Lewitt LCT 540 Subzero Test

Praxis

Vocal-Sound: Warmer und detailreicher Grundklang
Dass der Beiname „Subzero“ es Lewitt LCT 540 wirklich gar nichts mit einem kalten Klang zu tun hat, bestätigte sich bei den ersten Aufnahmen. Das Gegenteil ist der Fall. Das Mikrofon bildet Stimmen mit einem angenehm durchwärmten Grundtonbereich ab und klingt dabei ausgewogen und detailliert. Im Präsenzband und in den Höhen machen sich sanfte Anhebungen bemerkbar, grundsätzlich verhält sich das LCT 540 S in diesem Bereich aber sehr erwachsen – soll heißen: es versucht eben nicht, die Aufmerksamkeit des Hörers durch einen nur allzu gängigen Höhen-Hype auf sich zu ziehen.

Das Lewitt LCT 540 Subzero bei den Gesangsaufnahmen.
Das Lewitt LCT 540 Subzero bei den Gesangsaufnahmen.

Im direkten Vergleich zum etwa um die Hälfte teureren Neumann TLM 103 klingt das Subzero fast ein wenig belegt. Der zurückhaltende Präsenzbereich wirkt in sich jedoch sehr stabil, und die Momente, in denen man im Geiste schon einen automatisierten oder dynamisch arbeitenden EQ bei 3 kHz zugreifen sieht, um harsche Anteile abzusenken, treten hier nicht auf – und das ist meiner Meinung nach (nicht nur für Gesangsaufnahmen) ein wirklich wesentliches Kriterium. Noch wesentlicher ist aber, dass diese Qualität auch bei einem deutlichen nachträglichen Höhen-Boost erhalten bleibt. Für das bearbeitete Audio-Beispiel wurde das Air-Band des Maag EQ4 bei 20 kHz verwendet – und nicht gerade sparsam.  Das Ergebnis sind durchaus fein aufgelöste Höhen, wie man sie in dieser Preisklasse nicht unbedingt vermuten würde.Der Klang bleibt dabei natürlich und wirkt gemessen an der Stärke des Eingriffs nicht übermäßig prozessiert.

Audio Samples
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Vocals (10 cm LCT 540 Subzero), Popfilter: original Vocals (10 cm, LCT 540 Subzero), Popfilter: ausgetauscht Vocals (30 cm, LCT 540 Subzero) Vocals (10 cm, TLM 103) Vocals (30 cm, TLM 103) Vocals (10 cm, LCT 540 Subzero, Lowcut @ 80 Hz) Vocals (10 cm, LCT 540 Subzero, Lowcut @ 160 Hz) Vocals (10 cm, LCT 540 Subzero), processed (Maag EQ4 Highshelf & De-Esser)

Der einzige Kritikpunkt, der mir am Klang des LCT 540 Subzero auffällt, bezieht sich nicht auf das Mikrofon selbst, sondern auf den mitgelieferten Popfilter. Dieser sitzt mit seiner magnetischen Halterung zwar auch in Kopfüberstellung noch halbwegs sicher auf der Spinne und sieht dabei mit seinem Metallgewebe ganz hübsch aus, ein normaler Popfilter aus Nylongewebe verrichtete seinen Dienst im Test aber wesentlich effektiver und ließ nebenbei mehr wertvolle Höhen bis zur Kapsel durch.
Keine Angst vor hohem Output!
Im Zusammenspiel mit lauteren Schallquellen ist es ratsam, das interne Pad des LCT 540 S zur Sicherheit auf -12 dB zu stellen, denn auch wenn kein internes Clipping auftreten sollte, verschafft man sich auf diesem Weg ausreichenden Headroom im Vorverstärker. Beim Einsatz von zwei Subzeros als Drum-Overheads in AB-Positionierung gab es dabei keinerlei Probleme, und vermutlich dürfte auch Close-Miking mit den meisten Preamps locker machbar sein. Wer in dieser Hinsicht einen Problemkandidaten sein Eigen nennt, der wird dies vermutlich auch schon in Kombination mit anderen Mikrofonen von der empfindlicheren Sorte bemerkt haben.

Audio Samples
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Stereo-Overheads (LCT 540 Subzero) Stereo-Overheads (LCT 540 Subzero) + Close-Mics Stereo-Overheads (LCT 540 Subzero, Lowcut @ 80 Hz) Stereo-Overheads (LCT 540 Subzero, Lowcut @ 80 Hz) + Close-Mics Stereo-Overheads (LCT 540 Subzero, Lowcut @ 160 Hz) Stereo-Overheads (LCT 540 Subzero, Lowcut @ 160 Hz) + Close-Mics Stereo-Overheads (Telefunken M60 FET) Stereo-Overheads (Telefunken M60 FET) + Close-Mics

Klanglich macht sich das LCT 540 S auch in Overhead-Position sehr gut. Die bei den Gesangsaufnahmen bemerkte Wärme und die Zurückhaltung im Präsenzband machen sich auch hier positiv bemerkbar. Das zum Vergleich verwendete Telefunken M60 FET, ein Kleinmembraner mit Nierencharakteristik, gibt sich in den absoluten Höhen etwas luftiger, und wenn man sich in einer Aufnahme-Situation für eines der beiden Mikrofon-Paare entscheiden müsste, dann wäre das wohl eine Geschmacksfrage. Wichtig ist, dass das Subzero bei dieser Anwendung zeigt, dass es in der Off-Axis-Besprechung keine drastischen Färbungen einbringt und ein rundes Bild des kompletten Drumsets abliefert. Die Abbildung des Stereo-Panoramas wirkt dabei sehr überzeugend, und auch beim Einfangen von Transienten zeigt sich das LCT 540 S für einen Großmembraner überraschend schnell und präzise.
Low-Noise-Check: Bestanden!
Bei der Musikproduktion ist zumindest im Bereich der Popularmusik ein gewisses Eigenrauschen von Mikrofonen kein allzu großes Problem, solange sich dieses innerhalb eines halbwegs vertretbaren Bereichs bewegt. Wenn dem nicht so wäre, dann wären Mikrofone wie das Neumann U 47 oder das AKG C12 nicht so begehrt, wie sie es sind. Es gibt aber andere Anwendungsgebiete, bei denen ein geringes Rauschen durchaus sehr erwünscht sein kann – zum Beispiel bei Sprachaufnahmen oder auch bei Foley-Sessions will man in der Regel möglichst weit im Low-Noise-Bereich bleiben. Und in der Tat: Das LCT 540 S verrichtet hier einen sehr guten Dienst. Wer das Stampfen eines Tausendfüßlers, das Zerschellen einer Schneeflocke oder das Wachsen des Grases aufnehmen will, der ist hier gut beraten. Im Studio waren Tausendfüßler, Schneeflocken und Gras leider aus, weshalb ich mich damit begnügen musste, mir vor dem aufnehmenden Subzero ein Glas Wasser einzuschenken.

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Low-Noise-Check (LCT 540 Subzero)
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Dezibelzebub sagt:

#1 - 29.12.2017 um 09:25 Uhr

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Danke für den Test ! Ich schiele schon seit eurer ersten Ankündigung auf dieses Mikro, wollte aber noch abwarten wie die Bewertung ausfällt. Die Hörbeispiele klingen phenomenal ! Ich weiß jetzt jedenfalls, was ich mir als post-weihnachtsgeschenk gönnen werde. Das ich mir, wenn die Finanzen es wieder erlauben ein zweites dazu kaufen und die beiden dann für Stereoaufnahmen verwenden kann macht die Sache natürlich noch reizvoller !

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