Anzeige

Millenium Cajon mit fest integriertem Mikrofonsystem Test

Das Millenium Cajon mit fest integriertem Finhol Cajomic Mikrofon-System, welches sich in diesem bonedo Test beweisen muss, ist seit März 2014 erhältlich. Preislich unter 200 Euro angesiedelt, scheint es eine interessante und durchaus erschwingliche Lösung für alle Trommler zu sein, die ein Cajon suchen, dass sich ohne viel Aufwand auf der Bühne abnehmen lässt. Auch im Kreise der Proberaum-Kollegen kann es dem eigenen Kisten-Getrommel auf einfache Weise zu mehr Durchsetzungskraft verhelfen.

Millenium_Micro_Cajon_Totale


Kein Mikrofonständer, der transportiert und aufgebaut werden muss, einfach das Kabel am Cajon einstöpseln und ab geht die Luzie? Das wäre doch was! Glauben wir dem Slogan auf Thomanns Produktseite, steckt die Lösung dafür in diesem schlichten Birkencajon, in dessen Inneren das Cajomic Kit Mikrofon-System fest installiert ist. Ob das Versprechen „einstöpseln und losspielen“ auch gehalten wird, sollt ihr nun erfahren.

Details

Das Cajon, Herzstück dieser Kombination

Das Cajon hat sich in den vergangenen Jahren zum Must-Have vieler Percussionisten und Drummer entwickelt. Nicht nur hochpreisige Exclusivmodelle sind immer öfter in den Musikläden zu sehen, auch im Einsteigersegment sorgen die Hersteller immer wieder für Nachschub. Dieses Modell – so verrät es ein Stempel im Inneren – wird in Spanien von Atalaya Musical S.U.L. gefertigt. Es besteht komplett aus Birkensperrholz und ist mit einem dünnen, transparenten Mattlack versiegelt. Für den Korpus wurden neun Millimeter starke, siebenlagige Bretter verleimt. Die Rückwand misst sechs Millimeter und besteht aus fünf Lagen, die verschraubte Schlagfläche zweieinhalb Millimeter mit drei Lagen.
Insgesamt ist die Verarbeitung sehr ordentlich ausgeführt, wobei beim vorliegenden Instrument leider an manchen Stellen beim Sägen oder Schleifen ein paar Späne ausgebrochen sind. Hier merkt man, dass bei der Herstellung auf den Endpreis geschielt wurde. Dafür ist dieses Cajon nicht – wie in der Preisklasse sonst üblich – mit Snareteppichen bestückt. Für den Snaresound sorgen zwei V-förmig gespannte Saiten, die mittels zweier Schlitzschrauben an der Cajonunterseite justierbar sind und zusätzlich mit je einem Klettstreifen noch abgedämpft werden können. Die Schlagfläche ist mit 18 sorgfältig versenkten Schrauben am Korpus befestigt und an den Kanten sauber geschliffen. Auch die oberen Ecken an der Schlagfläche sind angenehm abgerundet, was für schmerzfreie Spielfreude sorgt. Vier angeschraubte Gummifüße sorgen für rutschfreie Standfestigkeit.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Lackierung ist samtig anzufassen, aber etwas rutschig am Gesäß.

Das Mikrofonsystem

Der besondere Clou an diesem Cajon ist das fest installierte Mikrofonsystem aus dem Hause Finhol. Es nennt sich „Cajomic Kit“ und wird von zwei Plastikschrauben rechts und links des Resonanzlochs in dessen Mitte gehalten. Die dynamische Mikrofonkapsel mit Nierencharakteristik hängt freischwingend an Gummibändern und ist geradeaus auf die Schlagfläche gerichtet. Mit einem Frequenzgang von 50 Hz – 16 kHz soll das Mikrofon die gängigen Klanganforderungen abdecken. Das gesamte System ist innerhalb des Korpus so untergebracht, dass keine Teile nach außen ragen. Für den Anschluss eines XLR-Kabels ist eine entsprechende Buchse neben dem Resonanzloch verbaut.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Mikrofon-System nebst XLR-Buchse, ist kompakt im Korpus installiert.
Anzeige

Praxis

Erste spielerische Kontaktaufnahme mit dem Cajon

Zuerst möchte ich wissen, wie das Cajon in natura klingt. Schließlich kann kein noch so gutes Mikrofon einem mau tönenden Instrument einen tollen Sound entlocken.
Ich setze mich und stelle zunächst fest, dass die matte Lackierung sich gut anfühlt, gleichzeitig aber auch ganz schön rutschig ist. Eine griffige Sitzauflage ist also zu empfehlen, besonders wenn man wie ich das Cajon beim Spielen gerne etwas nach hinten neigt. Die ersten gespielten Töne lassen mich Potential erwarten. Der satte Bass lässt kaum Wünsche offen und der Snaresound kommt lebendig und knackig daher. Schon bei leichtem Tippen mit den Fingern sprechen die Saiten an, was mich wirklich positiv überrascht. Leider produzieren selbige aber auch ein unangenehmes Schnarren, welches bei allen Schlägen deutlich wahrnehmbar ist. Davon abgesehen macht das Cajon – insbesondere angesichts der Preisklasse – klanglich aber einen mehr als nur ordentlichen Eindruck. Mit etwas Tuning lässt sich das Schnarren auch noch minimieren, wenn auch mit anderen Klangeinbußen. Doch dazu später mehr, denn zuvor gibt es eine Hörprobe vom Cajon im Auslieferungszustand „out of the box“. Um einen weitestgehend natürlichen Sound einzufangen, steht etwa 50 cm vor der Schlagfläche ein Großmembranmikro. Ab der Mitte des Soundfiles geht es dann auf Tauchfahrt ins Innere des Cajons, wo eine Grenzfläche liegt, die den Klang der Saiten sehr deutlich abbildet.

Audio Samples
0:00
out of the box – Großmembraner außen, danach Grenzfläche im Inneren

Kleine Tücken beim Tuning

Um das Schnarren zu verringern, mache ich mich ans Tuning. Da das Mikrofonsystem mittig im Resonanzloch sitzt, und somit den Weg ins Innere versperrt, kann man nun entweder vorsichtig daran vorbei greifen (kennt noch jemand „Dr. Bibber“?), oder wie mir der Hersteller im Anschluss unseres Testberichtes versichert, das Mikrofonsystem kurzzeitig ausbauen, was anhand der Plastikschrauben relativ flott erledigt ist. Da dem Cajon keine Bedienungsanleitung beiliegt, vermisse ich einen Hinweis auf diese Möglichkeit. Ich entscheide mich für die erste Variante und gelange auch so an die Klettstreifen an der Schlagfläche und ziehe sie straff, um den Saiten das Schnarren abzugewöhnen. Dieses ist danach auch beinahe weg, doch der Sound verliert gleichzeitig an Spritzigkeit und die Saitenansprache an Sensibilität. Ich versuche mich noch daran, stattdessen die Saitenspannung zu justieren, erreiche damit aber nur, dass das Schnarren entweder höher oder tiefer wird. Letztlich entscheide ich mich für den Kompromiss des etwas weniger lebhaften, dafür aber schnarr-minimierten Sounds, den ihr im folgenden Soundfile belauschen könnt. Der Versuchsaufbau ist der selbe, wie bei der vorigen Aufnahme und auch hier geht es ab der Mitte wieder auf Tauchfahrt.

Audio Samples
0:00
Nach dem Tuning der Snares – Großmembraner außen, danach Grenzfläche im Inneren

Cajomic – einstecken und losspielen…?

Habe ich bis jetzt bewusst darauf verzichtet das Cajomic Kit einzusetzen, ist nun der Zeitpunkt gekommen, an dem es zeigen darf, was es kann. Das XLR-Kabel rastet schon mal sicher in der Buchse ein und ich muss kaum am Gain drehen, um einen vernünftigen Pegel einzustellen. Auch, dass ich kein Stativ aufbauen muss, bietet einen Grund zur Freude. Nur das, was ich höre, kann mich spontan noch nicht so begeistern. Der Basston ist deutlich überpräsent und neigt leicht zum Wummern. Weiter aufwärts im Frequenzspektrum klingt das Mikrofon leicht topfig und blechern, was natürlich auch in der Mikrofonposition begründet liegt. Ich habe allerdings den Eindruck, dass das Cajomic diesen Effekt noch etwas verstärkt und dazu das obere Mittenspektrum unschön verfärbt. In den Höhen fällt das Signal dann deutlich ab. Plug-and-Play funktioniert wohl nicht ohne den beherzten bis drastischen Einsatz eines EQs.

Audio Samples
0:00
Cajomic unbearbeitet – Groove per Hand Cajomic unbearbeitet – Besengroove

Das Cajomic im direkten Vergleich

Um das Cajomic besser beurteilen zu können, habe ich noch zwei weitere Mikros angeschlossen, die in Livesituationen gerne aus dem Koffer geholt werden: Den Bühnenklassiker Shure SM 57 und eine Shure Grenzfläche (SM 91) – meine bisherige Cajon-Allzwecklösung für die Bühne. Das SM 57 habe ich so aufgebaut, dass es genau über dem Cajomic hängt, die Grenzfläche liegt im Cajon. In Grundzügen ähnelt das SM 57 dem Cajomic: Der Bass dominiert, es klingt leicht topfig und in den Höhen fällt es ab, wenn auch nicht so stark wie das Cajomic. Doch insgesamt klingt das SM 57 deutlich runder und natürlicher. Ein ganz anderer Schnack ist die Grenzfläche. Alle Frequenzbereiche liegen in der abgebildeten Lautstärke viel näher beisammen und besonders die Höhen werden viel klarer wiedergegeben. Insgesamt klingt das Signal präsenter und energiegeladener als bei den beiden anderen Mikrofonen. Fairerweise muss man dazu sagen, dass die Grenzfläche ein Kondensatormikrofon ist und in einer deutlich höheren Preiskategorie liegt. Doch hört am besten selbst:

Audio Samples
0:00
SM 57 unbearbeitet – Groove SM 57 unbearbeitet – Besengroove SM 91 unbearbeitet – Groove SM 91 unbearbeitet – Besengroove

Eine letzte Versuchsreihe

Zum Schluss habe ich mir noch zur Aufgabe gemacht, aus allen drei Mikrofonen jeweils das Beste herauszuholen, was ich mit einem einfachen, praxisnahen 3-Band-EQ demonstriere. Das Shure SM 57 habe ich dafür eine handbreit hinter das Cajon gestellt, wo es meiner Meinung nach einen besseren Dienst verrichtet und die Innenresonanzen des Cajons nicht so überbetont. Sowohl beim Cajomic, als auch beim SM 57 habe ich die Bässe etwas gezähmt, ein paar Mitten (bei 1,6 kHz) abgesenkt und die Höhen angehoben. Beim Cajomic bedurfte es übrigens deutlich mehr Höhen-Anhebung um zu hörbarer Präsenz zu gelangen. Bei der Grenzfläche habe ich dagegen den Bass etwas angehoben, die Mitten abgesenkt (bei 360 Hz) und die Höhen unangetastet gelassen. Abschließend lässt sich feststellen, dass das Cajomic auch in dieser Versuchsreihe keine allzu gute Figur macht. Ich brauche am längsten, um ihm einen brauchbaren Sound zu entlocken und die Höhen bekomme ich auch mit dem EQ nicht richtig zu packen, sie klingen immer etwas beschnitten. Wer im Live-Einsatz über einen professionellen Multiband-EQ verfügt, kann sicher noch das eine oder andere Quäntchen mehr aus dem Cajomic hervor schrauben.

Audio Samples
0:00
Cajomic bearbeitet (EQ) – Groove Cajomic bearbeitet (EQ) – Besengroove SM 57 bearbeitet (EQ) – Groove SM 57 bearbeitet (EQ) – Besengroove SM 91 bearbeitet (EQ) – Groove SM 91 bearbeitet (EQ) – Besengroove

Vor- und Nachteile

Die Vorteile eines festinstallierten Mikrofon-Systems liegen auf der Hand: Schneller Aufbau, keine Stative und kein Verrutschen der Mikrofonposition beim Spielen. Die Nachteile sind mir im Test jedoch genau so deutlich geworden: Um ins Innere des Cajons zu gelangen, etwa fürs Tuning oder um etwas Molton hineinzulegen, muss man vorsichtig daran vorbei greifen oder das System kurzfristig ausbauen. Das ist zwar schnell erledigt, bedeutet aber einen weiteren Arbeitsschritt. Auch kann man mit der Mikrofonposition nicht variieren um damit, gegebenenfalls vor dem drastischen Einsatz eines EQs, den Sound zu beeinflussen.

Anzeige

Fazit

Das Versprechen, Einstöpseln und direkt los Spielen, kann die Kombi Millenium Cajon mit fest integriertem Mikrofonsystem im Test nur mit klanglichen Abstrichen halten. Das Cajon selbst braucht sich hinter seinen Mittbewerbern im niedrigen Preissegment nicht zu verstecken. Im Gegenteil: Nach etwas Tuning wird man mit satten Bässen und feiner Saitenansprache belohnt und kann richtig Musik damit machen. An einigen Kanten des Testmodells sind ein paar Späne ausgebrochen, hier zeigt die Verarbeitung klar die Preisklasse des Instruments auf. Das Finhol Mikrofonsystem kann hier leider nicht ganz mithalten. Es gibt den Bass zwar ordentlich wieder, verfärbt jedoch unschön im oberen Mittenspektrum und schwächelt deutlich in den Höhen. Mit beherztem Einsatz eines EQs lässt sich der Sound zwar brauchbar hinbiegen, kann allerdings nicht wirklich überzeugen. Plug-and-Play für den Cajonero bedeutet in diesem Fall leider auch Mehrarbeit für den Tontechniker. Wen Stative auf der Bühne, längerer Aufbau und mehr Gepäck nicht stören, sollte auch Alternativen zum fest installierten Mikrofonsystem antesten. Ich kann nur eine eingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Cajon mit gutem Basssound und sensibler Saitenansprache
  • All-in-One-Lösung spart Zeit und Platz
  • günstiger Preis
Contra
  • Mikrofonsystem schwach in der Mitten- und Höhenwiedergabe
  • Arbeiten im Inneren des Cajons erschwert
  • keine Flexibilität bei der Mikrofonausrichtung und -positionierung
Artikelbild
Millenium Cajon mit fest integriertem Mikrofonsystem Test
Für 149,00€ bei
Günstig, praktisch und funktional, doch leider kein Dreamteam: Millenium Cajon und Finhol Cajomic Kit
Günstig, praktisch und funktional, doch leider kein Dreamteam: Millenium Cajon und Finhol Cajomic Kit
Technische Spezifikationen
    Cajon
    • Hersteller: Millenium
    • Korpus: Birke 9 mm
    • Maße: 48 x 29 x 29 cm
    • Rückwand: Birke 6 mm
    • Spielfläche: Birke 2 mm
    • String: zweifache „V“ Form, von außen einstellbar
    • Farbe: natur
    • Herkunftsland: Spanien
    Cajomic Kit
    • Hersteller: Finhol
    • Schallwandlung: Tauchspule dynamisch
    • Charakteristik: nierenförmig
    • Signal: symmetrisch
    • Impedanz: 600 Ohm
    • Ausgang: XLR Steckereinbaubuchse
    • Frequenzgang: 50 Hz – 16 kHz
    • Aufhängung: freischwingend
    • Herkunftsland: Deutschland, CE, ROHS
    • Preis: EUR 189,00 (UVP)
    Hot or Not
    ?
    Günstig, praktisch und funktional, doch leider kein Dreamteam: Millenium Cajon und Finhol Cajomic Kit

    Wie heiß findest Du dieses Produkt?

    Kommentieren
    Schreibe den ersten Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
    Bonedo YouTube
    • 🎧 Zultan Rock Beat Cymbals Review | Are They Still Worth It in 2025?
    • Gretsch Full Range Hybrid Snare | First Impression #drums #drumgear
    • Aerodrums 2 | Invisible Drums, Real Sounds! | Review & Sound Demo