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Millenium MX 900 T-Drive Stage Birch Drumset Test

Praxis

Freud und Leid liegen beim MX900 teilweise nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Geliefert wird das Drumset in riesengroßen Paketen, in denen die Parts haarklein einzeln in Noppenschaum eingewickelt sind. Der Aufbau dauert gefühlte zwei Stunden und kostet drei Liter Schweiß. Damit die Hängetoms einigermaßen ordentlich und gut erreichbar über der Bassdrum baumeln, bedarf es einer millimetergenauen Feinarbeit. Alle Kessel sind ähnlich klobig, wie die Drums in Live-Videos der Skorpions – die Position der Kessel ist demnach immer ein Kompromiss aus guter Erreichbarkeit und der Vermeidung von Lackkratzern, die bei Kollisionen zwischen Toms und Bassdrum gerne mal entstehen.
Auf den ersten Blick funktioniert alles und ist sinnvoll konstruiert, die Snare lässt sich dank des Kugelgelenks auf einen idealen Winkel einstellen, die Galgenständer erlauben eine äußerst flexible Positionierung der Becken und alles steht auf doppelstrebigen Beinen. Sogar die Fußmaschine macht einen ordentlichen Eindruck und läuft absolut flüssig und gut. Nach der ersten Benutzung tauchen dann aber schon die ersten Dellen im offensichtlich weichen Metall auf, sogar an Stellen, an denen der Klammerdruck mit Plastikschellen erzeugt wird. Das ist natürlich nicht schön, aber zu dem Preis auch nicht anders zu erwarten. Wirklich bemerkbar wird sich dieses Manko nur machen, wenn man das Drumset häufig aufstellt und wieder abbaut – beispielsweise auf Tour. Für einen gut gebuchten Trommler kommt dieses Drumset aber nicht in Frage, daher: Aufbauen und stehen lassen, schon hat man mit dieser Hardware beinahe ewig Freude! Für einen Einsteiger oder jemanden, der ein Proberaum-Drumset braucht, ist diese völlig ausreichend. Ein paar mehr Probleme bereitet einem das weiche Metall der Spannreifen. Diese verbiegen sich bei härterer Spannung leicht und machen ein perfektes Tuning somit unmöglich. Das ist natürlich besonders schlecht für Menschen, die auf diesem Drumset ihre ersten Erfahrungen machen wollen und einfach keine Chance haben, ihr Gehör für die Fellstimmung zu schulen. Genau hier endet jedoch meine Mängelliste. Jetzt zu allem, was es schönes über dieses Drumset zu berichten gibt! Ein warmer Kranz von Glorie leuchtet über meinem Kopf! Das Frustpopkorn, das ich – während ich mich durch den Details-Part kämpfen musste – eimerweise in mich hineingestopft habe, verwandele sich in meinem Bauch in frischen Salat! Hexhex! Sowas ähnliches muss in der Zwischenzeit mit dem Millenium MX900 passiert sein, denn es klingt… erstaunlich gut!

Fotostrecke: 4 Bilder Die Snare klingt insgesamt absolut passabel.

Die Snare ist zwar etwas matt, die Bassdrum tendiert zum pappigen Klang und die Toms sind schwach auf der Brust, aber insgesamt klingt dieses Drumset nach einem richtigen Drumset – alleine das empfinde ich als Wunder. Die Töne aller Trommeln, sei es das singende Oberton-Sustain der Snare oder der fette Schub der Bassdrum, klingen sauber aus und sind absolut ausgewogen. Kein Ton stört oder sticht heraus. Das Birkenholz sorgt für einen saftigen Punch, lässt aber stellenweise etwas Bass vermissen. Das erinnert an Vintage-Drums, die auch vornehmlich mit weicherem Holz verbaut wurden, dann aber doch im Gros häufig dank einer Lage Kernholzmahagoni etwas mehr Bass haben. Auf den Aufnahmen zum Test erinnert der Sound des Drumsets an John Bonham, den König fetter und saftiger Rockdrums. Rockmusik ist dann auch das, was diese Trommeln am besten können: Egal wie hart die Felle angespannt werden, es ist durchweg kein Einfaches, dieses Drumset zu spielen. Das Birkenholz absorbiert den Attack des Sticks weitestgehend, was dazu führt, dass der Trommler Energie aufwenden muss, um den Stock wieder von der Trommel weg zu bewegen um dann einen weiteren Schlag wieder komplett von Neuem zu beginnen. Das passiert bei jedem Schlag innerhalb von Bruchteilen von Sekunden, ist aber in der Summe zermürbend und wenig motivierend. Wer also einen guten Groove bekommen will, muss sich verdammt nochmal anstrengen. Ich gebe es auf, jetzt bin ich ja schon wieder bei einem Negativpunkt gelandet. Andererseits: Hör dir die Soundfiles an, die sprechen doch für sich! Das Drumset klingt fast schon unglaublich gut:

Audio Samples
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Einzelsounds Fast Tom Groove Funkrock Funky Groove Sloppy Groove Slow Tom
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