Marantz MPM-1000 Test

Marantz schickt das MPM-1000 ins Rennen um die günstigsten Großmembran-Mikrofone, die der Mikrofonmarkt zu bieten hat.

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Das verwundert vielleicht den ein oder anderen von Euch, dem der Name Marantz aus dem Hi-Fi-Bereich ein Begriff ist. Für mich ist die Firma ebenfalls als Hersteller exzellenter Hi-Fi-Verstärker und Plattenspieler im Hinterkopf abgespeichert. Aber Marantz Professional bieten heutzutage weit mehr als das. Vom Studio- über Broadcast- bis hin zum Live-Equipment reicht das Programm. Da kommt eine Menge Erfahrung zusammen, die im Bereich der Studiomikrofone nun mit dem MPM-1000 ihre günstige Ausführung findet.
Wer sich den Straßenpreis des MPM-1000 anschaut, wird wirklich kaum glauben, dass es sich hier tatsächlich um einen Großmembraner samt Tischstativ und Spinne handelt. Im Test wollen wir deshalb für Euch schauen, ob günstig in diesem Fall auch billig bedeutet oder Marantz mit dem MPM-1000 doch eher ein Schnäppchen anbieten…

Details

Auftritt des MPM-1000 mit reichlich Zubehör

Schauen wir uns als erstes einmal an, was das MPM-1000 zu bieten hat. Einfach gesagt, ist das Marantz-Mikrofon ein seitlich zu besprechendes Kondensatormikrofon mit Nierencharakteristik, wie es Dutzende gibt. Der Hersteller verspricht uns aber, dass der Schallwandler uns eine hohe Empfindlichkeit bietet und das Mikrofon mit ebenem Frequenzgang daherkommt. Das klingt für diesen Kaufpreis beinahe zu schön, um wahr zu sein und muss daher dringend von uns getestet werden. Ganz nebenbei hat das MPM-1000 ein Tripod-Tischstativ mit an Bord und kommt außerdem samt Windschutz, Spinne und XLR-Kabel zum Käufer. Das ist für ein Budget-Mikrofon eine Menge Zubehör und mir deshalb einen Eintrag in die Pro-Liste des Mikrofons wert.

Fotostrecke: 5 Bilder Im verjüngten Fuß sitzt ein XLR-Anschluss, der auch die benötigte Phantomspeisung aufgreift.

Netter Look

Werfen wir einen Blick auf das Mikrofon selbst. Es hat einen mattschwarz lackierten Metallkorpus, dessen goldene Bedruckung schick anzusehen ist. Auch der silberfarbene Kopf des Kondensator-Mikrofons trägt seinen Teil zum netten Look des Mikrofons bei. Finish und Bedruckung sind gut und abriebfest ausgeführt. Der Drahtgeflechtkorb des MPM-1000 wird von einem umlaufendem Metallbügel in Form gehalten. Darunter befindet sich die Mikrofonkapsel mit 18mm-Membran – die meisten würden also eher von Mittelmembran als von Großmembran sprechen. Ganz nebenbei sind Body und Drahtgeflechtkorb service-freundlich verschraubt. Der gesamte Auftritt des Mikrofons wirkt solide und ansprechend. Einzig beim Blick auf die Rückseite des Mikrofons zeigt sich ein kleiner Wermutstropfen. Hier prangt ein nicht besonders ansehnlicher Aufkleber des Europa-Vertriebs von Marantz. Aber steckt das Mikrofon erst in seiner Halterung und wird von vorn besprochen, sieht der Künstler den – ja, nennen wir den Aufkleber ruhig so – kleinen „Schandfleck“ nicht mehr.

Werte des Marantz MPM-1000

Bevor wir das MPM-1000 in der Praxis checken, sei auch noch eine kurze Einordnung der vom Hersteller bereitgestellten Daten erfolgt. Seine Impedanz von 200 Ohm lässt es optimal mit Preamps arbeiten, die mindestens eine Eingangsimpedanz von 1000 kOhm haben – was wohl auf den Großteil der heute erhältlichen Vorverstärker zutrifft. Sein Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz ist standardmäßig und umfasst den typischerweise für Menschen hörbaren Bereich. Der Grenzschalldruckpegel ist mit 136 dB ordentlich und dürfte daher in der Aufnahmepraxis kaum zu Einschränkungen führen – auch nicht bei lauten Instrumenten. Seine Empfindlichkeit von -38 dB +/-2dB (0 dB = 1 V/Pa @ 1kHz) deutet darauf hin, dass es sich hier um kein allzu „lautes“ Mikrofon handelt, andererseits aber auch keine Signalpower auf der Strecke gelassen wird… um es mal salopp zu formulieren. Das Eigenrauschen von 17 dB ist ein guter Wert, der sicher nicht von jedem Budget-Mikrofon in der Praxis geliefert wird. Der Signal-Rausch-Abstand beträgt laut Hersteller dementsprechend 77 dB. Das ist ein solider Wert, auf den wir bei unseren Testaufnahmen nochmal achten werden.

Praxis

Haptik & Handling

Für den Kaufpreis, den Marantz für das MPM-1000 aufruft, auch noch ein Transport-Köfferchen zu erwarten, wäre wahrlich zu viel verlangt. Stattdessen wird der gesamte Lieferumfang sicher in einem Schaumstoff-Inlay verwahrt, der ganz einfach in den Umkarton geschoben wird. Da der Karton einen kleinen Plastik-Tragegriff hat, bietet das MPM-1000 mit ganz viel Wohlwollen aber sogar so etwas wie einen „Transportkoffer light“.
Aufgrund seines matten und leicht rauhen Finishes fühlt sich das MPM-1000 regelrecht wertig an. Diesen Eindruck verstärkt auch das Gewicht des kleinen Großmembraners. Die mitgelieferte elastische Halterung besteht aus einer Gelenk-Halterung, die mit einer Reduziergewinde-Schraube ausgestattet ist. Die Stativhalterung lässt sich vertikal arretieren und kann per Schlitzschraube festgestellt werden. Ein Metallring sorgt für die umlaufende Befestigung der elastischen Bänder. Sie halten eine Blechführung, die per Zwei-Finger-Schnellverschluss geöffnet wird und mit dünnem Schaumstoff ausgekleidet ist. Dadurch wird das Mikrofon beim Ein- und Ausführen in die Halterung vor Abrieb geschützt. An dieser Stelle haben Marantz im Gegensatz zu anderen Herstellern also keineswegs gegeizt. Auf das Dreifuß-Stativ geschraubt, lässt sich die Halterung mühelos so neigen, dass es vom Schreibtischstuhl aus besprochen und besungen werden kann. Allerdings steht das Mikrofon dann ein wenig tief. Wer einen satten Nahbesprechungseffekt erzielen will, benötigt daher ein paar Bücher zum unterlegen oder muss sich ein höheres Tischstativ anschaffen. Dafür sollte beim geringen Straßenpreis des MPM-1000 ja noch genug Geld im Portemonnaie übrig sein.

Fotostrecke: 2 Bilder Zum Tischstativ gehört auch eine passende elastische Mikrofonhalterung.

Klang

Wie aber klingt das Marantz MPM-1000? Mein erster Eindruck ist, dass der Hersteller mit dem Hinweis auf den vielversprochenen „ebenen Frequenzgang“ gar nicht so falsch liegt. Denn auch bei naher Mikrofonierung wirkt der ausgegebene Klang tatsächlich sehr nüchtern. Dazu trägt der vergleichsweise geringe Nahbesprechungseffekt ebenso bei, wie die feine Auflösung der Höhen und ein ausgewogenes Klangbild in den Mitten. Die Kehrseite dieses eher analytischen Auftritts ist, dass das Mikrofon nur wenig Charakter besitzt.
Bei Mikrofonbesprechungen aus mittlerer Distanz gehen gegenüber der Nahbesprechung naturgemäß ein paar dB verloren. Beim MPM-1000 muss ich das Signal entsprechend um 9 dB anheben. Das ist nicht viel und spricht für eine gute Empfindlichkeit des Mikrofons. Der Frequenzgang des Mikrofons erscheint bei mittlerer Mikrofonierungsdistanz sogar noch flacher. Insgesamt bietet das MPM-1000 einen guten Ausgangspunkt, um Stimmsignale mit unprätentiösem Klangbild aufzuzeichnen und – falls gewünscht – später in der DAW nach Belieben charaktervoll aufzubereiten.
Die Nierencharakteristik des Mikrofons ist breit genug aufgestellt, um vor dem Mikrofon auch mal die ein oder andere Bewegung zu vergeben. Bis hin zur 45°-Besprechung von jenseits der Haupteinsprechachse bleibt das Klangbild recht stabil und auch der Pegelverlust ist bis hierhin sehr gering. Damit eignet sich das Mikrofon auf jeden Fall für Einsteiger, die noch über wenig Erfahrung mit der Performance vor Studio-Mikrofonen verfügen.
Darüber hinaus ist die klangliche Abbildung des MPM-1000 ansprechend. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es für kaum mehr als ein Taschengeld zu haben ist. Zischlaute setzt es deutlich, aber nicht scharf um. Die Abbildung von Transienten ist für ein Budget-Mikrofon schnell und akkurat, ohne dabei hart zu wirken. Und auch in Sachen Signaldynamik lässt sich nicht meckern. Der gewandelte Schall macht keinen allzu „plastischen“ Eindruck, wie das bei manch Highend-Mikrofon der Fall ist, aber das erwartet man vom MPM-1000 ganz sicher auch nicht. Es ist für Homestudio-Zwecke gedacht und bietet für genau diesen Einsatz ausreichend dynamische Zeichnung. Das Signal wirkt jedenfalls zu keiner Zeit platt oder gar leblos.

Audio Samples
0:00
Niere, close Niere, mid Niere, mid, 45° Niere, mid, 90°

Ach, ja, da war ja doch etwas. Genau, wir wollten noch ein Ohr auf die Rauschanteile werfen. Um es kurz zu machen: Weder diese noch sonstige Nebengeräusche traten im Test negativ in Erscheinung, weshalb die Arbeit mit dem MPM-1000 wirklich angenehm und einfach ist und der Hersteller uns hier nicht zu viel versprochen hat. 

Fazit

Das Marantz MPM-1000 ist ein Großmembran-Mikrofon für Einsteiger, das jeden seiner nur wenigen Euros Kaufpreis wert ist. Angefangen vom Lieferumfang über die gute Fertigung des Mikrofons bis hin zu seinem analytischen Klang bietet es eine Menge Value for Money. Was ich als Käufer nicht erwarten darf, ist ein unverwechselbarer klanglicher Charakter. Aber das ist gerade auch das große Plus dieses günstigen Großmembraners. Gerade Stimmen, die mit anderen Mikrofonen eher matt und ein wenig bedeckt herüberkommen, steht das MPM-1000 gut zu Gesicht. Da mir nach diesem Test absolut keine Gegenargumente und Schwachstellen des Mikrofons einfallen, erhält das MPM-1000 von mir als eines von wenigen Geräten die Höchstwertung. Marantz beweisen hier tatsächlich, dass ein günstiges Mikrofon nicht billig sein muss und liefern ein echtes Schnäppchen an. Wer ein schnörkelloses günstiges Studiomikrofon für sein Heimstudio sucht, mit dem er Instrumente und Stimmen unproblematisch und ungeschönt aufzeichnen möchte, kann hier bedenkenlos zugreifen.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • nüchterner Klang
  • rauscharm
  • Lieferumfang
  • Preis/Leistungs-Verhältnis
Contra
  • keins
Artikelbild
Marantz MPM-1000 Test
Für 44,00€ bei
Marantz_MPM_1000_2
Features & Spezifikationen
  • Typ: Kondensator
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Frequenzbereich: 20 Hz bis 20 kHz
  • Membran: 18 mm
  • Empfindlichkeit: -38 dB +/-2dB (0 dB = 1 V/Pa @ 1kHz)
  • Grenzschalldruckpegel: 136 dB
  • Eigenrauschen: 17 dB
  • Signal-Rausch-Abstand: 77 dB
  • Impedanz: 200 Ohm
  • Anschluss: XLR
  • Zubehör: Tischstativ
Preis € 71,39 (UVP)
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    Die Verarbeitung ist vom Metallbody über die Verschraubung bis hin zum Mikrofonkorb gut.

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    Profilbild von Achim Koester

    Achim Koester sagt:

    #1 - 09.07.2022 um 10:50 Uhr

    0

    Seit ca. einem Jahr benutze ich das MPM 1000 für Instrumental- (Cello) und Gesangs-(Bariton) Aufnahmen mit Klavierbegleitung. Besonders gut gefällt mir die neutrale, unverfärbte Klangcharakteristik, die eher typisch für Kleinmembraner ist, nun ja, 18 mm sind ja wohl auch eher KM. An meinem Tascam US-16x08 ist kein Rauschen hörbar, und ein Übersprechen des lauteren Flügels wird ebenfalls gut gedämpft. Wenn man nicht gerade hochprofessionelle Ansprüche hat, wie etwa Schoeps oder Neumann, ist das MPM 1000 eine sehr gute Alternative, zumal das Preis-/Leistungsverhältnis außerordentlich gut ist.

    Profilbild von Fz

    Fz sagt:

    #2 - 11.03.2023 um 09:18 Uhr

    0

    Was für ein ekelhaftes Kauboigejaule

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