Noch vor einigen Jahren stand die Marke Numark in Sachen Plattenspieler nicht unbedingt ganz oben auf der DJ-Wunschliste. Dies lag hauptsächlich an der fehlenden Clubtauglichkeit der Produkte, die damals mit etablierten Turntables von Technics und Vestax einfach noch nicht mithalten konnten. Aber offensichtlich hatte der amerikanische Hersteller seine Konsequenzen daraus gezogen und mit der Zeit einige vielversprechende Modelle mit zahlreichen Features auf den Markt gebracht.
Einer dieser Plattenspieler ist das Flaggschiff von Numark, der TTX USB. Ausgestattet mit überdurchschnittlich vielen Features wie zum Beispiel einem auswechselbaren Tonarm, Key-Lock und USB-Anschluss, könnte dieses Modell die Konkurrenz längst schon überholt haben. Wir haben getestet, ob sich der TTX im DJ-Alltag auch bewährt.
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Details
Erster Eindruck Zum Lieferumfang gehört ein deutschsprachiges „Quick Start Owner`s Manual“, das alle wichtigen Grundfunktionen des Gerätes erklärt. Beim Auspacken fiel mir sofort das mit 12,6 Kilogramm recht hohe Gewicht des Plattenspielers auf. Dafür macht der TTX auch einen sehr guten und robusten Eindruck – am Material wurde jedenfalls nicht gespart. Der Plattenteller ist im ausgelieferten Zustand separat verpackt und muss noch aufgesetzt werden. Er ist aus Aluminium gefertigt und wirkt sehr massiv, wobei die Unterseite gummiert ist, um die Schwingungsdämpfung zu verbessern. Die Funktionsweise des Direktantriebes ist der 1200er Serie von Technics nachempfunden, was bedeutet, dass nicht mit Verschleißerscheinungen zu rechnen ist. Nun müssen wir nur noch die Audio- und Netzkabel und ein Tonabnehmersystem anschließen, und schon kann es losgehen.
Design & Features Die Entwickler von Numark haben beim TTX USB auf abgerundete Formen gesetzt. Auf beiden Seiten des Gerätes ist eine Art „Griffmulde“ in das Chassis eingelassen, um das Tragen des massiven Teils zu erleichtern, dessen Gehäuse aus stabilem und kratzfestem Kunststoff besteht. Zur optischen Geschwindigkeitskontrolle hat der Plattenteller reflektierende Kerben, die auch in heller Umgebung ihren Dienst tun. Das zur Kontrolle dienende Stroboskoplicht ist aufsteckbar und kann bei Bedarf jederzeit wieder entfernt werden. Abseits der anderen Bedienelemente zwischen Plattenteller und Tonarm befindet sich der On/Off-Schalter.
An beiden Seiten des Gerätes stellt der TTX USB große Start/Stop-Tasten bereit. Turntablisten können sich also aussuchen, welcher von beiden für sie am besten positioniert ist. Über den Tasten befinden sich Drehregler, mit denen sich das Bremsverhalten und die Beschleunigung des Motors justieren lassen. Exakt in deren Mitte stellt der TTX USB den Reverse-Schalter bereit, mit dem die Laufrichtung des Plattentellers geändert wird.
Der 100 mm lange Pitchfader des TTX
Auf der rechten Seite des Gerätes befindet sich ganz klassisch der Pitchslider. Dieser wirkt stabil, ist sehr griffig und verfügt mit 100 mm Länge über einen genügend großen Regelweg. Die Tasten zur Wahl der Abspielgeschwindigkeit sind ebenfalls auf der rechten Seite untergebracht. Sie sind ein wenig vertieft in die Oberfläche eingelassen und können so nicht versehentlich betätigt werden. Daneben finden wir zwei Tasten derselben Bauart, mit denen der Quartz-Lock beziehungsweise der Key-Lock aktiviert werden. Darüber hinaus dienen diese Taster dazu, das Drehmoment des Plattentellers in drei Stufen zu verändern. Über ihnen schließt das blaue, runde LCD-Display an, das alle wichtigen Parameter wie Laufgeschwindigkeit (33, 45 oder 78), Brems- und Anlaufgeschwindigkeit des Plattentellers, Key-Lock (On/Off), Stärke des Drehmoments (Hoch/ Mittel/Leicht), Quartz-Lock (On/Off), Pitchwert bis auf eine Nachkommastelle und BPM (Auto BPM bei Verwendung des Line-Ausgangs) anzeigt. Unmittelbar neben dem Display finden wir noch zwei Tasten, die sich für den Arbeitsbereich des Pitchfaders und die Aktivierung der BPM-Anzeige verantwortlich zeigen.
Einen robusten Eindruck macht der aus poliertem Aluminium gefertigte Tonarm, dessen Höhe über einen Drehkranz angepasst werden kann. Mit einem Einstellbereich von 0-6 mm zeigt sich der TTX USB in dieser Disziplin sehr zuvorkommend. Der Tonarm wird mithilfe eines Feststellhebels sicher arretiert. Der Anti-Skating-Wert ist durch ein Drehrad justierbar. Natürlich verfügt der TTX USB über einen manuellen Tonarmlift.
Der Testbolide wird mit zwei unterschiedlichen Tonarmen ausgeliefert. Der gerade Tonarm ist für die Turntablisten und der S-förmige für DJs konzipiert, für die der Sound im Vordergrund steht. Der von Numark patentierte Wechsel-Verschluss des Tonarms arbeitet ähnlich wie ein SME-Stecker und macht einen zuverlässigen Eindruck. Das Tonabnehmersystem wird mit dem Standard SME-Anschluss am Tonarm befestigt. Ein System gehört nicht zum Lieferumfang des TTX USB, was auch nicht unbedingt Standard ist.
2/2 Schwups – und nun mit geradem Tonarm! Die Umbaumau00dfnahme ist ein Kinderspiel!
Anschlüsse In einem vertieften Anschlussfeld auf der Unterseite beherbergt der Plattenspieler alle Verbindungen. Dort liegen zwei Cinchbuchsen, an denen wahlweise ein Phono- oder ein Linesignal anliegt. Über die Art des Signals entscheidet ein darüber angebrachter Schalter. Mithilfe der USB-Schnittstelle (Version 1.1) und der im Lieferumfang enthaltenen Audacity-Software lassen sich Schallplatten direkt auf einen Computer aufzeichnen. Der Pegel der digitalen Übertragung lässt sich mit einem Drehregler regulieren, der sich neben der USB-Buchse befindet. In diesem Anschlussfeld ist unter anderem auch die Kaltgerätebuchse untergebracht. Die Anschlüsse sind praktischerweise LED-beleuchtet.
Das Anschlussfeld des TTX (unten drunter!)
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Praxis
Beim ersten Start bemerke ich sofort das hohe Drehmoment des Motors, das mithilfe der Key-Lock- und der Quartz-Taste in drei verschiedenen Stufen eingestellt werden kann. Dadurch ist der Plattenspieler perfekt an individuelle Bedürfnisse anzupassen. Auch die Beschleunigung des Plattentellers lässt sich mithilfe eines Drehreglers, der sich an der hinteren Start/Stop-Taste befindet, sehr fein regulieren. So ist ein schneller Start im Millisekundenbereich ebenso möglich wie eine sehr langsame Anlaufzeit von bis zu sechs Sekunden. Das Gleiche gilt für das Bremsverhalten. Mit dem zweiten Drehregler stellt man die Stoppzeit des Plattentellers ein. Ein abruptes Stoppen des Motors bis zu einer Auslaufzeit von sieben Sekunden ist problemlos realisierbar.
Die sehr hochwertigen Start-/Stoptasten des TTX – Drück mich!
Mit der Pitchtaste wählt man unter vier verschiedenen Arbeitsbereichen (+/- 8%, 10%, 20% und 50%) für den Pitchfader aus. Der aktuelle Pitchwert wird mit einer Nachkommastelle auf dem Display angezeigt, was in der Regel völlig ausreicht.
Die Reverse-Funktion ist natürlich nicht nur für Scratch-DJs konzipiert. Wenn aktiviert, greifen alle Parameter wie zum Beispiel der Pitchwert oder die regulierte Startzeit genauso wie im Vorwärtslauf.
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Das runde Display sieht schick aus und ist bei der Visualisierung der Laufrichtung und der „Bremsstärke“ des Plattentellers behilflich. Dort werden alle wichtigen Parameter, wie die aktuelle Abspielgeschwindigkeit und der Pitchbereich angezeigt. Es ist hell und bei nahezu allen Lichtverhältnissen gut ablesbar.
Das Multifunktions-Display des TTX
Klang Der TTX USB verfügt über einen integrierten Phono-Vorverstärker und einen A/D-Wandler. Mithilfe der USB-Schnittstelle können Songs von Schallplatten ohne Umwege auf einen Computer überspielt werden. Per Schalter wird bestimmt, ob der Plattenspieler das Phonosignal durchschleift oder dieses geräteintern vorverstärkt und auf Linepegel bringt. Leider ist der Schalter relativ umständlich zu bedienen, da er sich im Anschlussfeld auf der Unterseite des TTX USB befindet. Der interne Phono-Preamp klingt angenehm transparent und linear.
Auch die USB-Buchse ist auf diesem Anschlussfeld untergebracht, was meiner Meinung nach nicht hundertprozentig durchdacht ist, weil dadurch das USB-Kabel leicht abgeknickt und so unnötiger mechanischer Belastung ausgesetzt wird. Auch der Regler, der sich für die Anpassung des digitalen Ausgangspegels verantwortlich zeigt, ist nicht ideal positioniert. Wer möchte schon ständig sein Gerät anheben müssen, wenn er unterschiedlich laute Schallplatten digitalisiert? Doch der TTX USB sammelt Pluspunkte bei der sehr guten internen A/D-Wandlung und der im Lieferumfang enthaltenen Software „Audacity“. Diese bietet alle wichtigen Features für die Nachbearbeitung und Archivierung von überspielten Songs.
Die Key-Lock-Funktion (gleichbleibende Tonhöhe bei variablem Pitch) liefert leider nur ziemlich unbefriedigende Ergebnisse. Bereits bei einer Abweichung von ca. +/- 1-2 % von der originalen Tonhöhe treten hörbare Artefakte auf. Es ist mir unverständlich, warum bei diesem ansonsten sehr hochwertigen und durchdachten Plattenspieler in diesem Punkt offensichtlich gespart wurde.
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Phono-Preamp Pioneer DJM 909*Der Phono-Preamp des TTX*Aufzeichnung mit Audacity-Software
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Pitch 0%Key-Lock bei +1,5% PitchKey-Lock bei -1,5% PitchKey-Lock bei +3% PitchKey-Lock bei -3% PitchKey-Lock bei +5% PitchKey-Lock bei -5% Pitch
Handling Die Ergonomie des Numark TTX USB wurde sehr gut an die Bedürfnisse von DJs angepasst. Alle wichtigen Bedienelemente wie Start/Stop-Tasten oder Pitchslider sind griffig und anwenderfreundlich positioniert. Dabei ist es völlig irrelevant, ob der Plattenspieler nun regulär, oder mit dem Tonarm nach hinten (Hip Hop Battle-Style) positioniert wird. In diesem Fall kann der Pitchfader problemlos gegen die Tastensektion (Key-Lock, Geschwindigkeit, etc.) ausgetauscht werden. Das dazu benötigte Werkzeug ist im Lieferumfang enthalten. Die Anzeige des LCD-Displays wird dabei automatisch um 90 Grad gedreht. Die beiden auswechselbaren Tonarme machen den TTX USB sowohl für die scratchende Zunft wie auch für die mixende DJ-Fraktion gleichermaßen wertvoll.
Generell ist der Grundgedanke, das Anschlussfeld für sämtliche Kabel komplett unter dem Gerät zu verstecken, ja sehr löblich, doch tummeln sich dort nun leider zu viele Anschlüsse auf zu kleinem Raum. Deswegen ist der Anschluss des TTX USB trotz der praktischen Beleuchtung doch ein wenig umständlich. Und auch der Phono/Line-Umschalter und der Gain-Regler sind leider nur schwer zugänglich. Außerdem sitzt die Kaltgerätebuchse ein wenig locker im Gehäuse. Ich meine, da sollte Numark nachbessern.
Das hohe Gewicht des TTX USB und der gummierte Plattenteller machen ihn ziemlich resistent gegenüber Körperschall. Ich habe das Gerät in einem Club getestet, in dem sich acht 15“-Basstreiber in unmittelbarer Nähe des DJ-Pultes befinden. Das Gerät war dabei genauso unempfindlich gegenüber Bassfeedback wie sein Konkurrent aus der 1200er Serie von Technics.
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Der Numark TTX USB ist ein sehr durchdachter und vielseitiger Plattenspieler mit zahlreichen sinnvollen Features. Hinsichtlich Verarbeitung und Qualität ist der Hersteller mit dem TTX USB weit vorn. Die Ergonomie des Turntables ist sehr durchdacht und für alle Spezialisten unter den DJs gut geeignet. Aber auch die beiden mitgelieferten Tonarme und das veränderbare Drehmoment machen den TTX USB extrem vielseitig. Sowohl Phono-Preamp wie auch der A/D-Wandler bieten eine gute Klangqualität. Zu verbessern wäre das Anschlussfeld, das leider mit vielen Anschlüssen auf wenig Raum ziemlich überladen wirkt. Doch das sind eher Kosmetikfehler, die man tolerieren kann. Der einzige wirkliche Schwachpunkt ist meiner Ansicht nach die Key-Lock-Funktion, die schon recht früh deutlich hörbare Artefakte erkennen lässt. Den Straßenpreis von etwa 499 € halte ich aufgrund der zahlreichen Features und der ausgezeichneten Fertigungsqualität für absolut gerechtfertigt. Das durchdachte Design und die vielen Features machen den TTX USB für alle DJs sehr interessant, egal, ob sie aus der Elektronik oder dem HipHop kommen. Er ist definitiv eine gute Alternative zu den Konkurrenzprodukten von Technics oder Vestax.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
Robuste Bauweise
Gut klingender Phono-Vorverstärker und A/D-Wandler
Durchdachtes, ergonomisch sinnvolles Design
Austauschbarer Tonarm (gerade oder S-förmig)
Drehmoment in drei Stufen einstellbar
USB 1.1. Anschluss zur Digitalisierung von Vinyl-Schallplatten
Großes Multifunktionsdisplay
Contra
Key-Lock produziert früh hörbare Artefakte
Anschlussfeld ist sehr eng bestückt (oder einfach überladen)
Regler für den digitalen Ausgang nur schwer zugänglich
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