MAAT Roger Schult PhaseShifter W2324 Plug-in Test

Roger Schult versorgt die Audiogemeinde bereits seit einigen Jahren mit seinen hochwertigen und sehr präzisen, aber vor allem analogen Werkzeugen. Nun liegt uns die erste virtuelle Version eines seiner Produkte vor, welche er zusammen mit MAAT entwickelt hat. Schaut man sich an, wer dahintersteckt, stößt man unter anderem auf Friedemann Tischmeyer, der in der Studioszene auch nicht ganz unbekannt ist.

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Details

Wie die Hardware

Rein äußerlich haben sich die Entwickler von MAAT bei der Gestaltung des Plug-ins nah an der Hardware gehalten. Da es sich bei der Hardware um ein Mono-Modul für das API Series 500 System handelt und der MAAT auch in einer Stereo- und einer Dual-Mono-Version vorliegt, sieht das ganze aus wie zwei Module nebeneinander. Wobei je nach gewählter Betriebsart eines der Module nur aus einer Blindplatte besteht. Die Bedienelemente des Originals wurden übernommen, allerdings mit erweitertem Wertebereich, da, wo es sinnvoll ist. Alle Einstellungen werden direkt mit den angezeigten Reglern vorgenommen, es gibt keine Menüs. Drückt man auf das MAAT-Logo, erscheint lediglich ein Fenster, in dem die Bedienungsanleitung sowie verschiedene Links im Netz aufgerufen werden können.
Die Entwickler haben sich entschieden den Hardware PhaseShifter nicht per Physical Modelling nachzubauen, sondern sie haben ein digitales Schalt-Diagramm erstellt, aus dem dann ein Algorithmus entwickelt wurde.

Parameter

Insgesamt gibt es drei zentrale Bedienelemente beim PhaseShifter Plug-in. Mithilfe des obersten Drehreglers wird der Ausgangspegel des PhaseShifters in einem Bereich von -5 dB bis +5 dB bestimmt. Hierdurch können wir Pegeländerungen, welche durch die Verschiebung der Phase entstehen können, ausgleichen.
Darunter befindet sich der Drehregler des Phasenwinkels, welcher zwischen 15° und 180° eingestellt werden kann. Mit dem direkt darunterliegenden Schalter kann dieser Bereich um 180° auf bis zu 360° erweitert werden. Die Mittelstellung dieses Schalters entspricht wie bei der Hardware-Version einem Bypass des gesamten Moduls.
Das dritte große Bedienelement ist ein Drehschalter, mit dem der Frequenzbereich, auf den die Phasenverzögerung wirkt, eingestellt wird. Hier stehen 13 Frequenzen zwischen 16 Hz und 4 kHz zur Wahl. Wie bei der Hardware-Version handelt es sich hierbei tatsächlich um einen Drehschalter und nicht um ein Potentiometer. Der Vorteil des Plug-ins ist, dass mit gedrückter Shift-Taste auch jede Zwischenstellung möglich ist. Das verwendete Filter arbeitet mit einer Flankensteilheit von 6 dB pro Oktave.

Stereo- und Dual-Monobetrieb

Im Stereobetrieb erscheint auf der Blindplatte des zweiten Moduls ein neues Bedienelement welches mit „∂“ (Delta) beschriftet ist. Dieser Taster schaltet ausschließlich das bearbeitete Signal auf den Audioausgang. Dies ist eigentlich nur zu Kontrollzwecken gedacht, kann aber auch kreativ eingesetzt werden.

Die Bedienelemente der Stereo-Version
Die Bedienelemente der Stereo-Version

Darüber hinaus erscheinen unter den bereits beschriebenen Bedienelementen zwei weitere Schalter: Mirror und Flip. In der Grundeinstellung wird im Stereobetrieb die Phase des rechten Kanals bearbeitet. Mit dem Taster Flip ändern wir dies und können uns die linke Seite vornehmen.

Mit dem Taster Flip können wir die linke Seite bearbeiten
Mit dem Taster Flip können wir die linke Seite bearbeiten

Der Mirror-Schalter spiegelt den bearbeiteten auf den zweiten Kanal innerhalb der bereits geöffneten Instanz. Die Regler der beiden Kanäle sind gekoppelt, sodass wir ein in sich stimmiges Stereosignal gegenüber anderen Signalen verschieben können.

Der Taster Mirror spiegelt alle Einstellungen auf den linken Kanal
Der Taster Mirror spiegelt alle Einstellungen auf den linken Kanal

Mit der zweiten Maustaste – bei den meisten ist das die rechte – können wir in den beiden Kanälen auch unterschiedliche Werte einstellen und so gleichzeitig Phasenfehler innerhalb der bearbeiteten Stereodatei beheben.

Gespiegelte Kanäle mit Offset
Gespiegelte Kanäle mit Offset

Bei der Dual-Mono Version des PlugIns arbeiten die beiden Kanäle komplett unabhängig von einander. In Logic Pro X können Dual-Mono PlugIns so konfiguriert werden, dass ohne Einsatz weiterer PlugIns Mitte und Seiten einer Stereospur getrennt bearbeitet werden können.

Bearbeitung von Mitte und Seiten im Dual-Mono PlugIn
Bearbeitung von Mitte und Seiten im Dual-Mono PlugIn

Praxis

Anwendungen

Typische Einsatzgebiete für den Phasenschieber sind Mixdown, Post-Production und Mastering, insbesondere Stem-Mastering. Überall dort, wo mehrere Signale zusammenkommen und sich Phasenversatz zwischen diesen Signalen ergeben kann, ist das Plug-in sinnvoll. Das ist beispielsweise durch viele Mikrofone auf engem Raum gerade bei Schlagzeugspuren oder Instrumenten möglich, welche zum einen über eine DI-Box direkt und zusätzlich noch mit Mikrofon vor einem Verstärker abgenommen werden. Aber auch, wenn ein zeitlicher Versatz beim Mischen zwischen den Spuren im Rechner und den Signalen von analogen Geräten außerhalb des Rechners besteht, kann sich ein solcher Phasenversatz ergeben.
Der Effekt kann dabei von sehr subtil bis dramatisch sein. Das hängt davon ab, wie ähnlich die Frequenzspektren und Pegel der bearbeiteten Signale im Verhältnis zu den unbearbeiteten Signalen in der Mischung sind.
In dem Audiobeispiel „Drums“ ist der MAAT RSPS als Mono Insert auf einer von zwei parallel aufgenommenen Bassdrum-Spuren eingesetzt. Bei 100Hz habe ich eine Verschiebung von 150° eingestellt und schon wird die Bassdrum fett.

Der MAAT RS PhaseShifter macht die Bassdrum dick.
Der MAAT RS PhaseShifter macht die Bassdrum dick.
Audio Samples
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Drums ohne Phasenkorrektur PhaseShifter auf einer von 2 Bassdrum-Spuren

Im zweiten Audiobeispiel habe ich eine missglückte M/S-Stereoaufnahme einer Akustikgitarre aus einem älteren Testbericht genommen. Die Phasenlage der beiden Kanäle zueinander ist so verdreht, dass diese Aufnahme eigentlich nicht zu gebrauchen ist, von Monokompatibilität ganz zu schweigen. Mit dem MAAT RS PhaseShifter konnte ich sowohl die Phasenfehler als auch eine kleine Pegeldifferenz so ausgleichen, dass ich aus einer unbrauchbaren eine gute, monokompatible Aufnahme erhalte.

Die Einstellungen des MAAT RS PhaseShifters bei der Korrektur der Gitarrenaufnahme
Die Einstellungen des MAAT RS PhaseShifters bei der Korrektur der Gitarrenaufnahme
Audio Samples
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Akustikgitarre ohne Phasenkorrektur MAAT RS PhaseShifter korrigiert rechte Phasenlage

Klang

Das MAAT Plug-in verhält sich klanglich neutral. Ich konnte keine Färbung oder Veränderung außer den beabsichtigen Einstellungen wahrnehmen. Auch die wichtigen Transienten passieren den Phasenschieber unbeschadet. Klanglich ist das Plug-in damit auf einer Höhe mit den Hardware-Modulen aus Roger Schults Werkstatt. Es wird nichts gefärbt oder beschönigt. Das Modul macht genau das, was der Name sagt.

Fazit

Mithilfe des MAAT RS Phaseshifters können Phasenfehler zuverlässig behoben werden. Durch den gezielten Einsatz auf einzelnen Spuren kann das Low-End einer Mischung aufgeräumt werden, ohne dass Druck verloren geht oder die Höhen geöffnet und breiter gemacht werden, also ohne Einbußen bei der Monokompatibilität. Je nach Audiomaterial und Einstellungen kann der Effekt von subtil bis krass erscheinen. Der PhaseShifter kann in vielen Fällen das nötige i-Tüpfelchen liefern, das eine gute von einer sehr guten Mischung unterscheidet.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Vielseitig einsetzbar
  • Hervorragender Klang
  • Übersichtliche Bedienung
  • Keine Färbung des Audiomaterials
  • Sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis
Contra
  • Kein grafisches Hilfsmittel zum Finden des richtigen Winkels
Artikelbild
MAAT Roger Schult PhaseShifter W2324 Plug-in Test
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Features
  • AAX, AU, VST2 und VST
  • 32 Bit und 64 Bit
  • 44,1 kHz, 48 kHz, 88,2 kHz, 96 kHz, 176,4 kHz, 192 kHz, 352,8 kHz und 384 kHz
  • Systemvoraussetzungen: Apple Macintosh ab OS 10.8, PC ab Microsoft Windows 7
Preis
  • USD 99,-
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