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Moog Subharmonicon Test

Praxis

Der Moog Subharmonicon ist kein Synthesizer für den Einsteiger. Dafür ist das System aus Untertönen und polyrhythmischen Sequenzern doch zu komplex. Es bedarf schon einer gewissen Lernkurve, will man das Gerät beherrschen. Besonders in die Struktur des Sequenzers muss man sich erst einmal einfuchsen, will man da Erfolge feiern. Auch ist der Subharmonicon nicht wirklich ein kompletter Synthesizer, dafür fehlen einige Elemente wie PWM, Portamento, LFOs. Er ist eher ein Baustein innerhalb eines Systems.

Inbetriebnahme des Moog Subharmonicon

Die Stromversorgung läuft über das mitgelieferte externe Netzteil, wobei leider kein Ein/Ausschalter vorhanden ist. Will man das Gerät vom Strom trennen, dann muss man entweder das Netzteil herausziehen, oder eine schaltbare Steckdosenleiste verwenden. Die einzige Anschlussmöglichkeit auf der Rückseite ist ein Klinkenausgang für das Audiosignal, an den auch der Kopfhörer angeschlossen werden kann. Weitere Anschlussmöglichkeiten sind natürlich auf dem 32er Patchfeld (Mini-Klinke) gegeben, darunter auch ein Ausgang auf Eurorack-Level. Spielen lässt sich das System über den Sequenzer, eine integrierte Trigger-Taste, CV/Gate, oder aber MIDI. Leider reagiert das System via MIDI weder auf das Pitchrad, noch kann ich es paraphon (duophon) spielen, was die Struktur ja durchaus erlaubt. Letzteres geht nur, wenn man eine Tastatur anschließt, die mehrere CV Outs hat. Da ist also Luft nach oben bei einem Firmware-Update.

Handhabung und Klangeinstellungen

Die Bedienung des Moog Subharmonicon gestaltet sich einfach, es gibt keine Doppelfunktionen. Nur die Aufnahmefähigkeit der Frontseite mit Reglern, Schaltern und Ein/Ausgängen ist eigentlich schon erschöpft. Das führte u. a. dazu, dass nicht nur die typischen Moog-Potikappen zum Einsatz kamen, sondern auch kleinere Versionen (wie auch beim DFAM). Irgendwie liegt alles sehr eng beieinander, sodass man schon aufpassen muss, Parameter nicht ungewollt zu verändern. Hat man das Prinzip der VCO-Stimmung über die Quantisierung verstanden, dann wird man damit wunderbar zurechtkommen. Anders ist es, wenn man mit dem stufenlosen Tuning arbeiten möchte. Leider ist der Regelweg nicht optimal. Wir haben mal nachgemessen. Auch eine feinste Bewegung führt dazu, dass sich die Stimmung immer um 5 Hz oder mehr in Stufen verändert. Zu viel, um die Moog-typischen Schwebungen zweier VCOs einzustellen.

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Sprünge beim Tuning sind deutlich hörbar Sequenz und Tuning des VCO2

Und wählen wir die Quantisierung, dann können wir die Schwebungen auch vergessen.  Leider ist es nicht möglich, die Quantisierung auf nur einen der beiden VCOs wirken zu lassen. Das wäre mein zweiter Update-Wunsch. Der Umgang mit den 2 x 2 Sub-Oszillatoren ist dank der fest vorgegebenen Stimmung der Subs mit jeweils 16 Untertönen relativ einfach. Gibt man Vollgas mit allen Oszillatoren, dann kommt da schon ein mächtiger und sehr voluminöser Klang heraus, den man mit anderen Mitteln so nicht hinbekommt. Und da liegt die Einzigartigkeit des Subharmonicon.

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VCOs plus Subs
Viele Bedienelemente auf kleiner Oberfläche: Hier verstellt man schnell etwas, auch ungewollt.
Viele Bedienelemente auf kleiner Oberfläche: Hier verstellt man schnell etwas, auch ungewollt.

Da die Untertöne von der Frequenz des VCOs abhängen, muss man achtgeben, in welcher Tonlage man insgesamt arbeitet. Steht der VCO 1 auf A=440 Hz, dann liegt der 16. Unterton schon bei 27,5 Hz, also fast im LFO-Bereich. Das ergibt schon mehr ein sonores Knacken als einen richtigen Ton. Aber das wird man in der Arbeit mit dem Gerät schon selbst herausbekommen. Belohnt wird man auf alle Fälle mit sehr ungewöhnlichen, schon fast eher Moll-artig düsteren bis angenehm düsteren Klängen (zur Erinnerung: Die Untertöne ergeben einen Mollakkord).  Grundsätzlich lässt sich mit allen Oszillatoren ein bis zu sechs-stimmiger Akkord auf eine Taste legen. Man bedenke übrigens, dass die Subs Sägezahn-oder Pulswellen erzeugen, die wiederum eine eigene Obertonstruktur besitzen.  Aber auch ohne die Subs kann der Subharmonicon klanglich seine Herkunft nicht verleugnen. Selbst dann klingt alles immer fett nach Moog. Ich mag das. Alle sechs Oszillatoren lassen sich übrigens in der Lautstärke regeln. Das ist wichtig, da man nicht immer alle Untertöne mit vollem Anteil im Gesamtklang hören möchte. Trotzdem fehlt mir an dieser Stelle ein einfacher Ein/Aus-Schalter für jedes Element, was z. B. bei der Einstellung der Tonhöhe der Subs hilfreich wäre. So muss man bei Bedarf immer das Volumen runterdrehen.

Einsatz des polyrhythmischen Sequenzers

Ganz klar, wir bewegen uns hier im experimentellen Bereich. Wer einfach vier oder mehr Töne in 8teln hintereinander als Bass laufen lassen will, der sollte das Subharminicon nicht in die engere Wahl nehmen. Hier geht es um ungewöhnliche und auch mal vertrackte Rhythmen, wobei man dann nicht mehr den Eindruck hat, dass hier nur 2 x 4 Steps ablaufen. Die rhythmischen Verschiebungen lassen das Klangbild viel komplexer erscheinen. An die Arbeitsweise der vier Rhythmusgeneratoren muss man sich erst einmal gewöhnen, denn nicht immer kommt Vernünftiges dabei heraus (obwohl letzteres immer an den Ohren des Zuhörers liegt). Aber es kann auch sehr spannendes Zeug damit gemacht werden, denn wir haben ja nicht nur Verschiebungen im Rhythmus, sondern auch in der Tonalität. Diese können sich auch bei jedem Viererdurchlauf wieder komplett verschieben. 

Der polyrhythmische Sequenzer bietet Möglichkeiten für eine komplexe Rhythmik, die sich nicht nur durch Verschiebungen im Rhythmus, sondern auch in der Tonalität bemerkbar macht.
Der polyrhythmische Sequenzer bietet Möglichkeiten für eine komplexe Rhythmik, die sich nicht nur durch Verschiebungen im Rhythmus, sondern auch in der Tonalität bemerkbar macht.

Weitere Audiobeispiele zu Moog Subharmonicon

Audio Samples
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Jumping-off Point (Voice Card) Bowser Boogie (Voice Card) Shifting Intervals (Voice Card) Nightfalls (Voice Card) Omni Circular (Voice Card) Sequenzer steuert perkussiven Klang

Moog Subharmonicon Sound Demo (no talking)

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