Die Karriere des James Charles Marshall begann Anfang der sechziger Jahre mit einem kleinen Musikgeschäft in Hanwell, einem Randbezirk von London. Hier verkaufte Jim zunächst ausschließlich Schlagzeuge. Da die Verstärker von Fender damals zwar schwer angesagt, allerdings recht teuer und in Europa nur schwer erhältlich waren, erweiterte der gewiefte Geschäftsmann sein Sortiment im Laufe der Zeit um Gitarrenverstärker und Lautsprecherboxen.
Der erste Amp aus eigener Fertigung war der legendäre JTM 45, dessen Schaltung auf der des Fender Bassman beruhte. Zwei Jahre später folgte der Bluesbreaker, der vor allem durch Eric Clapton, der damals noch bei John Mayall spielte, weltbekannt wurde. Es folgten die klassischen Topteile mit 50 und 100 Watt, eben genau die Modelle, für die Marshall auch heute noch bekannt ist. Mir beispielsweise läuft regelmäßig das Wasser im Munde zusammen, wenn ich an den JCM 800 denke, der einen klassischen Rocksound erzeugt, der an Brachialität kaum zu toppen ist und Generationen von Gitarristen in seinen Bann gezogen hat.
Das Jahr 2010 steht bei Marshall ganz im Zeichen des Siliziums. Die nagelneue JMD-Serie vereint neueste Computertechnik mit altbewährter Röhrentechnologie, zwei Welten also, die unterschiedlicher nicht sein könnten. In den Hybridverstärkern der Preamp-Sektion entsteht der Sound mittels modernster Digitaltechnik, um anschließend von einer muskulösen Röhrenendstufe zu den Speakern geleitet zu werden. Bei der Auswahl der „nachgebauten Amps“ bleibt Marshall puristisch. Anstatt zu versuchen, alle Gitarrenamps des Planeten in einem Gerät zu vereinigen, hat man sich bei der JMD:1 Serie darauf verlegt, ausschließlich Modelle aus eigener Fertigung zu reproduzieren.
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Details
Digital/Analog Die heute verfügbare Rechnerleistung liefert eine Performance, die vor wenigen Jahren noch undenkbar war. Ein schwedisches Sound-Designer-Team hat sich zu Analysezwecken im Vorfeld mit einigen ausgesuchten Stücken aus dem Privatbesitz von Jim Marshall eingeschlossen, um die puristischen Röhrensounds genauestens nachzubauen. An den Druck und die Intensität einer Röhrenendstufe kommt heute noch keine Digitalendstufe heran, weshalb man sich hier glücklicherweise für die klassische Glaskolbenvariante entschieden hat. Die JMD:1 Serie besteht aus unterschiedlichen Topteilen. Der JMD50 kommt mit 50 Watt und zwei EL34 Röhren, während der JMD100 vier EL34 zum Glühen bringt. Des Weiteren gibt es zwei Combomodelle, den JMD501 mit einem 12″ Speaker und den JMD102 mit100 Watt Endstufenleistung und zwei 12″ Speaker. Alle JMD 1 Modelle werden mit dem programmierbaren Fußschalter PEDL10048 ausgeliefert.
Die Preamp-Sektion In direkter Nachbarschaft zur Eingangsbuchse liegt die Schaltzentrale des neuen JMD-Marshalls in Form eines Endlosdrehreglers. Dieser bietet mit 16 Positionen ebenso viele Amp-Modelle und so navigiert man mit nur einem einzigen Regler durch die unterschiedlichen Marshallepochen. Die Preamp-Sektion teilt sich in die vier Bereiche Clean, Crunch, Overdrive und Lead.
Die Clean-Abteilung besteht aus vier Modellen. Position 1 (Modern) imitiert einen JVM410 H, Position 2 (Full) einen JCM200 DSL100, Position 3 (Classic) stammt aus dem JMP-1 und die vierte Position (Natural) fördert einen absolut neutralen JMD 1-exklusiven Ton zutage.
Kommen wir zur Crunch-Sektion. Hier geht es naturgemäß schon etwas heftiger zur Sache. Beim ersten Preset mit dem Namen „Vintage“ handelt es sich um eine Kombination der begehrtesten Vintage-Amps von Marshall, den Modellen 1974 und 1959. Das Preset „Classic“ ist dem JCM 800 nachempfunden und bietet einen erdigen und direkten Sound. „Deep“ ähnelt dem Marshall Haze40 mit aktivem Boost- und Bright-Schalter, während „Full“ einen sehr vollen und satten Rhythmus-Sound mit klaren Mitten und durchsichtigem Klangbild liefert. Für dieses Preset stand ebenfalls das 1974-Modell Pate. Wer etwas mehr Kelle braucht, der wird bei den vier nächsten Settings seine Freude haben. Das erste Preset der Overdrive-Abteilung ist eine Hommage an den OD2-Kanal des JMP-1 und hört auf den Namen „Classic“. Dieser Sound ist sehr aggressiv und fokussiert, mit einem ausgewogenen Obertonverhalten. „Modern“ basiert auf dem Crunch-Kanal des JVM im „Red Mode“ und „Deep“ ist eine Kombination aus JCM 800 mit vorgeschaltetem Bluesbreaker II im Boost-Modus. Hier wurde der Bassbereich zugunsten eines fetten Scoop Sounds optimiert und gleichzeitig die Mitten reduziert. Das vierte Preset hört auf den Namen „Detune“, und wie schon der Name vermuten lässt, geht es hier noch heftiger zur Sache. Es eignet sich vor allem für tiefer gestimmte Gitarren, denn es bietet einen mächtigen Metal-Sound mit stark abgesenkten Mitten. Hier war der Mode Four Amp Vorbild. Die „Lead Sektion“ beinhaltet ebenfalls vier Soundvarianten. Auch hier gibt es wieder ein Preset mit dem Namen „Deep“, das in diesem Fall eine Kombination aus dem Haze40 und Bluesbreaker II darstellt. Der Bluesbreaker befindet sich dabei im Boost-Modus mit maximal eingestelltem Volumen, der simulierte Haze40 im Normal-Channel mit aktiviertem Boost- und Brightschalter. Der Sound eignet sich für getragene und warme Sololinien. Die zweite Position der Lead-Sektion ist das Preset mit dem Namen „Solid“. Es beruht auf dem Guv’ner Distortionpedal und zeigt dessen ausgeprägten Mittenbereich. „Classic“ ist eine Kombination aus dem Bluesbreaker II Pedal und einem JCM2000 DSL100. Der Crunch-Kanal des simulierten Amps wird hier mit der Bluesbreakerschaltung tüchtig angeblasen und erzeugt einen recht markanten modernen Solosound. Das letzte Preset heißt „Modern“ und die Schaltung entspricht dem JVM410H, der im wirklichen Leben mit vier kaskadierten Gainstufen ausgestattet ist. Das Ergebnis ist viel Sustain gepaart mit einem gesteigerten Durchsetzungsvermögen. Die Steuerelemente der Preamp-Sektion bedienen die klassischen Parameter Gain, Bass, Middle, Treble und Volume. Nichts Neues also. Der Clou an der Sache ist jedoch, dass sich die Wirkungsweise der Regler je nach gewähltem Preset ändert. Deshalb klingen alle selbst bei gleicher Einstellung sehr unterschiedlich. Hat man erst einmal ein gutes Setting gefunden, lässt sich dieses bequem abspeichern und jederzeit wieder aufrufen. Der JMD100 ist also „Total Recall“ fähig.
Die Endstufe Trotz der modernen Features des JMD100 setzt man im Endstufenbereich auf Marshalls patentierte EL34 Ausstattung. Sie bietet einen mächtigen Sound und ist seit Jahrzehnten unverwüstliches Kraftwerk und Motor für den typischen Marshall-Sound. Sie erst bringt den Amp zum Atmen. Die Glaskolben interagieren mit den Speakern, wie es eben nur Röhrenendstufen können. Bei der Entwicklung haben sich die Ingenieure sehr viele Gedanken darüber gemacht, wie man trotz einer digitalen Vorstufe die analoge Wärme erhalten kann. Um die verschiedenen Vorverstärker mit optimalen Resonanzwerten der Gegenkopplung optimal zu ergänzen, wurde die Schaltung der Röhrenendstufe für jeden der 16 Sounds individuell angepasst. Lautstärkemäßig reicht der mir zur Verfügung stehende 100 Watt Bolide locker aus, um auch wirklich lärmresistenten Zeitgenossen einen gehörigen Gehörschaden zu verpassen. Natürlich sind auch 50 Watt genug, um die Wände zum Wackeln zu bringen, aber man sollte sich nicht täuschen, denn hier geht es nicht nur um Lautstärke, sondern um Dynamik und Spritzigkeit. Ähnlich wie die verfügbaren PS bei einem Auto bringen mehr Watt bei Marshall-Amps einen rundum fetteren und direkteren Sound.
Die Effekte Mit an Bord des JMD 1 befinden sich mehrere Effekte, die ins Klanggeschehen eingebettet werden. Der integrierte Hall besitzt lediglich ein Poti, mit dem er stufenlos geregelt werden kann. Die Modulationseffekte, bestehend aus Chorus, Phaser, Flanger, Tremolo und einem Noise Gate, teilen sich ebenso zwei Regler, wie die Delay-Sektion. Bei den Modulationseffekten wählt man mit dem „Mod Adjust“-Regler zunächst den gewünschten Effekt und beeinflusst anschließend mit dem benachbarten „Mod Depth“-Regler dessen Tiefe. Es ist also nicht möglich, mehrere Modulationseffekte gleichzeitig zu benutzen oder zu mischen. Die Delay-Abteilung stellt vier unterschiedliche Delay-Arten zu Verfügung. Darunter befinden sich ein Hi-Fi-Delay (Digitaldelay), ein Analog-Delay, ein Tape-Delay und ein Multi-Tap-Delay. Die unterschiedlichen Delay-Arten unterscheiden sich vor allem in ihren Frequenzbereichen. Während das Hi-Fi-Delay den kompletten Frequenzgang bearbeitet, wurden bei den anderen für einen weicheren und deutlich analogen Klang vor allem die hohen und mittleren Frequenzbänder beschnitten. Ein Tap-Taster sorgt für das richtige Tempo bis hin zu einer maximalen Verzögerungszeit von 1000 ms. Die Einstellungen der Effekte sind ebenso wie die restlichen Parameter programmierbar.
Die Mastersektion Dieser Bereich ist nur für die Röhrenendstufe zuständig und wird vollständig analog gesteuert. Hier stehen dem User ein Presence-Poti und ein Masterregler zur Verfügung. Letzterer ist für die Ausgangslautstärke zuständig, die hier bei Bedarf in Dimensionen vorstößt, in denen sich sonst nur startende Düsenjets präsentieren. „Presence“ bietet im Endstufensektor noch einmal die Möglichkeit, die oberen Frequenzen zu betonen. Diese beiden Regler lassen sich als einzige Bedienelemente nicht abspeichern. Die Lautstärke der einzelnen Programme kann man über den Volume-Regler programmieren und abrufen.
Die Rückseite Hatte man bisher den Eindruck, es „nur“ mit einem einfachen Röhrenamp zu tun zu haben, offenbart sich hier die ganze Welt der analog/digitalen Realität. Dinge wie „MIDI“ sind eine Selbstverständlichkeit und mithilfe der gleichnamigen Buchsen lässt sich der JMD 1 in ein beliebiges MIDI-Setup einbinden und man kann bis zu 128 MIDI Programmwechselbefehle abrufen. In direkter Nachbarschaft wird der mitgelieferte Fußschalter eingestöpselt, mit dem sich immerhin 28 Presets abspeichern und abrufen lassen. Der „Emulated Line-Out“ bietet ebenso wie der Kopfhörerausgang einen frequenzkorrigierten Sound, der eine Speakersimulation beinhaltet. Die „Line Out“ Buchse ist im Gegensatz zum Kopfhörerausgang elektronisch symmetriert und eignet sich für Recordingzwecke und für den Livemischer. Im Gegensatz dazu bietet die „Pre-amp“ Ausgangsbuchse das Signal der Vorstufe ohne Speakersimulation – dort kann also eine weitere Endstufe angeschlossen werden. „Line In“ dient dem Anschluss von MP3- und CD-Playern und wird auch zum Kopfhörerausgang durchgeschleift. Im Standby-Modus kann der JMD 1 ohne einen Laut über Kopfhörer zum nächtlichen Üben eingesetzt werden. Der Einschleifweg kann sowohl seriell als auch parallel genutzt werden und ist voll programmierbar. Ein +4dBu/-10dBV Schalter erlaubt die Konfiguration des Einschleifwegs für professionelles Equipment ebenso wie für Bodenpedale. Drei Lautsprecheranschlüsse runden das Bild ab.
Der Fußschalter Der mitgelieferte Fußschalter arbeitet in zwei Betriebsarten. Im Switch-Modus kann man jedem Schalter des Frontpanels einen der sechs Taster auf dem Fußschalter zuweisen. Der gebräuchlichere und live-tauglichere Preset-Modus erlaubt es, ganz bequem die unterschiedlichen vorprogrammieren Sounds abzurufen. In diesem Modus stehen dem User insgesamt 28 Presets zur Verfügung. Die ersten vier Taster dienen der direkten Anwahl der Programme. Die beiden verbleibenden Taster 5 (bank down) und 6 (bank up) dienen der Anwahl der Bank. Rote LEDs geben auch auf dunklen Bühnen Auskunft darüber, in welchem Programm man sich gerade befindet.
M 412 A Gitarrenbox Wer kennt sie nicht, die klassische, leicht abgeschrägte 4 x 12 Marshall-Box, der Traum aller Rocker. Rein äußerlich unterscheiden sich die unterschiedlichen Marshallboxen kaum voneinander, die klassischen 1969 Modelle haben jedoch etwas andere Maße, sind etwas höher und gleichzeitig leichter. Der wesentliche Unterschied aber sind die verwendeten Lautsprecher, das Nadelöhr, durch das alles hindurch muss. Bei diesem preiswerten Modell hat man sich für Eminence AX-75 Speaker entschieden bei einer Leistung von 300 Watt. Die M 412 A hat auf der Rückseite eine Klinkenbuchse und ist nicht splitbar. Bei Bedarf können Rollen angebracht werden, die leider nicht zum Lieferumfang gehören. Trotzdem sollte an dieser rückenfreundlichen Investition nicht gespart werden.
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Praxis und Sound
Ich habe das Topteil mit mehreren Gitarren und Boxen in unterschiedlichen Proberäumen ausprobiert. Zum Einsatz kamen eine Gibson Customshop Les Paul, eine Epiphone Les Paul und eine Customshop Stratocaster mit HSS-Pickupbestückung. Zum Vergleich gesellten sich zwei Boxen von Marshall, die in unterschiedlichen Proberäumen stehen. Eigentlich war der Test nur mit der mitgelieferten Box geplant, aber da ich zwei Marshallboxen unterschiedlicher Jahrgänge und Speakerbestückung besitze, bot sich ein Vergleich an. Eine dieser Boxen ist mit Celestion Greenbacks (G 12 M) und die andere mit G12 H 30 Speakern bestückt.
Mein erster Eindruck beim Anspielen des JMD100 war, dass der Gesamtsound des Heads insgesamt viel direkter und nicht so statisch und kalt klingt, wie man es von vielen digitalen Amps her kennt. Ob dieser positive Effekt von der Röhrenendstufe herrührt oder ob es die schnellen Prozessoren und die ausgefuchste Programmierung sind, kann ich nicht sagen. Es ist wohl der Mix dieser Komponenten.
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Sound-Overview
Die Stärken des JMD100 liegen ganz klar im klassischen Rockbereich. Aber auch in Sachen Metallsounds weiß der Verstärker zu überzeugen. Die Zerrsounds sind wirklich sehr gut gelungen, Hut ab. Wenn man mit dem Amp-Select-Drehregler durch die diversen Verstärkermodelle zappt, merkt man schnell, wie vielseitig der JMD in dieser Beziehung ist. Die Sounds pumpen tatsächlich fast so, wie man es von einem „richtigen“ Gitarrenverstärker her kennt. Viele Digital-Amps haben ja das Problem, dass ein zu komprimierter und flacher Sound es einfach nicht aus den Speakern schafft und sich dann später im Bandgefüge nur schlecht durchzusetzen weiß. Mit dem JMD ist Marshall dem klassischen Röhrenfeeling ein gutes Stück nähergekommen, die ungezähmte Brachialität eines JDM 800 oder eines alten JMP hat man aber nach wie vor noch nicht erreicht. Die bluesigen und leicht angezerrten Sounds liegen nicht in der Kernkompetenz des JMD 1. Diese Königsdisziplin scheinen die Programmierer nach wie vor nicht authentisch umsetzen zu können. Wer Klassiker wie den AC 30, den Bluesbreaker oder den JCM 800 im Original kennt, weiß, wovon ich spreche. Es sind die harmonischen Verzerrungen, die mit dem Gitarrenklang eine einzigartige Symbiose eingehen und ihm ein schmatziges Sustain verleihen.
Der cleane Bereich hingegen ist den Programmierern sehr gut gelungen. Diese Sounds klingen nie klinisch sauber, sondern angenehm rund. Hier geht es oft an die Grenze zwischen völlig clean und einem leicht in die Sättigung gehenden Sound, also einem Ton mit dem gewissen Anteil an Schmutz. Besonders erwähnenswert ist im Cleanbereich das Preset „Full“, dessen Sound herber abgestimmt ist, als die drei anderen unverzerrten Sounds und ein wenig an einen Fender Twin Reverb erinnert. Der Mittenbereich ist ausgehöhlt und die oberen Mitten sowie der Bassbereich werden stärker gefeatured. Im Vergleich dazu präsentiert sich der „Modern“ Kanal traditioneller und weicher. Diese beiden Sounds würden mir persönlich ausreichen, um klarzukommen. Die beiden verbleibenden Presets „Natural“ und „Classic“ sind sehr weich abgestimmt und ähneln einander doch recht stark. Ich könnte mir vorstellen, dass Jazzer hier eher begeistert sein werden als Funk- oder Soul-Gitarristen.
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Clean Preset ClassicClean Preset Full
Die Bereiche „Crunch“, „Overdrive“ und „Lead“ unterscheiden sich in ihrer grundsätzlichen Zerr-Intensität. Es kommen also immer mehr simulierte Röhrenstufen hinzu, die gleichzeitig eine feinere Zerrstruktur schaffen. Bei einigen Presets wie beispielsweise „Classic“ im Bereich „Lead“ handelt es sich um Kombinationen aus Zerrerpedal und Gitarrenamp. Als JCM 800 Fan habe ich mich im Crunch-Bereich natürlich sofort auf das Preset „Classic“ gestürzt. Hier kommt der raue Charakter des Klassikers gut zur Geltung und – obwohl es den originalen JCM 800 nicht 1:1 nachahmt- klingt das Preset alles andere als digital. Die Klangregelung arbeitet ähnlich effektiv beziehungsweise uneffektiv, wie ich es von vielen Marshalls her kenne – man hat sich also auch in dieser Hinsicht weitestgehend am Original orientiert.
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Overdrive Preset ClassicOverdrive Preset Modern
Der Sound ist übrigens auch über den Kopfhörerausgang sehr gut konsumierbar, dabei sollte man den Standby – Schalter allerdings in der „OFF“-Stellung belassen, denn wenn keine Box angeschlossen ist, killt es ansonsten die Röhrenendstufe. Die Abteilung Overdrive bietet schon etwas mehr Kelle und vier grundverschiedene Sounds. Der böseste Vertreter dieser Kategorie ist das Preset „Detuned“. Hier wird ein durch und durch aggressives Metallbrett geboten, für das der OD2-Kanal des Mode Four Pate gestanden hat. Die Mitten sind abgesenkt, um besonders tiefergestimmten Gitarren oder Baritongitarren einen Angst einflößenden Growl zu verpassen. Wer hier den Trebleregler voll aufdreht, der ist selber schuld. Die 12-Uhr-Stellung der Klangregelung ist übrigens nicht nur bei diesem Preset die beste Ausgangsposition. In dieser Einstellung kann man eigentlich nichts falsch machen, denn so klingen alle Presets in sich schlüssig. Typisch Marshall eben!
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Overdrive Preset Detuned
Auch im Lead-Bereich wird hier jeder schnell seinen Sound finden. Zur Auswahl stehen wiederum vier Sounds, die sehr viel Gain bieten. Hier gefällt mir besonders das Preset „Modern“ mit einem etwas kantigen Sound und einem guten Durchsetzungsvermögen. Sehr mittig und fast schon Boogie-mäßig singt die Gitarre beim Anwählen von „Solid“ und so lassen sich problemlos fette 80er LA-Sololinien realisieren. Bei diesem Preset greift der Mittenregler extrem stark ins Klanggeschehen ein, wodurch sich beim Zurückdrehen ein recht giftiger und sirziger Bratsound einstellen lässt.
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Lead Preset ModernLead Preset Solid
Effekte sind reichlich vorhanden und laden zum Experimentieren ein. Im Bereich Delay und Reverb kann man eine schöne Tiefe erzeugen, die dem Sound eine dritte Dimension verleiht. Besonders eindrucksvoll und weich arbeitet übrigens das Noisegate. Mit seiner Unterstützung hat man in Spielpausen auch bei härtesten Sounds absolute Funkstille. Die Modulationseffekte sind eher aufdringlich abgestimmt und klingen sehr digital und kalt. Wer einen weichen und tiefen Chorus oder einen funky Phasing-Sound sucht, kommt hier nicht wirklich zu Potte. Für die sollte man gute Pedale einsetzen oder den eingebauten Effekteinschleifweg nutzen. Da alle Potis, bis auf die beiden Regler der Mastersektion, programmierbar sind, kann man auch den eingeschleiften Effektprozessor je nach Programm mehr oder weniger ins Klanggeschehen einbetten.
Last, but not least noch einige Worte zur M 412 A Box, die mir zu diesem Test gemeinsam mit dem JMD 100 geschickt wurde. Wie bereits erwähnt, habe ich zwei weitere 4 x 12 Marshall-Boxen in Kombination mit dem JMD 100 getestet. Dabei ist mir aufgefallen, dass der Amp mit meinen leistungsschwächeren Boxen ausgeglichener klingt. Meine 1960 ist mit Celestion Greenbacks bestückt, die je 25 Watt Leistung bringen. Heute heißt das Modell mit dieser klassischen Speakerbestückung 425 A. Diese Box hat zwar „nur“ 100 Watt Leistung, aber selbst auf großen Bühnen kommt man nicht im Entferntesten an ihre Leistungsgrenze. Die Eminence-Speaker der M412A betonen die oberen Mitten deutlich stärker. Außerdem sind sie nagelneu und dementsprechend noch nicht ein- beziehungsweise weichgespielt. Am besten hat mir der JMD1 mit meiner geraden Marshallbox gefallen. Diese geraden Boxen klingen ohnehin fetter und haben etwas mehr Punch im Bassbereich als die abgeschrägten 4 x 12 Boxen. Unterm Strich kann es sich also durchaus lohnen, den Amp mit unterschiedlichen Boxen zu testen, denn die klanglichen Unterschiede sind teilweise wirklich frappierend.
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Der JMD 100 ist ein waschechter Marshall-Amp der neuesten Generation. Der Hybrid-Amp vereint eine digitale Vorstufe mit einer kräftigen100 Watt Röhrenendstufe und schafft so eine Schnittmenge der beiden Welten, die sich sehen und hören lassen kann. Der Amp eignet sich optimal für „Bühnenarbeiter“, also Rocker und Top 40 Leute, die schnell unterschiedliche Sounds anbieten müssen und dafür keine zentnerschweren Racks schleppen wollen. Im Digitalamp-Sektor hat Marshall die Messlatte mit der JMD 1 Serie wieder ein gutes Stück nach oben geschoben. Mit dem mitgelieferten Fußschalter ist man bestens für die meisten Situationen gewappnet. Dank seiner zahlreichen Anschlüsse kann der Amp in beliebige MIDI-Setups eingebunden werden und für das lautlose Üben steht ein Kopfhörerausgang zur Verfügung. Ein frequenzkorrigierter XLR-Ausgang erlaubt Aufnahmen im Studio oder die Verbindung zum Mischpult beim Liveauftritt. Hier haben die Entwickler wirklich mitgedacht und ein absolut roadtaugliches Gespann entwickelt, das seinen Weg machen wird.
Aufgrund der klanglichen Vielfalt, aufgrund der ausgezeichneten Marshall Klangtreue und aufgrund der eingebauten Digitaleffekte in Studio-Qualität ein absolutes Muss für jeden Bühnen- und Studio-Musiker.
Allein die Kombination dynamische EL 34 bestückte Endstufe mit Midi kontrollierbaren Studio Effekten ist ihr Geld wert. Die digitalen Preamps gefallen nicht jedem, Clean und Lead eher authentischer als Crunch und Overdive. Aber … über den pegelanpaßbaren Return kann fußschaltbar jeder externe Preamp, auch Vollröhre, hervorragend integriert werden. Mit TAD Tonebones auf 15 W reduziert, ist der Amp auch für zuhause gut geeignet.
Den Amp vom Händler geholt und gleich in das TELL Übungslokal gebracht. An meine 1960er Lead Box angeschlossen... Meine Gibson M-III Ultra-Shredklampfe eingestöpselt und... Wow...!!! Ich bin sprachlos für zwei Stunden (mit wem sollt ich da auch reden so ganz allein?).Ich schalte mich erst mal durch die 28 Presets und fast alle überzeugen mich. Der Amp kommt mit einer unglaublichen Dynamik daher und alles was ich spiele wird einem voll und unüberhörbar ins Gesicht gedrückt.Genau so muss es sein! Da ich eh ein Digitalfachmann bin hab ich auch keine mühe mich mit den verschieden arbeitenden Regler pro virtuellen Amp zu Recht zu finden.Auch die Logik der jeweiligen Effektprogrammierungen finde ich total optimal.Besser kann man es nicht machen. Thx an Marshall!Das einzig negative wär eigentlich nur die Akzeptanz der konservativen E-Gitarrenspieler. Ich bin wohl eher so eine Art i-Git Spieler ^^ xD
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Peter Marik sagt:
#1 - 28.05.2011 um 13:33 Uhr
Aufgrund der klanglichen Vielfalt, aufgrund der ausgezeichneten Marshall Klangtreue und aufgrund der eingebauten Digitaleffekte in Studio-Qualität ein absolutes Muss für jeden Bühnen- und Studio-Musiker.
Wolle sagt:
#2 - 06.01.2012 um 14:42 Uhr
Allein die Kombination dynamische EL 34 bestückte Endstufe mit Midi kontrollierbaren Studio Effekten ist ihr Geld wert. Die digitalen Preamps gefallen nicht jedem, Clean und Lead eher authentischer als Crunch und Overdive. Aber … über den pegelanpaßbaren Return kann fußschaltbar jeder externe Preamp, auch Vollröhre, hervorragend integriert werden. Mit TAD Tonebones auf 15 W reduziert, ist der Amp auch für zuhause gut geeignet.
Simon Tanner sagt:
#3 - 26.02.2012 um 02:38 Uhr
Den Amp vom Händler geholt und gleich in das TELL Übungslokal gebracht. An meine 1960er Lead Box angeschlossen... Meine Gibson M-III Ultra-Shredklampfe eingestöpselt und... Wow...!!! Ich bin sprachlos für zwei Stunden (mit wem sollt ich da auch reden so ganz allein?).Ich schalte mich erst mal durch die 28 Presets und fast alle überzeugen mich. Der Amp kommt mit einer unglaublichen Dynamik daher und alles was ich spiele wird einem voll und unüberhörbar ins Gesicht gedrückt.Genau so muss es sein! Da ich eh ein Digitalfachmann bin hab ich auch keine mühe mich mit den verschieden arbeitenden Regler pro virtuellen Amp zu Recht zu finden.Auch die Logik der jeweiligen Effektprogrammierungen finde ich total optimal.Besser kann man es nicht machen. Thx an Marshall!Das einzig negative wär eigentlich nur die Akzeptanz der konservativen E-Gitarrenspieler. Ich bin wohl eher so eine Art i-Git Spieler ^^ xD