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Orange Tiny Terror Head (Hard Wired Edition) Test

Praxis

Die Bedienung des Tiny Terror ist alles andere als kompliziert. Grundsätzlich sollte man sich bei minimalistischen Verstärkern dieser Art darüber im Klaren sein, dass die wenigen Bedienelemente dem User nicht unbedingt viele Eingriffsmöglichkeiten bieten: Man mag den Amp oder man mag ihn eben nicht. Große klangliche Veränderungen bedürfen eines Lötkolbenvirtuosen, oder einfacher, eines anderen Amps. Der Orange klingt sehr straff und knackig. Dabei tendiert der Sound ganz klar in Richtung Marshall, mit einer Vorliebe für AC/DC-artige Klänge. Der Bassbereich ist sehr tight, das heißt, es gibt nur wenig Tiefbass, was es der Endstufe leichter macht, trotz der geringen Wattzahl noch recht laut zu klingen. Bei Studioaufnahmen hat das den Vorteil, dass man diesen Bereich im Nachhinein nicht wieder mühsam herausfiltern muss. Tontechniker kennen das Problem, wenn sich der Tiefbass vieler Instrumente im Playback zu einem matschigen Wummern vermischt. Beim Tiny Terror taucht dieses Problem erst gar nicht auf.

Der Sound setzt sich im Bandgefüge gut durch, hat aber im Vergleich zum Vox AC 15 nicht diesen süß klingelnden Obertonbereich. Die Direktheit sorgt auch für ein gnadenloses Offenlegen der spielerischen Feinheiten. Weder Halleffekte noch ein alles gleichmachendes Ultra-Highgain sorgen für den trügerischen Eindruck, dass man auch ohne akkurates Spiel sauber klingen könnte. Die Gainreserven sind auf JCM 800 Niveau, es lassen sich also keine wirklichen Metallbretter erzeugen. Mit vorgeschaltetem Overdrive, einem Tubescreamer etwa oder einem Analogman King of Tone, lässt sich aber ein absolut überzeugender Hardrock-Ton aus dem Kleinen kitzeln.

Wer es lieber clean möchte, der kommt hier nicht wirklich zu Potte, denn ein richtig sauberer Ton ist dem knarzigen Kollegen kaum zu entlocken. Ein gewisser Anteil an „Schmutz“ ist immer dabei und dementsprechend werden Jazzer wohl keine Freudentränen vergießen. Effekte wie Delay oder Hall finden zwischen Gitarre und Amp ihre Heimat, da es keinen Einschleifweg gibt. So wird es dann auch mit viel Gain naturgemäß unangenehm, denn ein verzerrter Hall hat nichts vor einem verzerrten Gitarrenamp verloren. Hier heißt es also, mit Pedalen zu arbeiten und mit dem Pegel im ersten Drittel zu bleiben, oder Modulationseffekte und Hall oder Echo erst später beizumischen.

Im Bandkontext ist außer bei leiser Tanzmucke oder ruhigen Blues-Sessions irgendwann Schluss, denn die 15 Watt bieten einfach zu wenig Reserven, um sich auf Gigs wirklich durchsetzen zu können. Klären, ob es unbedingt die wesentlich teurere Hard Wired Variante sein muss oder ob die Standard-Version ausreicht, konnten wir in diesem Test allerdings nicht. Die Klangunterschiede erweisen sich als eher marginal und lassen die Entscheidung für oder gegen einen der beiden Amps zu einer eher philosophische Frage werden. Oder einer des Geldbeutels.

Wie nicht anders bei bonedo gewohnt, gibt´s jetzt natürlich noch etwas auf die Ohren:

Audio Samples
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Strat Strat Med Gain Les Paul Max Gain 1 Les Paul Max Gain 2
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