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Paiste Masters Thin Cymbals Test

Bis vor ein paar Jahren galten Becken der Marke Paiste als Instrumente für Trommler, die es gerne ein bisschen klarer, sauberer, schärfer und rockiger mögen. Dass man den berühmtesten Rockdrummer namens John Bonham als Endorser vorweisen konnte, hatte sicherlich ebenso damit zu tun wie der Umstand, dass man die schweizerisch-präzise Produktionsphilosophie eben auch in die Beckenherstellung übertragen hat. Mit der Vorstellung der Twenty Serie vor einigen Jahren kamen in der Türkei vorgefertigte Becken ins Programm, die aus B20 Bronze hergestellt wurden und das Sortiment um warme und organische Sounds bereicherten. Unter der Bezeichnung Twenty Masters erweiterte Paiste die Reihe um zwölf Ride-Becken, mit denen den Klangvorstellungen verschiedener Endorser gehuldigt wurde. Mittlerweile gibt es die Twenty Serie nicht mehr, die Masters Becken hingegen wurden zu einer vollwertigen Serie komplettiert. Dem Trend zu dünnen, schnell ansprechenden Allround-Modellen soll Paiste’s neuester Streich, die Masters Thin Modelle, Rechnung tragen. 

Paiste_Masters_Thin_Totale


Die aktuell erhältliche Modellpalette besteht aus 20, 22 und 24 Zoll großen Multifunktionsbecken, 14, 15 und 16 Zoll großen Hi-Hats sowie einem 22er Swish. Es geht also klassisch zu, wozu auch der Umstand passt, dass die Crash-Rides keine weitere Funktionsbezeichnung aufweisen, eben ganz so, wie es in den Anfangsjahren des modernen Drumsets üblich war. „Fast Crashes“, „Raw Bell Dry Rides“ oder „Dark Thin Chinas“ waren damals unbekannt, stattdessen gab es lediglich große oder kleine Becken, die dann vom Drummer ihrer musikalischen Bestimmung zugeführt wurden. Bis auf das Swish habe ich alle Masters Thin Modelle zum Test vorliegen. Wie sie klingen, lest ihr auf den folgenden Zeilen. 

Details

Optisch unterscheiden sich alle Masters Thin Modelle nur in der Größe

Bedenkt man, dass sich im Karton mit den Testbecken drei ausgewachsene Rides und eine ebenso große Menge an Hi-Hats befindet, kommt mir das Gesamtgewicht recht human vor. Den Grund dafür lässt bereits die Modellbezeichnung – Thin – erahnen, und die Waage bestätigt es dann auch: Alle Masters Thin Becken sind tatsächlich genau das, was drauf steht, nämlich dünn und damit leicht. Eine weitere Auffälligkeit stellt die nahezu identische Bearbeitung aller Instrumente dar. Dazu gehören die kleinen Kuppen ebenso wie das unregelmäßig breite Abdrehmuster auf Ober- und Unterseiten, sowie die leichte, aber intensiv gesetzte Hämmerung. Alle Oberflächen schimmern im matten B20-Bronze Farbton, roh belassene Kuppen oder Unterseiten gibt es nicht. An der Verarbeitung gibt es absolut nichts zu mäkeln, sie ist schlicht perfekt. Kommen wir nun zu den einzelnen Instrumenten.

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Mehr Informationen

Die Crash-Rides lassen sich mühelos biegen

Wie eingangs schon erwähnt, sucht man konkrete Modellbezeichnungen auf den Crash-Rides vergebens, nur „Thin“ und die jeweilige Größe sind – neben dem Paiste Masters Logo – auf die Beckenoberseiten gedruckt. Wie die Instrumente dann genutzt werden, überlässt man also bewusst dem Anwender. So sollen die Masters Thin Becken als große Crashes ebenso gut wie als leichte Rides funktionieren. Flache Profile lassen einen eher tiefen Grundton vermuten, während die auffällig kleinen Kuppen nur wenige scharfe Obertöne zum Gesamtklang hinzu addieren dürften. Mit nur 1640 Gramm beim 20er, 2140 beim 22er sowie 2800 Gramm beim 24er sind die Becken eindeutig geeignet, auch das Interesse von eingefleischten Jazzern zu wecken. 

Fotostrecke: 4 Bilder Nur „Thin“, keine Typenbezeichnungen: Diese drei Becken verstehen sich als Allrounder.

Die drei Hi-Hats fallen ebenfalls extrem dünn aus

Dass auch die drei Hi-Hat-Paare sehr dünn ausfallen, merkt man, wenn man mit dem Finger an den Beckenkanten entlang fährt. Obwohl vorbildlich entgratet, könnte besonders das 14er Top-Becken durchaus als Messerersatz verwendet werden. Die Waage bestätigt es: Nur 630 Gramm zeigt sie an, beim Bottom sind es 830. Zum Vergleich: Eine moderne Medium Hi-Hat bringt es auf etwa 1100 zu 1300 Gramm. Diese Werte erreichen auch die größeren Test-Instrumente nicht. 790 und 850 Gramm sind es bei der 15er, und auch die 16er liegt mit 940 und 1180 im unteren Normbereich einer regulären 14 Zoll Version. Insgesamt sind die Hi-Hats minimal weniger tief gehämmert als die Crash-Rides, die restlichen Bearbeitungsmerkmale wirken hingegen identisch. 

Fotostrecke: 4 Bilder Schlicht sind die Unterseiten der Hi-Hats gehalten.
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Praxis

Weich, groß und komplex klingen die Masters Thin Becken

Die ersten Takte auf dem aufgehängten Beckenset mit der 15er Hi-Hat machen es deutlich: Trotz ihrer teilweise stattlichen Größen sind die Masters Thin Becken nicht dafür gemacht, riesige Marshall-Stacks akustisch zu dominieren. Stattdessen gibt es hier weiche und schimmernde Klänge, alle Modelle sprechen zudem sehr schnell an. 

Mastersthin_praxis_03

Die Crash-Rides lösen sehr fein auf

Um die Masters Thin Crash-Rides einordnen zu können, habe ich mir ein paar Becken aus meinem persönlichen Fundus zum Vergleich herausgesucht. Dabei handelt es sich um einen kleinen Satz Paiste Traditionals sowie einige Zildjian Kerope Modelle. Die Auswahl erweist sich als gute Referenz, denn die Masters Thin Crash-Rides liegen akustisch tatsächlich irgendwo zwischen diesen Vergleichsmodellen, sind allerdings in einigen Bereichen auch einzigartig. Zunächst fällt die extrem schnelle Ansprache der dünnen Becken auf. Bereits leichteste Anschläge mit dünnen Sticks entfalten einen edlen Klangteppich, der deutlich mehr Brillanzen besitzt als beispielsweise mein 19er Kerope. Als Ride angespielt, entwickelt sich eine holzige Silbrigkeit, welche sehr ausgewogen und milde daher kommt. Sticks der 5A-Dimension legen ein komplexes Rauschen unter den Anschlagston. Bemerkenswert ist, dass auch das Spiel mit der Stockspitze auf der Schulter der Becken den Crashsound auslöst. Sehr integriert geben sich die Kuppen, wer es also glockig hell und durchsetzungsstark mag, wird bei keinem der drei Modelle auf seine Kosten kommen. Auch bei der möglichen Gesamtlautstärke und Präsenz geben sich die Masters Thin Multifunktionsbecken eher zurückhaltend. Klare Akzente in rockiger Musik sind nicht ihr Ding, sie integrieren sich eher breit und musikalisch. Meine Paiste Traditionals Becken sind im Vergleich wesentlich präsenter und auch lauter. 

Audio Samples
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20″ Ride solo 22″ Ride solo 24″ Ride solo 20″ Ride im Set 22″ Ride im Set 24″ Ride im Set Einzelsounds aller drei Rides Groove mit allen drei Rides im Set

Beim Spielen der 14er Hi-Hats ist Zurückhaltung angesagt

Wer schon einmal auf einer uralten, papierdünnen Hi-Hat gespielt hat, kann sich gut vorstellen, wie sich die 14er Masters Thin anfühlt. 630 Gramm beim Top-Becken bewegen sich auf Splash-Niveau, und entsprechend klingt das Modell. Als splashig, dunkel und sehr sensibel würde ich ihren Sound beschreiben, das Spielgefühl wirkt fast zerbrechlich. Ich habe es nicht ausprobiert, aber hartes Zutreten dürften diese Becken wohl tatsächlich mit dem gefürchteten „Umkrempeln“ quittieren. Dicke Sticks passen hier ebenso wenig wie der Wunsch nach klarer Definition, stattdessen werden bei diesem Modell Fans traditioneller, jazziger Klänge fündig. Mit steigendem Durchmesser bekommen die Hi-Hats mehr Substanz und Präsenz, die 16er verfügt auch über eine relativ gute Durchsetzungskraft, gleichzeitig klingt sie – wie auch die 15er – schön breit und „schlürfend“. Freunde von Retrosounds sowie Studiotrommler auf der Suche nach Hi-Hats, die sich, auch lauter angespielt, nicht zu stark in den Vordergrund drängen, sollten sich die Becken mal anhören. Die Kehrseite der sehr geringen Gewichte ist jedoch der auffallend matte Chicksound beim Treten.

Audio Samples
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14″ Hi-Hat solo 15″ Hi-Hat solo 16″ Hi-Hat solo 14″ Hi-Hat im Set 15″ Hi-Hat im Set 16″ Hi-Hat im Set
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Fazit

Mit den Thin Modellen erweitert Paiste seine erfolgreiche Masters Palette um weich und komplex klingende Instrumente, die insbesondere Spielern leiserer Stile oder Freunden aktuell angesagter Retrosounds zusagen dürften. Schärfe oder übermäßige Präsenz ist den Becken fremd, stattdessen gibt es hier insbesondere mit den drei Crash-Rides echte Klangskulpturen, die dem Spieler viele Variationsmöglichkeiten bieten. Trotz ihrer warmen Charakteristik bleibt die für Paiste Becken typische, silbrige Ansprache erhalten und sorgt für ein insgesamt sehr ausgewogenes Klangbild. Mit ihren ungewöhnlich geringen Gewichten passen die drei Hi-Hats nahtlos in das Konzept, besonders bei den 14er Becken ist allerdings eine angepasste Spielweise erforderlich, denn zu harte Bearbeitung quittieren sie mit Kompression. Sowohl die 15er als auch die 16er sind vielseitiger einsetzbar, behalten aber einen weichen und rauschigen Charakter. Die Verarbeitung aller Becken ist perfekt, die Preisgestaltung ist allerdings ebenfalls sehr weit oben angesetzt. Wer also auf der Suche nach komplexen und hochmusikalisch klingenden Becken ist, die gleichzeitig über die Paiste-typische tonale Klarheit und Präsenz verfügen und dann auch noch genügend Kleingeld parat hat, sollte die Masters Thin Modelle unbedingt mal antesten. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr feine, musikalische Sounds aller Modelle
  • extrem schnelle Ansprache
  • gute Abstimmung
  • exzellente Verarbeitung
Contra
  • gewichtsbedingt matte Chicksounds der Hi-Hats
  • 14er Hi-Hat komprimiert bei härterer Spielweise
Artikelbild
Paiste Masters Thin Cymbals Test
Für 519,00€ bei
Musikalisch, sanft, unaufdringlich: Die Paiste Masters Thin Becken sind nichts für die harte Gangart.
Musikalisch, sanft, unaufdringlich: Die Paiste Masters Thin Becken sind nichts für die harte Gangart.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Paiste
  • Serie: Masters Thin
  • Material: CuSn20 (B20) Bronze
  • Klangcharakteristik: weich, schnell ansprechend
  • Gewicht: thin
  • Herstellungsland: Schweiz
  • PREISE (Straßenpreise November 2017):
  • Hi-Hats 14“: 514,00 EUR
  • Hi-Hats 15“: 560,00 EUR
  • Hi-Hats 16“: 642,00 EUR
  • Ride 20“: 452,00 EUR
  • Ride 22“: 540,00 EUR
  • Ride 24“: 580,00 EUR

Seite des Herstellers: http://paiste.com

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Klassisch und edel wirken die Masters Thin Becken.

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