Locomotive Audio Z Car Test

Locomotive Audio Z Car: Eine gute DI-Box gehört ebenso zur Standard-Ausstattung jedes Studios wie eine amtliche Reamp-Box. Locomotive kombinieren beides in einer schicken blauen Kiste, die wir für euch getestet haben.

Quick Facts Locomotive Audio Z-Car

  • passive DI- und Reamp-Box in einem Gerät
  • wandelt im DI-Modus Instrumentenpegel in Mikrofonpegel und im Amp-Up-Modus
  • Line-Pegel in Instrumenten-Pegel
  • “Custom-Wound”-Übertrager
  • zwei Optionen für Pad (beide) und Frequenzgang (nur Amp-Up-Modus)
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Locomotive Audio Z-Car DI
Locomotive Audio Z-Car DI Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

Innovative Lokomotive

Zugegeben: Das Testerherz schlägt nicht unbedingt höher, wenn es um DI-Boxen geht. Es gibt schon unendlich viele und der Glamourfaktor ist einfach gering. Insofern war die (oder das?) Z Car des kleinen US-Herstellers Locomotive Audio eine willkommene Ausnahme dieser Regel. Passive DI und Reamp-Box in einem Gehäuse, mit Extras und zu einem amtlichen Kurs? Da hat jemand mitgedacht! Und weil ich seit Jahren den „Weight Tank“-Kompressor von Locomotive Audio nutze und liebe, war die Vorfreude umso größer. Zumal Locomotive auch schon mit dem Copperline ein Händchen für wirklich innovative Produkte bewiesen haben.


Auf vier Füßen sollst du stehen…

Das Auge hört mit

Optisch macht die blaue Kiste schon mal was her und atmet Vintage-Chique. Sie ist größer als ich dachte, aber trotzdem kein Platzfresser. Das ist liegt vor allem am länglichen Design und den abgerundeten Kanten. Alles an dem in den USA gefertigten Produkt wirkt stabil und wertig, dass man hier nicht mit kleinen Knöpfchen an der Seite hantiert, sondern mit haptisch ansprechenden großen Knöpfen samt großer, leserlicher Beschriftung ist für mich ein sofortiger Pluspunkt. Da man die (oder das?) Z Car idealerweise wohl auf seinem Studiodesk stehen hat, sind die Gummifüße ein sinnvolles Detail.

Reamping-Workshop Artikelbild
Reamping-Workshop

Re-Amping ist das nachträgliche Aufnehmen eines “trockenen” E-Gitarrensignals mit Effekten, Verstärker und Mikrofon. Hier wird’s erklärt!

30.12.2019
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Konstruktionsprinzip

Technisch ist die (oder das?) – Moment, das muss jetzt geklärt werden… ich vermute, der Name ist ein Wortspiel aus Hi-Z (Z bezeichnet die Impedanz eines Audiosignals) und Sidecar (typischerweise ein kleines Ergänzungspult mit zusätzlichen Kanälen). Da es DAS Sidecar ist, einigen wir uns auf DAS Z Car, in Ordnung? Also: Technisch ist das Z Car erstmal eine klassische passive DI-Box. Das hochohmige Instrumentensignal wird durch einen Übertrager symmetriert und verstärkt. Da anders als bei aktiven DI-Boxen kein Aufholverstärker in der Schaltung sitzt, ist ein Pegelverlust prinzipbedingt unausweichlich. Das am Ausgang anliegende Signal wird also nicht auf Line-Pegel gebracht, sondern der Pegelverlust muss durch einen Mikrofon-Vorverstärker (Preamp) wieder aufgeholt werden. Die Wahl des Vorverstärkers bietet wiederum Klangformungsoptionen.


DI-Input und Amp-Out-Ausgang sind als Klinke ausgeführt und voneinander getrennt. Im DI-Modus funktioniert der Amp-Out auch als klassischer „Thru“-Ausgang zum Verstärker.

Was nicht passt, wird passend gemacht

Wie in anderen Geräten von Locomotive Audio handelt es sich beim Übertrager nicht um ein Markenprodukt von Cinemag, Sowter, Carnhill oder Lundahl, sondern um einen „Custom-Wound American Mu-Metal Shielded Transformer“ – was immer das bedeuten mag. Meine Aussage soll aber bitte nicht als Kritik verstanden werden oder suggerieren, dass es sich um einen „Billo-Trafo“ handelt. Die Ein- und Ausgänge von DI und Amp-Up (so nennen Locomotive den Reamp-Part des Z Car) sind komplett voneinander getrennt, um Brummschleifen zu verhindern. So stehen an allen Ein- und Ausgängen passende Impedanzen zur Verfügung. Gegen mögliches Erdungsbrummen gibt es den obligatorischen Ground Lift-Schalter.


Das Pad steht in beiden Arbeitsmodi zur Verfügung und bietet eine Abschwächung von 0, -12 und – 18 dB.

Locomotive Z Car: praktisch!

So simpel die Idee ist, DI- und Reamp-Box zu verbinden, so genial ist sie auch. Einmal verkabelt und auf den Desk gestellt, muss nie wieder neu gekabelt oder hinter dem Desk rumgekrochen werden. Klasse!

Test der DI-/Reamp-Kombi

Da man aus DI-Boxen keine Wissenschaft machen muss, beschränke ich mich auf zwei Instrumente für den Test: Meinen Frankenstein Precision-Bass mit Flatwound-Saiten und Seymour Duncan Quarterpounder und meine Peer Dellen Telecaster. Auf dem Bass habe ich einen kurzen, simplen Groove auf E- und A-Saite gespielt. Gerade die E-Saite wird gerne mal sehr „boomy“ bei schlechten DI-Boxen. Auf der Tele habe ich mich für ein Lick entschieden, das fünf Saiten mitnimmt und so ein großes Frequenzspektrum abdeckt.

Vergleichsgrößen

Zum Vergleich bzw. als Referenz nehme ich die beliebte Countryman TYPE 85 und die Telefunken TDA-2. Im Vergleich zum Loco Z Car sind beide allerdings aktiv, benötigen also 48 V. Das merkt man auch sofort an den Pegeln – der oben beschriebene Pegelverlust beim Z Car ist deutlich ausgeprägter. Die Telefunken gibt den mit Abstand lautesten Pegel aus. Für den Hörvergleich habe ich die Audios anschließend digital auf gleiche Lautheit normalisiert.

Z Car und E-Bass

Soundmäßig tun sich feine Unterschied auf. Natürlich ist der Vergleich nicht empirisch, da ich für jede Box einen neuen Take gespielt habe, aber die Tendenz ist klar: Während die Country Man beim Bass die Tiefmitten angenehm fett macht, hat die Telefunken in der untersten Oktave die Nase vorn und färbt die Mitten stärker. Das Z Car klingt angenehm rund und ausgewogen mit einem minimal ausgedünnten Tiefmittenbereich. Wir reden hier aber von Nuancen.

Audio Samples
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Bass DI Z Car Bass DI Z Car Pad -18 dB Bass DI Countryman Bass DI Telefunken

Loco Z Car und E-Gitarre

Bei der Tele fallen die Unterschiede noch geringer aus. Hier habe ich das Gefühl, dass die Telefunken dem Signal am meisten Charakter mitgibt, aber vielleicht habe ich auch einen Hauch fester reingehauen. Auffällig in beiden Szenarien: Die Version des Z Car mit -18dB Pad dünnt den Bass etwas aus und hebt ganz oben etwas an. Hört man das alles zuverlässig im Blindtest? Wahrscheinlich nicht.

Audio Samples
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Git DI Z Car Git DI Z Car Pad -18 dB Git DI Countryman Git DI Telefunken

Amp it up, Scotty!

Zum Schluss will ich natürlich noch die Amp-Up-Funktion testen und jage das mit dem Z Car aufgenommene DI-Signal in meinen modifizierten Fender Princeton Reverb, mikrofoniert mit Royer 121 und SM 57. Als Vergleich dient die aktive Class-A Radial X-Amp. Diese hat einen Level-Regeler, mit dem ich so genau wie möglich an den Pegel des Z Car ohne Pad angeglichen habe. Das Signal habe ich durch mein Lightspeed Overdrive vor dem Amp geboostet. Zum Vergleich mit den DI-Signalen hört ihr auch ein File, bei dem ich mit der Tele direkt durch das Lightspeed in den Amp gegangen bin.

Audio Samples
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Git Reamp Z Car Flat Git Reamp Z Car Big Roll Git Reamp Radial Git Amp Direkt

Roll it big!

Viele Tonleute schwören, dass aktive Reamp-Boxen eine höhere Signaltreue haben als passive Vertreter. Ein Urteil überlasse ich euch – Welten tun sich zwischen dem Z Car und dem Radial jedenfalls nicht auf. Die „Big Roll“-Schaltung des Z Car gefällt mir in diesem Fall übrigens ausgesprochen gut und macht die giftige Tele schön dick, bei Bedarf sicher ein sinnvolles Toneshaping-Tool.


Die Wahl zwischen “Flat“ und „Big Roll“ hat man nur im Amp-Up-Modus.

Test des Locomotive Audio Z Car: FAZIT

Mit dem Z Car ist Locomotive Audio ein feines Produkt gelungen. Wer oft Gitarren oder Bässe aufnimmt und Reamping als Soundshaping-Tool nutzt, erhält hier alles in einem Gerät. Durch die passive Schaltung ist im wahrsten Sinne des Wortes Plug & Play angesagt. Sowohl DI als auch Amp-Up können soundmäßig überzeugen und kommen im positiven Sinne unaufgeregt daher. Nützliche Features und ein cooles, stabiles Design made in USA gepaart mit einer lebenslangen Garantie (Registrierung erforderlich!) runden das Paket ab. Der Preis ist dafür sicher angemessen – die Combo aus einer hochwertigen passiven DI-Box und einer hochwertigen Reamping-Box könnt ihr einzeln aber auch günstiger bekommen.

  • passive DI- und Reamping-Box in einem Gerät
  • “Custom-Wound Mu-Metal“ Eisen-Übertrager
  • Eingänge: DI-Input (TRS-Klinke) und Amp-Up (XLR)
  • Ausgänge: Amp-Up/Thru (TRS-Klinke) und DI-Out (XLR)
  • Di-Eingangsimpedanz: 324 x Eingangsimpedanz des angeschlossenen Vorverstärkers
  • Amp-Up-Eingangsimpedanz: > 2 kO
  • Pad: Off, -12 dB, -18 dB
  • zwei Modi im Amp-Up-Modus: “Flat” oder “Big Roll“ (-6db/Oktave oberhalb von 1 kHz)
  • lebenslange Garantie bei Registrierung innerhalb von 6 Wochen
  • hergestellt in: USA
  • Webseite: locomotiveaudio.com
  • Preis: € 479,– (Straßenpreis am 16.05.2025)

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • innovatives, praxisnahes Konzept
  • sehr guter Klang
  • cooles Design, tadellose Verarbeitung
Contra
  • simplere Lösungen preiswerter zu haben
Artikelbild
Locomotive Audio Z Car Test
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