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Native Instruments Heavyocity Damage Test

Der Begriff “Loop-Sammlung” würde dem Produkt wohl nicht ganz gerecht werden, dennoch ist Native Instruments Damage im Kern genau das – nur eben in “mächtig”: Alle enthaltenen Loops für den Kontakt-Player sind “beat-sliced/tempo-synced” und können wie die Kit-Instrumente synchron zum Host gespielt werden. Umfangreiche Makro-Effekte ermöglichen eine noch drastischere weitere Verfremdung der Sounds. 

HeavyocityDamage-02_PAckshot

Die Soundästhetik präsentiert sich in einer sehr ansprechenden Nische und dem Titel entsprechend: Der Soundpool ist vollgestopft mit audiophilem Quellmaterial von kaputten Pianos, aus 10 Metern Höhe fallende Autowracks, geschlagenem Metall, Glasbruch und ähnlichen Vandalismus-Aktionen. Aber auch klassische Orchester-Percussions und schräge Elektronik-Blirps fanden ihren Weg in die 30 GB große Library der kaputten Rhythmusmaschine. 

Mit den vorprogrammierten, ekstatischen und spannungsgeladenen Loops – welche teilweise mit nur einem Tastendruck gespielt werden können – erzeugt man im Nu die Hollywoodstimmung, die CSI-Krimi-Serien und ähnliche Derivate ausmachen. Aber auch der klassische Ego-Shooter profitiert sicherlich von den im wahrsten Sinne des Wortes “Nerven-aufreibenden”, düsteren Industrial-Percussions und aggressiven Tribal-Rhythmen. Schauen wir uns das Ganze doch mal genauer an!

DETAILS

Native Instruments Heavyocity ist eine Audiolibrary-Serie für Native Instruments Kontakt 5 und kein Bestandteil der Komplete-8 Serie. In Zusammenarbeit mit Heavyocity entwickelt, macht die Loop- und Kit-Library in härterer Manier da weiter, wo Evolve, Evolve Mutations 1 und Evolve Mutations 2 aufhörten. Letztere beiden Titel sind Bestandteil von Komplete 8 Ultimate und sollten in dieser mittlerweile gigantischen Library nicht übersehen werden. Evolve hingegen wurde unter Natives Flagge vor kurzem neu aufgelegt und bietet nun auch direkte Maschine-Integration.
Damage ist aber auch mit dem kostenlosen Kontakt-5-Player als VST, AU und RTAS-PlugIn nutzbar und kann so unabhängig davon in jeder handelsüblichen DAW und standalone, genutzt werden.

HeavyocityDamage-03_Screenshot

Damage zeigt sich im düster-verrosteten GUI-Gewand und bleibt trotz des martialischem Aussehens sehr logisch aufgebaut und flink bedienbar. Dies ist vor allem den großen Drehreglern der Makro-Oberfläche zuzuschreiben, welche die Unmenge der im Hintergrund benötigten Samples komfortabel zusammenführt.
Obwohl optisch soweit alles selbsterklärend ist, braucht man dennoch ein gewisses Hintergrundwissen, was die Unterscheidung der Presets und ihre Sortierung in der Library anbelangt: Es gibt innerhalb der Presets unterschiedliche Aufnahme- und Verarbeitungstechniken, Klaviaturbelegungen, Parametersätze, Editiertiefen und damit schlussendlich verschiedene Möglichkeiten der kreativen Herangehensweise. Schon alleine deshalb darf kein Vergleich mit einer gewöhnlichen Drag-and-Drop-Library vorgenommen werden.
So überrascht es auch nicht, dass hinter dem Heavyocity-Team erfolgreiche Komponisten und Produzenten aus der Werbe-, Film- und Computermusikbranche stecken und man das Gefühl nicht los wird, dass sie einfach “nur” die Tools schreiben, die sie selber zum kreativen Arbeiten benötigen, wenn sie Clients wie EA, 2k Games, Atari, Obsidian Entertainment, Eden Games, The NFL, Sony, Gilette oder NBC bedienen. Weitere Infos findet man unter www.heavymelodymusic.com

Demnach wurde das Plug-In mit allerlei Effekten versehen, die übrigens sehr intuitiv genutzt werden können. In jedem Instrument steht als Mastereffekt immer ein LoFi-, Distortion-, Delay-, Reverb-, Compression- und Amp-Envelope-Effekt zur Verfügung. Letzteren gibt es bei den Percussion-Kits auch als Multi-Mic-Variante, womit sich die unterschiedlichen Layer differenziert bearbeiten lassen (All, Close, Room, Hall bzw. Impact und Tail).

HeavyocityDamage-11_Punish

Ähnliches gilt auch für die parametrischen 3-Band-EQs nebst Filter: Bei den Loops sind sie für den Master zuständig, bei den Percussion-Kits kann man auch jede Trommel individuell bearbeiten. Außerdem gibt es noch den Punish-Regler, welcher nicht nur für die Umverpackung der Software charakteristisch ist, sondern auch ein Multieffekt ist, welcher sich aus Saturation, Distortion, Compression und Limiting zusammensetzt. Ferner gibt es instrumentenspezifische Effekte (u.a.: “Trigger-FX”), welche wir uns aber im Praxisteil nochmal genauer anschauen werden.

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PRAXIS

DVD einlegen, installieren und… warten. Immerhin müssen hier 15 GB (komprimiert) auf die Platte geschaufelt werden. Ist das vollzogen, muss man das Service Center starten, die Serial einklimpern und kann dann die DAW starten. Easy!

Bevor ich mich nun aber auf weitere, harte Fakten stürze oder mit blumigen Worten den “heavy” Sound umschreibe, gibt es erst mal eine repräsentative Kostprobe “quer Beet”:

Audio Samples
0:00
NI Damage Epic Tech Full NI Damage Epic Organic Full NI Damage Industrial Full NI Damage Mangled Pop Full

Das ist doch schon mal nicht schlecht für den Anfang, obwohl bereites eine gewisse rhythmische Grundtendenz erkennbar ist. Wissen sollte man, dass sich die Library in zwei prinzipielle Arten von Instrumenten unterteilt: Es gibt “Rhythmic Suites” und “Percussive Kits”. Letztere tun, was man im Allgemeinem von einem Drum-Sampler erwartet.

HeavyocityDamage-05_Tree

Die vorhergehenden Audiobeispiele habe ich hingegen mit den “Loop Menus” der Rhythmic Suites erstellt. Bei diesen befindet sich auf jeder Taste der MIDI-Klaviatur ein anderes Loop. Hält man eine Taste gedrückt, spielt das Loop synchron zum DAW-Tempo. Beim Laden eines “Instruments” aus dieser Kategorie werden somit rund 50-70 unterschiedliche, aber thematisch zueinander passende Loops gleichzeitig geladen. Damit kann man auf der MIDI-Klaviatur ideal zu einem Videoclip losjammen, was den Soundtrack-Tool-Charakter der Software klar unterstreicht.
Innerhalb der Loop-Menus werden “Loop-Sets” bzw. Instrumente in vier Kategorien unterschieden: Epic Organic, Epic Tech, Industrial und Mangled Pop. Jede dieser thematisch gut differenzierten Hauptkategorien beinhaltet wieder vier Instrumenten, wovon das erste immer ein sogenannte “Full” Version ist (siehe Audiobeispiele oben), deren Loops also recht voll und komplex arrangiert sind. So reicht meist schon ein einziges Loop zur epischen Untermalung. Wer nur “Füllmaterial” sucht, um eigene Mischungen zu erstellen, kommt hingegen mit den ausgedünnten und nun folgenden “Elements” Versionen besten zu Recht, die auch entsprechend in der Überzahl sind. Insgesamt gibt es 16 Loop-Menüs, vier Full-Versionen und zwölf Elements. Das Video bildet natürlich nur einen sehr kleinen Teil der verfügbaren Möglichkeiten ab.

Da jeder Loop gesliced (also in kleine Zeithäppchen zerschnitten) ist, kann man das globale Tempo der DAW über einen großen Tempobereich variieren, ohne dass sich dabei die Tonhöhe ändert oder aber Artefakte eines Time-Stretch-Algorithmus auftauchen. Auf die einzelnen Slices hat man in diesen Loop-Menu Instrumenten allerdings keinen Einfluss.

Fotostrecke: 4 Bilder Loop Menus (oben) vs. Single Loops (unten) / Main (zum Vergrößern klicken!)

Gefällt einem aber ein Loop, kann man diesen mit einem dedizierten Instrument laden: Entsprechend dem Notenwert des korrespondierenden Loop-Menus nach bezeichnet, findet man das dazu passende Instrument in der Kategorie “Single Loops”, wovon es 849 gibt.

Bei diesen Instrumenten spielt das entsprechende Loop nur auf dem Notenwert C1 durch. Auf allen höheren Noten liegen dann die entsprechenden Slices verteilt. Spielt man sie in der richtigen Reihenfolge nacheinander ab, erklingt wieder der originale Loop. Mittels Drag-and-Drop Möglichkeit kann man sich den entsprechenden MIDI-Clip in die DAW holen und dort umfangreich “verrücken”. Der Effektreiter enthält bei diesen Instrumenten außerdem Optionen zum Shuffeln, Skippen und Randomizen der einzelnen Slices. Ein Amp-Sequencer erlaubt darüberhinaus das Gaten der Sequenzen oder Loops und rundet die Schnipselei ab.

Die Percussive Kits sollte man auch erläutern: 58 Stück an der Zahl, mal mit mehr, mal mit weniger Samples pro Instrument, liegen sie in folgenden Kategorien und Stückzahlen vor:

  • Epic Organic Drums, 13
  • Ethnic Drums, 10
  • Metals, 13
  • Hybrid Hits, 9
  • Damage Kits, 13 

Hierfür wurden 200 “Percussion Sources” und 500 Einzelelemente gekonnt verwoben, wodurch man viele ästhetisch hochwertige und unterschiedliche Drumsets mit vielen Layern zur Programmierung eigener Percussion-Kompositionen erhält. Dabei steht das Quellmaterial von Epic Organic Drums, Ethnic Drums und Metals sogar in drei unterschiedlichen Mikrofonierung zur Verfügung, wodurch jedes Signal über den “Stage”-Reiter der GUI im Stereofeld präzise platziert werden kann.

Die Samples wurden natürlich auch in verschiedenen Variationen (Round-Robin-Samples) und sowohl mit unterschiedlichen Velocity-Layern aufgenommen, was ein durchweg authentisches Programmieren ermöglicht. Das ästhetische Spektrum reicht von grundlegenden cineastischen Elementen wie Impacts, Tails oder Swooshes, bis hin zu extremer verarbeitetem und prozessiertem Material, was der Kategorie “glitched, stuttered, tweaked and fucked-up” zuzuordnen wäre.
Ein Highlight stellt das Hybrid-FX-Kit “Damage Hits” dar, was Tails und Impacts beinhaltet, die komfortabel per Mod-Wheel gesteuert werden können. So kann man einfach und präzise (also optimal) Videomaterial-synchrones Audio-FX für Übergänge oder Intro-Sequencen erstellen.

Aber auch die eingebauten Effekte sind nicht von schlechten Eltern. Alle Effekte sind mit wenigen und effektiven Parametern versehen, so dass der Kontrollaufwand insgesamt nicht ausufert und in der hektischen Praxis denkbar einfach handhabbar bleibt – und auch in nur einem Fenster.

Bei den meisten Loop -Menus und Percussive-Kits, wie “Hybrid Hits” und “Damage Kits”, finden sich im zweiten, oberen Menu-Reiter die Trigger-FX Effekte, welche man vieleicht schon aus Evolve her kennt. Wie alle anderen Effekte auch, können diese mittels simpler Note-On/Off-Befehle spielend automatisiert werden, so dass Parameterfahrten nicht zwingend nötig, aber selbstverständlich dennoch möglich sind. Diese Key-Switches bzw. Trigger befinden sich am oberen Ende der Klaviatur und ergeben rhythmisch gedrückt – zu einem bereits spielenden Loop – eine mehr oder minder stark verfremdete, aber immer noch groovige FX-Version, der Original-Loops. 

Die anderen Percussive-Kits (Epic, Ethnic, Metals) enthalten diese T-FX genannten Effekte hingegen nicht, an deren Stelle befindet sich stattdessen der Reiter “Stage”. Und noch einmal der Vollständigkeit halber: Bei den Single-Loop-Instrumenten findet sich an dieser Stelle der Reiter “Loop”, welcher entsprechend die Loop-Slice Effekte beherbergt.
Diese “Loop-Sammlung” hat es also faustdick hinter den verrosteten Rack-Ohren. Da ich aber König-Kunde der Kategorie “Nimmer satt” bin, wünsche ich mir noch eine Möglichkeit, die Effekte – speziell die der T-FX-Section – auch auf anderen Audiospuren nutzten zu können, oder aber sogar die Möglichkeit, eigene Loops in Damage importieren zu können. Die Damage-GUI ist wirklich so hervorragend umgesetzt, das es schade wäre, sie nicht auch mit eigenen Quellmaterial füttern zu können. Leider geht das auch nicht mit der Vollversion von Kontakt 5, da man auf das “interne Scripting” zugreifen müsste.
Ich bin ja eher kein Preset-Surfer, aber hier gleicht ein Preset eher einer gut eingerichteten Küche, wo alle Zutaten fertig geschält bereitliegen und man direkt mit dem Spaßteil beginnen kann, anstatt sich ein langweiliges Dosen-Ravioli warm zu machen. Das ist sehr gut. Die Keymappings sind super, erfordern aber auch eine entsprechend große MIDI-Klaviatur zum Spielen – mit Oktavwechsel am Mini-Keyboard funktioniert das Ganze leider nicht ganz so gut.

HeavyocityDamage-20_Keymappings_Bsp

Die Sounds sind alle sehr gut vorproduziert, haben jedoch die Tendenz zum “Überproduzierten”, was beim Einsatz als Game/Filmusik-Tool überaus praktisch ist, in konventionellen Musikproduktionen jedoch etwas einschränkend wirken könnte. Die Library bietet überwiegend den typischen rhythmischen Grundsound, den viele Hollywood-Blockbuster bereits verwendet haben – was natürlich für einen gewissen Wiedererkennungswert sorgt – und für den einen gut, für den anderen schlecht sein könnte. Dubstep, Hip-Hop und Techno-Produzenten sollte das jedoch wenig stören.
Achja, und ein Freund von Handbüchern bin ich eigentlich auch nicht, aber für Damage sollte man doch schon mal einen kurzen Blick ins Manuel werfen, um sich die Sortierung der Library nochmal zu verinnerlichen. So erspart man sich unnötiges Rätselraten, warum bei dem nächsten Preset andere Effekte zu finden sind als beim vorhergehenden (“Wo war noch gleich das andere Menü?”). Gut ist deshalb auch, dass man direkt aus Kontakt heraus das PDF-Handbuch laden kann. Vorbildlich.

HeavyocityDamage-10_KontaktPDF
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FAZIT

Native Instruments und Heavyocity ist mit Damage ein hervorragendes Kreativ-Instrument gelungen, was vor allem in der Hauptrolle “Filmmusik düster/episch”, “Gamesoundtrack aggressiv/brutal” und in Werbeclips der Marke “HighTech” überzeugen konnte. Aber auch in der Nebenrolle für Musikproduktion von Industrial, Dubstep, Hip-Hop, Techno und Ähnlichem hat das Instrument seine absolute Daseinsberechtigung. Native Instruments’ Library bietet viele Beat-Sliced-Loops, aber auch jede Menge Multi-Samples und One-Shot-Wunder, die alle voreditiert wurden und dank sehr intuitiven GUI auch noch nach Herzenslust weiterverfremdet werden können. Die “Grundklangmasse” ist sehr speziell, aber auf den Punkt und ohne Ballast, den Preis darf man ruhig als angemessen bezeichnen.

Pro:
  • Intuitiv
  • spezielle Sounds
  • viele Makro-Effekte
Contra:
  • Stilistisch eingeschränkt
HeavyocityDamage-11_Punish
Features:
  • Audiolibrary für Native Instruments Kontakt 5 oder Kontakt 5 Player (Voraussetzung, kostenlos)
  • 30 GB Library
  • Beinhaltete 865 Rhythmic Suites NKIs: 16 Loop Menus & 849 Single Loops
  • Beinhaltete 58 Percussive Kits NKIs: 13 Epic Organic Drums, 10 Ethnic Drums,13 Metals, 9 Hybrid FX,13 Damage Kits
Preis:
  • EUR 299,- (UVP)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Intuitiv
  • spezielle Sounds
  • viele Makro-Effekte
Contra
  • Stilistisch eingeschränkt
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Native Instruments Heavyocity Damage Test
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