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Music Man St. Vincent Starry Night Test

Bei der Music Man St. Vincent Starry Night handelt es sich um die Signature-Gitarre der amerikanischen Gitarristin Annie Clark, bekannt auch unter ihrem Pseudonym St. Vincent. Der Traditionshersteller aus San Luis Obispo in Kalifornien hat zusammen mit der Künstlerin ein Instrument entwickelt, das in jeder Beziehung auf ihre Ansprüche zugeschnitten ist.

Gitarre Music Man St Vincent / für bonedo / Januar 2017 / Test Bassel Hallak
Das St. Vincent Signature Modell zeigt sich optisch mutig mit einem eigenständigem Korpus-Design.


Dabei geht es nicht nur um die optische Präsenz, auch was die Ausstattung der Gitarre anbetrifft, gibt es diverse Eigenheiten, die wir uns im folgenden Test näher anschauen wollen. Dazu gehören zum Beispiel die drei Mini-Humbucker genau so wie der ganz speziell konfigurierte Fünfweg-Schalter.

Details

Die Music Man St. Vincent wird in einem robusten Kunststoffcase geliefert, in dem sich neben einem Tremolohebel auch einige Ernie Ball-Reinigungstücher und Einstell-Anleitungen befinden. Die Gitarre kommt in einer limitierten “Starry Night”-Polyesterlackierung und sieht für meinen Geschmack einfach fabelhaft aus. Natürlich ist das Geschmacksache und eigentlich sind Glitzergitarren nichts für mich, aber bei diesem Exemplar mache ich gerne eine Ausnahme. Die Lackierung ist perfekt auf den Korpus aus afrikanischem Mahagoni aufgetragen, an dieser Arbeit gibt es, wie von Music Man Gitarren gewohnt, rein gar nichts zu beanstanden. Die “Standard”-Version ist in Schwarz oder Blau zu haben, was beileibe nicht weniger schick aussieht.

Fotostrecke: 5 Bilder Das St. Vincent Signature Modell zeigt sich optisch mutig mit einem eigenständigem Korpus-Design.

Beim Korpus haben sich das Team um Sterling Ball und Annie Clark wirklich etwas einfallen lassen, denn das Instrument besitzt eine eigenständige Form, die entfernt an das ebenfalls von Music Man stammende Armada-Design erinnert, nur eben wesentlich graziler, kleiner und vor allem kantiger. Ein weißes, dreilagiges Schlagbrett verleiht ihm den letzten optischen Schliff und beherbergt nebenbei auch zwei der drei Mini-Humbucker aus dem Hause DiMarzio. Der Steg-Pickup ist direkt in den Korpus geschraubt und lässt sich, wie die beiden anderen auch, mittels zweier Schrauben in der Höhe justieren. Angewählt werden die Tonabnehmer mit einem Fünfwegschalter, der ergonomisch günstig unterhalb des Tremolosystems platziert wurde und folgende Schaltungsmöglichkeiten bietet.

Das Bild zeigt alle Schaltungsmöglichkeiten der St. Vincent
Das Bild zeigt alle Schaltungsmöglichkeiten der St. Vincent

Wie man sehen kann, weicht auch diese von der Norm ab, denn in der Position 5 und 4 arbeiten die Pickups parallel, in den Positionen 1, 2 und 3 dafür seriell, was für interessante Sounds sorgen dürfte, aber dazu später mehr im Praxisteil.

Ein Volume- und ein Tone-Poti dürfen ebenfalls nicht fehlen, beide lassen sich mittels zweier weißer Kunststoffknöpfe bedienen und selbst diese besitzen ein auffälliges und passendes Design, das sehr gut mit dem Gesamtbild des Instrumentes harmoniert.

Fotostrecke: 3 Bilder Insgesamt drei Mini Humbucker aus dem Hause DiMario dienen als Klangübertrager.

Das Music Man Modern Trem liegt ab Werk auf dem Korpus und wird mit dem mitgelieferten steckbaren Tremolohebel nach unten bewegt. Der Tremoloarm lässt sich leicht in die passende Öffnung des Systems drücken und verbleibt in der Position, in die man ihn bewegt. Die sechs gebogenen Stahlreiterchen können wie gewohnt horizontal wie auch vertikal eingestellt werden, und das nach dem Messerkantenprinzip arbeitende System sollte durch seine verminderte Reibung für zusätzliche Stimmstabilität sorgen.

Das Music Man Modern Trem wird per steckbarem Tremolohebel bedient.
Das Music Man Modern Trem wird per steckbarem Tremolohebel bedient.

Die Korpusrückseite zeigt zwei Ausfräsungen, die jeweils mit einem schwarzen Kunststoffdeckel verschlossen sind und als Tremolo- und Elektronikfach dienen. Und auch an den klassischen, ergonomischen Rippenspoiler wurde gedacht. Da die Saiten durch den Korpus in den Tremoloblock eingefädelt werden, erleichtern sechs Schlitze in der Abdeckung diese Arbeit – die Kunststoffplatte muss nicht entfernt werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der Rückseite sind zwei schwarze Kunststoffabdeckungen sichtbar.

Die klassische fünffache Music-Man-Halsverschraubung darf hier ebenfalls nicht fehlen. Sie hält den Hals bombenfest in der passgenauen Halstasche. Auch hier zeigt sich die perfekte Verarbeitung. Der Hals selbst besteht aus einem wunderschönen “Roasted Maple”, auf das ein Ebenholzgriffbrett geleimt wurde. Dabei wird das Ahorn tatsächlich eine gewisse Zeit in einem Ofen “geröstet”, wobei es Feuchtigkeit verliert und so an zusätzlicher Stabilität gewinnt. Der positive Nebeneffekt an diesem Arbeitsschritt ist ein etwas dunklerer Farbton. Die Halsform würde ich als rundes C bezeichnen. Bei Music-Man-Gitarren befindet sich der Zugang zum Halsspannstab gewöhnlich an der Korpusseite, so auch hier. Ich finde das sehr gut, denn so muss keine Abdeckplatte entfernt werden und auch in Sachen Werkzeug zeigt sich diese Variante anspruchslos. Lediglich ein dünner Schraubenzieher oder ähnliches wird benötigt, um den offenliegenden Metallring zu bewegen. In der Standardausführung wird die St. Vincent mit einem massiven Palisanderhals ausgeliefert, was außer der Lackierung auch der größte Unterschied zu unserer Testgitarre sein dürfte, ansonsten sind beide identisch aufgebaut.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Hals ist optimal eingepasst bombenfest mit dem Korpus verschraubt.

Wie nicht anders gewohnt, wurde die Halsrückseite lediglich mit Öl und Wachs behandelt und fasst sich einfach fantastisch an. Wer wie ich auf ein Holzgefühl steht, kommt hier voll auf seine Kosten Das Griffbrett besitzt 22 High Profile Bünde in mittlerer Breite aus Edelstahl, Griffbrettmarkierungen sucht man aber im Gegensatz zu den “normalen” St. Vincents vergebens. Lediglich kleine weiße Punkte an der Griffbrettkante weisen den Weg.
Die Saiten laufen über einen 41,3 mm breiten Kunststoffsattel, wo sie vollkommen spielfrei in Richtung Schaller M6-IND Locking Mechaniken geführt werden. Diese sind in der für Music Man typischen 4:2 Anordnung angebracht, was für eine Verkleinerung der Kopfplatte sorgt. Somit lassen sich Music Man-Gitarren meiner Meinung nach wesentlich komfortabler auf Reisen transportieren, wenn sie denn in einem passenden Gigbag ruhen.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Hals besteht aus einem wunderschönen “Roasted Maple“, auf das ein Ebenholz-Griffbrett geleimt wurde.

Die Verarbeitung der St. Vincent ist wie gewohnt auf Custom-Shop-Niveau und lässt keinerlei Wünsche offen.

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Praxis

Schon trocken angespielt zeigt sich die Gitarre ausgesprochen schwingungsfreudig und antrittsschnell. Im Sitzen ruht sie perfekt ausbalanciert auf dem Bein, auch am Gurt pendelt sie sich in der Waagerechten ein. Die Gitarre kommt vorbildlich eingestellt aus dem Koffer und lässt ein ausgesprochen komfortables Bespielen zu. Dead Notes sucht man vergeblich, jeder Ton schwingt überdurchschnittlich lang aus.
Ich schließe das Schmuckstück an mein Marshall JVM 410 Topteil an, von da geht es in eine 2×12″ Box mit Vintage 30 Speakern, die von einem SM57 abgenommen wird. Weitere klangliche Veränderungen finden selbstverständlich nicht statt!.
Los geht es wie immer im cleanen Kanal des Marshalls, wobei ich pro Durchgang einmal durchschalte, beginnend mit Position 5. Im ersten Beispiel spiele ich eine Picking-Figur, im zweiten dann ein Strumming.

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Clean: Picking, alle 5 PU-Positionen Clean: Strumming, alle 5 PU-Positionen

Obwohl ich erst aufgrund der fehlenden Zwischenpositionen skeptisch war, liefert die Gitarre eine breite Palette an Sounds, die sich allesamt ganz hervorragend einsetzen lassen und sie zu einer außerordentlich flexiblen Mitstreiterin machen. Der Grundsound ist warm, aber nicht dick. Das Höhenbild zeigt sich nicht vordergründig, aber trotzdem ausreichend vorhanden.
Für das nächste Beispiel schalte ich nun den Amp in den Crunch-Kanal, erzeuge einen Medium-Zerrsound und schalte alle fünf Positionen durch.

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Crunch: Alle 5 PU-Positionen

Die drei Mini-Humbucker lassen es auch hier ordentlich krachen und präsentieren sich von ihrer rockigen Seite. Alle fünf Positionen liefern durch die Bank weg sehr gute und eigenständige Sounds, die perfekt mit dem crunchigen Ampsound harmonieren. Dass der Steg-Humbucker sich hier pudelwohl fühlt und ein sattes, mittiges Rockbrett abliefert, verwundert nicht.
Weiter geht es mit einer Singlenote-Figur, ebenfalls im Crunch-Kanal des Amps. Und wieder sind alle fünf Pickup-Schaltpositionen zu hören.

Audio Samples
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Crunch: Single Note Figur, alle 5 PU-Positionen
Die Gitarre zeigt sich ausgesprochen schwingungsfreudig und antrittsschnell, Dead Notes sucht man vergeblich.
Die Gitarre zeigt sich ausgesprochen schwingungsfreudig und antrittsschnell, Dead Notes sucht man vergeblich.

In diesem Beispiel hört man die unterschiedlichen Attacks heraus, die bei den verschiedenen Pickup-Konfigurationen generiert werden. Aber auch in Sachen Sustain schöpft die St. Vincent aus dem Vollem.
Es wird Zeit für ein paar Heavy Riffs, daher schalte ich den Amp nun in den nächsthöheren Kanal.

Audio Samples
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Heavy Crunch: Alle 5 PU-Positionen

Auch in diesem Metier kann die Music Man überzeugen und zeigt sich am stark zerrenden Amp klanglich ähnlich flexibel wie im cleanen Kanal. Es ist schon interessant, wie wendig sie mit dem unterschiedlichen Pickup-Schaltungen agiert. Dazu kommt ihre Antrittsschnelligkeit bei Anschlägen, die direkt und punchy dargestellt werden.
Für das nächste Beispiel stimme ich die tiefe E-Saite auf D hinunter und erzeuge einen fetten Heavy-Rock-Sound.

Audio Samples
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Heavy-Rock-Sound, Drop-D-Tuning

Die St. Vincent ist dem Heavy-Genre nicht abgeneigt und kann mit einem fetten und aufgeräumten Klang aufwarten. Auch hier kommen die dringend für diesen Gain benötigten Attacks wunderbar zur Geltung und verleihen dem Sound seine Kontur.
Fehlt eigentlich nur noch ein Solobeispiel, für das ich einen kleinen Song aufgenommen habe. Im ersten Teil ist die St. Vincent clean zu hören, in der zweiten Hälfte dann mit einem Heavy-Gain-Leadsound.

Audio Samples
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St. Vincent Song: Erst clean, dann mit High Gain

Gerade bei Aufnahmen zeigt die Gitarre, was sie leisten kann. Sie bietet, wie bereits erwähnt, eine breite Palette an hervorragenden Sounds, die sich in den unterschiedlichsten Musikstilen einsetzen lassen.

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Fazit

Was für ein Hammer! Die St. Vincent ist ein durch und durch professionelles Instrument, das auf höchstem Niveau gefertigt wurde und auch keinerlei Wünsche bezüglich ihres Sounds offenlässt. Sie besitzt ein eigenständiges Design und spielt sich zudem sensationell. Wer also auf der Suche nach einem Instrument sein sollte, das optisch ausgetrampelte Pfade verlässt und dabei klanglich ausgesprochen flexibel agiert, kommt am Test dieser Gitarre nicht vorbei.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • eigenständiges Design
  • perfekte Verarbeitung
  • sehr gute Bespielbarkeit
  • flexibler Sound von clean bis heavy
Contra
  • keins
Artikelbild
Music Man St. Vincent Starry Night Test
Hammergitarre mit eigenständigem Design und flexiblem Sound von clean bis heavy. Unbedingt antesten!
Hammergitarre mit eigenständigem Design und flexiblem Sound von clean bis heavy. Unbedingt antesten!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Music Man
  • Herstellungsland: USA
  • Korpus: Afrikanisches Mahagoni
  • Hals: Roasted Maple
  • Halsform: C
  • Griffbrett: Ebenholz
  • Bünde: 22 High Profile Medium Width Edelstahl
  • Mensur: 648 mm
  • Halsradius: 254 mm
  • Sattelbreite: 41,3 mm
  • Mechaniken: Schaller M6- IND Locking
  • Brücke: Custom St.Vincent Music Man Modern Tremolo
  • Pickups: 3 x DiMarzio Custom Mini Humbucker
  • Gewicht: 3310 Gramm
  • Besonderheiten: Custom Lackierung, hochwertiger Koffer, Roastet Maple Hals
  • Preis: 2.989,00 Euro UVP
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Gitarre Music Man St Vincent / für bonedo / Januar 2017 / Test Bassel Hallak

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Profilbild von Henry

Henry sagt:

#1 - 21.01.2017 um 13:21 Uhr

0

Das ist so ziemlich die coolste Gitarre, die ich je gesehen habe. Preislich nicht gerade im Taschengeldbereich, aber so ist das eben mit Qualität. St. Vincent ist nicht nur eine fantastische Songschreiberin und Gitarristin, sondern hat offensichtlich auch außerordentlich guten Geschmack!

Profilbild von Michael Rinus

Michael Rinus sagt:

#2 - 24.01.2017 um 08:38 Uhr

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Sehr cooler Sound den das Teil produziert...
Ich hab selber eine Axis (gebraucht von meinem Gitarrenking Jimi Hazel erworben) und eine 90er Jahre Silhouette und beide sind extrem sauber verarbeitet und einfach sehr, sehr gute Arbeitsgeräte. Die Vincent klingt völlig anders und scheissgut und sieht auch noch interessant aus - bei wie es scheint perfektem Handling :) Schöner Test!

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