MotU Ultralite Mk4 Test

Praxis

Steuerung über Web-Browser – und über WLAN!

In der aktuellen Software- und Treiber-Generation von MotU werden Audio-Interfaces wie das Ultralite Mk4 nicht mehr über eine eigenständige Programmoberfläche, sondern über einen klassischen Web-Browser gesteuert. Ein echter Clou ist, dass das Interface somit auch über WLAN bedient werden kann – und zwar von einem anderen Rechner, Tablet oder sogar Smartphone aus. Alleine dafür, dass dies technisch möglich gemacht wurde, hat MotU einen ausgiebigen Szenenapplaus verdient! Das drahtlose Regeln der Gain-Einstellungen an den Preamps oder das Anpassen eines Monitor-Mix direkt aus dem Aufnahmeraum heraus ist damit kein Problem, wobei sich dafür zumindest ein Tablet empfiehlt. Der Bildschirm eines Telefons ist in den meisten Fällen einfach zu klein für solche Aufgaben.

Fotostrecke: 2 Bilder Die grundlegenden Einstellungen des Ultralite Mk4 in Mozilla Firefox

Etwas schade ist, dass die MotU Discovery App zum Auffinden eines Interfaces im Netzwerk nur für Windows, OS X und iOS erhältlich ist. Auf allen anderen Systemen muss man die lokale IPv4-Adresse des Rechners mit einem kurzen Zusatz manuell in den Browser eingeben, um Zugriff auf das Ultralite Mk4 zu erhalten. Zumindest verhielt es sich im Test so. Durch das Hinzufügen eines entsprechenden Browser-Lesezeichens zum Startbildschirm ließ sich die Prozedur aber glücklicherweise erheblich abkürzen.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Preset „Interface + Mixer“ eignet sich hervorragend für Aufnahmen mit mehreren separaten Monitor-Mischungen.

Grundsätzlich neutraler Klang auf hohem Niveau

So wie sich das für die internen Vorverstärker eines Audio-Interfaces gehört, klingen auch die Preamps des Ultralite Mk4 weitgehend neutral, ohne drastisch färbend auf den Klang einzuwirken. Aber auch in diesem weitgehend neutralen Bereich gibt es natürlich leichte Unterschiede. So zeichnet unser Testkandidat die anliegenden Signale aus dem Neumann U47 FET um eine Nuance weniger höhenreich auf als das RME Fireface, ohne dass man dabei von einem eindeutigen qualitativen Unterschied sprechen könnte. Beide Preamps klingen wirklich hervorragend.

Audio Samples
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Vocals Ultralite Mk4 (U47 FET) Vocals RME Fireface (U47 FET) Vocals Ultralite Mk1 (U47 FET)

Das ursprüngliche Ultralite, das 2006 auf den Markt kam, zeigt die gleiche Tendenz, wobei der Unterschied in diesem Fall noch etwas deutlicher ausfällt. Ob die leichten klanglichen Abweichungen zwischen der alten und der neuen Version unseres Testkandidaten nun den Preamps, den neuen Wandlern des Mk4 oder beiden zuzuschreiben sind, ist natürlich schwer zu sagen.

Das Ultralite Mk4 zusammen mit dem ursprünglichen Ultralite Mk1.
Das Ultralite Mk4 zusammen mit dem ursprünglichen Ultralite Mk1.

Der Instrumenteneingang wurde mit einem direkt angeschlossenen Fender Rhodes Mark 2 getestet. Das Ultralite punktet hier vor allem mit einer sehr runden und dicken Abbildung des Bassbereichs. Einem E-Bassisten könnte dieser Klang ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Vieles gleicht sich im späteren Mix ohnehin aus. Auch hier gilt also: Beide Interfaces klingen sehr gut.

Audio Samples
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Rhodes Ultralite Mk4 Rhodes RME Fireface

DSP-Mixing und Effekte

Der interne Mischer des Ultralite Mk4 ist ein extrem vielseitiges Werkzeug und bietet bei Abtastraten bis 96 kHz die Möglichkeit, Effekte in Form von Filter, EQ, Gate und Kompressor zu verwenden und zudem einen Hall-Kanal zu beschicken. Wegen der von vornherein recht hohen Anzahl von Kanälen und Effekt-Parametern empfinde ich es als äußerst hilfreich, dass alle nicht benötigten Elemente im internen Mischpult ausgeblendet werden können. So behält man auch in komplexeren Aufnahmesituationen, für die das Ultralite Mk4 definitiv geeignet ist, den Überblick. Bei Bedarf lassen sich bis zu sieben Submixes für live einspielende Musiker erstellen – alles eine Frage des Routings.

Fotostrecke: 2 Bilder In dieser Ansicht des Mixers wurden die Kanäle des Ultralite Mk4 stark ausgedünnt, was der Übersicht sehr zuträglich ist.

Die Effekte können zum reinen Monitoring verwendet oder mit aufgenommen werden. Auch wenn ich den Klang als recht ordentlich empfinde, halte ich die erste Möglichkeit aber für wesentlich angemessener, da sich mit hochwertigeren Effekten sicherlich noch mehr aus den meisten Aufnahmen herausholen lässt und die Bearbeitung nicht destruktiv erfolgt. Im folgenden Beispiel kommen EQ, Kompressor und Hall zum Einsatz. Einen De-Esser vermisse ich in diesem konkreten Fall, aber man kann eben nicht alles haben.

Audio Samples
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Vocals mit DSP-Effekten

Flexible Anpassung der Latenz

Bereits bei meinem Test des MotU Stage-B16 ist mir die Flexibilität von MotUs neuer Treiber-Generation in Hinblick auf die Latenzen äußerst positiv aufgefallen. Einerseits lassen sich extrem geringe Buffersizes von minimal 8 Samples (bei 44,1 kHz) einstellen, andererseits hat man Zugriff auf den Host Safety Offset, eine Art digitale Knautschzone, die vor Knacksern und Aussetzern schützt. So lassen sich die Stärken eines schnellen Rechners vollständig ausnutzen, was unter dem Strich ausgesprochen gute Latenzwerte zur Folge hat. 

Fotostrecke: 3 Bilder Bei 4 Millisekunden Gesamtlatenz konnte das Testsystem problemlos in kleine Projekte aufnehmen.

Auf dem Testrechner (Windows 10, Intel Core i7-6700, 8GB RAM) waren einfache Aufnahmen bei einer Buffersize von 16 Samples und einem Host Safety Offset von 64 Samples problemlos möglich. Die Gesamzlatenz lag in diesem Fall bei sehr geringen 4 Millisekunden. Unter Verwendung der Maximaleinstellungen schnurrte das System dagegen auch in umfangreichen Projekten wie ein Kätzchen.

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Profilbild von Shane McGill

Shane McGill sagt:

#1 - 08.12.2016 um 00:21 Uhr

0

Würde mich interessieren ob's da noch andere unterschiede zu Mk III gibt? Den firewire stecker könnte man so viel ich weiss mit einem adapter auf USB-C betreiben und so genug Strom zu haben. Das einzige das mich ein bisschen stört sind die 2 kombi buchen an der front. Das heisst ich hab keinen mic eingang sollte ich zwei Instrumente anliegen haben resp keinen Instrumenten Eingang sollte ich 2 Mikrofone verwenden wollen... Danke für den test!

    Profilbild von Alexander Aggi Berger (bonedo)

    Alexander Aggi Berger (bonedo) sagt:

    #1.1 - 09.12.2016 um 07:46 Uhr

    0

    Hi Shane, von außen betrachtet fehlt dem Mk3 im Vergleich zum Mk4 tatsächlich "nur" die Adat-Schnittstelle, und im Gegenzug bietet es eben den FW-Port. Außerdem ist da natürlich die Sache mit der neuen Software, den flexiblen Latenzen und der Steuerung über Browser und damit auch über WLAN. Die DSP-Power des Mk4 scheint ebenfalls höher als beim Vorgänger zu sein, direkt vergleichen konnte ich das aber nicht, da ich das Mk3 während des Tests nicht da hatte. Ob die Sache mit dem Firewire/USB-C/Adapter funktionieren könnte, weiß ich nicht. Ich bin da aber eher pessimistisch. Manche Firewire-Interfaces arbeiten ja selbst mit manchen "normalen" Firewire-Karten nicht richtig zusammen. Und zu guter Letzt: Die Sache mit den Combobuchsen ist recht gängig. Selbst wenn separate Klinken- und XLR-Buchsen verbaut werden, muss man sich in der Regel pro Eingang entscheiden, ob nun ein Mic oder ein Instrument dran soll. So leid es mir tut.. wenn du mehr Mic/Instr-Eingänge willst, musst du ein größeres Interface kaufen oder externe Preamps anschließen ;) Liebe Grüße!

    Antwort auf #1 von Shane McGill

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    +1
    Profilbild von geri

    geri sagt:

    #1.2 - 02.12.2017 um 22:36 Uhr

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    Ich hab eine alte Mk III an einem neuen MacBook Pro, funktioniert problemlos bei mir mit einem Adapter von USB-C zu Thunderbolt, dann noch einem Adapter von Thunderbolt zu Firewire 800, und dann ein Firewire 800 auf 400 Kabel ;-) Würde sicher auch mit einem Kabel gehen...

    Antwort auf #1 von Shane McGill

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