Millenium HPA IN EAR Test

Seit August gibt es beim Musikhaus Thomann in Treppendorf einen neuen Kopfhörerverstärker der Hausmarke “Millenium”. Ein offenbar roadtaugliches Alugehäuse beinhaltet zumindest die wichtigsten Komponenten, die man zum sauberen Monitoring im Studio oder bei einem Livegig benötigt.

Wir haben untersucht, was man für etwas mehr als ein halben Hunni erwarten kann – und ob es den Ansprüchen an Live- und Studioarbeit gerecht wird.

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Details

“Millenium HPA IN EAR” heißt die kleine schwarze Kiste. Die Buchstaben stehen dabei sehr wahrscheinlich für “Head”, “Phone” und “Amp”. Ein sehr schönes stabiles Alugehäuse, schwarz eloxiert, beherbergt die feine Technik in diesem Verstärker. Zwei große, griffige Regler auf der Frontplatte regeln die gewünschte Lautstärke und das Panorama des Ausgangssignals. Ein logarithmisch arbeitender Lautstärkesteller regelt über rastende Stufen das Verstärkungsmaß. Er arbeitet etwas schwergängig, wohl um dadurch ungewollte Bewegungen des Reglers zu verweiden – denn das kann ja schmerzhaft werden. Ein 3,5mm-Klinkenausgang steht links davon für den Kopfhörer zu Verfügung. Darüber zeigen zwei LEDs den Zustand der Stromversorgung an. Eine grüne signalisiert die vorhandene Spannungsversorgung durch ein Netzteil oder einen 9-Volt-Block, eine rote LED warnt vor einer schwächelnden Batterie oder einem defekten Netzteil. Bei einer Betriebsspannung unter 7,3 Volt beginnt die rote LED als Warnhinweis zudem zu leuchten.

Auf der rechten Seite des HPA sitzt ein stabiler Druckschalter, der zwischen einem Stereo-Mode oder einem Mono-Mix-Mode umschalten kann. In der Stereostellung hat man die gewohnten Regelmöglichkeiten. Der Volumeregler bestimmt die Gesamtlautstärke und der Balanceregler kann die Position des Klangbildes im Stereobild verschieben. In der Stellung Mono-Mode geht man von der Speisung des Kopfhörers mit zwei Monosummen aus. So kommt zum Beispiel eine Summe vom Monitorpult und eine weitere vom eigenen Instrument. Mit dem Balanceregler lässt sich nun die Größe der Anteile dieser beiden Signale bestimmen. Da der Ausgang ein Monosignal erzeugt könnte man in diesem Fall den Balanceregler auch als Minimischfeld betrachten.
Die Rückseite des Millenium HPA IN EAR empfängt die Zutaten für den Kopfhörermix. Ein normierter DC-Spannugsanschluss mit einem On/Off Schalter daneben sorgt für eine externe Spannungsversorgung. Die Art der Polung des Versorgungssteckers ist über dem Anschluss aufgedruckt und erweist sich als ganz praktisch, wenn man mal ein Ersatznetzteil benutzen muss. Daneben liegen der rechte und linke Eingang in Form von zwei XLR/Klinke-Kombibuchsen. Dieser Anschluss muss aber in jedem Fall mit einem Signal gespeist werden, welches Linepegel hat. An der linken Gehäuseseite des schwarzen Kästchens ist der Batterieanschluss untergebracht. Eine arretierbare Schublade bietet Platz für einen 9 Volt Block. Eine  Verpolung der Batterie wird durch zwei Schlitze in der Plastikschublade verhindert. So kann man auch bei geringer Beleuchtung einen sicheren und schnellen Batteriewechsel gewährleisten.Speist man den Verstäker durch ein externes Netzteil mit einer notwendigen Spannung von 9 Volt, so wird die Spannungsversorgung der Batterie automatisch unterbrochen. Man kann also keine Akkus während des Einsatzes des Verstärkers aufladen. Dazu wäre auch das mitgeliefert  Netzteil in der Leistung zu schwach. Auf der Unterseite des Millenium HPA IN EAR Verstärkers ist ein 3/8”-Gewinde in das Gehäuse eingelassen. Der „kleine Schwarze“ kann also überall auf einem Mikrofonständer oder auf einer handelsüblichen Mikrofonhalteschiene in der Nähe des Arbeitsplatzes untergebracht werden.Für den Betrieb auf einem Tisch oder einer Arbeitsplatte sind unter dem Gerät zwei Gummischienen angebracht. So kann ein angeschlossenes Kopfhörerkabel den Verstärker nicht so einfach aus seiner Position bringen. Für Fragen über mögliche technische Ungereimtheiten steht eine englisch sprachige Bedienungsanleitung zur Verfügung. Die Garantie für dieses kleine Kraftwerk liegt laut Hersteller bei drei Jahren.

Praxis

Der Millenium Kopfhörerverstärker wird in einem stabilen Karton geliefert. Zum erworbenen Zubehör gehören ein Netzteil, eine Batterie sowie eine englische Bedienungsanleitung. Die Inbetriebnahme ist sehr einfach und die Anschlüsse sind alle über einen weißen Siebdruck auf der schwarz eloxierten Oberfläche gut lesbar.

Wir speisen den Verstärker über zwei Linesignale aus einen Monitormischpult. Zwei mal 50 Milliwatt können dabei ganz schön laut sein, stellen wir gleich nach dem ersten Tests fest. Sie werden sauber und verzerrungsfrei an den angeschlossenen Kopfhörer weitergegeben und die Miniklinke auf der Frontseite sitzt auch bei einem schweren Ringelkabel am Kopfhörer erstaunlich gut und fest. Der Frequenzgang ist sehr gerade und der HPA verstärkt das Audiosignal unverfälscht und unverfärbt in einem ausreichenden Maße. Der Sound bleibt schön durchsichtig, so unser Urteil.

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Tests mit unterschiedlichen Kopfhörern und natürlich unterschiedlichen Audioquellen ergaben die gleichen qualitativen Ergebnisse. Man darf aber natürlich die Eingänge nicht mit einem zu hohen Pegel überfahren. Ab +5 dB Eingangspegel geht das Signal dann langsam in die Knie und die ersten Verzerrungen sind hörbar. Leider gibt es keinen einfachen Limiter am Eingang des Gerätes. Die Leistung des Verstärkers wird über eine Spannung aus einem externen Netzteils mit 9 Volt und 300 mA geliefert. Es reicht aus, um dem Kopfhörerverstärker genügend Leistung auch zum Dauerbetrieb zu liefern. Diese Zeit ist natürlich bei einem Batteriebetrieb begrenzt und nach einem langen Arbeitstag im Studio muss man für Ersatz sorgen. Das geht natürlich auch mit aufladbaren Akkus, man ist aber zeitlich dann noch weiter eingeschränkt: Akkus können aus technischen Gründen nicht die Energie speichern, die normale handelsübliche Batterien liefern. Es gibt aber qualitativ sehr große Unterschiede, die oft auch schon am Preis der Zellen erkennbar sind.
Beim Einschalten des HPA entsteht ein unschöner lauter Einschaltknacks, der auch bei zugedrehtem Lautstärkeregler in die angeschlossenen Kopfhörer übertragen werden. So kann es zum Beispiel nach Stromausfällen zu unangenehmen Knackern in den Kopfhören bei erneutem Einschalten der Netzversorgung kommen. Der Einbau eines kleinen Relais mit einer Einschaltverzögerung könnte hier zum notwendigen Gehörschutz beitragen. Auch bei reinem Batteriebetrieb tritt dieses Störgeräusch auf! Man sollte im Betrieb also zuerst den Verstärker einschalten und erst dann die Kopfhörer auf- oder einsetzen. Mir persönlich fehlt an dem “kleinen Schwarzen“ eine Clipanzeige und vielleicht auch ein integrierter einfacher Limiter, der die Ohren vor ungewollten lauten Schallereignissen schützen kann.
Das Netzteil für den HPA ist in einer normalen Schukosteckdose etwas wackelig platziert und sollte am besten über Verteiler versorgt werden, die über die schmalen Eurostecker-Typ C (CEE 7/16) Buchsen verfügen. Fällt diese Netzverbindung aus, kann sich der Kopfhörerverstärker seine Spannung automatisch aus dem 9-Volt-Block holen. Es kommt aber auch in diesem Fall am Ausgang zu einem unangenehmen Umschaltknacks im Kopfhörer.

Für einen sicheren Betrieb im Livegeschäft gäbe es noch ein paar kleine Wünsche. Beispielsweise eine Klemme, die das Kabel des Netzteilstecker bei Zugbelastung schützt und eine Möglichkeit, das Kopfhörerkabel zusätzlich am HPA zu befestigen, damit die Last nicht alleine von der Ausgangsbuchse getragen wird. Diese geht sonst schnell kaputt. Ein praktisches Sonderzubehör wäre sicherlich eine Gürtelklammer, mit der man den Verstärker am Körper tragen könnte. Vielleicht gibt es aber so etwas auch schon auf dem großen Zubehörmarkt.

In der Bedienungsanleitung steht ein etwas provokativer Satz: „ Much better Sound than wireless in ear system“. Das kann ich aus meiner Arbeitspraxis allerdings nicht bestätigen. Mit einem technisch hochwertigen Drahtlossystem und angeschlossenen Zwei- oder Dreiwege-In-Ears ist man heute sehr gut bedient und wir können viele Künstler verstehen, die die Freiheit der Bewegung auf der Bühne ohne Kabel sehr genießen. Dabei muss man aber keine klanglichen Einbussen mehr hinnehmen! Selbstverständlich ist aber alles eine Frage der verwendeten Technik.

Der Millenium HPA IN EAR Kopfhörerverstärker ist ein empfehlenswerter kleiner Helfer bei der Studio- und Livearbeit. Sich und die anderen Kollegen gut hören zu können, ist eine absolute Notwendigkeit, um gute akustische Arbeit abzuliefern. Das Millenium-Gerät ist qualitativ ordentlich aufgestellt, lediglich das Einschaltknacken und nicht vorhandene Clip-Anzeige und Limiter trüben das Bild etwas. Klanglich und auch lautstärkemäßig ist der Amp jedoch definitiv zu empfehlen! Bei der Entscheidungsfindung einer eventuellen Anschaffung dieses schwarzen „Krachmachers“ hilft sicherlich auch der sensationell günstige Preis.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • kompakte Bauweise
  • Batterie- und Netzbetrieb möglich
  • robustes Metallgehäuse
  • Preis
Contra
  • lauter Einschaltknacks im angeschlossenen Kopfhörer
  • kein Limiter, keine Clipanzeige
Artikelbild
Millenium HPA IN EAR Test
Für 59,00€ bei
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  • Größe: 170x93x47 mm
  • Gewicht: 0,4 kg
  • Eingänge: 2 x Combobuchsen (XLR/Klinke)
  • Ausgang: 3.5 mm Miniklinke stereo
  • Frequenzgang: 30 Hz – 20 kHz (+/-2 dB)
  • min. Ausgangsbelastung: 16 Ohm pro Seite
  • Eingangsimpedanz: 15 kOhm
  • nom. Eingangspegel: 0 dBV
  • max. Eingangspegel:-+4 dBV
  • limitierter Eingangspegel: 5 dB
  • max. Ausgangsleistung bei 20 Ohm Last: 50 mW pro Kanal
  • max. Strombedarf bei voller Leistung: 40 mA
  • Stromversorgung: 9 Volt (Netzteil oder Batterie)
  • Preis: EUR 69,- (UVP)
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marks sagt:

#1 - 01.09.2011 um 15:27 Uhr

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Genau sowas brauche ich! :)
kann man mir nur bitte sagen, was genau für Kabel man für die Eingänge braucht.
Danke schon mal!

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