Ob Hobbyist oder Profi – Pioneers Mixer stehen seit Jahren an oberster Stelle auf den DJ-Wunschzetteln. Doch gerade im Feld der Einsteiger bis hin zu fortgeschrittenen Anwendern schreckt so mancher vor den relativ hohen Preisen der beliebten Japano-Flotte zurück. Nun schickt sich der DJM-250 zu einem vergleichsweise moderaten Preis von 299 Euro an, Partykeller, Bars und kleine Clubs unsicher zu machen und dem DJ und den Zuhörern mit einigen hochkarätigen Profi-Features kräftig einzuheizen.
Doch der Markt für Zweikanäler ist ziemlich dicht besiedelt und bringt bereits um die 100 Euro manchen Stanton, Gemini oder Numark zum Vorschein, die ebenfalls um die Gunst der DJs buhlen. Ab 150 Euro serviert Behringer mit dem Nox 202 (Test hier) sogar beatsynchrone Effekte und ein integriertes USB-Interface. Umso mehr gilt es auch für Pioneer, ein schlagkräftiges Kaufargument zu liefern. Wie wäre es denn mit hochwertigen Filtern Marke DJM-900 NXS (UVP: 1999 Euro, Test hier), die man sonst nur bei Club-Mixern antrifft? In manchen Genres ein echter Haben-Wollen-Faktor! Doch reicht das bereits aus, drei grüne Scheine über den Tisch wandern zu lassen? 110 Meter Hürdenlauf im ausverkauften bonedo-Stadion stehen auf dem Programm – danach wissen wir mehr.
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DETAILS
Raus aus dem winterlich kühlen Postwagen und rein in die audiotechnische Kampfarena. So lautet die Devise für meinen heutigen Testkandidaten Pioneer DJM-250, der sich in Begleitung eines externen Netzteils und eines Garantie-Faltblattes befindet. Unserem Sample lag leider kein Techsheet oder Handbuch bei. Der Ausflug zur Herstellerseite brachte ebenfalls (noch) keine Dokumentation für den Jungspund an den Tag.
Wie kann man den DJM-250 wohl am besten charakterisieren? Zwei-Kanal Isolator-Mixer mit bipolaren Filtern vielleicht? Ich denke, das trifft den Nagel schon ziemlich auf den Kopf. Der Aufbau entspricht weitgehend dem, was man gemeinhin einer potentiellen Referenz für DJ-Hardwaredesign entnehmen würde. Bedeutet im Fall Pioneer eine zentrale Mixersektion mit Vorhöre rechts unten, Mikrofongruppe rechts oben sowie Master-Level und Curve-Schaltern zur Linken.
Die Beschriftung der Bedienelemente ist kontraststark und gut ablesbar. Der Aufbau ist stringent, der Mixer profitiert zudem von ausreichendem Raum der Controller zueinander. Was die Qualität der Bedienelemente angeht, weiß die grauschwarze Komposition zu gefallen. Sanfte gummierte Potis mit natürlichem Drehwiderstand thronen über butterweichen Fadern und extrem griffigen Filterknöpfen. Der Kandidat wiegt knapp drei Kilogramm und misst 24 x 30 x 10 Zentimeter. Die Verarbeitung ist rundweg solide. Sämtliche Buchsen zur transmedialen Außenwelt sitzen fest am hinteren Panel. Vier Gummifüße sorgen für Standhaftigkeit im Battle-Gefecht, und ein Kensington-Lock schützt vor ungewolltem Abhandenkommen – sollte der Bursche nicht ohnehin fest verschraubt werden. Die Aussparungen auf der Faceplate wären jedenfalls vorhanden.
Front- und Backpanel
An der Vorderseite finden wir den Kopfhörerweg. Ein Blick aufs Backpanel offenbart reichhaltige Anschlussmöglichkeiten für externe Zuspieler und einen geklonten Master-Ausgang als Cinch und XLR. Rechts außen ist der Mikrofonanschluss positioniert, welcher als 6,3-Millimeter-Klinke ausgelegt ist. Neben dem obligatorischen Eingangsdoppel (CD und Phono/Line), denen je eine Faderstart-Buchse und eine gemeinsame Erdungsschraube zum Anschluss der Turntable-Massekabel zur Seite stehen, sehe ich satte drei AUX-Eingänge. Zwei davon liegen im Stereo-Cinch-Format vor, einer ist als Mini-Klinke ausgeführt. Die angeschlossenen Gerätschaften, zum Beispiel ein iPad, ein Sample-Player oder ein Synthesizer, können alternativ zum Mikrofon über den Aux-Kanal 3 eingespeist werden, was uns auf die rechte Außenseite der Bedienoberfläche verschlägt.
Bedienoberfläche
Die Mic/Aux-Gruppe wird von einem fünfstufigen Drehschalter angeführt, der die Stellungen AUX 1-3, MIC und OFF kennt. OFF trennt das zugespielte Signal störfrei vom Master-Ausgang. Dadurch ist unter anderem sichergestellt, dass ein angeschlossenes Mikrofon nicht bei jeder Anmoderation mit dem Level-Regler neu eingepegelt werden muss. Das Signal wird rauscharm eingebracht und klingt natürlich. Der British-EQ greift auf Wunsch mit +/-12 dB in das Klanggeschehen ein. Etwas weiter südlich dirigieren Level und Mixing die Lautstärke sowie das Mischungsverhältnis zwischen Master und Vorhörsignal auf dem Kopfhörerweg. Die Cue-Buttons sind bei diesem Modell nicht wie meist üblich über den Kanal-Fadern positioniert, sondern sie befinden sich direkt über dem stufenlosen Cuemix-Poti. Bei einem Zweikanal-Mixer macht dies durchaus Sinn und verkürzt zudem die Wege.
In der zentralen Mixer-Sektion springen zunächst die beiden Quellwahlschalter (CD und Phono/Line) ins Auge. Trim regelt die Aufholverstärkung mit maximal +9 dB nach. Dann folgt ein Dreiband-Equalizer mit Isolator-Funktion auf allen drei Frequenzbändern. Der Test zeigt: Es wird still im Studio, sobald sämtliche Regler bis zum Anschlag gegen den Uhrzeigersinn gedreht sind. So soll es sein. In der entgegengesetzten Richtung steht eine Anhebung von wiederum maximal neun Dezibel zur Verfügung.
Sämtliche Flachbahnregler messen 45 Millimeter. Das Gleitverhalten der Fader ist butterzart. Nennenswertes seitliches Spiel kann ich beim vorliegenden Exemplar nicht feststellen. Der Crossfader, leider entbehrt er einer mechanischen Einstellvorrichtung für den Gleitwiderstand, kann hinsichtlich der Charakteristik der Fader-Kurve in zwei Blend-Ausrichtungen betrieben werden. Schalter-Stellung rechts ist steil und ermöglicht harte Cuts. Stufe zwei zeigt einen allmählich steigenden, respektive fallenden Kurvenverlauf. Ferner lässt sich der Crossfader auch deaktivieren (Through). Obendrein ist eine separate Faderstart-Funktion für jeden Kanal implementiert, die über ein Impulssignal kompatible CD-Player fernsteuert.
Audio
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EQ HighEQ MidEQ LowKill EQs
Ein Dreifach-Peakmeter zwischen den Equalizern visualisiert die Signalpegel der Eingangsquellen (Pre-Fader, Post-EQ) und des Master-Ausgangs in sieben Schritten. Die Anzeige der Hauptlautstärke ist abhängig von der Stellung des Master-Potis, was keine Selbstverständlichkeit darstellt, wie jüngste Testberichte aufzeigten. Eigentlich ist es selbstverständlich, denn so hat der DJ eine Ahnung, welche Reserven sein Mixer noch in der Hinterhand hält. Bei den LEDs entschied sich Pioneer für das bekannte Ampel-Farbschema. Von -18 bis 0 dB ist alles im grünen Bereich, dann folgen zwei gelbe Indikatoren für +2/+4 dB und eine rote Clipping-LED mit dem bezeichnenden Namen OVER.
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PRAXIS
Ich muss schon sagen, dass mich die beiden Soundcolor-Filter des DJM-250 vom ersten Moment an in ihren Bann ziehen konnten. Das liegt zum einen am hochwertigen Klang des Signalprozessors, zum anderen am feinfühligen Eingriff in den Cutoff. Die Drehregler tragen aufgrund ihres stattlichen Durchmessers von knapp 20 Millimetern und der daraus resultierenden Möglichkeit zum filigranen Finetuning zu sehr eleganten Filterfahrten bei.
Wir haben es hier mit einer Kombination aus Hoch- und Tiefpass zu tun. Eine gerasterte Mittenstellung, bei der keiner der Filter greift, macht einen zusätzlichen Einschaltknopf obsolet. Dreht man nun den Lowpass gegen den Uhrzeigersinn, beginnt die vormals orangene Null-Indikator-LED auf dem zugehörigen Kanal langsam zu blinken – und zwar tiefrot. Sie legt im Tempo in vier Stufen zu, je weiter der DJ das Filter aufreißt. In entgegengesetzter Richtung blinkt ein aktiviertes Hochpass-Filter grün. Es ist also jederzeit eindeutig abzulesen, welches Filter wo und wie an der Signalkette beteiligt ist. Wir haben den Verlauf im Nachhinein an zwei Audiobeispielen verewigt.
Audio
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HighpassfilterLowpassfilter
Klang
Die Vorverstärker und Wandler arbeiten sehr natürlich, was sich in einer klar definierten Klangcharakteristik mit luftigen Höhen, ausgewogene Mitten und recht prägnanten Bässen ausdrückt. Kommen unterschiedliche Zuspieler zum Einsatz, zeigt sich, dass die einzelnen Vorverstärkerstufen gut aufeinander abgestimmt sind. Im Testumfeld kam es nicht zu außergewöhnlichen Pegelschwankungen. Das haben wir mit Abweichungen von bis zu 10 dB auch schon anders erlebt.
Der Master spielt einen klaren und vollen Sound aus, der besonders an den symmetrischen Ausgängen ordentlich Druck macht. Der Kopfhörerweg klingt transparent und bietet genug Ausgangsleistung für kleinere Clubs und Bars. Auf den letzten Teilern kann er nicht ganz mit dem lokalen Clubmixer (DJM 600) des gleichen Herstellers mithalten – muss er meiner Meinung nach auch nicht.
Integration
Der Mixer ist im Nu verkabelt. Bedroom-DJs schließen das Pult einfach an die Stereoanlage oder den HiFi-Verstärker an. Stationäre Partykelleraktivisten und mobile Recken freuen sich über Profi-Ausgänge für die PA und Standard-Ausgänge für die Monitoranlage – diese kann allerdings nicht separat vom Mixer aus geregelt werden. Keinen Anlass zur Kritik geben Fader und EQs, denn sie greifen grazil ins Blend- und Klangeschehen ein und können selbst elektronisch verwurzelte Mix-Deejays in Kombination mit dem Kombifilter eine Zeitlang beschäftigen. Zumindest, solange sie auf Effekte verzichten.
Auch wer das Scratchen für sich entdeckt hat, kann seine ersten Gehversuche mit dem DJM-250 unternehmen, bevor es ihm nach Transform-Buttons und stufenloser Kurvenanpassung dürsten wird. Der Einsatz einer digitalen DJ-Software mit dem DJM stellt ebenfalls kein Problem dar. Wer dabei besonders stark auf das Budget achten muss, dem sei das kostenlose Programm Mixxx ans Herz gelegt, denn es versteht eine Vielzahl gängiger Timecode-Signale – sei es vom Vinyl oder vom Silberling. Was dann noch fehlt, ist ein Vierkanal-Interface, das bereits ab 150 Euro im Handel erhältlich ist. Welche „Tanzflurwaffen“ ihr auch wählt, dem DJM-250 ist es mehr oder weniger egal. Er stellt die erforderlichen Anschlüsse, so dass selbst ein gemischtes Set aus Platten, Laptopmusik und CDs bedenkenlos möglich ist.
Dennoch darf man nicht verschweigen, dass sich in der Einsteigerklasse auch Mixer tummeln, die für einen Bruchteil des Pioneers über die Ladentheke gehen. Einige Konkurrenten haben für deutlich weniger Geld bereits ein USB-Interface oder Effekte im Bauch. Aber Pioneer ist nun mal Pioneer, und fette Filter sind nun mal fette Filter.
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FAZIT
Der DJM-250 verbucht Profi-Features zu einem vergleichsweise moderaten Preis und rundet Pioneers Mixerprofil nach unten hin ab. Allen voran sind hier die guten Klangeigenschaften, symmetrische Ausgänge und je ein hochwertiges Kombifilter pro Kanal zu nennen. Butterweiche Fader, zwei unterschiedliche Kurvencharakteristiken und dreifach Kill-EQs machen ihn für Mix- und Scratch-DJs gleichermaßen interessant. Sein schnörkelloses Layout gereicht ihm ebenfalls zum Vorteil. Eine Faderstart-Funktion, satte acht Anschlüsse und eine regelbare Mikrofongruppe setzen weitere positive Akzente. Dennoch sind 299 Euro für einen Zweikanäler ohne USB-Funktion kein Schnäppchenpreis. Mit dem DJM-250 bläst Pioneer zum Angriff auf das Einsteigersegment und zeigt, dass tolle Haptik, gute Audioqualität und hochwertige Filter kein vierstelliges Loch ins Portemonnaie reißen müssen. Das ist uns unterm Strich 4,5 Sterne wert.
Technische Daten
Eingänge:
2x CD (RCA)
2x Line/Phono (RCA)
1x Mic (6,3-mm-Klinke)
3x Aux (2xRCA, 1x 3,5-mm-Klinke)
Ausgänge:
2x Master Out (1x XLR, 1x RCA)
1x Kopfhörer (6,3-mm-Klinke)
A/D, D/A-Wandler: 48 kHz/ 24 Bit
Frequenzbereich: 20 Hz – 20 kHz
Klirrfaktor: 0,01% oder weniger
Signal-/Rauschverhältnis: 74 dB oder mehr (CD)
Maße: 240 x 300 x 107 mm
Gewicht: 3,1 kg
Features
Vollständig digitale 48-kHz/ 24-Bit-Verarbeitung für klare Soundqualität
3-Band-Isolator-EQ (+9 dB bis -∞) für HI/MID/LOW auf jedem Kanal
Fader Start Play-Funktion zur Fader-Steuerung bei per Kabel verbundenen Pioneer-Playern
Peak Level Meter zur Anzeige der Audioeingangspegel für jeden Kanal
Crossfader Curve Adjust zum Wechseln zwischen drei Cross
Fader Curve-Mustern
Integrierte Befestigungsteile zur Rack Installation im Club oder im Heimstudio
Zwei unabhängige Soundcolor-Filter
Zahlreiche Anschlussmöglichkeiten über acht Eingänge
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Fritz sagt:
#1 - 26.02.2024 um 07:22 Uhr
Hallo, toller Artikel! Welches Vierkanal-Interface für Mixxx kannst du mir empfehlen?