effekte ein optisches Upgrade erhalten.

Es wurde aber auch unter der Haube gewerkelt. Den Pro EQ gibt es  beispielsweise nun in Version 2, erweitert durch einen phasenlinearen Low-Cut und den Oktav-Modus, eine neue Form der grafischen Darstellung, bei der diese in einzelnen Halbtönen angezeigt wird. Darüber hinaus nutzen alle Effekte, die einen Drive-Regler haben, für Saturation-Effekte nun die schon länger in Studio One präsente State-Space-Technologie, wie man sie vom Console-Shaper her kennt. Dabei handelt es sich um besonders detailreiche Emulationen analoger Komponenten und Geräte.
Außerdem kann nun bei allen Dynamikeffekten Sidechain genutzt und über die bereits bekannte Reverse-Sidechain-Funktion direkt im jeweiligen Plugin aktiviert werden. Zusätzlich kann nun auch der Plugin-Header eingefärbt werden, das ist der obere Rand eines Effektes. Wenn aktiviert, erscheint der Effekt-Header in der gleichen Farbe, die auch für die korrespondierende Spur ausgewählt wurde. Wer konsequentes Color-Coding betreibt, kann so also schon anhand der Farbe des Plugin-Headers erkennen, auf welcher Art von Spur sich der Effekt befindet.

Für mehr Übersicht lassen sich jetzt auch die Plugin-Header einfärben.
Für mehr Übersicht lassen sich jetzt auch die Plugin-Header einfärben.

Listen-Bus

Zu guter Letzt ist auch der Listen-Bus neu in Studio One 5. Über diesen völlig selbstständigen Kanal können solo-geschaltete Spuren wiedergegeben werden, ohne den Master-Channel dafür zu nutzen. So lässt sich der Listen-Bus als Control Room oder für einen Kopfhörer-Mix nutzen.

Der Listen-Bus ermöglicht das unkomplizierte Erstellen eines Kopfhörer-Mixes.
Der Listen-Bus ermöglicht das unkomplizierte Erstellen eines Kopfhörer-Mixes.
Kommentieren
Profilbild von Robert

Robert sagt:

#1 - 12.07.2020 um 18:24 Uhr

0

Kein Contra?? Let’s look at one of the most irritating and long standing audible, and testable problems with Studio One: MIDI Input Jitter.https://admiralbumblebee.co...

Profilbild von TSF

TSF sagt:

#2 - 16.07.2020 um 07:05 Uhr

0

...ich sehe das völlig anders und differenzierter als der Autor, aber ich bin ja "nur" User! Das kommt dabei heraus, wenn Fanboys Kritik schreiben müssen! Kaum was davon wurde von Usern gewünscht, vieles braucht man nicht (eine Songpage hat nichts in einer DAW zu suchen die hätten dafür einen separaten Player o.s.ä. machen können). Die FX sind hässlich geworden, Mix-Scene ist nicht durchdacht, AUX-Kanal funktioniert noch nicht richtig, und viel schlimmer ist, die vielen Baustellen und unfertigen Dinge wie z.B. der Chord-Assistant und die langweiligen NoteFx sind immer noch gleich geblieben! Dafür 149,-€ ist eher dreist, sorry! Hier wurde nicht getestet, sonder in Euphorie über das Neue einfach nieder geschrieben, ansonsten hätte sich schnell Ernüchterung eingestellt!

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