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Hughes & Kettner Triamp Mark 3 Test

Wenn sich der brandneue Hughes & Kettner Triamp Mark 3 einem bonedo-Test stellt, dann ist speziell bei diesem Röhren-Topteil die 3 in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: Erstens beherbergt der Gitarrenamp drei unterschiedliche Verstärkertypen, außerdem ist es die dritte Generation des Boliden, und last, but not least sind sowieso aller guten Dinge drei, wie der Volksmund weiß. Und tatsächlich mangelt es dem Verstärker nicht an Superlativen – immerhin verfügt der Triamp Mark 3 über mehr Röhren, als normalerweise Spieler für eine Fußballmannschaft auflaufen, und die Anzahl der Regler auf dem Frontpanel dürfte der in einem Kleinflugzeug Konkurrenz machen.

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Optisch macht unser Testkandidat mit dieser Ausstattung und seiner typisch blauen Hintergrundbeleuchtung schon einen hervorragenden Eindruck, bevor er überhaupt einen einzigen Ton von sich geben durfte. Wie es mit dem Sound und den Einsatzmöglichkeiten des ziemlich einzigartigen Kraftwerkes aussieht, wird der folgende bonedo-Test aufdecken.

Details

Konzept

Der Triamp kam 1995 auf den Markt, von Anfang an kompromisslos mit drei unterschiedlichen Röhrenampkonzepten in einem Gehäuse. Mich hat ein Triamp der ersten Generation lange Zeit bei vielen Gigs äußerst zuverlässig begleitet – lediglich der einmal fällige Röhrenwechsel erwies sich als eine etwas kostspieligere Angelegenheit. Mit 13 Glaskolben war der Triamp damals schon mehr als üppig bestückt. Bei der neuesten Generation des Triamp hat man das Prinzip der drei Amps mit jeweils zwei Kanälen endgültig verwirklicht, denn wo sich bei MKI und MKII sechs Kanäle einen EQ und eine Endstufe teilen mussten, geht man nun in die Vollen: Beim Mark 3 gibt es drei völlig autarke Endstufen und drei Vorstufen mit jeweils zwei Kanälen, von denen jeder über eine eigene Klangregelung verfügt. Und das manifestiert sich nicht nur beim Betrachten des Frontpanels, denn zehn Regler pro Amp mal drei Amps macht nach Adam Riese 30, plus drei Potis aus der Master-Sektion, also summa summarum 33! Auch wenn diese Regler-Masse auf den ersten Blick erschlagend scheint, erweist sich die getrennte Klangregelung als durchaus sinnvoll, denn ich kann mich erinnern, dass ich bei meinem alten Triamp meist einen Grundsound pro Amp-Einheit bevorzugte, weil die Abstimmung der beiden Kanäle mit nur einer gemeinsamen Klangregelung suboptimal war. War sie auf Sound A abgestimmt, klang Sound B nicht optimal und umgekehrt. Das ist jetzt vorbei.

Gehäuse/Optik

Der Triamp Mark 3 kommt in einem mit schwarzem Tolex überzogenen Holzgehäuse, dazu Eckenschoner aus Metall und Gummifüße für stabilen Halt. Die Vorderseite präsentiert sich im mittlerweile typischen Hughes & Kettner-Design mit Plexiglas-Front, die volle Sicht auf die zweireihig aufgestellte Glühkolbenmannschaft gewährt. Schaltet man den Amp ein, wirkt das Ganze mit der blauen Beleuchtung noch edler. Der Clou: Die Beleuchtung lässt sich per Poti auf der Rückseite dimmen (!). Ansonsten haben fast alle Regelmöglichkeiten auf dem Bedienfeld in zwei Reihen ihren Platz eingenommen, dazu gesellen sich einige hintergrundbeleuchtete Schalter – das Frontpanel ist buchstäblich bis auf den letzten Platz belegt. Der Amp ist mit seinen 22 Kilo noch recht gut zu transportieren, ein stabiler Griff auf der Oberseite sorgt dafür, dass auch bei größeren Strecken nichts in die Hand einschneidet.

Fotostrecke: 3 Bilder Hier ist der Triamp noch ausgeschaltet…

Oben und hinten findet man Kühlschlitze am Gehäuse, denn bei unserem Kandidaten geht es richtig heiß her – mit 15 Röhren werden sogar zwei mehr als beim Ur-Modell aufgeboten. Eine Endstufe ist mit einem EL34 Paar bestückt, die beiden anderen mit jeweils zwei 6L6. In den Vorstufen haben wir es überwiegend mit ECC83 (8 Stück) zu tun, dazu kommt eine selektierte 12AX7A-C. Das Bild zeigt die genauen Einsatzbereiche.

Der Röhren-Plan des Triamp Mark 3
Der Röhren-Plan des Triamp Mark 3

Bedienfeld

Die 33 Regler sind in zwei Reihen angeordnet. Trotz der hohen Anzahl ist das Ganze absolut übersichtlich organisiert. Jeder Kanal verfügt über fünf Potis, Gain und Master sind jeweils außen positioniert und etwas größer, die Klangregelung mit Bass, Middle und Treble befindet sich dazwischen. Die Markierungen der Regler sind allerdings bei direktem Licht nur schlecht zu erkennen. Die Anwahl eines Kanals direkt am Amp erfolgt neben den jeweiligen Gain-Reglern mit Tastern, die beleuchtet sind, wenn “ihr” Kanal aktiv ist. Über der Eingangsbuchse auf der rechten Seite findet man einen weiteren Taster mit der Bezeichnung Stomp Boost. Bei ihm handelt es sich um eine Boost-Funktion, die noch vor dem Preamp des jeweils aktiven Kanals ihre Wirkung entfaltet und den Kanal etwas heißer anfährt. Das erhöht die Flexibilität in punkto Zerrgrad. Und weil das Ganze so schön ist, merkt sich jeder Kanal das letzte Setting, sodass beim nächsten Aufrufen des Kanals die gleichen Komponenten zusammenarbeiten wie beim letzten Mal. Mit angeschlossenem MIDI-Floorboard wird das Ganze noch komfortabler, doch dazu später mehr. Ganz links finden wir die Regelmöglichkeiten für die Master-Sektion. Neben Master-Volume, Resonance für den Low End-Bereich und Presence für die hohen Frequenzen stehen einige Schalter zur Verfügung. Der FX Loop-Schalter aktiviert den Effekt-Einschleifweg, der Noisegate-Schalter ist für die Rauschunterdrückung zuständig. Beide Features verfügen außerdem über Regelmöglichkeiten auf der Rückseite.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Bedienfeld wirkt zuerst sehr mächtig und einschüchternd…

Ganz neu ist die Möglichkeit, Endstufenröhren-Pärchen zu kombinieren. Mit den Schaltern 1/2, 3/4, 5/6 werden die entsprechenden Röhren aktiviert, wobei die hauseigene Threedom Amp Technologie für die reibungslose Zusammenarbeit der verschiedenen Kombinationen sorgt. Die Leistung des Amps richtet sich nach der Auswahl der Endstufenröhren. Bei voller Kraft mit sechs auf einen Streich schickt unser Kraftprotz bis zu 145 Watt Leistung zu den Lautsprechern. Im Datenblatt des Herstellers wird die Leistung bei 8 Ohm folgendermaßen angegeben:

Anzahl der EndstufenröhrenLeistung an 8 Ohm
2 x EL3484 Watt
2 x 6L672 Watt
4 x 6L6126 Watt
2 x 6L6, 2 x EL34132 Watt
4 x 6L6, 2 x EL34145 Watt

Rückseite

Die Rückseite ist komplett geschlossen, sodass auch die Röhren vor unbedarften Kontakten geschützt sind. Außerdem finden sich hier einige weitere Features und Regelmöglichkeiten. Ganz links geht es los mit den vier Lautsprecheranschlüssen, die alle Kombinationen von Lautsprecherboxen zwischen 4 Ohm und 16 Ohm zulassen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Rückseite des neuen Hughes&Kettner-Boliden hat ebenfalls einiges zu bieten

Red Box AE
Es folgt der Red Box Ausgang, der eine Neuigkeit vermelden kann: Dieser Ausgang liefert das Ampsignal über eine Speakersimulation, sodass man das Gitarrensignal statt mit einem Mikrofon auch von dort aus direkt ins Mischpult spielen kann. Ein Schalter ändert den Klang des simulierten Cabinets (Cabinet Mode 2), ein zweiter ist für den Low Cut zuständig. Neu bei der ganzen Sache ist die Ambience Emulation (AE), die einen dezenten Raumklang simuliert.

TSC (Tube Safety Control)
Die Anzeigen für die Kontrolle der Endstufenröhren, eine Technologie mit der Abkürzung TSC (Tube Safety Control) aus dem Hause Hughes & Kettner, findet man an dritter Position. Diese Technologie misst fortlaufend die Kennlinie der Röhren, passt den Ruhestrom entsprechend an und sorgt so für eine optimale Soundausbeute und eine längere Lebensdauer der Röhren. Dabei können auch problemlos Röhren miteinander kombiniert werden. Unterstützt werden die folgenden Typen: EL34, 6L6, KT66, KT77, KT88, 7581, 6CA7, 6550, 5881. Darüber hinaus wird der Status der Röhren von sechs LEDs angezeigt, sodass frühzeitig zu erkennen ist, ob eine Röhre defekt ist und ausgetauscht werden muss. Zudem erlaubt die TSC das manuelle Auslesen der Kennlinien, will man erfahren, ob die verwendeten Röhrenpaare tatsächlich optimal zueinander passen. Um einen Messvorgang zu starten, muss lediglich das Pick in den Schlitz neben den LEDs gesteckt werden und die Messung startet. Ein separates Kapitel in der Bedienungsanleitung informiert über die Bedeutung der verschiedenen LED-Anzeigen und wie man im Falle eines Röhrenwechsels vorgehen sollte.

Auch mit an Bord: Red Box Ausgang mit Speakersimulation, Röhrenüberwachungs-Technologie "TSC" und MIDI I/O
Auch mit an Bord: Red Box Ausgang mit Speakersimulation, Röhrenüberwachungs-Technologie “TSC” und MIDI I/O

Fußschalter/MIDI
Auch in Sachen Fußschalter und MIDI wird nicht gegeizt, der Triamp ist diesmal direkt mit einer MIDI-Fußleiste ausgestattet. Am Amp wartet ein MIDI In und ein Out/Thru. Das mitgelieferte Fußboard kommt im stabilen Metallgehäuse mit sieben Schaltern und einem 2-Ziffern-Display und wird am MIDI In angeschlossen, von wo es auch mit Strom versorgt wird. Betreiben lässt es sich in zwei Modi, zum einen im herkömmlichen Stomp-Mode, in dem die Kanäle über die Schalter angewählt und die Stomp Boost-Funktion einzeln aktiviert werden. Im Preset Mode stehen dagegen 128 Plätze zur Verfügung, in denen folgende Features pro Preset abspeicherbar sind: Kanal, Boost On/Off, Noise Gate On/Off, Endstufenröhren-Kombination, FX-Loop und die Helligkeit der Frontblende in 128 Stufen. Am Fußboard werden die Presets mit den A, B, C, D-Schaltern aufgerufen, die Bänke per Bank Up/Down gewechselt. Mit diesen Möglichkeiten ist man extrem flexibel, vor allem dann, wenn man auch noch ein MIDI-fähiges Effektgerät benutzt, sodass alle Sounds mit einem Fußtritt am Start sind. Das Fußboard verfügt zusätzlich über zwei Anschlüsse für weitere Schalter oder Expression-Pedale, um einzelne Funktionen per MIDI steuern zu können. Sogar die Helligkeit der Frontblende lässt sich so stufenlos per Expression-Pedal dimmen.

Fotostrecke: 2 Bilder Das üppige Fußboard wird mitgeliefert

Noisegate
Zur Rauschunterdrückung für die etwas heftigeren Töne ist ein Noisegate integriert, das auf der Rückseite bequem mit einem Regler einstellbar ist. Je weiter man den Regler nach links dreht, desto härter greift das Gate ein.

FX-Loop
Der Triamp Mark 3 ist mit einem Effektloop ausgestattet, der entweder seriell oder parallel genutzt werden kann. Für parallele Verwendung steht ein Regler (FX Level) zum Einstellen des Mischverhältnisses zur Verfügung, außerdem gibt es einen Schalter zur Pegelabsenkung (-10 dB)

Und weiter geht´s mit der Rückseite: Noise Gate und FX Loop - natürlich beide regelbar
Und weiter geht´s mit der Rückseite: Noise Gate und FX Loop – natürlich beide regelbar

Master Insert
Der Triamp Mark 3 verfügt außerdem über einen zweiten (seriellen) Loop, bei dem das Signal zwischen Vor- und Endstufe abgegriffen wird (Preamp Out, Power Amp In). Hier könnte man ein einfaches Volume-Pedal anschließen, sozusagen als Master Volume, während man den Effekt-Loop parallel nutzt. Wer es noch etwas weiter treiben möchte und den Vorstufensound des Triamp Mark 3 an eine zusätzliche Endstufe schicken will, der hat die Möglichkeit, dies über den Preamp Out zu tun.
Als letzte Einstellmöglichkeit auf der Rückseite bleibt der Panel-Regler, der für die Helligkeit der Beleuchtung der Frontblende zuständig ist.

Master Insert und Panel-Regler, der die Helligkeit der Frontblenden-Beleuchtung einstellt
Master Insert und Panel-Regler, der die Helligkeit der Frontblenden-Beleuchtung einstellt
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Praxis

Die Ausstattung unseres Testmodells würde ich als üppig und extrem professionell bezeichnen. Hier ist eigentlich alles vorhanden, was im Studio/Bühnenbetrieb vonnöten ist, das Ganze ist sehr durchdacht und sauber konzipiert. Aber jetzt wollen wir endlich zum Kern dieses bonedo-Tests kommen, nämlich der Frage, wie unser Testkandidat klingt. Die Klangcharaktere der einzelnen Amp-Kanäle werden vom Hersteller wie folgt beschrieben:

1 A50s California Clean
1 B60s British Clean
2 A70s British Lead
2 B80s Brown Sound
3 A90s Californian High Gain
3 BModern Day High Gain and beyond

Der Amp 1A im Fender Style kommt gut mit Singlecoil-Gitarren. Er hat sehr hohe Cleanreserven und beginnt erst im letzten Drittel des Gainreglers mit einem leicht übersteuerten Sound.

GitarreCHMasTrebMidBassGainVolPresRes
Strat1A1213131014121012
Audio Samples
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Strat® – Ch 1A Clean

Amp 1B kommt mit einem etwas dreckigeren Ton, der schneller zerrt. Er schlägt eindeutig in die Vox-Richtung mit ihrem glasigen Crunch-Sound. Bei Vollgain gibt es etwas mehr Zerre, eine Humbuckergitarre holt da einiges raus. Was aber nicht nötig ist, denn wir haben ja noch vier weitere Zerr-Spezialisten, daher würde ich persönlich den Gainregler eher mittig positionieren, wo für mich auch der Sweet Spot dieses Kanals liegt.

GitarreCHMasTrebMidBassGainVolPresRes
Strat1B1010101211121512
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Strat – Ch 1B Crunch

Mit guter dynamischer Ansprache ist der Amp 2A ausgestattet, hier sind die klassischen Rocksounds zu Hause. Es gibt noch nicht die volle Breitseite, der Klang ist etwas höhenbetont, aber das ist in Ordnung so. Im Bedarfsfall kann man von der Klangregelung Gebrauch machen, um bei schärferen Gitarren die Höhen ein wenig zu kappen. Die Klangregelung arbeitet übrigens sehr gut und leicht unterschiedlich in den einzelnen Kanälen, insgesamt sehr musikalisch, der Sound wird beim Aufdrehen nicht krass verändert oder klinisch verformt.

GitarreCHMasTrebMidBassGainVolPresRes
SG2A139,5131313121012
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SG – Ch 2A Dynamic Picking

Beim Amp 2B ist die Bandbreite des Zerrgrades nicht sehr groß, aber auch das macht Sinn. Der Triamp erzeugt ein sustainreiches Rockbrett, das mit dem Gainregler in feinen Abstrichen dosiert werden kann. Mir gefällt das sehr gut. Der Klang wird bei höheren Einstellungen dichter und komprimiert stärker. Bei Werten bis 12 Uhr liefert er noch eine dynamische Ansprache, die mit zunehmendem Gain geringer wird, aber auch das ist in Ordnung, denn Kollege 2B wird eher zum Angriff als zur Verteidigung eingesetzt.

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Les Paul2B12914111312912
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Les Paul – Ch 2B Rockbrett

Weiter geht es in der härteren Gangart. Ein charakterstarker, sehr dichter Zerrsound drückt sich wuchtig aus den Lautsprechern. Auch hier wird mit dem Gainregler die Verzerrung in feiner Dosierung eingestellt.

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ES-3353A13139,51414121113
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ES-335 – Ch 3A charakterstarker Zerrsound
Eine Staubschutzhaube gehört auch zum Lieferumfang
Eine Staubschutzhaube gehört auch zum Lieferumfang

Was mir sehr gut gefällt, ist die Transparenz, die dieser Kanal an den Tag legt. Trotz hohem Zerrgrad sind alle Saiten zu hören und der Sound ist nicht matschig, wie das nächste Beispiel zeigt, bei dem ich zuerst einen E-Dur Akkord komplett angeschlagen habe, danach die einzelnen Saiten, ausgehend von der hohen E-Saite. Trotz hohem Zerrchaos ist jeder Anschlag gut zu hören.

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ES-335 – Ch 3A Akkorde verzerrt

Der Amp 3B hat einen ähnlichen Zerrgrad wie 3A, klingt aber eine Ecke fieser. Vor allem, wenn man am EQ schraubt, steigen etwas extremere Sounds aus der Gruft. Riffs auf den tiefen Saiten kommen mit ordentlich Schmackes, aber sehr definiert im Bass.

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SG3B12158,51114121413
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SG – Ch 3B Metal Sound

Mit seinen sechs Kanälen deckt der Triamp eine riesige Palette an Grundsounds ab, die in jedem musikalischen Bereich einsetzbar sind, und das alles auf sehr hohem Niveau. Auch mit Ausstattungsdetails wird nicht gegeizt. Das stärkere Nebengeräusch-Aufkommen bei höheren Zerrgraden beispielsweise ist ein Fall für das integrierte Noisegate. Dabei erweist sich die Einstellung mit nur einem Regler als sehr bedienerfreundlich, das Gate macht in hohen Einstellungen (Regler nach links) sehr schnell zu, gut bei knackigen Metal-Sounds, bei gemäßigteren Settings klingen Töne länger aus.
Hier der Amp 3B mit der bestehenden Einstellung, einmal ohne und dann mit Gate (Regler auf 9 Uhr).

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Les Paul – CH 3B Noisegate aus Les Paul – Ch 3B Noisegate an

Die Qualität des Gates ist absolut in Ordnung, lediglich beim langen Ausklingen eines Akkordes wird dieser etwas unnatürlichen abgebrochen, sobald die Rauschunterdrückung einsetzt. Ihr hört das am Ende des nächsten Beispiels. Aber das wäre tatsächlich Meckern auf hohem Niveau.

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Les Paul – CH 3B ausklingende Akkorde mit eingeschaltetem Noisegate

Die Stomp Boost-Funktion gibt dem Kanal noch etwas mehr Feuer im Zerrgrad. Die Veränderung des Klangs ist nicht drastisch, der Boost greift nicht wesentlich in den Frequenzgang ein, lediglich die Höhen werden minimal angehoben – im Grunde wird einfach nur noch eine Schippe draufgelegt. Der Klang zeigt sich je nach Kanal etwas dichter, bzw. erhält eine kleine Stufe Gain obendrauf. Mir persönlich gefällt die Abstimmung auch hier sehr gut, man hat ein weiteres As im Ärmel. Ihr hört nun den Amp 3A einmal ohne und dann mit Boost.

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Les Paul3A1211131412121412
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Les Paul – Ch 3A Boost aus Les Paul – Ch 3A Boost ein
Im Vergleich zum Triamp MKII (rechts) hat sich in der Mark 3 Version (links) schon einiges getan
Im Vergleich zum Triamp MKII (rechts) hat sich in der Mark 3 Version (links) schon einiges getan

Als Nächstes tauchen wir noch einmal in den Mikrokosmos der Klanggestaltung ein und lassen uns zeigen, welche Unterschiede der Einsatz der verschiedenen Endstufenröhren bringt. Klar ist, dass die nicht gravierend ausfallen werden, die Veränderungen spielen sich eher im Subtilen ab. Aber man hat auf jeden Fall die Möglichkeit für zusätzliche Feinkosmetik, um dem Klang noch die eine oder andere gewünschte Facette zu verabreichen. Die EL34 klingen etwas grober im Zerrbereich, die 6L6-Kombination sorgt für straffere Bässe. Ihr hört vier Kombinationen:
1. 2x EL34 (1/2)
2. 2x 6L6 (3/4)
3. 2x EL34 & 2x 6L6 (1/2, 3/4)
4. 4x 6L6 (3/4, 5/6)

GitarreCHMasTrebMidBassGainVolPresRes
Les Paul2A149141114121412
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1. Les Paul – 2 x EL34 (1/2) 2. Les Paul – 2 x 6L6 (3/4) 3. Les Paul – 2 x EL34 & 2 x 6L6 (1/2, 3/4) 4. Les Paul – 4 x 6L6 (3/4, 5/6)

Zum Abschluss gibt es noch eine kleine Kostprobe des Red Box Ausgangs, der sehr natürlich und authentisch ein frequenzkorrigiertes Signal im Line Pegel ausgibt. Im Vergleich zu meiner Marshall-Box (Greenback Speaker) ist die Red Box etwas dezenter im Höhenbereich. Würde ich aber eine andere Box anschließen oder das Mikrofon tauschen, hätten wir wieder ein komplett anderes Bild. Auf jeden Fall ist die Red Box absolut live- und studiotauglich.

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Les Paul über Red Box Ausgang Les Paul mit Mikrofon vorm Lautsprecher
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Fazit

Der neue Triamp Mark 3 präsentiert sich als kompromissloses Werkzeug für den anspruchsvollen Gitarristen, das in Sachen Ausstattung, Flexibilität und Sound Zeichen setzt. Natürlich sprengen runde 3000 Euro eine tiefe Lücke ins Konto, aber die sind für dieses Gitarrentopteil gut angelegt, vor allem, wenn man auch die zusätzlichen Features ins Kalkül zieht. Zumal nicht zuletzt die Verarbeitung durchgängig für den Claim “Made in Germany” steht. Der Top-Allrounder lehnt sich mit den Klangcharakteristiken seiner sechs Kanäle zwar an die typischen Amp-Klassiker aus der Rockgeschichte an, bleibt aber in seinem Frequenz- und Soundbild durchgängig stimmig, sodass man nicht das Gefühl hat, jedes Mal einen komplett anderen Amp zu spielen, wenn man den Kanal wechselt. Für Musiker, die viele unterschiedliche Sounds anbieten wollen oder müssen, aber trotzdem auf einen soliden Röhrenamp setzen, könnte der Triamp das Werkzeug der Wahl sein. Er ist in jeder Hinsicht solide, wird mit MIDI-Fußboard ausgeliefert und hat zusätzlich ein paar kleine, aber feine Ausstattungsmerkmale an Bord, wie beispielsweise ein schaltbares Noisegate, ein schaltbarer Stomp Boost oder die Möglichkeit, Endstufenröhren frei zu kombinieren.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Sound & Soundvielfalt
  • 6 komplett getrennt regelbare Kanäle
  • Noisegate (pro Kanal schaltbar)
  • Stomp Boost (pro Kanal schaltbar)
  • Fußschalter (MIDI)
  • Endstufenröhren kombinierbar
  • Red Box
  • 4 Loops (FX Loop, Master Insert)
Contra
  • Reglereinstellung bei gewissen Lichtverhältnissen nicht optimal zu erkennen
Artikelbild
Hughes & Kettner Triamp Mark 3 Test
Für 1.698,00€ bei
Fotostrecke: 2 Bilder Der neue Triamp verfügt über nahezu unbegrenzte Möglichkeiten
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Hughes & Kettner
  • Modell: Triamp Mark 3
  • Typ: Röhrenverstärker Topteil
  • Ausgangsleistung: max. 150 Watt
  • Röhrenbestückung: 7x ECC83 (Slovakia), ECC83 High Grade (Slovakia), 12AX7A-C (China), 2x EL34 (China), 4x 6L6 (China)
  • Bedienfeld Regler: Gain, Bass, Mid, Treble, Master (pro Kanal), Master Volume, Presence, Resonance
  • Bedienfeld Schalter: Power, Standby, Noise Gate, FX Loop, Power Amp Tubes 1/2, 3/4, 5/6, Channel (6x), Stomp Boost
  • Rückseite Anschlüsse: Speaker Out (4x), Red Box Out, MIDI In, MIDI Thru/Out, FX Loop Send, FX Loop Return, Power Amp In, Preamp Out
  • Rückseite Regler: Noise Gate, FX Level, Panel
  • Abmessungen: 740 x 393 x 254 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 22 kg
  • Lieferumfang: Fußschalter (TSM-432 MIDI Board), Schutzhülle
  • Preis: 3.550,00 Euro UVP
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J.Neuss sagt:

#1 - 17.03.2015 um 14:58 Uhr

0

Welcher normalsterbliche Kneipenschrammler braucht sowas? Damit kann ich ja die Frankfurter Festhalle beschallen. Bevor die Röhren in der Sättigung sind hat die Polizei mich schon verhaftet.GrußJürgen :)

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